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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag) AbomiementSpreiö beträgt vierteljährlich l Mark 20 Pi. Änrtiger für Inserate 'werden bi« spätesten- Mittags deS vorhergehenden Tage- deS Erscheinen- erbeten und dir CorpuSspaltenzeile init m Pf., unter „Eingesandt" niit 20 Pf. berechnet. Hwönitz und Nmgegend. Organ für den Ltadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 98. Donnerstag, den 23. August 1883. 8. Iahrq. Sächsische Nachrichten. — Wir machen nochmals darauf aufmerksam, daß der für die Besucher des 12. deutschen Feuerwehrtages iu Salzburg in Aussicht genommene Extrazug, an welchem sich auch jeder Nichtfeuerwehrmaun betheiligen kann, nun bestimmt Mittwoch den 5. September Abends 8 Uhr in Chemnitz abgehen und den 6. September Abends 6 Uhr in Salzburg ankommen wird. Der Fahrpreis ist bei zwanzigtägiger Giltigkeit der Billets ein sehr ermäßigter. Für die Rückfahrt sind besondere Vergünstigungen, Unterbrechung der Fahrt rc. Die Karten mit Abschnitt, für welch' letzteren man an der Bahnstation das Fahr billet erhält, sind nur allein zu haben bei Herrn Theodor Körner, Chemnitz, Johannisplatz 10. Karten, welche erst nach dem 30. Ang. gelöst werden, erleiden einen Zuschlag von 2 Mark. — Aue. Bei dem dreijährigen Töchterchen eines hiesigen Weißwaarenfabrikanten hatte sich seit einigen Tagen in der Nasen höhle ein Geschwür gebildet, daß trotz aller verschiedener aimewaudten Mittel nicht zu beseitigen war, sondern immer gefährlicher wurde und das ganze Gesicht schon in Mitleidenschaft zog. Die Eltern darüber besorgt, suchten nun bei einem Zwickauer Arzte Hilfe, und dieser brachte nach längerem Suchen einen „Messingknopf" zum Vor schein, der sich in der Nasenhöhle des Kindes festgesetzt hatte und die Ursache der Geschwulst gewesen ist. — Annaberg, 20. August. Das Schicksal des vermißt wer denden Lehrers Herrn K. von der hiesigen Bürgerschule interessirt in weiteren Kreisen. Aus Werdau ging heute ein Schreiben bei uns ein, in welchem ein dortiger Herr, der eben aus der Schweiz zurückgekehrt, uns mittheilt, daß er am 22. oder 23. v. M. zufällig in Bregenz am Bodensee in einer dortigen Zeitung gelesen habe, daß ein Mann im See ertrunken sei. Derselbe habe einen Kahn geliehen, sei auf den See allein hinausgefähren und nicht wieder zurttckgekehrt; später habe man im leeren Boot ein Notizbuch ge funden und einzelne Blättchen, die poetische Ergüsse enthalten; der Bericht fügte hinzu, daß nach Kleidern rc. zu urtheilen, der Verun glückte wahrscheinlich zum Turner-Zug gehört habe und aus Sachsen stamme. — Der letzte Brief des Vermißten datirt vom 22. v. M. vom Bodensee her und war an seinen Vater gerichtet. Die Nach forschungen sind in die Hände der Behörden gelegt, denen wir jenes obenerwähnte Schreiben aus Werdau übergeben haben, wie wir auch den tiefbekümmerten Vater davon in Kenntniß setzten. Vielleicht führt dieses jetzt auf die Spur. — Annaberg. Der unglückliche Schütze, dessen Kugel, wie bereits mitgetheilt, in der Nähe des „Waldschlößchens" eine Frau am Kinn verwundete, ist ermittelt; der Betreffende soll mit einem Revolver nach einer Ratte geschossen haben. — Johanngeorgenstadt. Obgleich der Bahnkörper unserer neuen Eisenbahn dem Anscheine nach vollständig fertig ist und des halb die Baulocomotive nur noch selten zu sehen ist, vernimmt man noch nichts über den Termin der Eröffnung der Bahn. Und doch sieht die Bevölkerung der Aufnahme des Betriebes mit Sehnsucht entgegen. Seit geraumer Zeit harreu bedeutende Holz- und Stein massen, Ziegel rc. zu beginnenden Bauten der Bahnbeförderung. Die Winterkohle muß angefahren werden und es wäre bedauerlich, wenn wir für dieselbe wie seit 25 Jahren an Fracht von Schwarzen berg nach hier fast eben so viel zahlen sollten, als dieselbe auf der Grube kostet, z. B. 200 Centner Bäckerkohle auf dem Schachte 63 Mark, an Fracht von Schwarzenberg nach hier 58 M. Wir wollen indeß doch die Hoffnung nicht aufgeben, daß demnächst die Verord nung auf Eröffnung des Verkehrs auf der Strecke Schwarzenberg- Johanngeorgenstadt uns freudig überrascht. — Stützengrün. Ein betrübender Unglücksfall ereignete sich am 11. ds. Ms. hier. Am Abend des genannten Tages ging die Ehefrau des Hausbesitzers Leistner in den Gasthof „zum goldnen Löwen", um Fleisch zu holen. Ji, der Hausflur des betreffenden Gasthofes sind die Thüren in den Keller und in die Küche nahe bei einander; auch öffnen sich dieselben nach einer Seite. Da nun — gegen Vorschrift — in der Hausflur kein Licht brannte, versal- obige Frau im Finstern die Thüren, öffnete statt der Kttchenthüre die Thüre in den Keller, stürzte seitrückwärts in denselben und brach das Genick. Die Frau muß sofort tobt gewesen sein, denn sie hielt, als sie gesnnden wurde, noch das Geld in der Hand und den Korb am Arm. Wenn Licht in der Hausflur gebrannt hätte, wäre wohl schwerlich ein Unglück geschehen, und verdient die Nachlässigkeit des Besitzers wohl aus's Strengste gerügt zu werden. (Also nochmals: „Beleuchtet die Hausfluren und Treppen!") — Mülsen St. Jacob, 19. August. Heute Nachm. Vs6 Uhr ereignete sich hier insofern ein Unfall dadurch, als dem Turner Bruno Groß am Reck, vielleicht durch Feuchtigkeit der eisernen Reck stange, die Hände ausglitten, deshalb herabstürzte und den rechten Arm brach sowie sich auch am Gesicht verletzte. — Reichenbach. Vergangenen Sonnabend Nachmittag ^4 Uhr ist der Mörder Conrad Döring von hier gefesselt und begleitet von den Herren Brigadier Menzel aus Oberreichenbach und Gendarm Rooch von Mylau, sowie eines Transporteurs aus Plauen nach hiesigem Bahnhof und von da ab mittelst Bahn nach Plauen in's dortige Landgerichtsgefängniß gebracht worden. Derselbe führte die zerstochenen und über und über mit Blut durchtränkten Kleidungs stücke, welche sein unglückliches Opfer, der nuymehr im kühlen Schooß der Erde ruhende junge Andreas Baumann, bei der entsetzlichen Affaire getragen, mit sich. — Dresden, 18. August. In Gegenwart I. I. K. K. Ma jestäten und der Königlichen Familie erfolgte heute am 13. Jahres tage Nachmittag um 2 Uhr die feierliche Eröffnung des Panoramas des Sturmes auf St. Privat. — Dresden, 20. August. Der König von Portugal trifft Abends in Dresden ein. Der Kriegsminister ist gestern aus Schlesien zurückgekehrt, Mittags von Sr. Maj. dem König empfangen worden, später dann nach Teplitz abgereist. — Hartha bei Oederan. Am 14. August zeigten sich in unserem stillen Dorfe seltene Gäste, die alle Bewohner in Staunen setzten, da sic sonst nie bei uns Einkehr zu halten pflegen. Ein Schwarm Störche nämlich, 24 an der Zahl, traf in den Nach mittagsstunden hier ein, ließ sich zuerst auf den naheliegenden Ge treidefeldern nieder und flog dann gegen Abend in einem langen Zuge über das Dorf hin. Die Nacht aber blieb er hier. Auf den Firsten zweier Güter im unteren Dorfe hatten die Thiere sich der Reihe nach aufgestellt und schallten auf die neugierig herbeiströmende Menge hernieder. Der Körper, der ein schneeweißes Gefieder trug, wurde von rabenschwarzen Fittichen bedeckt. — Das seltene Naturspiel des sog. „Heerwurms" ist kürzlich vom Verwalter des Altenberger Forstreviers, dem Oberförster Groh mann, wiederholt beobachtet worden. Bekanntlich wandern die Larven der Heerwurmtrauermücke (Loiara militari») schaarenweise in Form eines langen schmalen Bandes, das der Aberglaube früher Wurm drache oder Kriegswurm nannte und darin das Anzeichen eines nahenden Krieges erkennen wollte, durch die Wälder. Der Marsch des seltsamen Klumpens von Larven geht nach Oberförster Grohmanns Beobachtung ca. Vs Meter pro Stunde vorwärts. Die Form des Heermurms verändert sich dabei fortwährend. — Leipzig, 18. August. Eine ergötzliche Geschichte erzählt man sich hier von einem Ausflug einer hiesigen jovialen Kegelgesell schaft, deren Mitglieder — darunter einzelne wohlbeleibte Herren — jüngst das reizende Schwarzburg in Thüringen besuchten. In der Nähe des Wildparkes brach plötzlich eine starke Sau hervor und nahm ihren Weg direct auf die fidele Kegelgesellschaft, deren Mit glieder sofort Kehrt machten in der Befürchtung, mit dem gefähr lichen Thier in unangenehme Berührung zu kommen. Als Helfer in der Noth erschien in diesem Augenblicke eine biedere Thüringerin, welche der Gesellschaft zu verstehen gab, daß die Wildsau daran ge wöhnt sei, von Touristen gefüttert zu werden und daher auf die Herren in der Erwartung einiger Leckerbissen losgestürzt sei. Tableau! Allgemeine Heiterkeit und das gegenseitige Versprechen, von dein Abenteuer um Gottes Willen in der Heimath nichts erzählen zu wollen. — Angesichts des Schadens, der dem Wildstande in den städt ischen Waldungen Leipzigs durch das Hochwasser im September v. I. »»gerichtet worden war, soll nach einem Beschluß des Leip ziger Naths in diesem Jahre von der Abhaltung größerer Jagden abgesehen werden. — Seitens des Vereins für Naturfreunde in Greiz werden jetzt an jedem Wochenmarkte Pilzschauen vorgenommen.