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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag!. AbonnementSpreiS beträgt vierteljährlich l Mark so Ps. pr«en»m«ean<j,>. für Znseraie »werden bit spätesten- Mittag- des vorhergehenden Taget des Erscheinen- erbeten und die EorpuSspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott i^ Zwönitz. 8S. Donnerstag, den 2. Augnst 1883.8. Iahrg. Sächsische Aachrichten. — Hartenstein. Nach langer Sehnsucht scheint endlich ein bereits früher in den Lokalblättern mitgetheilter projectirter Plan zur Reife zu gelangen. Er betrifft den Bau eines Waldwärter hauses oberhalb der Priuzenhöhle und der event. zu ertheilenden Berechtigung'für Verabreichung von Speisen und Getränken an die immer zahlreicher sich einfindenden Besucher unserer Buchenwaldungen. Nach dem „Erzgebirg'schen Volksfreunde" soll der Bau nunmehr an den Mindestfordernden vergeben werden; die Zeichnungen für beregtes Bauproject liegen im hiesigen Fürst!. Schönburg'schen Nentamte zur Einsichtnahme bereit und werden ebenda bis zum 4. August d. I. Kostenanschläge entgegengenommen. Mancher Sommerfrischler, wie auch hiesige Waldfreunde werden mit Sehnsucht dem baldigen An fänge und mehr noch der rascheren Vollendung des Baues ent gegen sehen. — Annaburg. Reisende, welche am Nachmittag des 27. Juli mit dem 5-Uhr-Zuge von Chemnitz hier eintrafen, erzählen, daß dieser Zug bei der Station Wolkenstein nur durch die Geistesgegenwart und das schnelle Handeln des Lokomotivführers der Gefahr eines Zusammenstoßes entgangen sei. Kurz vor Wolkenstein sei plötzlich das Nothsignal ertönt; auf's Höchste erschreckt, seien die Passagiere auf die Bänke gesprungen, uni den Folgen eines Zusammenstoßes möglichst vorzubeugen. In der That habe ein solcher gedroht, denn auf dem Einfahrtsgeleise habe ein Nangirzug gestanden; das schnelle Anziehen sämmtlicher Bremsen und das sofortige Geben von Gegen dampf habe jedoch den Zug noch rechtzeitig zum Stehen gebracht. — Sonntag den 5. August wird, wie uns aus zuverlässiger Quelle mitgetheilt wird, abermals ein Extrazug zu ermäßigten Fahr preisen von Werdau und Zwickau aus nach Aue, Eibenstock und Schönheide verkehren. Der Zug geht in Werdau einviertel acht Uhr und nach halb acht Uhr in Zwickau ab, hält nur in Aue und Eibenstock und trifft dreiviertel 10 Uhr in Schönheide ein. Die Rückfahrt erfolgt mit den gewöhnlichen Personenzügen, deren letzter Abends nach acht Uhr in Schönheide, Abends nach 9 Uhr in Aue abfährt. Zu diesem Zuge werden wie zu dem Extrazuge vom 1. Juli, welcher dem Vernehmen nach stark benutzt worden ist, nur zwei Sorten Billets ausgegeben werden, nämlich von Werdau oder Zwickau aus nach Aue und von Werdau oder Zwickau aus nach Eibenstock und Schönheide und zurück, erstere in III. Classe zum Preise von 1 Mk., in II. Classe 1,50 Mk., während die letzteren in III. Classe 1,70 Mk., in II. Classe 2,50 Mk. kosten. Die Billets gelten zur Rückfahrt drei Tage. — Ein junger Kuckuck, den kleine Singvögel mit ausgebrütet haben und darauf groß füttern, ist nichts Neues in der Naturge schichte. Nicht oft dürfte man aber Gelegenheit haben, solches Füttern mit Muße betrachten zu können. In der Gartenlaube der Witt- gensdorfer Mühle bei Frankenberg befindet sich gegenwärtig ein Bachstelzennest, dessen allgemeiner Insasse jetzt ein junger Kuckuck ist. Seine kleinen Nestbrüder sind zwar verhungert, weil er ihnen jede zugetragene Nahrung weqfraß; dies hält jedoch die Pflegeeltern nicht ab, mit rührender Sorgfalt den Undankbaren ferner zu äsen, wobei sie zu thun haben, daß er mit den dargereichten Räubchen nicht auch den Kopf des Vögleins verschlingt. — Wie die „Vogtl. Ztg." meldet, sollen am 12. Juli in der Wollkämmerei der Firma Georgi und Comp. durch den Fabriken- inspector Herbrig und den Civil-Jngenieur Kunze aus Zwickau unter Hinzuziehung des Erbauers des Fahrstuhles, auf welchem am 4. Juli Kreishauptmann Dr. Hübel auf schreckliche Weise seinen Tod fand, eingehende Versuche stattgefunden haben. Durch diese Ver suche soll der Unglücksfall hinlängliche Erklärung finden. Welche Tragweite dieser gräßliche Unglücksfall bezüglich der Aufsicht der Fahrstühle rc. haben kann, läßt sich nicht voraussehen; jedenfalls aber ist es zu wünschen, daß diese gefährlichen Aufzugsmaschinen strengeren Bestimmungen unterworfen und zeitweilig durch tüchtige Ingenieure geprüft werden. — Mil Rücksicht auf die in Zwickau und Umgegend be vorstehende Naturaleinquartirung machen wir darauf aufmerksam, daß nach 8 11 der Instruction zur Ausführung des Gesetzes, betr. die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedens zustandes, bei Zutheilung der Einquartirung an die einzelnen Ein« quartirungspflichtigen gleichgerechnet werden: a) 1 General der Infanterie oder Cavallerie, Generallicutenant oder General-Major ---- 30 Gemeinen, b) 1 Oberst, Oberst-Lieutenant oder Major — 20 - e) 1 Hauptmann, Premierlieutenant oder Lieutenant «»10 - ck ) 1 Feldwebel, Zahlmeister-Aspirant in Feld webelsrang ----- 5 - o) 1 Portepeefähnrich, Vicefeldwebel, Zahl meister-Aspirant im Vicefeldwebels-Rang, Regiments- lind Bataillonsschreiber oder Stabshautboist ----3 - I) 1 Sergeant, Regiments- und Bataillons tambour oder Unterofficier — 2 - — Der Gärtner Gustav Dietsch zu Rötha hat sogenannte Schlangengurken gezogen, wovon eine die Länge von 1 Meter und 7 Centimeter aufweist. — Oelsnitz i. V. Am 28. v. M. früh ward in einem an der Straße von hier nach Zaulsdorf gelegenen Gebüsche der Leichnam eines unbekannten Mannes in vollständig nacktem Zustande aufge funden. Der Mann, welcher augenscheinlich strangulirt wurde, ist im Alter von 29 bis 33 Jahren, trägt einen gutgepflegten blonden Schnurrbart und scheint seiner Hautpflege nach den besseren Ständen anzugehören. In dem Leichnam will eine Frau in Voigtsberg einen Mann erkannt haben, welcher sie an demselben Vorinittage um einen Trunk Kaffe bat, doch kann dieselbe ihre Aussage nicht fest behaupten. Der Leichnam ward in vollständig ausgestrecktem Zustande auf dem Rücken, genau wie in einein Sarge liegend, aufgefunden. Da am Nachmittage des Vortages 6 Wagen mit Zigeunern diese Straße passirten, glaubt die Bevölkerung, daß der Leichnam von diesen hier ausgesetzt wurde. In wie weit sich indessen solches bewahrheitet und ob hier ein Verbrechen begangen, wird jedenfalls bald die in den Händen des Herrn Staatsanwalts in Plauen liegende Untersuchung an das Licht bringen. — Wie aus Meißen berichtet wirdj hat der Reisende der dortigen Nähmaschinenfabrik von Biesolt L Locke, welcher bei Aus bruch der Cholera mitten im Heerde derselben geschäftlich thätig war, das traurige Loos einer Quarantaine-Gefangenschaft durchzumachen und schreibt darüber in einem durchlöchert, weil desinfizirt, in Meißen eiugetroffenen Briefe Folgendes: Aus Zeitungen werden sie schon ersehen haben, welch' schweres Unglück Egypten heimsucht und bin ich hierdurch in furchtbar unangenehme Mitleidenschaft gezogen worden und sitze heute hier, trotzdem ich schon 4 Tage Quarantaine auf hoher See in Syra durchmachte, als 21tägiger Gefangener mit noch circa 1000 Personen auf einer trostlosen elenden Insel (St. Georges) bis zum 30. d. und sind wir von über 300 Mann Militär bewacht. Die Preise sind hier, trotzdem Alles fast kaum genießbar ist, entsetzlich hoch und würde ich in einem Hotel ersten Ranges ungefähr die Hälfte für Provision brauchen, was hier nöthig ist, blos um den Hunger zu stillen. Ich und noch ein deutscher Ingenieur haben Protest erhoben bei der deutschen Gesandtschaft in Athen gegen diese Ausbeutung, aber leider bis dato ohne allen Erfolg und müssen wir uns in unser Schicksal ruhig fügen. Seit heute haben wir Post, aber nur nach Piräus und Athen, und erhalten Sie auch diese Zeilen durch Vermittelung einer Athener Firma. Wenn dieser Unglücksfall mit der Cholera nicht eintrat, war das Geschäft in Alexandrien und Kairo fein, ich hatte schöne Cassaaufträge, bei Bekanntwerden der Cholerafälle entstand aber eine entsetzliche Panik und wurde mir fast die Hälfte der Aufträge wieder abbestellt. Wer es irgend möglich machen kann, reißt aus (es ist die asiatische Cholera-Pest). Plätze auf den Schiffen sind fast nicht zu erhalten, ein gräßlicher Handel, ich bekam mein Billet nach Piräus durch Zufall und mußte 100 Francs über die Taxe zahlen; ich konnte dasselbe am letzten Tage mit 600 Francs verkaufen. — Die Kornernte im Elbthal ist beendet. Dem Vernehmen nach ist sie nicht ganz so reichlich ausgefallen, als im vorigen Jahre, doch erwartet man, daß die Garben mehr schütten werden, als da mals, so daß man durchgängig mit dieser Ernte zufrieden ist. Be reits fängt man ebendaselbst an, die Gerste zu mähen und mit dem