Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Kmlsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Ueichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. ^14» für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, Neuheide, GbersMtzengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ..... - - L7. . Freitag, deu 1. Juli Erscheint täglich abends mit Ausnahme der !: Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag ' Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 < > Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene - Zeile 30 Pfennige. ': Fernsprecher Nr. 2IV. Amiwilitanftischk Rkizungkn im Rheinland. Vor kurzem ging die eigenartige, inzwischen übri gens dementierte Meldung durch die Presse, daß der preußische Kriegsminister an das Staatsministerilum «ine Vorstellung gerichtet habe des Inhalts^ daß er die Verantwortung für die Schlagfertigkeit der Armee auf !die Dauer nicht auf sich nehmen könne, wenn der antimilitaristischen Agitation unter der Jugend vor ihrer Aushebung, namentlich , in bestimmten Landes- teilen — gemeint ist hier das rheinisch-westfälische Grenzgebiet — nicht mit aller Energie gesteuert werde. „Wenn nU!n auch," so wird den „Berl. N. N." von militärischer Seite mitgeleilh „die Meldung bezüglich der Auffassung des Kriegsministers als unsinnig sich Herausstellen mußte, so scheint es doch nötig, einmal die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Zustände zu len ken, die in dem genannten Gebiete in Manöverzeitm sich ergeben. Wer längere Jahre das zweifelhafte Ver gnügen gehabt hat, im Dreieck Düsseldorf-Köln-Elber- feld, vor allem in der Solinger Gegend, Manöver mtt- zumachen wird einen sehr unangenehmen Eindruck von denk Verhalten eines großen Teiles der dortigen Be völkerung mitgenommen haben. Da sind, zunächst die Massen von Manöverbummlern, die ohne alle Diszip lin sind. Tausende und Abertausende wälzen sich über die noch bestandenen 'Felder, brechen in die Gärten ein, plündern die Obstbäume und Beete. Die Feldgendar merie reicht zum Verhindern solcher Ausschreitungen nicht aus. Auch Polizei- und Landgendarmerieorgane spielen keine Rolle. Der Flurschaden, der Hernach na türlich d er Truppe in die Schuhe geschoben wird, ist selbstverständlich enorm, und die Angesessenen sehen daher aucy der Ankunft der Truppen nicht gerade freundlich entgegen, deren Anwesenheit den Janhagel der hergisch-märkischen Industriestädte auf ihren Be sitz hetzt. Soll d ie Truppe irgendwo bei einer Rast Wasser holen, so sind die vom Pöbel belagerten Brun nen häufig nur unter verständnisinniger Anweudung ^sanfter Gewalt" sveizubekommen und dann ertönt ringsum das wütende Gejohle der Massen. Daß in- folgedessen auch in der Truppe starke Erbitterung sich geltend macht, ist um so verständlicher, als es häufig vorgekommen ist, daß die zum Aufrechterhalten der Ordnung kommandierten Unteroffiziere und Mann schaften nachts in ihren Quartieren überfallen wur den. In einzelnen Gegenden ging die Unsicherheit so weit, daß es seitens der Truppenteile bei hoher Straf androhung verboten war, in Ortsunierkunft anders als mit Waffe zu gehen. Und welche Freuden die Auf rechterhaltung der Ordnung in belegten Orten für die damit betrauten Organe bringt, wird dar am besten ermessen können, der in jenen Gegenden bei ausbrechen dem Feuer öder bei Elementarereignissjen einmal Ab sperrungen vorzunehmen hatte, um dem „Rettuugs- drange" des Pöbels vorzubeugen. Dieser Janhagel setzt sich fast durchweg Ms jüngeren, noch vor der Dienst zeit stehenden Burschen zusammen, die von der Sozial demokratie bis aufs äußerste verhetzt und meist wegen Roheitsvergehen vorbestraft, hernach zu den Truppen teilen kommen. Die Zustände in dem genannten Ge biet erfordern dringend Abhilfe, und es wäre mit Freu den zu egrüßen, wenn die Staatsregierung dieser das ganze Bergisch-märkische in schweren Mißkredit brin genden Verhetzung durch geeignete Maßnahmen gründ lich das Handwerk legen würde." Tagesgeschichte. Deutschland. — Einweihung des Posener Kaiser- schlosfes. Der Kaiser hat bestimmt, daß die Ein weihung des Königlichen Residenzschlosses zu Posen am 20 August stattfinden und daran vom 20. bis 22. Au gust eine Mache von Festlichkeiten sich anfchließen sollen. An dar Feier werden der Kaiser und die Kaiserin, der Kronprinz die Prinzen Eitel Friedrich und August Wil helm mit ihren Gemahlinnen teilnehmeu. — FürstRadolinundFreiih^rr v. Schoen. Fürst Radolin, der bisherige Botschafter in Paris, hat seinen Rücktritt mit dem vor einigen Monaten erfolg ten Tode seines Sohnes motiviert, durch den es not wendig geworden sei, daß er sich persönlich näher mit der Bewirtschaftung seiner Güter befasse, als ihm dies in still er Stellung als Botschafter möglich sei. In der Tat wahre man schon seit langem, daß Fürst Radolin durch den Tod seines Sohnes nicht nur tief erschüttert, sondern auch gezwungen fei, seine Tätigkeit zwischen den dienstlichen Pflichten und den Dispositionen über seinen a usgedehnten Grundbesitz zu teilen. Trotzdem darf man annehmen, daß Fürst Radolin wie bisher so auch weiterhin dieses Zwiespalts Hjerr geworden wäre, wenn nicht andere Gründe ihm den Gedanken an feinen.'Rücktritt nähegelegt hätten. Diese Gründe wird man in elfter Linie in der Notwendigkeit zu suchen haben, für den bisherigen Staatssekretär des! Auswär- Agen, Freiherrn von Schoen, einen anderen Posten frei zu machen, da der Leiter des Auswärtigen Amtes be kanntlich seit langem wenig Neigung verspürte, im ei ner Stellung zu verbleiben, die weder seinen Fähig keiten noch feinen persönlichen Wünschen in vollem Um fange entsprach. Herr von Schoen fand von. je wenig Gefallen an der parlamentarischen Seite seines Amtes; die Auseinandersetzungen mit dem Reichstag, beson ders mit den alldeutschen Elementen der Volksvertre tung, sagten ihm nicht zu Was die Bedeutung des Wechsels in der Leitung unserer auswärtigen Politik auf die Beziehungen zwischen Deutschland und Frank reich betrifft, so sei vorweg bemerkt, daß Freiherr von Schoen einer der eifrigsten Fürsprecher freundsch ift- lichm Beziehungen zwischen den beiden Ländern ist. Seine Ernennung zum Botschafter wird deshalb zwei felsohne auch von solchen Kreisen diesseits und jen seits der Vogesen mit Genugtuung begrüßt werden, wo die Ansicht vorherrscht, daß die soeben von der Reichs regierung beschlossene Einführung des erhöhten Zoll tarifs für französischen Champagner der Förderung, dieser Beziehungen nicht eben günstig gewesen, sxi. Menschlicher Voraussicht nach darf die Ernennung von Schoens zum Botschafter von Papis als eine weitere Etappe auf dem Wege zur Versöhnung zwischen Deutsch land und Frankreich geltem, — Die Festungen in Deutschland. Nach einer offiziellen Mitteilung des Kriegsmmisters sind die Städte Breslau, Kulm und Marienburg zu Festun gen ausgebaur worden; ferner sind am Oberrheim bei Hüningen, Jstein und Neuenburg, sowie auf dem Möls heimer Berg Jestungsanlagen errichtet worden. Es .wird nun, wie der Korrespondenz. „Heer und Politik" von militärischer Seite geschrieben Wirch eine Darstel lung des gesamten Festungswesens in Deutschland von Interesse sein. An der Ostgrenze des .Reiches befinden sich mehrere bedeutsame Festungen mit starken Fort gürteln und eine große Anzahl Festungen ohne Forts. Die wichtigsten find Königsberg, Danzig, Thorn und Posen. Am weitesten nach Osten vorgelagert ist fer nerhin d.- Feste Boyen. Zwischen den beiden mächtigen Wüichselfestungen Thorn und Danzig liegen die Festungswerke Marienburg, Graudenz und Kulm. In Schlesien sind die Festungen Breslau, Glogau unh Glatz zu erwähnen. Breslau ist augenblicklich noch nicht aus- gebaul und. soll erst im Mobilmachungsfalle die Be festigungen erhalten. An der Ostseeküste sind ferner hin nocy Swinemünde, Stralsund, Kiel und Sonder- bürg Au erwähnen. Zwischen den beiden großen Fes tungen Küstvim und Magdeburg liegt Spandau. In der Nordsee bildet Helgoland einen festen Punkt, fer- neir sind Cuxhaven und die Wesermündung stark be festigt. An der Westgrenze gegen Frankreich sind vier Festungen ersten Ranges zu erwähnen, nämlich Köln, Mainz, Metz und Straßburg. Befestigt ist fernerhin, von Norden nach Süden gemannt Wesel, Deutz, Ehren- breitstein, Diedenhofen, Bitsch, Germersheim!, Kehl, Molsheim, Neuenburg, Hüningen, Nenbreisach und Jstein. Als Festung ersten Ranges kommt noch Ulm in Betracht, als befestigte Orte Ingolstadt und Königsberg. Von besonderer Wichtigkeit bei einem Kriege mit Frank reich sind die neu angelegten Werke am Oberrheim. Im ganzen verfügt Deutschland über ll Festungen mit Fbrtgürteln und über 28 andere Festungen. Bei die ser Zahl sind die drei neuen Festungen Breslau, Kulm, und Marienburg schon mit eimbetzogem Den Erfah rungen u nd den Fortschritten gemäß, die auf dem Ge biete dec Strategie ständig gemacht werden, erleidet das Bild des Festungswesens im Laufe der Jahre ei nige Veränderungen. Die Festungen immitten des Lan des werden geschwächt, wie z. B. Magdeburg, und an! den Grenzen entstehen neue starke Forts. Immerhin sind aber die Umwandlungen nicht nur grundlegender Natur, so daß das Gesamtbild dadurch ein völlig neues Aussehen erhält. — Das Hamburgische K o l o nialin sti tu t. Das Hamburgische Kolonialinstitut kommt seinem Zie le, «ine äüf akademischer Höhe stehende Vorbild»ngs stätte für Männer, die in den Kolonialdiemst treten wol len, zu werden, immer näher. Daß dabei auch das ethische und christliche Moment Mr Geltung kommt, be weisen u. a. die regelmäßig wiederkehrenden Missions- Vorlesungen, mit deren Abhaltung im den. letzten Wochen Pastor D. Paul aus Lorenzkirch beauftragt war. Unter seinen Zuhörern befanden sich auch künftige Missionare von verschiedenen deutschen Missionsgesellschaften, die iM erster Linie durch Professor Meinhof in das Studium afrikanischer Sprachen eingeführt sein wollen, daneben aber die sich ihnen reichlich bietende Gelegenheit zu geographischen und volkskundlichen Studien über ihr künftiges Arbeitsfeld benutzen. Auch die Teilnahme katholischer Missionsmänner steht im naher Aussicht., Das von einem Hamburger Gönner geschenkte prächtige Bortragshaus, das seiner Vollendung entgegengeht und für die kolonialwissenschaftlichen Vorlesungen zur Ver fügung stehen soll, wird den Zuzug zum Kolonialinsti tut noch bedeutend verstärken. — Dre Sterblich keit in Deuts.chlan d und England. Dr. Prinzimg-Ulm berichtet im der „Deut schen Medizinalzeitung" von Untersuchungen, die er über die Sterblichkeit in Deutschland und England an- gestellt hat. Er konnte dabei feststelhen, daß in bei den Ländern in den letzten Jahrzehnten die Sterblich keit für die Altersklassen vom zweiten bis dreißigsten Lebensjahre bedeutend abgenommen hat. England steht besonders inbezug auf das Kindesalter günstiger als Deutschland und zwar sowohl im Säuglingsalter wie in der Altersperiode von 6 bis 11 Jahren, weil seit längerer Zeit England unter der Diphtherie viel weniger zu leiden hat als Deutschland. Dagegen ist bei den Er wachsenem Deutschland etwas günstiger gestellt. Viel leicht ist dies neben der Hebung der gesamten LeLens- verhältnisse auf unsere soziale Arbeitergesetzgebung zu rückzuführen. Für Personen über 60 Jahre hat Deutsch land eine Verminderung, England eine Erhöhung der Sterblichkeit aufzuweisen. — Straßburg i. E., 29. Juni. Statthalter Graf v. Wedel reist am Freitag abend nach Ber lin. Spanien. — Barcelona, 29. Juni. Gestern wurde auf einem öffentlichen Wege eine Bombe gesunden. Wäh rend Polizisten dieselbe auf einem nicht besonders ge sicherten Wagen hinwegschaffen wollten, erfolgte die Explosion. Zwei Munizipalgardisten Mrden eine Strecke weit fortgeschleudert, ein Artillerist, sowie ein Polizeibeamter wurden ebenfalls schwer verletzt. Ein gleichfalls durch die Explosion schwer verwundeter Pas sant ist seinen Verletzungen bereits erlegen .- Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 30. Juni. Gestern in der Mittag stunde wurde auf Veranlassung der Schneeberger Polizei der bei dem hiesigen FuhrwerkSbesitzer Herrn Nötzold bedienstete 2ljährige H. Georgi verhaftet. G. wurde von zwei Schutzleuten unter Assistenz von Arbeitern beim Holzabladen im Sägewerk deS Herrn Kommerzienrat Dörffel festgenom men und wird sich wegen schwerer Körververletzung, begangen an einem 11jährigen Schneeberger Schulmädchen, auf das er mit einem Revolver geschaffen hatte, zu verantworten ha ben. Der Täter, der das Mädchen schwer verletzt hat, bestreitet jede böse Absicht. — Zwickau, 29. Juni. Das Urteil gegen den 21jährigen Stuhlbauer Max Emil Schmidt aus Wolfs grün, der einer großen Reihe von Einbruchsdiebstählen in Postämter, Gemeindeämter usw. im oberen Erzgebirge ange klagt war, lautete auf b Jahre 6 Monate Zucht haus, 5 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiauf sicht. Die Schuld Schmidts wurde in allen Fällen als be wiesen erachtet. Er leugnete bis zuletzt und hatte noch zum Schluß versucht, einen Alibibeweis anzutreten, indem er fünf weitere Zeugen vorladen ließ, weshalb die Hauptverhandlung auf vier Tage unterbrochen werden mußte. Bei der Ver handlung wurden etwa 40 Zeugen vernommen. — Reichenbach i. V., 29. Juni. Leichtsin niger Umgang mit Schußwaffen hat hier zu einem Unfall geführt. Als ein Knabe auS einer Teschinpistole einen Schuß abgab, traf er einen seiner Gefährten, einen 13jährigen Schüler, dem das Geschoß in den Unterleib drang. — Annaberg, 28. Juni. Ein Arbeiter aus Anna' berg ist in Komotau i. B. als großer Schwindler entlarvt und festgenommen worden. Er spiegelte seinen Op fern vor, einen großen Gewinn gemacht zu haben, und borgte von ihnen Geldbeträge in Höhe von mehreren tausend Mark. Als nun zwei biedere Annaberger auf der Komotauer Eskomp- tebank das GlückSloS in Höhe von 400000 Mark in einem