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Amt;- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschlietzl. des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfel-, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 21V. 1L8 1»L« ' — S7. Donnerstag, den 26. Mai Der unterzeichnete Amtshauptmann ist vom 29. Mai bis mit 3. Juli 1910 beurlaubt und wird durch Herrn Regierungsassessor Dr. v. Ziegenhierd vertrete«. Schwarzenberg, den 24. Mai 1910. IZvmurvrlnA, Amtshauptmann. Im Musterregister ist eingetragen worden: Nr 458 Firma «R«I. ^»»1 in Eibenstock, ein versiegelter Umschlag, enthaltend 34 Muster von Stickereien, die aus Seide, Metall und Baumwolle hergestellt sind. Fabriknummem: 5168, 5173 bis 5205, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, ange meldet am 3. Mai 1910. , Nr. 459. Firma: CI. « Vaoli»etiei7er in SchSuheiVe zwei versiegelte Pakete, enthaltend 98 Muster von gestickten Besätzen Serie XXXXIII: Fabriknummern: 2727 bis 2776, Serie XXXXIV: Fabriknummern: 2777 bis mit 2823 und 2787^,, Flächenerzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre, angemeldet am 8. Mai 1910. Eibenstock, den 21. Mai 1910. Königliches Amtsgericht. Der Medenslaiser. Die markanteste Persönlichkeit unter allen Monar chen, welche an der Beisetzung Eduard VII. teilnahmen, tvar unstreitig der deutsche Kaiser und mit seinem Auf treten in London beschäftigte sich nicht nur die englische Presse auf das lebhafteste, sondern auch, das ganze Ausland, speziell Frankreich, verfolgte die Vorgänge mit merklichem Interesse. In Sonderheit hat das Ver halten Wilhelm II. gegenüber dem französischen Mi nister des Aeußeren, Pichon, allenthalben einen starken Eindruck gemacht, am meisten natürlich in Frankreich, wo die Art und Werse, wie jdgr Kaiser dem Leiter der französischen Außenpolitik gegenüber trat, als ein ganz besonders liebenswürdiger Akt empfunden wird. Es liegt auf der Hand, daß bei einem Gespräch nach Tisch, wie es zwischen Wilhelm II. und Pichon stattgefunden hat, nicht politische Gespräche von eminenter Bedeutung geführt werden, sondern daß man mehr iw Unterhal tungston Tagesfragen streift und dabei eine Form wählt, Idie einen in keiner Weise bindenden Charakter trägt. Trotz alledem haben die bei dieser Gelegenheit gefallenen Worte des deutschen Kaisers allerorts doch «inen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, da sie geeig net sind, zu zeigen, wohin die Politik des Kaisers ge richtet ist, während man sich von ihm verschiedentlich oft «in recht falsches Bild gemacht hat. Nach Aeuße- rungen Pichons soll der Kaiser, wie bereits gemeldet, mit großer Beredsamkeit die ihm sehr sympathische Idee eines europäischen Staatenbundes entwickelt ha ben. Im Interesse der Menschheit und Zivilisation sollten die großen europäischen Völler einig bleiben, einander unterstützen und einen Woßen Friedensbund bilden Diese Worte sind überaus charakteristisch für das ganze Wesen unseres KaHsrst das so oft mißver standen wird und hierdurch^ wird erneut gezeigt, daß Wilhelm II. in Wahrheit ein Friedenskaiser sein will und bleiben möchte. Seine Worte sind auch darum um so bemerkenswerter, weil sie gerade gegenüber ei nem Vertreter eines Staates gefallen sind-, der sich trotz aller korrekten offiziellen Beziehungen durch eine weite Kluft von uns getrennt fühlt und der geschichtliche Ereignisse noch immer nicht zu vergessen über sich ge winnen kann. Gleichwohl aber muß konstatiert wor den, daß gerade während der Regierungszeit Kaiser Wilhelms sehr viel geschehen ist, um das beiderseitige Verhältnis zu einem leidlichen zu gestalten. Allerdings hat es an scharfen Konflikten nicht gefehlt und nament lich zur Zeit der Marokkofragen standen die Dinge auf des Messers Schneide und es hätte an einem ent setzlichen Völkerkriege nicht viel gefehlt. Aber auch diese Zeit liegt hinter uns und in den letzten Monaten ist Unleugbar eine Besserung des gegenseitigen Ver hältnisses eingetreten, nachsdew man es verstanden hat, sich über marokkanische Fragen direkt zu verständigen und auch die Begegnung des Kaisers mit Pichon ist viel leicht geeignet, die Brücke fester zu gestalten und man geht wohl in der Annahme nicht fohl, daß dem Kaiser nichts Annehmbareres widerfahren konnte, als eine Ge legenheit zu finden, sich gegenüber einem leitenden französischen Staatsmanne ausMsprechen. Wie wohl er damit den französischen Herzen getan hat, zeigen die Aeußerungen der französischen Blätter. Der dem Minister des Aeußeren nahestehende „Temps" bringt jetzt nach der Rückkehr Pichons einen fast enthusiastischen Artikel, in welchem er u. a. mittcilt, daß Kaiser und Minister ihr Vertrauen auf eine Zukunft materiell n und moralischen Friedens ausgedrückt haben, der auf ehrlichen Transaktionen basiert, Frankreich und Deutschland hätten seit einigen Monaten mehr getan, als diese Harmonie nur fester zu gestalten und zwar in einer Weise, die weder her Würde, noch den Inte ressen eines der beiden Länder widersprächen. Man braucht auf diesem Woge nur fortzuschreiten, :.m im guten Einvernehmen zu leben. Derartige deutsch- freuNdl-iche Stimmen sind schon feit langem nicht von jenseits der Vogesen zu uns herübergeNungen und wir dürfen es mit Genugtuung verzeichnen, daß die Per sönliche Liebenswürdigkeit Wilhelm II. an dieser er freulichen Wendung, die hoffentlich von Dauer sein wird, nicht in letzter Linie beigetragen hat. Tagesgeschichte. Deutschland. — Wirkungen des deutsch-portugiesi sche n H a nd el svertrages. In einer an den Bun desrat gelangten Eingabe einer ersten deutschen Scho koladenfabrik wird der Schaden, den die deutsche Scho koladenindustrie und das deutsche Nationalvermögen vom Sommer 1906 bis zum Frühjahr 1908 infolge des Fehlens eines deutschen „Handelssachverständigen" in Lissabon erlitten hat, auf 50 Millionen Mark ange geben. Diese Unterlassung wird sich auch, sehr zum Schaden der deutschen Industrie, noch recht fühlbar machen, falls Portugal von dem ihm aus dem neuen, ani 5. Juni in Kraft tretenden deutsch-portugiesischen Handelsverträge zustehenden Rechte Gebrauch macht, eine Reihe von Zöllen, namentlich aus der Webwaren-, Kleineisen-, Maschinen-, Automobil-, Holzwaren-, Pa pier-, Brauerei- und Hutindustrie, zu erhöhen. — Graf Zeppelin und der Kaufmanns stand. Ueber sein Verhältnis zum Handel sprach sich Exzellenz Zeppelin bei einer Huldigung aus, die ihm am 1 Psingstfeiiertage in Friedrichshafen mehrere Hun dert Mitglieder des Verbandes Deutscher Handlungs- gehülfen darbrachten. Herr Felix Marquart-Leipzig, Vorstandsmitglied im V. D. H., hielt zunächst eine An sprache, in der er hevvorhob, wie das Reich der Lüfte vor der Erfindung des Grafen Zeppelin dem Menschen gewissermaßen verschlossen gewesen sei. Das Zeppe- lin-Luftschiff werde im Felde seine Bedeutung erwei sen, hiielmehr aber noch im friedlichen Verkehre seine Wichtigkeit dartun. Wir Deutschen seien glücklich, Graf Zeppelin zu unseren Landsleuten zählen zu können. Verkennung, Hohn und Spott hätte Graf Zeppelin gleich vielen Erfindern über sich ergehen lassen müs sen, schließlich aber habe er mit dem Fürsten Bismarck das Wort aussprechen dürfen: „Gott hat es gewollt, daß ich meinen Namen habe ein schneid ein dürfen in die Mnde der deutschen Eiche zum ewigen Gedächtnis." — Graf Zeppelin antwortete auf die tiefempfundene Rede, die in ein jubelnd aufgenommenes Hoch auf den Grafen ausklang, folgendermaßen: „Verehrte An wesende! Ich kann vor Rührung Ihnen kaum herz lichsten Dank ausspvechen für die große Ehre, die Sir mir dürch Ihre Huldigung bereiten. Was Sie wollen, konnte durch Ihren Sprecher in nicht herrlicherer Weise zum Ausdruck kommen. Lassen Sie mich aus Ihrer HuMgungssprache nur das «ine Wort hcrausgreifen: „Gott hat es gewollt!" Mit diesem Worte trete ich in Ihren Krssis, in den ich gehöre. Wir tun als Kaufmann unsere Pflicht, die Gott in uns gelegt hat und erfüllen so den uns angewiesenen Platz. Es ist mir wegen an- deror Aufgaben nicht ganz leicht geworden, mich hier einzufinden, aber ich konnte nicht anders, denn die hohe Achtung vor Ihrem Stande und seiner Bedeutung, den er in der ganzen Welt genießt, machten es mir zur Pflicht. .Den Kaufmann muß ich bei meiner jetzi gen Tätigkeit in meinem Leben haben, wie er auch in der ganzen Welt unersetzlich und der Schöpfer der Kul tur ist Was hilft es, wenn man nur mit eigener Kraft für sich selbst arbeitet, wie es früher war, wo man noch keinen Verkehr hatte uns wo es keine Verkehrs mittel und keinen Kaufmann gab, und wo jeder nur für sich selbst sargte. Die Eroberung eines Landes geschieht durch Einleitung des Verkehrs durch den Kauf mann, und erst dann kann, Wicher durch Vermittelung des Kaufmanns, der Einzug der Kultur stattfinden. Unsere Großindustrie entwickelte sich auch nur durch den Kaufmann, der ihre Produkte hinaussendet in alle Welt. Seine nächste Aufgabe ist allerdings die Meh rung des Gewinnes für sich oder seine Gesellschaft; der deutsche Kaufmann hat aber auch ein höheres Ziel, er denkt auch an das Vaterland, denn wix alle leihen der Größe unseres Vaterlandes unsere Kräfte. Da durch aber dienen wir wieder dem Reich, welches uns den Schutz seines mächtigen Staatswesens angedeihen läßt, zum Wohle und der Entwicklung Deutschlands." Skutzland. — Petersburg, 24. Mai. Zum großen Erstau nen militärischer Kreise erschienen in der englischen Zeitschrift „Engeneering Review" die geheimsten P l ä- n e und Zeichnungen der russischen Schiffsbauten, die nicht einmal der Landesverteidigungskömmission anvertvaut worden sind. Das Marineamt ist nicht in der Lage, «ine Aufklärung zu geben, wer den Ver rat begangen haben könnte. England. — Kaiser Wilhelms Heimkehr. Die „Ho- henzvllern" mit dem Kaiser an Bord ist, begleitet von dem Kreuzer „Königsberg" und den englischen Torpe dobootszerstörer -,Test", „Stour" und „Kennet", am Dienstag früh 5 Uhr 45 Minuten von Port Viktoria nach Vlissingen in See gegangen. London, 22. Mai. Lord Kitchener hatte am Sonnabend auf Wunsch Kaiser Wilhelms eine längere Audienz bei diesem Monarchen. Der Kaiser soll sehr eingehend eine Menge militärischer Kragen mit dem englischen General besprochen haben, der ihm vieles über die Eindrücke seiner kürzlich zurückgeleg ten Weltreise erzählen mußte. Kaiser Wilhelm lud zum Schluß Lord Kitchener ein, als sein Gast das diesjährige Kaisermanöver mitzumachen. Kelgie«. — Brüssel, 24. Mai. Ueber das Datum des Besuches des belgischen Königspaares am Berliner Hofe ist bis jetzt noch nichts endgültig festgesetzt. Der Besuch wird wahrscheinlich am 30. d. Mts. erfolgen. Der Besuch ist während der Begegnung zwischen dem Kaiser und dem König! von London ge legentlich der Beisetzungsfeierlichkeiten Königs Eduard vereinbart worden. Wann der Gegenbesuch des Kai sers in Belgien erfolgt, ist ebenfalls noch nicht bekannt, man glaubt aber, daß er noch wähjrend der Zeit der Ausstellung stattfinden wird. Portugal. — Die portugiesischen K ö nig s m ö r d er. Durch die Festnahme und das Geständnis eines brasi lianischen Flüchtlings Remirez ist die portugiesische Po lizei, wie ein L. I.-Drahtbericht aus Lissabon meldet, in den Besitz einer Liste gelangt, die 1148 Personen be zeichnet, die im Jahre 1908 um das Attentat auf Kö nig Karlos und den Kronprinzen gewußt haben. So gar mehrere bekannte Politiker sollen unter diesen Mit wissern sich befinden. Aus dem Geständnis des Ver hafteten geht hervor, daß das Attentat wohl vorberei tet war. An vier verschiedenen Stellen längs des We ges, den der König mit seinem Gefolge nehmen mußte, waren Verschworene postiert. Würde dem ersten Pos ten der Mordanschlag mißlungen sein, dann wäre es Pflicht der drei anderen gewesen, zu handeln und die todbringende Bombe zu schleudern. Lerbie«. — Belgrad, 24. Mai. Am Sonnabend, den 28. Mai wird früh 6 Uhr mit dem Orientexpreß der tür kische Thronfolger Jussuf Jzzedin in Bel grad eintreffen. In seiner Umgebung befinden sich 18 Würdenträger der Politik und des Militarismus. Der zukünftige türkische Sultan wird drei Tage lang der Gast des serbischen Königs Peter sein Seine Rückreise erfolgt ani 1. Juni mittels Expreßzuges, direkt nach Konstantinopel. Während seines Aufenthaltes in Bel-