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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage .Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel..Kdr.:Kmtrblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. ISS -------- 7 -------- Mittwoch, de» 15. Ium LSI» OesseMche Sitznug des Bezirksausschusses findet Freitag, den 24. Juni 1910, von vormittags »/.IS Uhr an im Sitzungs zimmer des Hotels Ratskeller zu Schwarzenberg statt Schwarzenberg, den 13. Juni 1910. Königliche Amtshauptmannschaft. In dem Konknrsverfahre« über das Vermögen des Handelsmanns vurt klnatl in Eibenstock ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichnt» der bei der Verteilung zu berücksichtigenden Fordemngen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögens- stücke — der Schlußtermin auf den s. Juki 1910, vormittags 10 Ayr vor dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte bestimmt worden. Eibenstock, den 11. Juni 1910. Königliches Amtsgericht. Die ägyptische Frage. Die im Orient herrschende Gärung scheint immer größere Ausdehnung annehmen zu wollen, und nicht genug damit, daß die Kretafrage die Mächte stark in Anspruch nimmt und eine erneute Zuspitzung der Beziehungen zwischen der Türkei und Griechenland herbeigeführt hat, will, allem Anschein nach, jetzt auch nach jahrzehnte langer Pause die ägyptische Frage sich in den Vordergrund rücken. Ueber die Vorgänge in Aegypten erfährt man nicht allzu viel, wahrscheinlich wird alles unterdrückt, was Aufklärung geben könnte, man weiß nur, daß die jungägyptische Partei, deren Leitung in der Schweiz sich aufhält, danach strebt, ähnlich wie in der Türkei, Reformen herbeizuführen und vor allen Dingen die Okku pation deS Landes durch die Engländer zu beseitigen. Daß die Situation eine sehr ernste ist, geht daraus hervor, daß England sich anschickt, seine Garnisonen in Aegypten durch eine Anzahl Regimenter zu verstärken. All dies deutet darauf hin, daß die Situation eine recht heikle sein muß. Die jung ägyptische Bewegung ist ja in der Hauptsache gegen England gerichtet, und wenn den Briten auch das Land nicht gehört, so sind sie tatsächlich dort die Herren und werden sich hüten, jemals aus Aegypten wieder hinauszugehen. Denn für Eng land ist der Besitz Aegyptens eine Lebensfrage im Hinblick auf den Suezkanal. England braucht diese wichtige Straße für i den Weg nach Indien, und es muß daher unbedingt darauf bedacht sein, diese wichtige Straße besetzt halten zu können, um andere Mächte zu hindern, den englischen Schiffen den Weg zu verlegen. Aber auch sonst kann man den Eng ländern es nicht verübeln, wenn sie alles daran setzen würden, um in Aegypten zu verbleiben. Millionen über Millionen englischen Geldes sind hier angelegt, aus dem verrotteten und verkommenen Lande haben die Engländer einen blühenden Besitz geschaffen, und beispielsweise durch die großen Stau anlagen seine Fruchtbarkeit noch ungemein gehoben. Selbst in der korrupten Beamtenwirtschaft ist Wandel geschaffen worden, und das Land erfreut sich einer trefflichen und in jeder Weise guten Verwaltung. Zwar ist der Khedive nomi neller Herrscher und auch Minister sind vorhanden, sie sind aber sämtlich nur Puppen in den Händen der Engländer, welche tun müssen, waS die maßgebenden Herren wünschen. Eine starke Okkupationstruppe bildet eine wesentliche Unter stützung für den englischen Kommissar, und mit dieser ist man auch weiter nach Süden vorgedrungen. Geht doch ein Her- »enSwunsch der Engländer dahin, einen großen afrikanischen Besitz zu schaffen, der sich ununterbrochen vom Kap der guten Hoffnung bis hinaus zur Nilmündung erstreckt. Ein der artiger Besitz würde England eine ungeheure Macht verleihen und so ist es klar, daß es den ägyptischen Besitz nicht leichten Kaufs aufzugeben bereit sein würde. Von Außen dürfte auch England kaum noch irgend eine besondere Gefahx drohen, nachdem man sich mit Frankreich verständigt hat und so gar zu einer Entente cordiale gekommen ist. Früher lagen die Dinge freilich anders, und es sei nur an den Zusammenstoß bei Faschoda im Sudan erinnert, der beinahe zu einem schwe ren Kriege zwischen Frankreich und England geführt hätte. Inzwischen haben sich die Dinge wesentlich geändert, England hat Frankreich Marokko überlassen, während es selber unge stört von Frankreich in Aegypten nach Belieben schalten und walten kann. Die große Gefahr, welche droht, kommt auS dem Innern selber und zwar von jener Bewegung, welche die Parole auSgegeben hat „Aegypten den Aegyptern". Ob daS freilich ein Segen für das Land sein wird, ist sehr frag lich, denn Aegypten würde heute nimmermehr soweit sein, wenn eS nicht eben unter englischer Verwaltung gestanden hätte. Die Aegypter sind wahrlich noch nicht reif genug, um selber wieder eine moderne Verwaltung führen zu können, da» Land würde wieder vollständig versumpfen. Trotzdem man sich verschiedentlich in Aegypten selber klar darüber ist, daß eine derartige Wendung zum Schlechten eintreten würde, ist doch der Fanatismus so groß, daß man kein erstrebens werteres Ziel kennt, als dies. Dürfte die Bewegung auch viele Aussichten haben, so würde ein Erfolg auch nicht im Interesse deS Landes zu wünschen sein. Immerhin aber würde die Niederwerfung einer Erhebung den Engländern doch einige Schwierigkeiten bereiten, namentlich im Süden, und r» ist daher begreiflich, daß man der weiteren Entwick lung der Dinge in London mit ziemlicher Besorgnis cntgegen- steht und bet Zeiten seine Maßnahmen trifft. Tagesgeschichte. »eMMaatd. — Der Kaiser und die Schulfrage. Unter den Gästen des Kaisers bei der diesjährigen Nordlandfahrt wird sich auch der RegierungS- und Schulrat Dr. Komorowski aus Potsdam befinden. Wie die .B. N. N." hören, ist Dr. Komorowski deshalb zur Teilnahme an der Nordland fahrt deS Kaisers eingeladen worden, weil sich der Monarch von ihm gelegentlich über neuzeitliche Schulfragen berichten lassen will. Schon vor längerer Zeit hat der Kaiser be- kannilich geäußert, daß das Schulwesen noch mehr nach neu zeitlichen Gesichtspunkten ausgestaltet werden müsse, daß er ein Freund der Reformschule sei. — Afrika-Diamanten für Dernburg. Eine ganz besondere Ueberraschung hat der Kaiser dem früheren Staatssekretär deS Reichskolonialamtes, Exzellenz Dernburg, bereitet. Der Kaiser verlieh ihm bekanntlich aus Anlaß seines Scheidens aus dem Amte die Brillanten zum Roten Adler orden 1. Klasse. Derartige Brillanten werden bei der General ordenskommission niemals vorrätig gehalten, sondern von Fall zu Fall von den Hofjuwelieren bezogen. Es ist nun vom Kaiser der Auftrag gegeben worden, daß zu den Ex zellenz Dernburg verliehenen Brillanten solche Diamanten verwendet wurden, die in Südwestafrika von Dernburg selbst gefunden worden sind oder aber von dort stammen. Die zur Verarbeitung genommenen Steine sind natürlich durch weg schöne Exemplare von reinstem Wasser. Der Wert dieser zu Orden verliehenen Brillanten schwankt zwischen 3000 und 4000 M. Bei dem Tode deS Ritters verbleiben sie den An gehörigen als Eigentum. — Albert Trägers 80. Geburtstag. Albert Träger, der freisinnige Parlamentarier, feierte am Sonntag in Berlin seinen 80. Geburtstag. Geheimrat Trä ger gehört zu den Veteranen der Volksvertretungen des Reichs und Preußens. Seit 1862 ist er als Rechtsanwalt tätig, früher in kleineren Städten der Provinz und seit fast 20 Jahren in Berlin. Er ist auch als Schriftsteller und Dichter bekannt. Dem Reichstag gehört er mit einer kurzen Unterbrechung seit 1874 an, dem preußischen Abgeordneten haus« mit einigen Unterbrechungen seit 1879. Aus Anlaß deS 80. Geburtstages wurde ihm der Kronenorden zweiter Klasser verliehen. — Die Schiffahrtsabgaben. Der Gesetzent wurf über die Einführung von Schiffahrtsabgaben wird, wie die .B. N. N." hören, bereits am nächsten Freitag, den 17. d. MtS., im Plenum deS Bundesrates verhandelt werden. Nach den kühnen Abstimmungen im Bundesrat über die grundlegende Frage der Einführung von SchiffahrtSabgaden auf regulierten Strömen und der monatelangen Durchbera tung des Entwurfs in den Ausschüssen darf man auf eine glatte Verabschiedung im Bundesrat rechnen. Die Vorlage wird dem Reichstag sofort bei seinem Zusammentritt im Spätherbst zugehen. — Zur Stichwahl in Usedom-Wollin. Die .Nationallib. Korresp." beschäftigt sich mit den beiden ReichS- tagSersatzwahlen der letzten Tage und hofft, daß nach dem Ergebnis von Jauer-LandeShut die fortschrittliche Volkspartei daS gemeinsame bürgerliche Interesse im Auge behalten und die trennenden Gesichtspunkte für den Augenblick auszuschalten sich bereitfinden wird. Sie meint, in Usedom-Wollin bietet sich der Volkspartei Gelegenheit, den Konservativen die Gegen leistung für die in Jauer gewährte Wahlhilfe zukommen zu lassen. Ganz so zuversichtlich ist die .Konservative Korresp.' nicht, die ebenfalls den Freisinnigen die konservative Wahl hilfe in Jauer-LandeShut ins Gedächtnis ruft. Sie glaubt noch eindringlicher mahnen zu müssen und macht deshalb darauf aufmerksam: .Das Verhalten der Freisinnigen in Ueckermünde-Usedom-Wollin wird von entscheidender Wirkung sein für die Stellungnahme der Konservativen gegenüber der Fortschrittlichen Volkspartei bei den zukünftigen Wahlen!" — Protestvers ammlung auf der Wart burg. Der Großherzog von Sachsen-Weimar genehmigte die Abhaltung einer Protestversammlung gegen die päpstliche Encyklika auf der Wartburg. — Keine Luftschifferakademie in Fried- rtchshafen? Wie verlautet, ist man von dem Plane, eine Luftschifferakademie in Friedrichshafen unter Zuhilfenahme von Reichsmitteln zu gründen, völlig abgekommen. Man glaubt, daß eine LuftschiffahrtS-VersuchSanstalt weit zweck mäßiger wäre, und daß diese Anstalt an bestehende Organi sationen, etwa an das Materialprüsungsamt, angeschlossen werden könnte. Schweiz. — Genf, 13. Juni. Die päpstliche Enzyk lika hat auch in Genf lebhafte Kundgebungen veranlaßt. Da» Konsistorium der nationalen Protestanten kirche nahm in seiner letzten Sitzung Stellung zur Enzyklika. Prof. Goegg hielt eine heftige Rede gegen die Enzyklika wegen ihrer Angriffe auf die reformatorische Kirche. Er ersuchte die Anwesenden, einen Protest zu unterzeichnen, welcher amtlich veröffentlicht wird. Serbien. — Belgrad, 13. Juni. Der serbische Tronfolger Alexander wird am 10. Juli nach Sofia reisen, um dem Könige Ferdinand von Bulgarien einen Besuch abzustatten. Der Aufenthalt in Sofia wird 3 Tage in Anspruch nehmen. Von Sofia reist der Prinz Alexander nach Konstantinopel, um auch dem Sul- t an und dem türkischen Thronfolger einen Besuch abzustatten. ««srika. — Roosevelt Führer einer Anti- Trust-Partei. Der ehemalige Sekretär der Forsten Pinchot und James R. Garfield sind Sonntag abend bei einem Essen des Roosevelt-Klubs in St. Paul in Minnesota auf die jüngste parteipolitische Gliederung der Vereinigten Staaten zu sprechen gekommen. Der Präsident deS Klub» erklärte, daß aus den Reihen der Konservativen eine neue Partei sich entwickle. .Diese Partei ist ohne Namen, aber keinesfalls ohne Führer ES ist die Partei des Kompromisses, da sie gleichzeitig Konservative und Fortschrittler in sich ver einigt. Diejenigen, die die Rechte des Volkes zu achten und zu vertreten wissen, um dabei die Bildung von Monopolen im wirtschaftlichen Leben zu bekämpfen, gehören ihr an. Die neue Partei ist noch namenSlos: ihre Führer jedoch sind Roosevelt, Pinchot und Garfield". In seiner Antwortrede führte Pinchot aus, daß der Kongreß in seiner gegenwärti gen Zusammensetzung das Anrecht verloren habe, sich Vertre tung des Volkes zu nennen. Er griff den Tarif an, der «ine Erhöhung der Lebensmittelpreise zur Folge hatte. „Die brennende Frage, die daS amerikanische Volk zu lösen hat, ist die: Soll Amerika sich selbst regieren oder soll die Herr schaft im Lande von einer kleinen Gruppe Sonderinteressier ter auSgeführt werden?" Die Bildung dieser neuen Partei wird nach Ansicht vieler die vornehmste Aufgabe Roosevelts nach seinem Wiederauftreten in der politischen Arena sein. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 14. Juni. Der Referendar beim hiesigen Kgl. Amtsgerichte, Herr Oscar Dagobert von M a - lachowSki, ist vom 15. dss. Mon. ab oem Kgl. Amtsge richte Plauen i. V., dem hiesigen Kal. Amtsgerichte der Re ferendar bei dem Kgl. Amtsgericht Leipzig, Herr Paul Walther Thierbach vom gleichen Tage ab zugewiesen worden. — Eibenstock, 14. Juni. Die hiesige Orts gruppe de» Flottenvereins veranstaltet Freitag, den 17. d. M. im .Deutschen Hause" einen Vortrags- und Unterhaltungsabend mit anschließendem Tanzkränzchen, worauf schon heute hingewiesen sei. DaS Programm wird noch veröffentlicht. — Wildenthal, 12. Juni. In der Nacht zum 5. Juni wurde aus dem verschlossenen Schuppen der Aesi- gen Oberförsterei ein Wildwagen im Werte von 70 Mark gestohlen. Der Gendarmerie gelang es jetzt, den Dieb m einem aus Eibenstock gebürtigen und jetzt in der Nähe von Graslitz in Böhmen wohnhaften Gelegenheitsar beiter zu ermitteln, der den Wagen mittlerweile in seiner Heimat verkauft hatte. — Dresden, 13. Juni. Se. Majestät der König hat heute die in LvAnxsliois beauftragten StaatSminister zu Sich berufen, um mit ihnen die durch die BorromäuS- Encyklika geschaffene Sachlage zu besprechen. Se. Maje stät erklärte Seine lebhafte Genugtuung darüber, daß Seine Bestrebungen, den konfessionellen Frieden im Lande zu schützen, bisher immer von Erfolg gekrönt gewesen seien. Umsomehr bedauere Er, wenn diese Seine Bestrebungen ge genwärtig durch so schwere Angriffe auf die der evangelisch- lutherischen Landeskirche angehörende überwiegende Mehrheit