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Amts- un- Anzeigeblatt für den slmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 21V. -----iS 57. Jahrgang. ——. Freitag, den 17. Jimi Die orientalische Frage. Die Dinge im östlichen Mittelmeer beschäftigen rm- AenbliMch die Staatskanzleien weit mehr als man «gern zugeben möchte. Mlsm Anscheine nach sind die Verhältnisse überaus kompliziert und obendrein hat sjich in der letzten Zeit eine Zuspitzung, her Situation eingestellt, welche die Diplomatie bedenklich stimmen, muß. Allemal, wenn man keinen Ausgang mehr weiß, taucht das Gespenst einer Konferenz auf und auf diesen Ausweg möchte man am liebsten auch jetzt verfallen. Freilich scheint sich einiger Widerstand an der einen oder anderen Stelle bemerkbar zu machen, denn es ist bezeichnend; daß die Nachpicht von einer Kretakon ferenz, die von Paris aus verbreitet wurde, von dort aus aucy sehr bald Widder in Wrede gestellt worden ist, wahrscheinlich weil dieser Versuchsballon versagte. Die Führung der Kretamächte wollen wohl Frankreich und England übernehmen und der französische Botschafter in London Cambon verkehrt tägliche zuweilen sogar zweimal, im Auswärtigen Amt. Es heißt nun, Frank reich habe keine Konferenz der Schutzmächte vorge- schlägen, man möchte nur Besprechungen Londoner Ver treter der Schutzmächte mit dem englischen Auswär tigen Amt, um auf diese Weise Verzögerungen zu ver meiden, die notwendig entstehen würden; wenn die Ver handlungen -über alle Einzelheiten zwischen, den ver schiedenen Hauptstädten geführt werden müßten. Im Grunde genommen kommt das so ziemlich auf dasselbe heraus wie bei einer Konferenz, man soll den Botschaf tern größere Vollmacht geben, das heißt mit anderen Worten: es tritt doch eine Art kleine Konferenz zusam men, um die Verhältnisse zu regeln. Es hieß nun, daß Frankreich bereits eine solche vorgeschlagen habe, aber auch diese Meldung wird als unrichtig zurückgewiesen, es sei bisher keinerlei Regelung vorgeschlagen worden. Man scheut sich eben, offen Farbe W bekennen, weil man sehr wohl weiß, daß jedes besondere Hervortre ten je nachdem Anstoß erregen und weitere Konsequen zen nach sich ziehen würde. Das muß jetzt England zu seinem großen Leidwesen selber spüren; nachdem man sich dort etwas zu sehr für Griechenland ins Zeug tzelegt hat. Man hat damit eine lebhafte Mißst-m- mung am Goldenen Horn hervorgerufen und türkischer seits wird bereits unverhohlen erklärt, daß man hier aus ersehen habe, welche Ziele England mit seiner Po litik verfolge und die Früchte dieses Verhaltens wird vielleicht jetzt Deutschland ernten, welchem sich die Gunst der türkischen Machthaber zuwendet. Im Hinblick hier aus war wohl auch im englischen Unterhaus eine An frage gestellt, durch welche Herr Grey in pich Lage kam, sjch über die Haltung Englands in der Orrentfrage aus zusprechen, bei welcher Gelegenheit er nicht verfehlte, zu betonen, die Haltung der englischen Regierung be zwecke die Aufrechterhaltung der Suzeränität des Sul tans, den Schutz her mohammedanischem Einwohner und die Förderung einer guten Regierung der Insel unter autonomem Regime. Gleichzeitig fügt Siir Edward Grey hinzu, daß die in gewissen Kreisen verbreitete Be hauptung, wonach die englische Regierung einen ande ren Standpunkt vertrete als die übrigen Schutzmächte, völlig grundlos sei. Ob Albion freilich mit dieser Ver sicherung viel Glück haben wird, steht dahiim, es kann England leicht passieren; daß es sich zwischen zwei Stühle setzt. Während dessen treiben -die Dinge in Kre ta wie in Athen immer weiter. Die Kreter lassen sich durch alle Drohnoten der Mächte nicht abschreckem und beharren auf ihren Standpunkt, weil sie wohl wissen, daß die Mächte vor dem Aeußersten wohl immer noch zurückschrecken werden., und weil man.glaube, daß di: kretischen Forderungen doch schließlich zu mindestens zum größten Teile bei einiger Hartnäckigkeit d-urchze- setzt würden. Auch in Griechenland selbst ist die Situ ation eine durchaus verworrene und der König zögert noch immer mit der Rückkehr, obwohl er sich bereits auf dem Wege nach Athen befand- Man spricht von neuen Differenzen zwischen König und Regierung, ein Moment, welches schwerlich dazu beiträgt, eine Bes serung der Situation herbeizuführen und leicht neue umfangreiche Verwicklungen nach sich ziehen kann. Tagesgeschichte. Deutschland. — Dispositionen des Kaisers. Ueber die näheren Dispositionen des Kaisers wird der „Inf." folgendes mitgeteilt: Nach Schluß des Horner Ren nens gedenkt der Monarch an Bord der „Hohenzolleru" nach Cuxhaven zu fahren, um am 21. d. Mts. der ersten großen Segelregatta, die vom Norddeutschen Regatta- Verein auf der Unterelbe von Cuxhaven elbauf- und elbabwärts veranstaltet wird, beizuwohnen. Am Abend desselben Tages wiyd der Kaiser die Preise verteilen und an dem Festessen an Bord eines Dampfers der HambUpg-Amemka-Linie auf der Cuxhavener Reede teil nehmen. Am folgenden Tage 8 Uhr morgens begibt sich der Herrscher auf seiner Jacht durch- den Kaiser Wil helm-Kanal nach Kiel, um an der Kieler Woche teilzu nehmen, die am Tage vorher mit der Kr-iegsschiffsboot- wettfahrt des Kaiserlichen Jachtklubs auf dem Kieler Hafen beginnt. Am 4. Juli Pritt dann der Monarch von Travemünde aus seine Novdlan-sreise an; von der er am 31. Juli programmäßig zurückerwartet wird. An der Kieler Woche werden auf Einladung des Kaisers wieder eine ganze Anzahl Gäste teilnehmen. — Eine Stiftung des Kaisers für Hel goland. Der Kaiser hat der Einwohnerschaft von Helgoland für den Bau eines neuen Gemeindekranken- haüses die erforderlichen Geldmittel aus seiner Pri vatschatulle zum Geschenk gemacht. Das jetzige Ge meindekrankenhaus war baufällig und entspricht nicht im geringsten mehr dem vorhandenen Bedürfnis. Auf Anordnung des Monarchen soll das neue Krankenhaus auch Badegäste aufnehmen. — Deutschlands Dank an Sachsens Kö nig. Die tapfere Erklärung des Königs Friedrich Au gust über die päpstliche Enzyklika hat in Deutschland überall starken Widerhall gefunden. In Dresden wur den dem Könige bei einer Ausfahrt stürmische Huldig ungen zuteil. Auch kommen aus ganz Deutschland Bei falls- und Huldigungstelegramme in großer Zahl. — D i e P r o t e st k u n d g. e b u n g au f de r W a r t -- bürg Wie aus Eisenach gemeldet wird; nahmen an der Protestversammlung auf der Wartburg über 2000 Personen teil. Nach einer glänzenden mit Begeister ung aufgenommenen Rede des Kirchenrats Kieser wur de eine in scharfer Form gehaltene Entschließung gegm die päpstliche Enzyklika angenommen. An den Groß herzog von Sachsen wurde ein Huldigungstelegramm abgesandt. — Rücktritt Rechenbergs? Nach privaten- Drahtnachrichten, die in Berlin eingelaufen sind, soll der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Freiherr von Rechenberg, nach dem Rücktritt des Staatssekretärs. Dernburg telegraphisch seine Beurlaubung bis zur Er ledigung des von ihm einzureichenden Rücktrittsgesuchs erbeten haben. Als mögliche Nachfolger werden ge nannt: Geheimer Regieruugsrat v. Winterfeld, frü her erster Dezernent beim Gouvernement in Dares salam, Geh. Legationsrat Dr. Haber, der gegenwärtige Dezernent für Ostafrika im Kolonialamt, und der Land- rat des Kreises Spvemberg, Dr. Wilkens, einer der besten Kenner und der größte Grundbesitzer des Schutz gebietes. — Die Tagung des Hansabundes. Die Tagung des Hansabundes am Mittwoch in Berlin, die eine Uebersicht des bisher in einem Jahre Erreich ten bieten soll, wurde durch Geheimen Justizrat Pro fessor Dr. Rießer eröffnet. Der Redner legte di« Ziele des Hansabundes dar und wies die zahlreichen von Gegnern aller Richtungen gegen den Hansabund ausge sprochenen Angriffe zurück. Dann wandte sich -er Red ner an das Han-werk und zur Landwirtschaft. Der Hansabund sei kein Feind der Landwirre, deren Bedeu tung im volkswirtschaftlichen Gesamtorganismus Deutschlands niemand besser zu würdigen wisse, als der Hansabund. Um so energischer wandte sich der Red ner aber gegen die Agitation des Bundes der Land wirte. Es folgten warme Worte der Anerkennung für den früheren Staatssekretär Dernburg«, und mit einem Hinweis aus d-e Weltmachtstellung Deutschlands, an deren Festigung Her Hansabund treu und mit aller Kraft Mitarbeiten werde, schloß Geheimrat Rießer unter mi nutenlangem Beifall. Der nächste Redner; Geh. Re- gierungsrat Dr. Duisburg, sprach über „Industrie und Hansabund", dann trat Obermeister Rahardt an die Rednertribüne, um über „Mittelstand und Hansabund" zu sprechen. Georg Lißko-Düsfeldorf, sprach über „An gestellte und HansabuM". Es gibt 135 000 Angestellte unter den Mitgliedern -es Hansabundes. Zuletzt pr- stattete Oberbürgermeister a. D. Knobloch den Bericht Über die Tätigkeit des Hansabundes und seine Zweig vereinigungen. Die Zahl der Zweigvereinigungen ist ständig gewachsen. Der Hansabund- stellt keine eigenen Kandidaten zu -en Reichstagswahlen auf, sondern er ist bemüht, unter den hervorragenden Vertretern «al ler Erwerbsstände Männer zu finden, die -innerhalb ihrer Parteien die Interessen des Hansabundes för dern sollen. Für die Erbschaftssteuer trat der Redner nachdrücklich ein. Der Hansabund will eine neue Vor lage ausarbeiten und sie der Regierung unterbreit?«. Worte des Dankes und der Anerkennung« dos Vorsitzen den schlossen hie eindrucksvoll verlaufene Tagung ab. Oesterreich-Ungar«. — Mord ans chlagaufdenLandeschefvon Bosnien. Am Mittwoch wurde in Serajewo der Landtag feierlich eröffnet. Ms nach Beendigung der Feier der Landeschef von Bosnien, Generäl von Vave- sanin, mit seinem Adjutanten Major Heller nach -?m Konat zurückfuhr, gab der Sozialdemokrat Bogdan Ka- vujic fünf Revolverschüsse auf ihn ab, die glücklicher weise sämtlich ihr Ziel verfehlten. Dann richtete der Täter die Waffe gegen sich selbst und -entleibte sich mit der sechsten Kugel. Türkei. — Zur Kretafrage. Das Londoner Auswär tige Amt hat den Schutzmächten Kretas «den Vorschlag unterbreitet, ihre Streitkräfte in den kritischen Gewäs sern zu verstärken, um gegebenen Falls eine Landung schleunigst vornehmen zu können. Der Vorschlag ist von den Gesandten ihren Regierungen übermittelt worden. Man glaubt, daß «die englische Regierung bereits Maß regeln getroffen habe, um -ihre Streitkräfte in den kre tischen Gewässern zu vergrößern. — Konstantinopel, 15. Juni. Der Groß vezier stattete gestern den Gesandten -er S ch utz- mächte Kretas Besuche ab und unterhielt sich mit ihnen eingehend über die kretische Frage. Wie ver lautet, ist die Pforte im Prinzip einverstanden mit der Einberufung einer Kretakonferenz, stellt allerdings dje Bedingung, daß bei dieser Konferenz die Frage der An nexion nicht zur Sprache gebracht werden dürfe. Auf der Konferenz dürfen nur die untergeordneten Kragen sowie diejenigen der Autonomie Gegenstand der Bera tung bilden. Hierbei würden die Oberhoheitsrechte der Türkei die Grundlage der Beratungen sein und den Wünschen der ottomanischen Regierung müßte nach Möglichkeit -Rechnung getragen werden. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 16. Juni. Freitag abend findet, wie bereits angekündigt, im »Deutschen Hause" hier endlich ein mal wieder ein Flottenvereinsabend statt. Ange sichts der zahlreichen Festlichkeiten im Winter hat sich der Flottenverein einmal eine andere Zeit ausgesucht und hofft schon wegen deS überaus starken Interesse-, welches unsere Industrie am Friedensschutze durch eine starke Flotte und an dem Einflüsse hat, den die Machtstellung unseres Deut schen Reiches vermittelst seiner krieg-tüchtigen Flotte, auf die Ausbreitung und Sicherung deutschen Handels und Ver kehrs sowie auf die Zugeständnisse anderer Völker im Welt- auStausche der Güter ausübt, auf regen Besuch. Aber auch das Programm lockt. Liebliche Damenstimmen werden unser Ohr erfreuen, unsere Blaujacken werden unsre Deutsch-Freudigkeit durch ihr forsches Auftreten wieder ein mal erfrischen und ein nettes Theaterspiel wird unS auS ihrem Leben manches Interessante vor Augen führen. Ein kurzer Vortrag aber wird uns alles Wissenswerte in raschem Fluge darbieten. Und unsere Damen — finden ihr Tänzchen! Hurra! — Dresden, 15. Juni. Die deutsche Luft schiffahrt-Gesellschaft, G. m. b. H., die bekannt lich seinerzeit auf Mügelner Flur Flugversuche veranstalten wollte, die jedoch nicht zur Ausführung kamen, hat sich nun mehr auf Beschluß der letzten Hauptversammlung wieder vollständig aufgelöst. — Dresden, 15. Juni. Das Schiedsgericht im Bau gewerbe fällte heute mittag l Uhr seinen Spruch, wonach von morgen ab die gesamte Bausperre aufgehoben wird. — Freiberg, 15. Juni. Im nahen Weißenborn zog man Montag abend die Leichen eines verheirateten 3b jährigen Kaufmanns und einer 22 jährigen ledigen Fabrikarbeiterin aus einem Teiche. Beide waren in ein und derselben Fabrik in Stellung und find gemeinsam aus unglücklicher Liebe in den Tod gegangen. — Plauen, i. V., lb. Juni. Wieder »Vogtl. Anz." meldet, wurde gestern in Feldwiese bei Elsterberg die 75 Jahre alte Milchfrau Rauh vom Rittergut Thirmhof in ihrer Wohnung von ihren aus Elsterberg von der Arbeit zurück kehrenden Kindern ermordet aufgefunden. E» liegt jedenfalls Raubmord vor, der in den späten Abendstunden