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Amts- Md Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl. des „Dllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Tel.-5ldr.: Amtsblatt. I8S. für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, vvtUIA Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Berantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Jahrgang. — — Dienstag, den 9. Angnst In nächster Zeit ist der Flug der Non«enfalter zu erwarten. Um die Waldungen vor einem Fräße der Nonnenraupen zu bewahren, werden die Waldbesttzer veranlaßt, ihre Waldbestände bei Beginn der Flugzeit abzusuchen, die gefangenen weiblichen Falter zu zählen und zu verbrennen. Unterlassungen werden auf Grund des Gesetzes vom 17. Juli 1876, den Schutz der Waldungen gegen schädliche Insekten betreffend, mit Geldstrafe bi- zu 150 M. geahndet. Schwarzenberg, den 5. August 1910. Königliche Amtshauptmannschast. 1870 und heute. In diesen Tagen sind 40 Jahre verflossen, daß der deutsch-französische Krieg, der für unsern westlichen Nachbar so verhängnisvoll war, seinen Anfang nahm. Da lohnt es sich schon, Bergleiche zu ziehen zwischen damals und heut«. Ein französischer General, der die Verhältnisse seines Landes, hauptsächlich in militäri scher Hinsicht, genau kennen wird, gab seiner Ansicht dahin Ausdruck, daß das französische Heer und auch das Volk nse wieder unter ähnlichen Umständen in einen Krieg ziehen werde, wie damals, wo alle Welt sich in einem Zustand der Selbsttäuschung befand, der etwas direkt Krankhaftes an sich hatte. Der Gene ral nieint, daß die schrecklich zerfahrene politische Lage der damaligen Zeit und das Schwanken des. Kaiser thrones die Hauptursachen für die Verblendung warsen, in der man einen siegreichen Feldzug unter allen Um ständen als das Allheilmittel gegen die kommende Re volution ausah. Hgute zeige sich den Franzosen die Situation ganz verändert. Man wisse jetzt, daß man durch Zeinen heraufbeischworenen Feldzug die Schäden eines zerfahrenen Systems wohl überdecken, aber nicht aus heilen könne. Die Kriegslust sei in Frankreich nicht so groß, wie man annehme. Sollte es aber einst zur Entscheidung drängen, dann werde die französische Ar mee besser vorbereitet sein, als es 1870 der Fall war. Ohne weiteres kann man sich dieser Ansicht anschlie ßen, denn'die jetzige französische Regierung gibt sich die größte Mühle, mit uns in Frieden zu leben. Und auch die Stimmung im Lande hat sich^ das ist gewiß, spe ziell in den letzten Jahren deutschfreundlicher gestal tet. Speziell ist es der französische Minister des Aus wärtigen, Pichon, der im Gegensatz zu seinem Vor gänger Delcassee jede Gelegenheit benutzt, um zu zei gen, daß er weit entfernt davon ist, Deutschland irgend welche Schwierigkeiten zu bereiten. Seiner glücklichen Hand ist es nicht zum wenigsten zu verdanke^ daß di? Marokkofrage, die einst ernstliche Differenzen und beinahe einen Krieg heraufbeschworen hat, eine glück liche Lösung gefunden hat. Man hat zwar dem so eben zurückgetretenen Staatssekretär von Schoen vor geworfen, daß er zu nachgiebig gewesen s^i, aber ge rade jetzt wird ihm als Botschafter in Parrs sein Ent gegenkommen sicherlich nur nützen können. Die fran zösische Presse war denn auch des Lobes voll, als seine Ernennung bekannt wurde. Ohne Zweifel ist es für Heide Teile von großem Wert, daß das gute Verhält nis nicht nur aufrechterhalten wird, sondern auch, daß die vortrefflichen Beiziehungen nach Möglichkeit noch inniger werden. Dann wird man in Frankreich in allen KVeisen zu der Ueberzeugung kommen, daß in Deutschland kein einsichtsvoller Mensch daran denkh die Tage von 1870/71 aufs neue heraufzubeschwören. Kaiser Wilhelm ist als Friedensfürst bekannt, und mit ihm hat das gesamte deutsche Volk nur den einen Wunsch, daß es nise wieder zu Feindseligkeiten zwischen Deutschland und Frankreich kommen möge. Der Re vanchegedanke lebt ja allerdings in gewissen franzö sischen Krjeisen noch immer fort, aber die ältere Gene ration stirbt nach und nach aus, während die jüngere sich mit der Zeit daran gewöhnen muß und wird> daß Elsaß-Lothringen deutsch ist und auch deutsch bleiben wird. In den Rseichslanden selbst liegen die Verhält nisse ebenso, so daß von dieser Seite nichts zu befürch ten ist, zumal die geplante Varfassung allenthalben als ein weiteres Entgegenkommen angesehen wird. Kai ser Wilhelm hat in den letzten Jahren anläßlich der Kieler Woche auf der Nordlandsreise und bei anderen Gelegenheiten keine Gelegenheit vorübergehen lassen, sich mit hervorragenden Franzosen über alle möglichen Fragen auszusprechen, und stets konnte man nachher lesen, daß seine Worte an der Seine Widerhall gefun den haben. Von mancher Seite ist schon eine Begeg nung zwischen ihm und dem Präsidenten Falliöres an- gestvebt worden, bisher aber scheinen ihr doch noch un überwindliche Schwierigkeiten entgegenzustehen. Durch eine solche Zusammenkunft, wo sie auch stattfinden wür de, könnten beide Teile nur gewinnen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Das Kaiserpaar in Kassel. Das Kai- sewpaar ist am Sonntag in Kassel eingetrosfen und hat sich sogleich nach Schloß Wilhelmshöhe begeben. — Studienreise des deutschen Kron prinzen. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge tritt der Kronprinz voraussichtlich im November eine Studien- und' Informationsreise nach Ostasien unter Berühr ung Indiens an. — Hierzu wird dem „Berl. Lok- Anz.' noch gemeldet: Die Reise des Kronprinzen wird an den hierfür maßgebenden Stellen bereits seit län gerer Zeit vorbereitete Beabsichtigt ist vorderhand der Besuch von Kiautschou, China und Japan und auf der Rückreise ein kurzer 'Aufenthalt in Indien. Dem Kron prinzen soll durch dijese große Auslandsreise Gelegen heit geboten werden, fremde Länder und den deutschen Kolonialbesitz aus eigener Anschauung kennten zu ler lernen. Die Reife selbst d ürfte auf einem Hapag-Damp- ser unternommen werden. Es schweben gegenwärtig noch Verhandlungen über die Charterung eines Schif fes dec Hamburg-Amerika-Linie, das für die Reise be sonders hprgestellt wird. — Verkauf deutscher Kriegsschiffe. Der Verkauf der Panzerschiffe „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und „Weißenburg" an die Türkei ist am Freitag per fekt geworden. Dor Kaufpreis beträgt 18 Millionen Mark. — Ein Plus in den Reichsfinanzen? Der vom Reichsschatzamt jetzt fertiggestcllte Reichssinanz- abschluß für das Jahr 1909 ergibt — nach zuverlässigen Mitteilungen an die „Mil.-pol. Korr^sp." — «in Plus von 90 Millionen Mark. In diesem Betrage sind ent halten 30 Millionen Mark, die infolge der! anderweitigen Regelung der Branntweinsteuer sreigeworden sind. Die Bundesstaahen haben auf diele Summe zugunsten des Reiches verzichtet. — Die Hilfskasspn und die Reichsver- sicherungsordnung. Angesichts der jetzt vorlie genden Beschlüsse der Reichstagskommission zur Vor beratung der Reichsversicherungsordnung, welche die dringendsten Wünsche der freien Hilfskassen unberück sichtigt lassen, wurde in einer in Elberfeld abgehal tenen Versammlung der Vorstände der freien Hilfs- kassen des Bergischen Landes beschlossen, für chn 11. SciMmber einen Kongreß sämtlicher deutschen freien Hilsskassen nach Elbprfeld einzuberufen In der Ver sammlung wurde festgestellt, daß die Beschlüsse der Kom mission, wenn sie Gesetzeskraft erlangten, die auf so lider Grundlage arbeitenden freien Hilfskassin nach und nach erdrosseln würden. — Wahrhaft goldene Worte über den konfessionellen Frieden hat bei der Jubelfeier der Breslauer katholischen Arbeitervereine Fürstbischof Kardinal v. Kopp gesprochen. Er sagte: Wir fragen nicht, welcher Religion unser Landesherr ist; wir wis sen, daß er von Gott berufen ist, unsere bürgerlichen Verhältnisse zu leiten, und erkennen ihn als solche^ vor beihaltlos an. Wir fragen nicht, ob die Träger der Obrigkeit, dieser Gewalt, der wir unterstehen, katho lisch oder nicht katholisch sind; es ist uns genug, daß die Obrigkeit von Gott gesetzt ist, um in Gehorsam Und Vertrauen uns ihr unterzuordnen. Wir fragen nicht, ob der Herr, der Arbeitgeber, der Vorgesetzte katholisch oder nichtkatholisch ist; düe Arbeit, die wir ihm schul den, erfüllen wir als Gewissenspflicht. Wir fragen nicht, welcher Religion unser Mitmensch ist, wenn wir ihn in Not und unserer Hilfe bedürftig sehen; wir er blicken in ihm unfern Mitbruder, den wir nach der Lehre des Apostels in Wahrheit und. Tat lieben sollen. — Möchten d«ese schönen Worte allenthalben beher zigt werden! — Die Werftarbeiterbewegung. Die in Hamburg zum Ausbruch gekommene Werftarbeiteybe wegung droht sich zu einer großen allgemeinen Lohn bewegung der deutschen Werftarbeiter und damit zu einem langen und schwerwiegenden wirtschaftlichen Kampfe auszuwachsen. Seit der im Jahre 1907 ab geschlossenen Vereinbarung zwischen der Vereinigung der Seeschiff-Werften und der Arbeiterorganisationen sind irgend welche Differenzen zwischen den beiden Fak toren nicht vorgekommen, so daß es überraschen muß, daß die Arbeiterorganisationen jetzig ohne den ernst lichen Versuch einer Einigung mit den Seeschiffwerf ten zu machen, ihre Forderungen mit einer Schärfe verfochten und die Verhandlungen mit einer Hast ge führt haben, daß her Streik unvermeidlich wurde. Je denfalls ist dieser neue große Lohnkampf ganz beson ders geeignet, zu zeigen, wie erheblich der Unterschied zwischen der englischen und der deutschen Arbeiterschaft ist. Während die englischen Arbeiter und ihre Führer in einen größeren Lohnkampf nicht eintreten, ohne sorg fältig die Frage geprüft zu haben, ob dadurch nicht dem englischen Außenhandel und dem Nationalwohl ein großer Schaden erwächst, spielen derartige, von höheren Gesichtspunkten diktierte Rücksichten bei uns leider keine Rolle. Und dabei liegt es auf der Hand, daß die deutschen Seeschiffwerften, welche in steigen dem Maße durch ausländische Aufträge beschäftigt wer den, durch einen langen Lohnkampf außerordentliche Schädigungen erleiden, die ihre Rückwirkung auf die deutsche Industrie, den deutschen Handel und somit auch auf das ganze deutsche Wirtschaftsleben nicht verfeh len können. — 222 Eiserne Kreuze für ein Regiment. In der Erinnerung an die Augustkämpfe des Jahres 1870 dürfte es von Interesse sein, daß ein Regiment der preußischen Armee im französischen Kriege mit nicht weniger wie 222 Eisernen Kreuzen (3 Eiserne Kreuze 1. und 219 Kreuze 2. Klasse) bedacht wurde. Es ist dies das Infanterieregiment Nr. 69 (7. Rheinisches), das gegenwärtig in Trier steht und dem 8. Armeekorps an gehört. Das Regiment kämpfte zunächst am 18. Au gust 1870 bei Grapelotte. Der Regimentskomman deur, Oberst Beyer v. Karger, führte das Regiment über die Manze-Schlucht gegen St. Hubert vor, das erstürmt wurde. Nach Verwundung des Obersten durch einen Granatsplitter ergriff Major v. Hadeln die Fah ne und führte das Regiment gegen die von den Fran zosen besetzten Höhen, wobei er vor der Front mit der Fahne in der Hand den Heldentod starb. Bei Amiens, am 27. November 1870, zeichnete sich der Musketier Kuhn im Handgemenge dadurch aus, baß er eine Franktiereurfahne eroberte, wofür er mit dem Eisernen Kreuz dekoriert wurde. Ein anderer Musketier, Jam- mel, zeichnete sich gleichfalls in der Schlacht an der Hallue am 24. Dezember aus. Er trug einen schwer verwundeten Franzosen, der vor der Front des Regi ments lag, trotz heftigsten feindlichen Feuers in die Schützenlinie des Regiments und von da auf den Ver bandsplatz. Für diese Tat schöner Menschlichkeit wurde ihn« gleichfalls das Eiserne Kreuz verliehen. Abge sehen hiervon haben Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften sich ganz hervorragend in allen Gefechts lagen bewährt, so daß die außerordentlich hohe De korierung des Regiments mit im ganzen 222 Eisernen Kreuzen wohl berechtigt erscheint und einen Ruhmes- tttel in der Geschichte des tapferen Regiments bildet. Oesterreich-Ungar«. — Eine politisch« Aeußerung Kaiser Franz Josefs. Das konservativ-klerikale „Vater land" bringt eine Aufsehen erregende Aeußerung Kaiser Franz Josefs. Ms ein bekannter polnischer Mgeord neten sich jüngst beim Kaiser für eine verliehene Aus zeichnung bedankte, soll dieser erklärt haben: „Der PoVenklut hat aufgehört, ein Faktor in meinen Berech nungen zu sein " In den Kreisen der polnischen Ab geordneten ist man über diese Mitteilung sehr erregt. Man befürwortet eine Konferenz der Führer des Polen klubs mit dem Ministerpräsidenten Baron von Biencrth, um «ine endgültige Klärung der Lage herbeizuführen. — Auslösung des österreichischen Abge ordneten Hauses b evo r ste h end? Nach Meldun gen aus Prag bringen tschechische Blätter die Nachricht, daß das jungtschechische Exekutivkomitee an die jung- tschechischen Blätter und die Lokal-Organisationen der Partei xin Rundschreiben versendet, mit welchem die selben aufgefordert werden, alle Vorbereitungen zu tref fen, da mit her Wahrscheinlichkeit einer Auflösung des