Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, tLUgbvtNU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: EmilHannebohnin Eibenstock. 57. Iahrga « g. F? I8t.Somtag, den 7. August Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl. des „Zllustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-Ndr.: Amtsblatt. OessrntlicheBorbildcrsammluug. Von heute «o»»tag bis mit 21. d. M. findet eine Souderausftellung von Weitzstickereien (Madeirastickereien) statt. Plauen, 7. August 1910. Geh. Kommerzienrat Volkstümliche Politik. Endlich hat der Abgeordnete Bassermann das Schweigen g ebrochen, in das er sich so lange gehüllt hatte. Da-er gesehen hat, daß die Reichstagsfraktion noch itmmsr hinter ihm steht, hat er sich mit dankens werter Offenheit einem Journalisten gegenüber über die politische Lage -aiusgesprochen, lieber seine Person hat sr gleichzeitig bestätigt, daß er die Wiederannahme eines Reichstagsmandats von seinem Gesundheitszu stände abhängig machten will, d. h. mit anderen Wor ten, er behält sich die Entscheidung vor. Besonders be merkenswert ist in den Ausführungen des nationallibe ralen Führers seine Ansicht über die Politik des Herrn von Bethmann-Hollweg, weil man weiß, daß er sich vor kurzem Mit dem Reichskanzler sehr eingehend be sprochen hat. Bassermann stellt sich der jetzigen Re gierung durchaus ablehnend gegenüber und möchte lie- bor heute als morgen zu der Politik des Fürsten Bü low, also zum seligjen Block, zurückkehren. Er erklärt die Finanzreform antisozial und ungerecht, er spricht von dem unglücklichen preußischen WahlrechtsDeform- entwurf und er glaubt nicht daran, daß die Regierung eine zugkräftige Wahlparole finden werde. Er for dert eine volkstümliche Politik, weil seit der Reichs- sinanzrefovm ein Kapital von Vertrauen verwirtschaf tet sei, daß es gerade gefährlich für das deutsche Reich wäre, wenn es auf dieser Bahn fortschreite. Als Auf gaben der nächsten Reichstagssession nennt Herr Bas sermann die Reichsversicherungsordnung, die elsässi sche Berfassungsreform und das Quinquenat. Man kann ohne weiteres annehmen, daß Bassermanu über die Absichten der Regierung unterrichtet ist, nur muß man sich wundern, daß er von diesem dürftigen Pro gramm eine besonders volkstümliche Politik sich ver spricht. Wer noch im Zweifel darüber ist, daß allent halben eine weitgehende Unzufriedenheit herrscht, der täuscht sich selbst, denn die letzten Wahlen haben zur Ge nüge ergeben, daß etwas -geschehen muß, um wieder weitere Kreise zu positiver -Mitarbeit heranziehen zu können. In dieser Hinsicht ist auch ein Artikel bemer kenswert, den Professor von Schmöller, der bedeutende Nationalökonom der Berliner Universität, über das Wahlrecht in Pveußen veröffentlicht. Allerdings hätte der große Gelehrte besser daran getan, im Herrenhaus bei der Wahlrechtsdobatte seine gewichtige Stimme zu erheben, als jetzt etwas Wr post kostum. Schmöller ist zwar nicht für eine Uebertragung des Reichstags- Wahlrechts auf Preußen zu haben, aber anderseits ver langt er doch das g eheime und direkte Wahlrecht und fordert außerdem, daß hie Wahl recht svorlage, die von der Regierung wieder -eingebracht werden soll, weniger reaktionär sein müsse, als die, für welche Schmöller- selbst im Herrenhause gestimmt hat. Weder also ist es die volkstümliche Politik, die das einzige Heilmittel sein soll, der allgemeinen Unzufriedenheit entgegenzu- tvaten. Schmöller sagt, jede Verfassung benötige der inneren Teilnahme der großen Mehrheit des Volkes. Kein Recht der Krone und der Regierung sei auf die Dauer haltbar, wsnn nicht der größere Teil der Bür ger innerlich mit Hertz und Weist auf ihrer Seite jst. Uöber eine Augenblicksbewegung könne jede starke und kluge Regierung Herr werden, keine aber könne dauernd der Zustimmung, des Beifalls der großen Mehrheit der Regierten entbehren. Weiter meint Professor Schmöller, Herr von Bethmann-Hollweg überlasse bes ser die Aufgabe einem neuen Ministerpräsidenten, wenn er nicht mit dem entschlossenen Mute an sie herantrete; eventuell auch gegen die Konservativen zu Handelm Es ist nicht anzunehmen, daß der jetzige Reichskanzler an -eine solche Politik denkt, und deshalb wird es wohl auch mit der Volkstümlichkeit bis auf weiteres nichts werden. Herr von Bethmann-Hollweg schwärmt be kanntlich für eine Politik der Sammlung, gegen die sich auch der Abgeordnete Bassermann mit aller Ent schiedenheit erklärt hat, da er von einem Zusammen gehen mit den Konservativen nichts wissen will. Un ter diesen Umständen werden vermutlich die Sozial demokraten: auch weiter den Nutzen davon haben, daß die UnMsriLdenheit in der Bevölkerung immer mehr zunimmt. Tagesgeschichte. Deutschland. - D as K aiserha ar in H a n n o v.er. Der Kai ser und die Kaiserin sind Freitag abends 6 Uhr aus dsm Bahnhose in Hannover eingetroffen. Der Kaiser trug die Uniform des Königsulanenregiments, die Kaiserin war in Trauer. Auf dem Bahnsteig war der Polizei präsident anwesend. Die Majestäten begaben sich mit Gefolge in Automobilen durch die geschmückten Stra ßen unter lebhaften Kundgebungen -des Publikums bei sehr schönem Wetter zu dem Prinzessinneu-Denkmal, welches der Kaiser der Stadt Hannover zum Geschenk gemacht hat. Bei dem Denkmal waren Oberpräsident Tr. Wentzel, Stadtdirektor Tramm und der Vigebür- germeistcr anwesend. Die beiden letzteren Herren spra chen dem Kaiser den Dank der Stadt für das Geschenk des Denkmals aus. Das Kaiserpaar besichtigte hier auf das Kunstwerk eingehend. Der Kaiser sprach sein? volle Befriedigung über die gärtnerischen Anlagen am Denkmal aus. Unter lebhaften Kundgebungen des Pub likums fuhren die Majestäten sodann nach dem König lichen Schlosse, wo sie Wohnung nahmen. — Doppelte Buchführung in Wilhelms haven. Die Einrichtungsvorarbeiten für die Einfüh rung einer doppelten Buchführung auf der Kaiserlichen. Werst in Wilhelmshaven sind beendet und die doppelte Buchführung ist eingeführt. Deutsche Kolonie». — Zur Ermordung des Kaufmanns Brettschneider in Südkamerun. Nach einem amtlichen Bericht über das vorläufige Ergebnis der Untersuchung über die Ermordung des Kaufmanns Brettschneider in Südkamerun verließ Brettschneider am 3. Mai Abong Mbang am oberen Nyong zum An- w-orben von Arbeitern. Er wurde unterwegs möhr fach vor -den Häuptlingen der Makkas gewarnt, setzte aber in der Hoffnung, die Makkas würden ihm nichts tun, da er in friedlicher Absicht komme, dien Marsch fort. Gleich hinter NgaMba begannen die Makkas, die Karawane mit Speeren und Pfeilen zu beschießen.. Brettschneider erhielt einen Pseilschuß in den Hals und war sofort tah Die Leiche wurde unter die an dem Ueterfalle beteiligten Häuptlinge verteilt. Die Zeu gen stimmen darin überein, daß Brettschneider sich kei ne Uebergriffe gegenüber Eingeborenen habe zuschul den kommen lassen. Die Motive der Tat bedürfen nun der Aufklärung. Nutzland. — Pet-ersburg, 5. August. Das Artille- rie-Liehrgeschwader der Baltischen Flotte hielt die Häuser des Villenortes Koppel bei Reval für Zielscheichen und eröffnete morgens das Feuer. Zwei Geschosse schlugen in den Garten, ein drittes durch- bchrte die Wand über dem Bett eines Villenbesitzers, der glücklicherweise vor fünf Minuten aufgestanden war. Andere Geschosse richteten Zerstörungen am Kirchhof an und schlugen in der zur Stadt führenden Allee ein. Unter den Einwohnern brach eine furchtbare Papst aus. Die Regierung hat eine energische Untersuchung ein geleitet. Spanien. — Spanien vor dem Sturm. Die heutet aus Madrid vorliegenden Nachrichten lassen keinen Zweifel mehr darüber offen, daß die Führer, der Ka- tholikenhewegung auf ein Blutvergießen am nächsten Sonntag hinarbeiten. So ist es Tatsache, daß von fanatischen Priestern im baskischen Gebiete Waffen ver teilt werden und ebenso haben die Behörden -ichpre Mitteilungen darüber erhalten, daß in verschiedenen Klöstern, wie in Pamplona, Vitoria, Tolosa und an deren Städten von Navarra förmliche Wasfenlager auf- gespeichert sind. Der Ministerpräsident hat daher die ganze Kundgebung auf das strengste verboten, wobei er sich aus den Beschluß des Gemeinderates von San Sebastian stützt, der im Hinblicke auf die drohenden Un ruhen gegen die Manifestanten gleichfalls Stellung genommen hat. Um das Verbot mit allem Nachdrucke aufrecht erhalten zu können, untersagte Canalejas den Direktionen her nach San Sebastian, führende« Bahnen, die von den Demonstranten bereits bestell ten Sond-erzüge abzulassen. Dafür beschlagnahmte die Regierung selbst die betreffenden Bahnlinien für Trup- pentransporhe, denn ganz San Sebastian sowie die Umgebung werden am nächsten Sonntag einem großen Heerlager gleichen. Allein die romtreuen Katholiken wollen sich durch keinerlei Verbote abschrecken lassen, sondern sie werden aus den umliegenden Provinzen in Massen nach San Sebastian strömen, und zwar zu Pferd, zu Wagen und die meisten wohl zu Fuß. Von San Sebastian aus gedenken sie sich auf französischen Boden zu begeben, um dort die Absendung einer Adresse an den Papst und an ddn König zu beschließen. Es heißt, daß in dam Pyrenäengöbirge zahlreiche Carlisten wohl bewaffnet bereitstehen, um bei einem Zusammenstöße zwischen den Katholiken und den Truppen sofort den ersteren zu Hilfe zu eilen. Doch handelt es sich hier nur u m Gerüchte, für die eine Bestätigung bisher nicht zu erlangen war. Dagegen werden sich unter den Manifestanten selbst sicher viele Carlisten befinden, denn der carlistische Deputierte Felim fordert die An hänger des Thronprätendenten auf, in Massen in San Sebastian zu erscheinen. Don Jaime, der noch zu An fang dieser Woche in Perpignan gesehen wurde, ist feit mehreren Tagen spurlos verschwunden. «»erika. — Roosevelts Triumßhzug. Roosevelt ist Donnerstag von seinem Ausflug in das p en ns ylv arische Bergwerksgebiet zurückgekehrt. Als Redakteur des „Outlook" gedachte er Untersuchungen über die soziale Lage der Minenarbeiter amzustellen. Doch seine Reise glich der Fahrt eines Triumphators. Allerorten wur de or als der künftige Präsident der Union gepriesen. Die -wirkliche Lage der Arbeiter auszukundschaften, war ihm unmöglich. Denn wo er in deren Hütten trat, wurde er feierlich empfangen und festlich bewirtet. Eine Mutter mit 17 Kindern erklärte ihm, das Wohl der nord amerikanischen Rasse liege ihr so am Herzen, daß sie die Schar ihrer Jungen und Mädchen sicher noch aus 20, wenn möglich- auf zwei Dutzend, bringen werde. Roosevelt notierte diese „Opferwilligkeit"" in sein Re daktionsbuch.. Begleitet war er auf seiner Reise von dem früheren Vorsitzenden des amerikanischen Bery- arbeiterverbandes John Mitchell. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 6. August. Eine SonderauS- stellung von Weitzstickereien (Madeiraarbeiten) findet von heute bis mit 21. ds. Mts. in unserer Vorbildersamm lung, die wieder regelmäßig geöffnet ist, statt. Der Be such derselben ist für jedermann frei. — Eibenstock, 6. August. Auf einen seltenen Kunst genuß, der unserm muflkliebenden Publikum in nächster Zeit bevorfteht, sei schon jetzt empfehlend aufmerksam gemacht. Für den 2l. d. MtS. ist das rühmlichst bekannte Leipziger Soloquartett für Kirchengesang zu einem Konzert in der hiesigen Kirche gewonnen worden. Ueber die Bedeutung dieser hervorragenden Sängervereinigung soll in einer der folgenden Nrn. ds. Blattes ausführlicher berich tet werden. Für heute sei nur erwähnt, daß die Künstler nicht nur in Hunderten von deutschen Städten, sondern auch in der Schweiz, in den Niederlanden, in Belgien, Italien, Schweden, Rußland, England und Frankreich, im Orient und in ca. 50 Städten Nordamerikas in insgesamt über 1000 Konzerten aufgetreten sind und überall begeisterte Aufnahme und günstigste Beurteilung gefunden haben. Möge dem Leipziger Soloquartett auch in unserer Stadt ein volles Gotteshaus beschicken sein! — Eibenstock. Auch in diesem Jahre wird wegen des ParkfesteS in Aue im Erzgebirge am 14. Au gust ein Sonderzug von Schönheiderhammer nach Aue i. E. abgelassen. Der Sonderzug mit II. und III. Klasse fährt nachmittags 1" in Schönheiderhammer, 1^ in Eiben stock u. Bf., 1" jn Wolfsgrün, 1" in Blauenthal, 1" in Bockau ab und trifft 1^' in Aue i. E. ein. Er ist auf gewöhnliche Fahrkarten benutzbar — Dresden, 5. August. Der König besuchte heute mit seinen Kindern nachmittags 1 Uhr die Vogelwiese. — Im Hofe de» Grundstücks Bachstraße 3 stürzte ein Straßen kehrer infolge eine» Schwindelanfalls 2 Meter hoch von einer Leiter und erlitt schwere Verletzungen. — Einen