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Erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag) AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich I Mark so Pt pr»nnn>«r»n<jn Änzciger für Inserate > erden bis spätestens Mittag- deS vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit >o Pf., unter „Eingesandt" mit so ^f. berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den Ätadlgememderath, den Kirnen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redacrim-, Druck und Verlag von b. Bernhard Ott in Zwönitz. SL Dienstag, den 6 Mai 1884. 9. Iabra. Sächsische Kachrichten. — Se. Majestät der König hat anläßlich seiner letzten Gebnrts- tagsfeier dem Directorium von Sachsens Militairvereinsbund aber mals 600 Mark Unterstützungsgelder gespendet. — Aus dem Erzgebirge. Wer jetzt von einem freien Standpunkte aus die Höhen des Erzgebirges überschaut, bemerkt bald, daß aus dem Waldesdunkel des Keilberges — der bedeutend sten Erhöhung im ganzen Erzgebirge — ein schlanker Thurm empor ragt. Dieser wurde im Juni vorigen Jahres in Angriff genommen; doch mußte der Bau im September wegen der regnerischen und kalten Witterung eingestellt werden. Seit einigen Wochen hat die Arbeit wieder begonnen, und die Steinconsole nebst dem Gesims, womit der 16 Meter hohe Thurm gekrönt werden soll, sind bald aufgesetzt, so daß zu Pfingsten die Einweihung desselben vorgenommen werden kann. Damit das Mauerwerk, das oben auf luftiger Höhe dem Unwetter gewaltig ausgesetzt ist, nicht zu sehr leiden möchte, mußte ganz besonders guter Bausand aus großer Entfernung herbei gefahren werden, wodurch sich allerdings die Kosten um einige hundert Gulden erhöhten. Die Thüren und Fensterläden sind ans Eisen, damit nicht Beschädigungen Vorkommen können. Der Bau fond beträgt bis jetzt 2600 fl.; doch fehlen zur Deckung der Kosten noch ca. 2000 fl., welche jedenfalls binnen einem Jahre durch frei willige Beiträge aufgebracht werden. Besondere Verdienste um das Zustandekommen des Baues hat der Erzgebirgsverein in Joachims- thal; doch hat auch Karlsbad ansehnliche Beiträge geleistet. — Schon im Frühjahre 1883 war auf dem Keilberge Edelweiß ange pflanzt worden; aber die Pflänzlein gediehen nicht, weil fie den Sonnenstrahlen zu sehr ausgesetzt waren. Jetzt sind abermals Edel weißblümchen auf steiler Höhle eingesetzt. Jedenfalls werden die selben bekommen, da der in die Thurmrestauration ziehende Wirth den Pflänzchen seine besondere Aufmerksamkeit widmen wird. Der Thurm gewährt eine so vortreffliche Nundsicht, daß er unstreitig sehr fleißig besucht werden wird. — Im Verlage von Haasenstein und Vogler in Chemnitz er schien soeben unter dem Titel „Chemnitzer Nathgeber" ein Geschäfts-, Verkehrs - und Insertions-Taschenbuch für das Jahr 1884. Das nur 10 Pfg. kostende Büchelchen enthält einen Kalender mit bei gefügten weißen Notizblättern, eine Auswahl der wichtigsten In sertions-Organe aller Länder, sowie Post- und Telegrammtarif, Eisenbahnfahrplan, Billetpreise, Droschken- und Dienstmanntarif rc. Nach auswärts wird das 104 Seiten starke Büchelchen gegen Franco- Einsendung von 13 Pfg. in Postmarken an genannte Firma franco zugesandt, auch ist dasselbe bei allen Agenturen der Firma Haasen- stein und Vogler, in Zwönitz durch C. B. Ott, zu beziehen. — Infolge Verfaulens der Tragbalken ist in voriger Woche die Decke der auf der Nordseite der Kirche zu Altenberg am Altar angebauten stocksgewerkschaftlichen Kapelle im Innern einge stürzt und muß baulich erneuert werden. Die Stühle in der Kapelle wurden theilweise zertrümmert. — Johanngeorgenstadt. Am 30. April hat uns die letzte gelbe Postkutsche verlassen. Dieser Theil der Postromantik hat mit dem letzten Posthornston des Eibenstocker „Schwager" seinen Ab schied gefunden. Wohl wäre manche interessante Episode aus dem langjährigen Lebenslaufe dieser Postverbindung zu erzählen, doch sie gehört nun zu den Geschiedenen und ist ihr deshalb das Gute nachzurühmen, daß sie trotz Sturm, Wetter und Schneewehen uns allezeit zu finden wußte. Nun ist der offizielle Verkehr mit Eiben stock über Schwarzenberg-Aue. Der weite Umweg wird durch das schnellfüßige Dampfroß erheblich billiger zurückgelegt, trotzdem der Preis der Sekundärbahn Johanngeorgenstadt-Schwarzenberg, nament lich für Frachten, höher ist, als bei den normalen Bahnen. — Ein recht bedauerlicher Unglücksfall hat sich Donnerstag Nachmittag in der 5. Stunde in Hauptmannsgrün zugetragen. Das 4jährige Söhnchen des Revierförster Otto war von seinem Onkel, dem Gutsbesitzer L. Tröger mit auf's Feld genommen worden. Auf der Rückfahrt scheute das Pferd, das Kind, welches auf dem Wagen an der Seite Trägers saß, fiel infolge dessen herab und zwar so unglücklich, daß thyr das rechte Hinterrad über den Kopf ging; in wenigen Minuten war der Kleine eine Leiche. Die Theil- nahme an diesem überaus schmerzlichen Trauerfalle ist im Orte eine allgemeine und wendet sich nicht allein der schwerbetroffenen, von Kindern ganz verwaisten Otto'schen Familie, sondern auch dem genannten Gutsbesitzer, der an diesem Unglücke nicht die geringste Schuld trägt, das größte Mitleid zu. — Die Jagd auf Füchse scheint in diesem Jahre erfolgreich zu sein; denn in Adorf sind in kurzer Zeit viele junge Füchse ge fangen worden. Zwischen dort und Bad-Elster entdeckten die betreffen den Jagdpächter vorgestern einen Fuchsbau, der bewohnt war. Die Oeffnung wurde verstopft, der Bau ausgegraben und darin eine Zahl von 8 Jungen aufgefunden. Ein Hund, welcher beim Graben zu gegen war, zeigte sich so gierig, daß er starke Wurzeln durchbiß, um sich durch den schmalen Eingang hindurch zu zwängen. Kaum zeigte sich ei» junges Füchslein, so hatte es auch der Hund schon gepackt. Die alte Füchsin scheint gut für ihre Kinder gesorgt zu haben; denn vor der Höhle lagen 3 ausgewachsene Hasen und ein nur wenig Tage altes Häslein. Ob sie den Bau befand oder ob sie im Walde promenirte, ist nicht aufgeklärt; doch sind die Oeffnungen gut mit Steinen vermauert worden. Kurz vorher war nicht weit von diesem Fuchsbau ein anderer ausgegraben worden, worin sich die alte Füchsin mit 7 Jungen befand. — Dresden. Zu dem in diesen Tagen in Wien stattfindenden Wettkampf in Ausübung des praktischen Hufbeschlages sind bekannt lich aus allen Gauen Deutschlands Vertreter bez. tüchtige Kräfte nach der Kaiserstadt an der blauen Donau abgesandt worden. So vom königl. sächs. Armeecorps vier der besten Beschlagschmiede. Diese vier Kämpfer fuhren am Montag Mittag unter Führung eines Lehrers der Hufbeschlagkunde von der hiesigen kgl. Thier arzneischule dem fernen Kampfplätze zu. Für die bestgelieferten Ar- beiten sind Prämien ausgesetzt, und wünschen wir den aus unserer Mitte entsandten Männern, zur Ehre Sachsens, ein glückliches Ge lingen ihrer daselbst an den Tag zu legenden Proben ihrer Tüchtig keit. — In Sayde bei Frauenstein ist auf obrigkeitliche Anordnung wegen aufgetretener Masernepidemie die Schule daselbst bis 17. Mai geschloffen worden. Von 36 Schulkindern der 1. Klasse sind zur Zeit 11 und 44 Kindern der 2. Klasse 22 erkrankt. — Ein Zug edler Menschenliebe und zugleich für die anwesenden Zeugen eine ergreifende Scene spielte sich vor einigen Tagen in einem Waggon der Bautzen-Schandauer Bahn ab. In einem Coupö befand sich eine noch jugendliche Frauensperson mit einem erst einige Tage alten Säugling und klagte einer Reisegefährtin, daß sie eben erst aus einer Anstalt käme und eine Stelle als Amme annehmen solle, sie wisse aber in ihrer großen Noth nicht, wo sie, das Kind hinbringen könne. Beim Halten des Zuges in Wilthen stieg aus dem gleichen Waggon ein Herr (dem Vernehmen nach ein Fabrikant I aus Sebnitz), welcher die Mutter mit ihrem Kinde durch den Schaffner in die Restauration bescheiden ließ, woselbst er ihr mit- theilte, daß er kinderlos sei und sich erbiete, das kleine Wesen zu adoptiren. Die erfreute Mutter mußte sofort mit dein Herrn in dessen Heimath reisen, um den geschlossenen Vertrag legalisiren zu lassen. — Neulich wetteten der Gastwirth B. und der Bauerauszügler H. in Deutschwette bei Neiße, wer von beiden ein Quantum von IV2 Liter Schnaps vertilgen könne. B. täuschte indessen den H. und trank Wasser, während dieser, durch die Ausdauer seines Gegners angespornt, das volle Quantum austrank und—'todt umfiel. - - Daß man mit alten Schiebwaffen nicht vorsichtig genug um gehen kann, sollte neulich ein Fleischermeister in Köstritz erfahren. Derselbe war in den Besitz eines alten, seit dem Jahre 1870 nicht gebrauchten Karabiners und wollte den auf Besuch anwesenden Kindern seines Bruders eine Freude mit dem Losknallen von Zünd hütchen machen. Ohne daß der Fleischermeister eine Ahnung davon hatte, daß das Gewehr noch geladen sei, ging plötzlich beim 8. Zünd hütchen ein Schuß los, welcher den Fleischermeister so unglücklich in das Gesicht traf, daß er zeitlebens wohl einen Denkzettel daran hat.