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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung ! Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschlicßl. . des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der j humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der j Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen ! Beichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide; Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. S7. ^V8«. Somabtud dea 16. April Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Zeiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. INI« Nr. Lv der EchankstättenverbotSlifte ist zu streiche«. Ttadtrat Eibenstock. Die Reichswertzuwachssteuer. Es ist kein leichtes Wort und keime leichte Steuer, tzie der Reichstag noch bewilligen soll. Ob sie die 30 Millionen ein bringt, die sie trugen soll, mmß abgewar tet werden. Wahrscheinlich ist es nicht der Fall. Denn da schon seit anno 1909 bekannt ist, daß diese Reichs- Abgabe vom Immobilien-Umsatz kommen soll, haben vorsichtig? Leute sich ihren Bedarf gesichert. Was noch nach kommt, ist schwerlich so bedeutsam, daß wirklich diese Summe von 30 Millionen herauskommen wird. Man muß doch daran denken, daß in jedem Jahre, 30 Millionen» nicht nur einmal, Steuer vom mühelos erzielten Gewinn beim Grundstücks-Umsatz sich, ergeben sollen! In großen Städten und in solchen mit Spe kulations-Aussichten, läßt sich ja manches erzielen, aber wir haben auch genug Gemeinden, in welchen, wie die Resultate der Subhastationen ergaben, Immobi lien mit Verlust veräußert werden, so daß namhafte Ausfälle an Hypotheken zu verzeichnen sind. Immer hin, das Reich hat diese Steuer seit 1909 in Aussicht genommen, es gebraucht das daraus entfallende Geld, also wird auch der Reichstag die Wertzuwachs-Steuer ebenso bewilligen, wie sie von zahlreichen Stadt-Ver tretungen genehmigt ist. Sogar die Berliner Stadt verordneten haben sich, in diesem Jahre, wie bekannt, aus Finanznöten für diese kommunale Abgabe erklärt, weil die Finamznot zu brennend geworden war. Mehr als ein Punkt ist hier zu beachten! Es trifft sich gerade so, daß im selben Augenblick, zu wel chem das neue Gesetz an den Reichstag gelangt, der Streik mit den Bauarbeitern ganz Deutschland be schäftigt. Auf dem Baumarkt kann viel Geld verdient werden, dafür haben wir genug Beweise. Es kann aber auch viel Geld verloren werden, und an Belägen hierfür fehlt es erst recht nicht. Ganz gefwiß kann dem Baumorkt keine unbegrenzte Mehrbelastung an Unkosten und Steuern zugemutet werden, sonst würde manche Stadtentwicklung, außerordentlich auf sich war ten lassen. Und, wonach heute Tausende sich sehnen, die Verbilligung der Wohnungsmieten würde nichts bleiben, als ein schöner Traum, daß aber in Groß städten und Industrie-Zentren die Mieter für die Le benshaltung sehr ins Gewicht fallen, ja selbstverständ lich fallen müssen, kann keinem Zweifel unterliegen. Eine Belastung, der Spekulation ist nur zu billigen, aber wir wollen nicht vergessen, daß eine Spekulation nicht nur ein Segen sein kann, sondern auch schon oft gewesen ist. Wir haben in Städten jeden Umfanges eine Wohnungsnot mit sehr hohen Mieten gehabt, die erst durch das Bau-Unternehmertum gemildert wurde Natürlich, es ist dabei verdient, aber dieser Verdienst drückte die Wohnungsmieter bei weitem nicht so arg» wie der vorher bestandene Wohnungsmangel. Die praktischen Folgerungen für die Abfassung des neuen Gesetzes, das also für jeden Ort iw deutschen Reiche, mag er nun schon eine Wert-Zuwachssteuer ha ben oder nicht, Geltung erlangen soll, ergeben sich mithin von selbst. Ein gesunder, den tatsächlichen Ver hältnissen entsprechender Gewinn muß mit einer Steuer belastet werden, die diesen Verhältnissen Rechnung trägt und eine Weiterentwicklung der betreffenden Stadt- oder Landgemeinden nicht unterbindet. Ml dem Bau markt und den Veräußerungen von Grundstücken ist es eine eigene Sache. Vorschriften lassen sich nicht groß machen, es kommen Ueberraschungen, Enttäuschungen, Freuden. Und so mag eine Wertzuwachssteuer von einem Besitz erhoben werden, der tatsächlich hinterher an Wert garnicht gewinnt, im Gegenteil, verliert. Das braucht gar nicht bei einer Spekulation zu passieren, das kann bei einem sehr menschenfreundlichen, wirklich gut gemeinten Unternehmen vorkommen. Also auch bei einer Wertzuwachssteuer ist allen Möglichkeiten, deren bas moderne Leben in Deutschland ebenso viele bietet, wie in Amerika, Rechnung zu tragen. Sonst zahlen die, welche nichts haben, die Steuern. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Kanzler beim deutschenHau de ls- tag. Nachdem Fürst Bülow s. Z. zu dem Festmahl des deutschen Handelstages erschienen und als Red ner aufgetreten war, ist es Sitte geworden, daß die Reichskanzler nicht nur auf dem Festmahl des deut schen Landwirtschaftsrats, sondern auch auf dem des deutschen Handelstages erscheinen und sprechen. — Die Rede des Herrn von Bethmann-Hollweg bei den Kauf leuten über die deutschen Wirtschafts-Interessen, glie derte sich organisch dem Programm ein, das der Kanz ler auch schon im Reichstage vertreten hat. Die Wirt schaftsfragen sind bei allen Völkern zu Wellfragen ge worden und bilden auch eine Grundlage unseres staat lichen Lebens im Innern und Aeußeren. Mit der Ent faltung des inneren Marktes ist eine so gewaltige Er weiterung unseres Exports Hand in Hand gegangen, daß die Pflege unserer auswärtigen Wirtschaftsinte ressen zu einer der wichtigsten Aufgaben unserer aus wärtigen Politik geworden ist. Was aber der staat liche Schutz nie ersetzen kann, das hat die Leistungs fähigkeit unserer Industrie, die Rührigkeit und Zuver lässigkeit unserer Kaufmannschaft, und der Wagemut und Sparsmn ihrer Pioniere geleistet. Diese treff lichen Worte verdienter Anerkennung bewiesen, daß der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg nicht der wol kenwandelnde Philosoph und Weltfremdling ist, für den er oft gehalten wird, sondern daß er die Realitäten des Lebens genau kennt und entschlossen ist, die berech tigten Interessen von Industrie und Handel nach Kräf ten zu fördern. — Aus der wirkungsvollen Rede des Reichskanzlers verdient ein kleiner Zug noch besondere Hervorhebung. Die Worte hoher Anerkennung, die Herr von Bethmann-Hollweg für den Präsidenten des Handelstages, Herrn Kämpf, hatte, der doch im Reichs tage eins der führenden Mitglieder der fortschrittli chen Volkspartei ist, zeigen deutlich, daß auch der fünf te deutsche Reichskanzler sein Herz nicht vollständig an Konservative und Zentrum verschenkt hat, sondern daß er auch für die Vertreter des Freisinns Verständ nis und Wohlwollen hat. DieVorlageüberdieEinführungoon Schiffahrts-Abgaben hat laut „Franks. Ztg." den Bundesrat passiert und wird dem Reichstage, wo ihre Annahme sicher ist, sofort zugehen. Bisher hat man nicht gehört, daß die Verhandlungen mit den in Betracht kommenden Auslandsstaaten bereits zum Ab schluß gekommen seien. Ehe hier nicht eine Verstän digung erzielt ist, kann die Abgaben Erhebung nicht in Kraft treten. Am heutigen Freitag beginnen die neuen Verhandlungen zwischen Staatssekretär Dernburg und der Kolonialgesellschaft für Deutschlüdwestafrika ivegen des großen Diamantenpachtgebietes. Zur Torpedobootskatastrophe in der deutschen Marine. Bei dem Unfall wurden der Jngenieuraspirant Genee und der Maschinist Küster getötet. — Die deutsche Marine hat im Gegensatz zur englischen und französischen einen Unfall feit langer Zeit nicht zu verzeichnen gehabt. Wen die Schuld an der Katastrophe, die zwei Menschenleben forderte, trifft, konnte noch nicht festgestellt werden. Jedenfalls sind Unfälle der vorliegenden Art bei Nachtübungen, wobei häufig mit abgeblendeten Lichtern gefahren wird, leider nicht ausgeschlossen, ähnliche Karambolagen wa ren beispielsweise in der französischen Marine wäh rend der letzten Wochen mehrere zu verzeichnen. Als ein großes Glück kann bezeichnet werden, daß der Zu sammenstoß sich bei ruhiger See ereignete: bei be wegter See hätte das Unglück unabsehbar werden kön nen. Das Torpedoboot „8. 122" ist 1904 in Dienst ge stellt Es hatte ein Deplacement von 470 Tons und «ine Geschwindigkeit von 27—28 Knoten. Nach dem Unfall wurde es nach Swiuemünde geschleppt. Die ganze Torpedoflotte hat Halbmast geflaggt. Zur Katastrophe wird weiter gemeldet, daß ein dritter Ma schinist noch in den zertrümmerten Maschinenteilen fest geklemmt und ebenfalls so schwer verwundet ist, daß man stündlich mit seinem Tode rechnet. Kerner befin det sich zugleich mit den anderen Verletzten noch an Bord des verunglückten nach Swinemünde geschleppten Torpedobootes ein vierter von herumfliegenden Eisen stücken schwer verletzter Maschinist. Die beiden Torpe doboote „8. 128" und „V. 160" schleppten das Boot um 2>/z Uhr nachmittags zur Stettiner Vulkanwerft. Das Unglück passierte bei der zweiten Nachtübung dec zu- sammenaezogenen Flotte, die aus 44 Torpedobooten und fünf großen Schiffen besteht. Auf dem einen der Torpedoboote befand sich auch Prinz Adalbert von Preu ßen. — Der Zusammenstoß war furchtbar. Das Tor pedoboot wurde mittschiffs getroffen und vollständig aufgerissen. Die Maschinen wurden sofort aus ihren Fundamenten gerissen, sodaß sie zum Teil umstürzten Das Unglück spielte sich in wenigen Sekunden ab, so daß es den Maschinisten und Heizern nicht mehr mög lich war, sich zu retten. Der Maschinenraum lief so fort voll Wasser, und das Schiff begann zu sinken. Da aber rechtzeitig Hilfe zur Stelle war, konnte es gerettet werden. Einer der Offizier?, der sich auf ei nem der man öve vieren den Torpedoboote befand, er zählte über den Unfall folgendes: „Mr waren etwa um '/?9 Uhr abend 20 Seemellen vom Lande entfernt; im Begriff, auf die großen Kreuzer einen Angriff zu machen. Plötzlich wurde der Himmel durch Leucht kugeln und Scheinwerfer erhellt. Unser Kommandant rief sofort: „Dort ist etwas passiert!", worauf wir in rasender Fahrt zur Hilfe eilten. Leider sahen wir, daß „8. 122" bereits mit dem Hinterschiff im Wasser lag. Wir taten unverzüglich alles, was zur Rettung nötig war Als ein großes Glück ist es zu bezeichnen, daß das Wetter klar und ruhig war, andernfalls hätte das Unglück unabsehbare Dimensionen annehmen können". Noch ein Schiffsunglück in Saßnitz. Die Stettiner Neueste Nachrichten melden unterm 14. d M. aus Saßnitz: Auf dem Torpedoboot „8. 140" ist gegen 1 Uhr nachmittags der Verdampfer geplatzt und zwar bei der Einfahrt kurz vor dem Stettiner Hafen. Drei Heizer wurden schwer verbrüht. Sie sind durch den Kreuzer „München" im Lazarett untevge- brachl worden. — Ein neuer Zwischenfall an der deutsch-russischen Grenze. Alle Beschwerden, auch amtliche, von deutscher Seite über die unerträg lichen und gefährlichen Uebergriffe der russischen Grenztruppe haben nicht viel genutzt. Bei dem be kannten russischen Schlendrian scheint es unmöglich zu sein, Manneszucht in die Truppe zu bringen, die in nächster Nachbarschaft des deutschen Landes stehen. Jetzt kommt wieder folgende fast unglaubliche Meldung von der russischen Grenze: Wie die „Oppelner Nachrichten" melden, wurde der deutsche Staatsangehörige Ste fan Kiser, als er die russische Grenze bei Preußisch Herby ohne Paß überschreiten wollte und dem Halt rufe keine Folge leistete, auf russischem Gebiet von ei nem Soldaten der Grenzwache erschossen. Nachdem Kiser seiner Barschaft von 4W Mark beraubt war, ließ man ihn achtlos liegen, bis fremde Hände später die Leiche in Obhut brachten. Frankreich. Der Streik der Seeleute beendigt. Der Ausstand in Marseille ist durch die Freilassung der sieben Seeleute des Paketbootes „Moise" beendet Spanien. Die Auflösung des spanischen Par laments. Der König unterzeichnete am Donners tag das Dekret über die Auflösung der Kammern, de ren Sitzungen seit dem Sturze des Kabinetts Maura suspendiert waren. Die Neuwahlen für die Depu tiertenkammer werden am 8. Mai und für den Senat am 22. Mai stattfinden. Die neuen Kammern werden ihre Sitzungen am 15. Juni beginnen. Türkei. Proklamation Sch cfket Paschas an die Albanesen. General Schesket Turgud Pascha erließ eine Proklamation an die Albanesen, in der es heißt: Die Armee sei bei Prischtina nicht konzentriert worden, um dem albanesischen Volk zu schaden. Ihr Zweck sei gegenteilig gewesen. Sie wollen dem albanesi schen Volke zur Seite stehen und sich Rechenschaft ab legen von Notwendigkeiten und Verbesserungen, die eingeführt werden müssen, zur Hebung der Lebensbe dingungen der Albanesen. Die Proklamation versi chert die Albanesen des Wohlwollens der Pforte und des Landes, fordert aber kategorisch die Nennung der jenigen Individuen, die die Revolte provozierten Prinz Eitel Friedrichs Aufenthalt in Ie r u sal e m .hat sein Ende genommen, das Prin- zcnpaar begibt sich auf Umwegen zur Küste, um von Jaffa aus die Heimreise anzutreten. An historischen Stätten wurden u. a. auch Nazareth besucht.