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Erschein» wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag and Sonnabend (Vormittag, AbonnementSpreiS beträgi vierteljährlich I Mark so PI Ämeiger für ?pu<!tale > «rden bi- spätesten» HittagS de» vorhergehenden rage» de» Erscheinen- erbeten «nd die Corpu-spaltenzeile mt! ,0 Pf., unter „Eingesandt" »ii So !!s berechne». Zwönitz und Umgegend. Organ für den Tnidlgemeinderath, den Kirchen- und Tchulvorüand ;u Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. 4^ 107. Dienstag, den 9. September 1884. 9. Jabig. Mate und sächsische Uachrichten. — Zwönitz, 8. Septeinber. Bei dem am gestrigen Tage stattgefundenen König- und Nitlerschießen der priv. Schützengilde errang auf der ausgestellten Königsscheibe, das Germaniadenkmal auf dem Niederwald enthaltend, bei einer Entfernung von 200 in., freihändig geschossen, der Feldwebel der Schützen - Section, Herr Gerbereibesitzer Bauer den 1. Preis und hat somit als diesjähriger Schützenkönig zu fungiren, während der Schütze, Herr Restaurateur und Handelsmann Viehw eger den 2. Preis sich erwarb. Als Ritter gingen das passive Mitglied Herr E. L. Ahner auf der Stand- fcheibe, freihändig und der Schütze, Herr Strumpfwirkenneister Jul. Schlegel, auf der reducirten Standscheibe aufgelegt geschossen, siegreich hervor. An dem stattlichen Festzuge hatten die verehrten Herren Alexander Austel, Ehrenmitglied der Gilde, sowie das inactive Mitglied, Hutmachermeister Wolf theil zu nehmen die Freundlichkeit und fand dies Seitens der Gilde die wohlwollendste und dankbarste Anerkennung. — Besitzer von Hunden und Katzen werden darauf aufmerksam gemacht, daß sie bei ansehnlicher Geldstrafe gesetzlich verpflichtet sind, dafür Sorge zu tragen, daß ihre Thiere auf fremder Wildbahn nicht revieren. Das ganze Jahr hindurch darf jeder Jagdberechtigte die iin Revier frei herumlaufenden Katzen und revierenden Hunde tödten oder tödten lassen und ist es keinem Jäger und Jagdvorstand zu verdenken, wenn er ohne Weiteres von diesem Recht Gebrauch macht, denn auf den Revieren hat die Hunde- und Katzenplage zu sehr überhandgenommei» und macht ganz unsagbaren Schaden. Feldbe sitzer sind nicht genug davor zu warnen, ihre Hunde mit auf's Feld zu nehmen, denn diese entziehe»» sich gar leicht und schnell der be absichtigten Aufsicht, den» rechten Jäger aber ist, auch wenn er ein noch so großer Hundefreund ist, ein fremd-revierender Hund oder eine jagende Katze eben so verhaßt, wie ein Fuchs oder ein anderes Naubthier. — Seit 40 Jahren besteht unter den Beamte»» der Sächs. Staats- und mitverwalteten Privatbahnen eine Unterstützungscasse für Todes fälle, welche durch monatliche Beiträge ihrer Mitglieder unterhalten wird. Wie segensreich diese Casse schon gewirkt hat, geht daraus hervor, daß sie seit ihrem Bestehen in mehr als 1300 einzelne»» Fällen 385,442 M. Unterstützungsgelder verausgabt hat. Während bis zuin Jahre 1882 dieser Casse nur sestangesteüte Beamte beitretei» konnten, ist seit 1883 die Wirksamkeit derselben auch auf Expeditions hilfsarbeiter und Diätisten ausgedehnt morden. Segensreich wirkt dieser Verein besonders auch dadurch, daß er beim Todesfall der Ehefrau eines Mitgliedes Letzterem 75 M. als Abschlag auf den bei seinem Tode fälligen Unterstützungsbetrag gewährt. — Aus einer in der „Sächsisch, landwirlhsch. Zeitschrift" ver öffentlichten Uebersicht des im Jahre 1883 von den Chaussee- und Straßenbäumen im Königreich Sachsen erzielten Obstnutzungsertrags ergiebt sich die Gesammtsumme von 112,439 M. — Der Septbr. eröffnet die lange Reihe der Monate mit einem N, an denen der Eine dies, der Andere jenes auszusetzen hat. Ge lobt werden sie vorher gewöhnlich nicht viel, obgleich das unrecht ist. Besonders der Septbr. ist noch einer der schönsten Monate im Jahre, obgleich es schon herbstlich zu werden anfängt und hier und da lang sam ein Blatt nach dem andern sich färbt und von der Baumkrone zur Erde herabkräuselt. Auch mit den Hellen langen Tagen ist es ziemlich vorbei — natürlich, denn sonst konnte ja der Sedantag nicht durch allerlei Feuerwerk und Illumination begangen werden, und gar nicht lange mehr wird es dauern, bis die bekannten weißen Fäden, der Alteweibesommer, manch hübsches Köpfchen umschlingt. Das Beste aber, was der Septbr. bringt, ist die reine, klare Lust, und wer nur kann, der soll nicht versäumen, die schönen Tage zu genießen im Freien, die uns noch geböte»» werden. Allzuviele sind es nicht mehr und wir müssen sie wahrnehmen. Wenn Herbststurm und Regen erst ihre Herrschaft antreten, dann kommt statt der Sonne der Kron leuchter im Ballsaal zur Geltung. — Stollberg (Erzgebirge), 3. Septbr. Von der Industrie- Ausstellung zu Teplitz ist Herr»» Fabrikant Leukardt, der seit vorigem Monat hier die in Sachsei» seltene Smyrnateppichfabrikation betreibt, die goldene Medaille für Förderung der Hausindustrie im Erzge birge verliehe»» worden. — Auerbach, 3. Septbr. In die Klagen über das Zurück gehen der Jahrmärkte können wir hier nicht einstimmen, in, Gegen theil erhält sich unser Jahrmarkt seine Bedeutung, da er den in großer Anzahl umliegende»» Waldorten eine beliebte Bezugsquelle bietet. Am Montag und Dienstag fand der zweite diesjährige Jahr- und Viehmarkt statt. Der Umsatz an Geld »nid Waaren war ein befriedigender. — Die Sozialisten scheine», ihre Vorbereitungen zur demnächstigen Wahl ganz in» Stillen zu treffen. Ja, schon zu Pfingsten soll — wie gerüchtweise verlautet — ii» Treuen eine geheime Zu sammenkunft sozialistischer Persönlichkeiten, worunter zwei vielgenannte Führer, stattgefunden haben. Ueber den Candidaten, welchen sie auf- zustellen gesonnen sind, erfährt man bis jetzt Zuverlässiges nicht. — In Plauen i. V. herrscht infolge vieler Bauten Mangel a», Handarbeitern. Leute, die Lust zur Bau-Arbeit haben, sind jetzt dort willkommen. — Dresden. So viele Jäger auch ain ersehnten Egydius- tage, die Flinte über den Rücken, hinauszogen, das Rebhuhn zu er jagen — einer der tüchtigsten Waidmänner konnte diesmal nicht da bei sein. Es war ein durch seine Biederkeit, wie als trefflicher Schütze bekannter hiesiger Baumeister. Derselbe pflegt seine Jagdpatronen selbst zu fabriciren. Diesmal explodirte ihm, kurz vor dem Aufgange der Jagd, eine derselben unter der Hand und verbrannte ihm die Finger; ferner entzündete sie einen Topf mit einer beträchtlichen Quantität Pulver wodurch ihm das Kinn und die Backe»» erheblich verbrannt, die Nase aber zerrissen wurde. Die naheliegende Ver- muthung, daß die Explosion durch Cigarrenrauchen entstanden sei, weist der Beschädigte entschiede»» zurück; die Ursache bleibt sonach unaufgeklärt. — Waldheim. Vor etwa 30 Jahren wurde im Tharanter Walde ein Einwohner voi» Colmnitz, ein Greis, der alte Pulvermann genannt, ermordet aufgefunden. Als der That dringend verdächtig wurde sein eigener ältester Sohn eingezogen und schließlich zu lebens länglicher Zuchthausstrafe verurtheilt, welche derselbe, nui» selbst ein Greis, hier verbüßt. Um den Thäter vollständig überführen zu können, fehlte des Ermordeten Taschenuhr, welche seither verschwunden blieb. Dieser Tage nun ist diese Uhr in demselben Hause, welche« damals von Vater und Sohn gemeinschaftlich bewohnt morde»» ist, zufällig im Dachstroh aufgefunden worden. — Das Singen von unanständigen Liedern ist einigen Lehr burschen in Groitzsch sehr übel bekommen. Von einem Bürger dabei betroffen, wurden sie beim Gendarm denunzirt, der seinerseits Anzeige an die königl. Amtshauptmanschaft Borna erstattete. Diese erkannte für jede»» der Burschen 8 Tage Haft. Nachdem die Sache zur Kenntniß des Landgerichts gekommen mar, erklärte dieses die Amtshauptmannschaft für in dieser Angelegenheit nicht competent und verwies letztere an das Schöffengericht Pegau, welches die Lehr linge trotz der bereits verbüßte»» Strafe zu noch je 10 Tagen Haft rerurtheilte. — Bei dein Gutsbesitzer Hoffmann in Herzfelde bei Fürsten walde ist ein im Alter von 15 bis 16 Jahre»» stehender Junge be dienstet, welchem das Amt des Kühehütens ausgetragen ist. Trotz seiner Jugend hatte sich der Knabe ii» ein »nit ihin zusammen dienendes Mädchen verliebt. Diese unterhielt aber ein Liebesverhältniß »nit einen» Knecht des Bauerngutsbesitzers Zernikow in Hasenfelde. Als nun am Abend des 23. August der Knecht mit dem Mädchen hinter einer Thür iin Erzählen stand, trat der von Eifersucht geplagte Küh- junge Hinz»» und stieß dem nichts ahnenden Knecht ein Messer tief in die Brust. Der Getroffene sank, ohne einen Laut von sich zu geben, todt nieder; der Stoß hatte ihm das Herz durchbohrt. - In einein Dorfe bei Gera hatte ein unverheiratheter Schäfer durch Sparsamkeit eii» Capital von 600 M. erworben. Da er nähere Verwandte nicht besaß, so hatte er diese Summe in seinem Testamente der dortige»» Gemeinde vermacht mit der ausdrücklichen Bestimmung, daß die Zinsen alljährlich mit dazu verwendet werden, den Schul kindern zur Feier des Sedantages ein Fest zu bereiten.