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Amts- und Anzeigeblatt für den amtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld. Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönl^iderhammer Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. 57. Ia-rga»g. > ,, , LSI. Sonntag, den 3. IM LSL« Erscheint täglich abends mit.Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 21V. Bezugspreis Vierteljahr!. M.l.SO einschliebl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Hel.-Adr.: Amtsblatt. Laud- md Landksknllilrrelittu, Wasserzms, Schaakge- wcrbeftcucr, HMdeAwer. Die am 30. Juni bez. 1. Juli dieses Jahres fällig gewesenen 2. Termine der vor genannten Steuern sind bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung innerhalb der fest gesetzten Fristen an hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Eibenstock, am 2. Juli 1910. Der Stadtrat. — Hefte. Eingegangen sind: a) vom Gesetz- und Berordnuugsblatte für da- Königreich Sachfe» die Nr«. 8—36 vom Jahre 1910, d) vom NeichSgesetzblatte die Nr«. 5—33 vom Ia«fe»de« Jahre. O st a s i e n. Angesichts der ziemlich lebhaften Vorgänge auf dem Gebiete der europäischen Politik vergißt man fast ganz, den Blick auf entferntere Gegenden zu richten, ob wohl es von Zeit zu Zeit ganz zweckmäßig wäre, auch diesen genauere Beachtung zu schenken, lieber dix ver wickelte Situation im näheren Orient hat sich die Auf merksamkeit auf Ereignisse im ferneren Osten abge- schwächt und gerade dort scheint sich manches abzu.- s-pielen, was für die weitere Entwickelung der gesamt ten Weltpolitik von nicht zu unterschätzender Bedeu tung sein kann. Nach einer Meldung aus Petersburg ist dieser Tage eine Verständigung zwischen Rußland und Japan über die Mandschureibahnen zustand ege- kommen, ein Resultat, das man noch im Vorjahre kaum erwartet hätte. Was dazu geführt hat, ist unschwer zu erraten. Man entsinnt sich wohl noch, welche Ver blüffung der weltfremde Vorschlag des Staatssekre tär Knox machte, welcher die ostasiatische Frage dadurch zu lösen hoffte, indem er eine Internationalisierung der Mandschureibahnen empfahl: daß darin gerade der Keim zahlreicher Zerwürfnisse liegen würde, bedachte dieser seltsame Leiter der Außenpolitik der Vereinigten Staaten nicht. Von Seiten der Staatskanzleien er fuhr denn auch dieser Vorschlag eine höfliche Ableh nung, zumal man sich, wohl nicht mit Unrecht, sagte, daß Amerika dabei sein eigenes Schäflein ins Trockene zu bringen hoffte. Mit seinem Vorgehen zeitigte Mr. Knox aber noch ein anderes Resultat, welches er mit seiner Superklugheit wohl nicht erwartet hatte, das sich aber eigentlich nur als eine natürliche Folge sei nes Vorgehens darstellte: Er bewerkstelligte damit eine Annäherung zwischen Rußland und Japan, obwohl die Wundem des schweren Krieges noch lange nicht geheilt sind. Sowohl Japan wie Rußland haben ein großes Interesse daran, andere Mächte, speziell aber die Ver einigten Staaten, deren „Jnheresse" für Ostasien ja hinreichend bekannt ist, fern zu halten und so tat man das Klügste. was man in einem solchen Falle tun konn te, man vergaß die langjährige Rivalität und kam zu einer Verständigung, um sich den gegenseitigen Besitz zu garantieren und! die Festsetzung Dritter zu verhin dern, aber das Abkommen dürfte Wer die Eisenbahn- srage allein weit hinausgehen. Die Bedeutung des Ueberein kommen s liegt nicht in letzter Linie darin, daß beijde Mächte'den »tatus quo ohne Vorbehalt als den Ausgangspunkt ihrer künftigen Politik in Ostasien ak- züptieren. Hieran liegt nicht nur die Bereitwilligkeit, daß jeder die Rechte pes anderen respektiert, sondern auch der Entschluß, diese Rechte nötigenfalls als für den Frieden in Ostasien wesentlich aufrecht zu erhalten. Beide Mächte werden eine Erschütterung d^s statu» quv nicht zulassen. Die Bedeutung des Abkommens für beide Mächte ist eine ungemein große, weil auf diese Wei se die Gesahr eines erneuten gefährlichen Zusammen stoßes zwischen Rußland und Japan im sernen Osten so gut wie beseitigt ist, so daß beide Mächte sich; daselbst in der Hauptsache friedlichen, also wirtschaftlichen Zie len widmen können. Des weiteren dürfte dadurch auch dem ehrgeizigen Plänen Nordamerikas ein Riegel vor geschoben werden, weil man sich dort im Hinblick auf die jetzt hergestellte Einmütigkeit zwischen den bisheri gen Rivalen hüten wird, allzuweit zu gehen. Ange sichts dieser Situation dürfte die Entwickelung der Dinge in Ostasien erfreulicherweise für absehbare Zeit in ruhigen Bahnen verlaufen. Die Gesetzblätter, deren Inhalt an den im Flur des Rathauses befindlichen Anschlägen ersichtlich ist, liegen 14 Tage lang zur Einsicht an Ratsstelle aus. Ttadtrat Eibenstock, den l. Juli 1910. H-fte. M. II. Carlsfeld. Hundesteuer. Diejenigen, welche Hunde im Besitz oder aus irgend einem Grunde in ihrer Obhut haben, die am 10. Januar dieses Jahres gesäugt wurden und sonach steuerfrei gewesen sind, werden aufgefordet, dies bis spätesten- den 20. diese- Monats hier anzuzeigen. Die Unterlassung der Anzeige wird, insoweit sie sich nicht als Steuerhinterziehung darstellt und deshalb mit dem 3faAe« Hundesteuerbeirage geahndet werden müßte, mit einer Ordnnng-strase von 3 Mart belegt. Carlsfeld, den 1. Juli 1910. Der Gemeindevorstand. Bauernfeind. Tagesgeschichte. TeutsMand. — Kaiserliches Vertrauensvotum für Bethmann-Hollweg. Der Reichskanzler hat, wie von ihm seht nahestehender Seite publiziert wird, in Kiel von dar Krone die erneute Versicherung ihres un bedingtem Vertrauens zu der inneren und äußerem Poli tik erhalten. Der Kaiser billigte die ihm vom Reichs kanzler vorgetragenen gesetzgeberischen Vorhaben der Reichsleitung und des preußischen StaatsminisheriumZ, unter denen sich die offiziös angekündigte neue preu ßische Wahlrechtsvorlage noch nicht befunden hat. — Fürst Radolin und Pichon. Fürst Rado- lin, der gegenwärtig in Berlin weilt, erhielt vom Mi nister Pichon eine lange und herzliche Depesche, in der Pichon ihm in den wärmstem Ausdrücken sein lebhaftes Bedauern über seinen Rücktritt ausspricht. Der fran zösische Minister des Aeußeren ruft dem Fürsten die ge meinsamen langen Anstrengungen zur Erzielung oder Wiederherstellung guter Beziehungen zwischen Frank reich und Deutschland ins Gedächtnis und versichert ihn, daß er sich immer der Jahre gemeinsamer Arbeit erim nern werde, die sie dem Werke der Friedens«!haltung gewidmet haben. — Wechsel im Kieler Oberwerftdirek torium. Der Kieler Oberwerftdirektor Vizeadmiral von Usedom ist zurückgetreten und zur Ver fügung des Kaisers gestellt worden. Zum Oberwerft direktor wurde Kapitän Henkel ernannt. Vizeadmiral von Usedom befehligte seinerzeit die deutsche Abteilung der Saymour'schen Truppen auf dem Marsche nach Peking und ist Inhaber des Ordens pour le merite. — Die Schiffahrtsabgaben im Bundes rat Wte der „Reichsanzeiger" mitteilt, wurde in der am Mittwoch unter dem Vorsitz des Staatsministers, Staatssekretärs des Innern Delbrück ab gehaltenen Ple narsitzung des Bundesrats dem Entwurf eines Ge setzes über den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schiffahrtsabgaben im der von den Ausschüssen beschlossenen Fassung die Zustimmung er- teilt. — Kein neues Alottengesetz. Die „Nordd. Allg. Ztg. bezeichnet die von einigen, Blättern verbreit tetc Meldung, daß neben der halbamtlich angekündig ten Militärvorlage auch eine Flottenvorlage zu erwar ten sei, als „völlig aus der Luft gegriffene Behaup tung." — Der Sieg der T urbin e bei den Kriegs schiffen. Die deutsche Marineverwaltung hat nun mehr nacb den bekannten vorsichtigen und umfassenden Versuchen für alle ihre neuen Kriegsschiffe die Ver wendung der Dampskolbenmaschine als Äntriebsorgan aufgegeben und ist allgemein zum Turbinenbetrieb übergegangen. Von den Linienschiffen erhielt der von der kaiserlichen Werft Kiel zu erbauende „Ersatz Hilde- brand'( Parsons-Turbinen, die als Einzelwellenturbi nen mit einer vorgeschalteten Curtis-Stufe ausgebildet werden. Jeder der 3 Maschinensätze umfaßt ein Hoch druck-, I Niederdruck- und 1 Rückwärtsturbine. 'Für die Annahme der Dreiwellenanordnung hat offenbar der Gesichtspunkt, daß fett längerer Zett alle Linienschiffe der deutschen Marine mft 3 Schrauben ausgerüstet wor den find und hiermit nur gute Erfahrungen gemacht wurden dm Ausschlag gegeben. Auch das Linienschiff „Ersatz Heimdall" wird daher 3 Schrauben erhalten. Es ist der neuen Hamburger Werst, der AeG. Bulkin, übertragen worden, die auch den Bau der für das Schiff bestimmten A E.-G.-Turbinen selbst ausführ.m wird. Bei der Schiffswerft Blohm u. Boß, Hamburg, sind zuWe.it die 3 großen Kreuzer „von der Tann" (Wasserverdrängung etwa 19000 Tonnen, Maschinen- leistung rund 41000 ?8., Schiffsgejschwindigkeit über 24 Knoten), „Moltke" und „II" in Bau, die sämtlich mit Parsons-Turbinen in Vierwellen-Anordnung aus gerüstet werden. Auch der große Kreuzer „ö" dieses Etats wird von derselben Firma mit auf 4 Wellen arbeitenden Antriebsmaschinen des Systems Parsons versehen werden. Das genügt "wohl, um zu zeigen, daß die Turbine einen unbestrittenen Siegeslauf an geirr ten hat. — Förderung d e r W oll s chaf zuch t in deut schen Kolonien. Die in Deutschland bereits vor längerer Zeit zu beobachtende Bewegung zur Förder ung der Wollschafzucht W deutschen Kolonien hat nun mehr eine feste Form angenommen. In einer am Mitt woch im Hotel „Esplanade" in Berlin stattgehabten Versammlung, einberufen vom Woll'schafMcht-Syndikat, hatten sich etwa dreihundert Personen eingesunden, da runter die Vertreter der interessierten Verbände der Tuch- und Wollfabrikanten, des Wollhandels, Mitglie der des Reichstages und des Landtages, die Vertre ter des Bundes der Industriellen, des Zentralverban des Deutscher Industrieller, der Deutschen Landwirt- schastsgesellschast, zahlreicher Handelskammern, der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin usw. Beson ders zahlreich war d er Besuch von Tuchindustriellen aus allen Teilen Deutschlands. Auch das Reichskolo nialami hatte einen Vertreter entsandt. Die Kolonien waren durch angesessene Farmer vertreten. Die Ver sammlung wurde vom Vorsitzenden Dr. Max Schoeller durch einleitende Worte eröffnet. Es sprachen hierauf unter lebhaftem Beifall der Versammlung Oberbürger meister Dr. Küle-Bückeburg, Hauptmann a. D. Stein hausen, Major a. D. Schlabach, Reinhard Mannes mann, Generalsekretär Besser als Vertreter des kolo nialwirtschaftlichen Komitees, Kommerzienrat Grüne baum für den Verein Deutscher Tuchi- und Wollfabri kanton Berlin-Aachen, Georg Schönbach für die Ver einigung des Wollhandels Leipzig, Geheimrat Prof. Dr. Lehmann, als Vertreter der Deutschen Landwirtschafts- gesellschaft, Kolonialabteilung, E. Bäcker. Aus den Vor trägen und der lebhaften Diskussion, an der sich auch der Generalsekretär des Bundes der Industriellen, Dr. Wendlandt und der Vertreter des Reichskolonialamts, Regierungsrat Dr. Busse, beteiligten, ergab sich, daß die Lösung der Frage der Schaffung einer deutschen Wollproduktion aus deutschen Wirtschaftsgebieten bei genügenden Mitteln keine Schwierigkeit bietet. Die Versammlung nahm einstimmig folgende Resolution an: „Die heutige Versammlung hält es gegenüber der von Jahr zu Jahr an Bedeutung wachsenden Auslandsein suhr an Wolle für eine der wesentlichsten national-- wirtschastlichen Aufgaben, daß die heimische Wollpro duktion ihre Ergänzung in einer deutschkolonialen Woll erzeugung findet. Sie begrüßt von diesem Standpunkt aus alle Bestrebungen, die durch Bildung von Wollschaf- zuchtunternehMungen darauf Hinzielen, die einheimi schen Wollkonsumenten durch Wollproduktion in deut schen Wirtschaftsfphären zu fördern und zu sichern." Die Versammlung wählte zur Prüfung und Lösung der ftch ergebenden wirtschaftlichen, technischen und finan ziellen Fragen ein Komitee, dem außer den Mitgliedern des Ausfichtsrates des Wollschafzucht-Syndikates u. a. folgende Herren angehören: Professor Dr. Lehmann, Syndikus der Handelskammer Aachen, Geh. Regie- rungsrar Professor Dr. Wohltmann-Hälle a. S., Geh. Regierungsrat Professor Dr. Lehmann von der land wirtschaftlichen Hochschule in Berlin, Regierungsrat Dr.