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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstax und Sonnabend (Vormittag, AbonnrmentSpreiS betrüg, vierteljährlich l Mark 20 Pj ÄNitlM für Inserate werden bi« spätesten» Mittag- des vorhergrhmden läge- deS Erscheinens erbeten und die CorpuöspaltenzeUe mit io Ps.. unter „Eingesandt" mit 20 3s berechnet. Zwönitz und Umgegend Organ für den LtatUgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. «6. Donnerstag, den 5 Juni >884. 9- Iahra. Bekanntmachung. Der III Termin Communanlagen ist am 3. Juni a. c. fällig und zu Vermeidung der Erinnerung eventuell des Executionsoerfahrens innerhalb 8 tägiger Frist an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Zwönitz, am 29. Mai 1884. Der Stadtgemeinderat h. Adam, Bürgermeister. Locale und sächsische Nachrichten. — Zwönitz. In unmittelbarer Nähe unserer Stadt vollzog sich am 30. Mai gegen Abend in aller Sülle und ohne alles ^Ge pränge eine Fahnenweihe, bei welcher weder Festjungfrauen noch große Schaaren von Zuschauern, sondern nur wenige Freunde und Anhänger dieses grün-weiß wehenden Banners zugegen waren; die aber unter diesem äußeren Zeichen einer Zusammengehörigkeit und eines gemeinsam verfolgenden Zieles bereit sind, dem Ganzen mit Freudigkeit zu dienen. Es hat nämlich der hiesige Erzgebirgs zweigverein aus der Höhe des Ziegenberges eine weithin sichtbare Fahne aufgestellt und damit auch äußerlich ein wahrnehmbares Merkzeichen seiner Existenz und seines Wirkens errichtet. Von dem selben sind übrigens in diesem Frühjahre zur Orientirung für ein heimische und fremde Besucher des Greifensteins bei Geyer auf dem Wege dahin von der Kirche in Niederzwönitz ab eine Anzahl Weg weiser gesetzt und Markirungszeichen gemacht worden. Ein Gleiches ist auch geschehen auf dem Wege, welcher von der Fohlenstation bei Elterlein ab nach dem Schatzensteine führt, und ferner aus dem Feldwege, auf welchen man von der Zwönitz-Lößnitzer Straße bei Affalter nach dem Katzsteine gelangt. In unserem, den materiellen Genüssen so anhängendeu Zeitalter, in welchem hauptsächlich inner halb der beengenden Mauern bei Tabaksqualm und verdorbener Lust die Vergnügungen ausgestanden, wollte sagen abgehalten werden, ist es doppelt wünschenswerch, daß sich dem gegenüber noch andere Bestrebungen kund geben, um auf naturgemäßere, die Men schen veredelnde und die Gesundheit fördernde Erholungen in der schönen freien Gottesnatur hinzuweisen. Möchte es doch den ErzgebirgSvereinen gelingen, noch recht viele Verehrer der Natur und speciell unseres heimathlichen, mit so vielen Vorzügen aus gestatteten Erzgebirges unter ihrer Fahne zu vereinigen, um so den Saamen zur Erkenntniß unserer Heimath in immer weitere Kreise auszustreuen, und solchen namentlich auch in die Herzen der Heran wachsenden Jugend niederzulegen, damit diese von vielen, die Ge- müther verrohenden Zerstreuungen abgezogen und für bessere Ein drücke empfänglicher werden. — — Nach den von Sr. Majestät dem König neuerdings ge nehmigten Personalveränderungen in der Armee sei unter Anderem bemerkt, daß Herr char. Hauptmann von Rüdiger im 8. Infanterie- Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. >07 zum etatsmäßigen Haupt mann und Compagnie-Chef ernannt und mit einem Patente vom Tage der Charaklerisirung zum 9 Infanterie-Regiment Nr. 133 versetzt worden ist. — Dem Pfingstwetter kann nicht unbedingtes Lob gespendet werden. Der an und für sich recht nützliche, ja nothwendige Regen kam zur unrechten Zeit am ersten Feiertag Nachmittag und hat so manchen Spaziergang ganz verhindert oder doch verdorben. Glück licherweise hat der zweite Feiertag, obwohl gegen Mittag etwas be drohlich, doch noch freundliches, dem Wandern besonders günstiges Wetter gebracht, das denn auch in ausgiebigster Weise benutzt worden ist. — Den Gemeindevorständen und Gutsvorstehern im Königreich Sachsen wird cs erwünscht sein zu erfahren, daß der vor treffliche von Amtshauptmann v. Bosse in Meißen im Auftrage des Ministeriums des Innern herausgegebene „Leitfaden" für Genannte soeben in der Roßberg'schen Buchhandlung in Leipzig in 5ter be deutend vermehrter Auflage erschienen ist. In der neuen Auflage haben die von der Landwirthschafts- und Gewerbepolizei handelnden Capitel eine wesentliche Umarbeitung erfahren. Ein ganz neues Capitel handelt von der Krankenversicherung der Arbeiter und im Anhänge sind Statutenentwürfe für eine Betriebs-(Fabrik-)Kranken- casse, eine Ortskrankencasse und eine gemeinsame Gemeindekranken versicherung ausgenommen worden. Durch Aufnahme des Statuten entwurfs für eine Betriebs-(Fabrik-)Krankencasse empfiehlt sich der bereits sehr beliebte und allerwärts erprobte Leitfaden auch für die Inhaber industrieller Etablissements, welche eine Fabrikkrankencasse zu errichten haben. Jedenfalls ist Manchem ein Hinweis auf das vortreffliche Bosse'sche Buch nicht unerwünscht, zumal der Preis sehr billig gestellt ist. — Dresden, 30. Mai. Das bekannte Reiterstandbild des Kurfürsten August des Starken auf dem Neustädter Markte, welches in seinem halbvollendete» Zustande in Verfall gerathen war und bis vor Kurzem einen ruinenhaften Anblick darbot, ist einer gründ lichen Renovation unterzogen worden und nunmehr soweit herge stellt, daß gestern mit der Wegnahme des Baugerüstes begonnen werden konnte. Die mit dem Antlitz gen Osten gegen das König reich Polen gerichtete Colossalstatue hat nur anfpolirt zu werden ge braucht, da sich deren Vergoldung noch wohl erhalten zeigte und nur durch Staub und Nuß geschwärzt war. Sie glänzt jetzt wieder wie eitel Gold. Das Nömerschwert, welches dem Triumphator ver loren gegangen d. h. abgefallen und bisher im Neustädter. Block hause aufbewahrt wurde, hat man wieder an seinem alten Platze befestigt und auch dem Pferde hat man wieder eine neue Zungen spitze angesetzt, da die alle seit langen Jahren abhanden gekommen war. Das Fundament des Denkmals ist nur in seinem Kern stehen geblieben, die denselben umhüllenden Sandsteinreliefs hat man da gegen vollständig erneuert und mit entsprechenden Ornamenten, den Wappen Kursachsens und Polens und kriegerischen Emblemen ver- verziert. In seiner jetzigen Gestalt macht das Denkmal freilich einen ganz anderen Eindruck als früher. Die Reiterfigur wurde vor nunmehr 150 Jahren von einem einfachen Kupferschied, namens Wiedemann, der nachgerade zum kurfürstlichen Kapitain avancirte, in Kupfer getrieben und am 19. April 1734 fertig gestellt. An diesem Tage ist dasselbe vom König August III. im Pöppelmänni- schen Garten in der Friedrichstadt, wo Meister Wiedemann seine Werkstatt aufgeschlagen halte, zuerst besichtigt worden. — In Leipzig fand am Freitag eine von 1500 Personen be suchte Arbeiterversammlung statt, in welcher Rechtsanwalt Melo» über „die Gewerbeordnung" sprach. „Die Versammlung nahm am Schluß folgende Resolution an: „Die heutige Versammlung erklärt, daß der 8 153 d-r Gewerbeordnung den wirthschaftlichen Arbeiter- intcressen nicht genügende Freiheit giebt und infolge seiner unbestimmten Fassung die verschiedenartigsten Auslegungen zuläßt, und ersucht deshalb den hohen Reichstag um präcisere Fassung dieses Para graphen." — Für das Bundcsschießen zu Leipzig ist auch eine Erinner ungsmedaille geprägt worden, bereit geschmackvolle Ausführung all gemeines Lob findet. Die Vorderseite dieser Medaille zeigt in der Mitte eine Ansicht von Leipzig, darüber die Schützen-Embleme, Büchse, Rüstung und Scheibe, darunter das Leipziger Stadtwappen, mit der Umschrift „Zur Erinnerung an das achte deutsche BundeSschießen." Die Rückseite enthält den deutschen Reichsadler, mit der ergänzenden Umschrift „Vom 20. bis zum 27. Juli des Jahres NVOOOI-XXXIV." Die Medaille kostet 50 Psg. — In Zwickau ist Herr Rittergutsbesitzer Gräßler - Mosel in Werdau Herr Paul Mühlmann-Thanhof zu Mitgliedern de« Lande scultu rratheS gewählt worden. Im 10. Wahlbezirke, Chemnitz, fiel die Wahl auf den bisherigen Vertreter, Herrn Krei»- secretair Möbius in Chemnitz. — Wie aus Annaberg geschrieben wird, stehen die Saaten