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AKADEMIE-ECHO Landi 27. Jahrgang Nr. 2/4. Februar 1985 Preis 10 Pfennig ORGAN DER SED-HOCHSCHULPARTEILEITUNG DER MEDIZINISCHEN AKADEMIE «CARL GUSTAV CARUS» DRESDEN Träger der Ehrennadel der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft in Gold In diesem Jahr jährt sich zum 40. Mal der Tag der barbarischen Zerstörung Dresdens durch anglo-amerikanische Luftangriffe. Für jeden Bürger Dresdens ist dieser Tag erneut Anlaß, das men schenfeindliche Wesen des Imperialis mus zu verurteilen und angesichts unse rer im Sozialismus neu und schön erblüh ten Heimatstadt zu geloben, alles zu tun, um unser Werk vor erneuter Zerstörung und das Leben der Menschen vor Ver nichtung zu bewahren. Angesichts der vom aggressiven Impe rialismus erneut drohenden Kriegsgefahr kann das für jeden von uns nur bedeuten, all unsere Kraft für die Stärkung des So zialismus einzusetzen und so den Frieden sicher zu schützen. Ausdruck des Gedenkens an die Opfer imperialistischer Kriegsführung, der be sten Verbundenheit mit unserer Heimat und mit unserer sozialistischen Gesell schaft werden die Veranstaltungen am 13. Februar 1985 sein. Zur Teilnahme an der Großkundge bung auf dem Theaterplatz sind alle Mit arbeiter aufgerufen, die während dieser Zeit keine unmittelbaren Betreuungsauf gaben zu erfüllen haben. Wir stellen uns 14.30 Uhr unmittelbar vor der Tribüne zwischen Oper und Italienischem Dörf chen. Es empfiehlt sich, den Anmarsch weg über die Sophienstraße oder den Zwingerhof zu wählen. Die Stellzelten für unsere Delegation zur Kranzniederlegung und für das Ehren spalier sind durch die AGLs zu erfah ren. Gedanken zum 13. Februar Ich gehöre zu jenen, die, aus dem Bett gerissen, die Bombennacht in einem Keller der Stadt verbrach ten. Ich gehöre zu jenen, die mit anderen Spielgefährten im Dunkeln hockten, während die Mütter mit Wasser und Sand den brennenden Dachstuhl löschten. Ich gehöre zu jenen, die, geführt von der älteren Schwe ster, den Weg durch dieTrümmer nah men, damit sie überlebten. Ich gehöre zu jenen, die an Nachmittagen und während ausgefallener Schulstunden das Steineklopfen und Stapeln beherrschen lernten. Ich gehöre zu jenen, die lernten, wie notwendig es ist zusammenzuhalten, teilen zu können und dort zu sein, wo man Hilfe braucht. Thea Heynitz Erinnerungen, die noch heute schmerzen 13. Februar 1945! Der Krieg lag uns mit seinem Leid und seinen Sorgen in den Gliedern, jeder bangte um seine Angehö rigen. Aber damit war es für uns Dresdner nicht genugl 22 Uhr - die Sirenen heulten wie man ches Mal zuvor. In dem Glauben, daß un sere Stadt nicht angegriffen würde, gin gen wir in den Luftschutzkeller - Kinder auf dem Arm, Taschen und Koffer in der Hand. Gingen wir alle in den Keller? Wa ren wir in unserem Glauben nicht schon leichtsinnig geworden? Bald wurden wir eines Besseren belehrt! Wir lernten „bren nende Christbäume" am Himmel kennen. Wir hörten die Bomben zischen und beim Aufschlag krachen. Unsere Herzen beb ten und schlugen bis zum Halse hinauf. Ich wohnte mit meinen Eltern damals im Dresdner Norden. Wir blieben vom Un heil verschont. Unsere Gedanken und Wege führten uns zu unseren Angehöri gen in der Stadtmitte. Leben sie? Es war in zwischen der 14. Februar geworden - 2 Uhr. Der nächste Angriff kam. Nur noch aus der Ferne wurden wir „gewarnt", die Dresdner Anlagen waren defekt. Wieder verkrochen wir uns in den Kellern. Wieder zischten und krachten die Bomben - mal näher, mal weiter weg. Jeder bangte um sein Leben. Wir hatten Glück und blieben erneut verschont. Die Ungewißheit aber um unsere Angehörigen wuchs. Nach und nach erwachte der Morgen. Glutroter Himmel hatte die Nacht gezeich net. Jetzt kamen auch nach dem Norden der Stadt Rauch und Brandgerüche. Aber nicht allein das schreckte unser Inne res... Viel grausamer waren jene Menschen anzusehen, die den Flammen und Bomben entronnen waren. In ihren Gesichtern la sen wir alles, was ihnen widerfahren war: Schock - Schreck - Angst - Kummer um Verlorenes - Tod ... Wird das Leben wei tergehen? Aber die letzte Stunde hatte für Dresden noch nicht geschlagen. Der Schaden war entsprechend den Zielen der anglo-ameri- kanischen Armeeführung noch nicht groß genug. Am Mittag des 14. Februar fielen abermals Bomben ... neuer Kummer, neues Leid über der ganzen Stadt. Dann gingen die Tage unter traurigsten Eindrücken dahin. Nachts wurde „Wache geschoben", falls noch mehr Angriffe auf uns niedergehen sollten. Tagsüber, oder wenn auch immer, versuchten wir den Be troffenen, so gut es ging, zu helfen. Wie oft kamen wir uns ohnmächtig vor gegen über den Hilfsbedürftigen! Aber nicht nur das: Die Opfer des Angriffs mußten aus der Stadt gefahren werden. Da gab es kei nen Sarg, keinen Leichenwagen. Bretter- und Tafelwagen, ja sogar Handwagen wa ren Transportmittel für den geliebten Menschen, den Freund, den Unbekann ten. Ziel: Heidefriedhof Dresden, auf dem heute die Gedenkstätte für die unzähligen Opfer jener Tage errichtet ist. Und wie- viele fanden ihre letzte Ruhestätte bei den Verbrennungen auf dem Altmarkt? Inzwischen gingen 40 Jahre ins Land. Während ich diese Zeilen schreibe, wird in mir alles Erlebte jener Tage wach. Mehr denn je weiß ich aber auch: „Das darf es nie wieder geben!" Die sinnlosen anglo amerikanischen Angriffe, die Dresden in Schutt und Asche legten, nur weil es zum sowjetisch zu besetzenden Gebiet Deutschlands gehören würde, waren furchtbar. Was aber geschieht, wenn uns die jetzt verfügbaren Waffen treffen? Un vorstellbar der Gedanke ... Ich will von mir aus alles tun, damit wir das nicht erle ben müssen. Anne-Rosel Großöhmichen Abteilung Planung und Statistik