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Amts- und Anzeigeblatt für den Smtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Fernsprecher Nr. 210. Sel.-Kdr.: Amtsblatt. ISS 1»L« Erscheint täglich abends mtt Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. .. S7. Jahr«"«. Dienstag, den 5. Inti Bezugspreis Vierteljahr!. M.I.50 einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, UUgvvtUU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Freiwillige Grundstücksversteigerung. Die zum Nachlasse des verstorbenen Wirtschaftsbesitzers Lnrl LlckLm in Weitersglashütte gehörigen Grundstücke in Weitersglashütte, bestehend aus einem Wohnhaus mit Stallgebäude und Wiese, Blatt 4 und 7 des Grundbuchs für WeiterS- glaShütte, sollen auf Antrag der Erben Mttwoch, dm 13. Juki 1910, nachmittags 2 Ayr an Ort und Stelle freiwillig versteigert werden. Die Versteigerungsbedingungen können auf der GerichtSschreiberei eingesehen werden. Eibenstock, den 25. Juni 1910. Königliches Amtsgericht. Carlsseld. Huadcstcacr. Diejenigen, welche Hunde im Besitz oder aus irgend einem Grunde in ihrer Obhut haben, die am 10. Januar dieses Jahres gesäugt wurden und sonach steuerfrei gewesen sind, werden aufgefordet, dies bis spätestens de« 20. dieses Monats hier anzuzeigen. Die Unterlassung der Anzeige wird, insoweit sie sich nicht als Steuerhinterziehung darstellt und deshalb mit dem Sfache« Hundcsteuerbetrage geahndet werden müßte, mit einer Ordnungsstrafe van 3 Marr belegt CarlSfeld, den 1. Juli 1910. Der Gemeindevorstand. Bauernfeind. Bitte! Der Verein zur Förderung der evangelische» Liebeswerke in Eibenstock Schön heide, Stützengrün, HundShübel, Sosa und CarlSfeld wird mit Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg und des Rates der Stadt Eibenstock auch in diesem Jahre und zwar von den nächsten Tagen an eine Hanssammlung für die Zwecke der inneren und äußeren Mission, der Gustav Adolfstiftung und der Sächs. Hauptbibelgesellschaft veranstalten. Der Vereinsvorstand bittet herzlich um wohlwollende Förderung der Sammlung durch Gaben der Barmherzigkeit. Schönheide, 2. Juli 1910. Der Vorstand des Vereins zur Förderung der evangelischen Liebeswerle. I. V. Wolf, Pfarrer. Mittwoch, den 6. Juli 191V, nachmittags 2 Uhr sollen in Drechslers Gasthof in Wildenthal folgende daselbst eingestellte Sachen, nämlich: 1 Nähtisch mit Plüschdecke, 1 Schränkchen, 1 Sofa, 2 Tisch-, 1 «leider- schrank, 1 Schuhmachernähmaschine, t Uhrkctte und ein Posten Schuh- Waren, nämlich Hausschuhe, Knops- «. Schnürstiefel, Snrtschnhe usw an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 4. Juli 1910. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. A l l e n ft e i u. Ueber dem düsteren forensischen Drama, welches sich während der letzten Wochen in Weitstem abspiel- te, hat sich jetzt der Vorhang gesenkt, nm hoffentlich nicht wieder aufgezogen zu werden. Einer jener gro ßen Sensationsprozesse, wie sie leider in d^u letzten Jahren mehrfach zu verzeichnen waren, hat «durch nicht minder sensationelle Vorgänge ein vorzeitiges Ende gesunden, ohne daß der Gerechtigkeit Genüge geschehen wäre. Gerechtigkeit? Ein alter juristischer Spruch launt: 8ummum jus summa in juria. Wenn er eine Geltung hatte auch in diesem Falle? Man glaubte, den Prozeß mit aller Gewalt durchführen zu müssen, um ja nicht den Anschein zu erwecken, als ob nicht alle Staatsangehörige vor dem Gesetze gleich wären und gerade in diesem Bemühen wurde man zu einseitig, man gab dem Prozesse eine Ausdehnung und eine Be weisführung, welche für die zweifellos in ihrer Psyche kranke Angeklagte zu einer seelischen Folter werden mußte. Auch ein Stärkerer hätten diesen Qualen wohl kaum Stand gehalten und wäre zusammengebrochen. Aus !der einen Seite wurden der Angeklagten die weit gehendsten ^Freiheiten gewahrt, vielleicht sogar zu weit gehende, während man aus der anderen Seite in der Verhandlung auf das allerschärfste Vorgang- So mußte denn ein Ausgang kommen, anormal wie das ganze Milieu, in dem sich die Affäre abgespielt hatte Es soll an dieser Stelle gegen die Richter, die doch nach bes tem Wissen und Gewissen gehandelt haben, kein Vor wurf erhoben werden, aber wie fast in allen großen Sensationsprozessen hat sich auch «diesmal auf das schärfste gezeigt, wie reformbedürftig unser ganzes Strafprozeßwesen ist. War eine derartig weitschweifige Beweisführung wirklich notwendig? Muhte man in die tiefsten Winkel des Schmutzes leuchten, wo man von vornherein annehmen mußte, daß doch keine Klarheit gewonnen werden könnte? Immer neue Punkte wurden erörtert, die mit der eigentlichen Angelegenheit kaum in irgend welchem Zusammenhang standen, die man aber heranholen zu müssen glaubte. Immer neue Zeu gen marschierten auf, aber Wesentliches zum eigent lichen Tatbestände, die Sache, auf die es ankam, wuß te auch nicht ein Einiger zu bekunden. Leider gab cs keine Handhabe gegen diese Ausdehnung, und so mußte man das Unvermeidliche über sich ergehen« lassen. Be dauerlich war auch der halbe Ausschluß der Oeffent- lichkeit. Entweder man sott einen vollkommenien Aus schluß der Öffentlichkeit, auch der Presse, bestimmen oder gar nicht. Gewiß ist ja das Bestreben des Vor sitzenden anzuerkennen, daß er aus diese Wf.se zeigen wollte, da^ man nicht hinter verschlossenen Türen ver handele, um eine den besseren Kreisen entstammende Angeklagte nach Möglichkeit zu schonen. Aber auch in diesem Kalle war die Berichterstattung keine solche, wie sie im Hinblick auf den ganzen Stoff hätte sein müssen. Gerade die peinlichsten Punkte wurden in ausführlich ster «Breite dargestellt und da diese Berichte abgedruckt wurden, waren auch Zeitungen, die sich sonst mit der lei Dingen nicht befassen, um nicht zurückzustehen, ge zwungen, gleichfalls die Veröffentlichungen zu bringen. Wären aber die Bestimmungen über die Prozeßhand habe andere, als wir sie heute besitzen, dann wäre eine derartige Berichterstattung kaum möglich, denn Vie les, was heute vor Gericht weitschweifig erörtert wer den müß, könnte in das Vorverfahren fallen, ohne zu nochmaliger Erörterung vor dem Gerichtshof zu führen und es sind auch Maßnahmen erforderlich, wel che einer derartig abschweifenden Beweisführung Zü gel anlegen. Auch oer Inquisition über Vorgänge, die in der Hauptsache den seit Jahren unbescholtenen Zeugen bloßstellen könnten, muß endlich ein Riegel vor geschoben werden. Hoffentlich wird die Strafprozeß- resorm uns ein Verfahren bringen, welches die setzt so oft in Erscheinung getretenen bedenklichen Schwächen und Unzulänglichkeiten beseitigt und jene Prozesse, wie wir sie jetzr nachgerade genug gehabt haben, in ei ner Weise zur Verhandlung bringt, daß ihnen alles Pikante genommen wird und die Sensation eben auf hört. Das ist die Lehre, die der Allenschiner Prozeß bringt. Auf das moralische Gebiet überzugreifen, kann in diesem Falle als überflüssig angesehen werden, denn die Hauptschuldigen an dem Allensteiner Drama waren kranke Personen und es wäre darum auch mehr wie verfehlt, aus ihrem Gebühren Verallgemeinerungen auf diejenigen Kreise anzustellen, denen jene angehört ha ben. Tagesgeschichte. Deutschland. — Kaiser Wilhelm wird am 20. und 21. De zember als Gast des Kaisers Franz Josef in Schönbrunn weilen- — Keine Absetzung des Königs von Bay- e r n. Dre Korrespondenz Hoffmann teilt offiziell mit: Verschiedene Blätter bringen wiederholt die Nachricht, es bestehe in maßgebenden bayerischen Kreisen d^r Plan, die Regentschaft zu beendigen und dem Prinzre genten die Königskrone anzutragen. 'Diese Nachricht beruh, auch diesmal samt den Angaben, durch die sie glaubhaft gemacht werden soll, aus reiner "Erfindung. — Zum Ministerwechsel. Die Rh. Wests. Ztg. läßt sich, von einer wohlunterrichteten hochgestellten Persönlichkeit melden, der neue preußische Finanzmü- nistsr Dr. Lentze werde sich eine angemessene Schulden tilgung angelegen sein lassen, die als dringende Not wendigkeit obenanstehe. Dr. Lentze gedenke gerade in diesem Punkte in Freihervn v. Rheinbabens Fußstap fen zu treten und vielleicht noch energischer vorzu gehen. — Deutschl an du nd die Kretakonfe re uz. In der ausländischen Presse ist in letzter Zeit wieder holt die Meldung von einer allgemeinen Kretakonferenz ausgetaucht. Demgegenüber stellt der „Dag" fest, daß eine derartige Aufforderung an die beiden Abstinenz mächte wie der „Demps" seinerzeit Deutschland und Oesterreich-Ungarn im Gegensatz zu den Schutzmächt«.n bezeichnete, bisher nicht ergangen ist. Auch ist nicht be kannt geworden, daß die türkische Regierung einem solchen Gedanken näher getreten ist. Eine derartige Konferenz dürfte im jetzigen Standpunkt der Angele genheit wenig am Platze sein; denn ein von ihr ge faßter Beschluß über das Schicksal der strittigen Insel würde die Schwierigkeiten auf dem Balkan nur ver mehren. Erst, wenn diese strittige Frage zu einer po sitiven Lösung herangereift ist, würden die Berliner Signatarmächte hinzuzuziehen sein — Regelung des Strafvollzuges. Seit einiger Zeit sind Arbeiten für eine Neuregelung des Strafvollzuges eingeleitet worden, wofür die einzelnen Bundesstaaten dem Reichsjustizamte ihr Material zur Verfügung gestellt haben. Namentlich! will man ver suchen, die Beschäftigung der Gefangenen so auszuge stalten, daß das Handwerk nicht geschädigt wird, und beider Festsetzung des Strafantritts noch mehr Rücksicht als bisher auf die persönlichen Interessen der Bestraf ten nehmen. — Zur Entschuldung des ländlichen Grundbesitzes sind, wie verlautet, für weitere Ver suche zunächst die Provinzen Brandenburg und Sach sen in Aussicht genommen. Eine Entschuldungsaktion würde auch in diesen Provinzen nur auf der Grund lage des Gesetzes über Festsetzung einer Bersch uldungs- grenze für land- und forstwirtschaftliche Grundstücke in ider Weise vorgenommen werden können, daß den landwirtschaftlichen und genossenschaftlichen 'Kreditan stalten staatliche Beihilfen für den Sicherheitsfonds ge währt wevden. Diese Beihilfen würden in der Form zinsloser Darlehen gegeben werden, die nach Ablauf von 30 Jahren rückzahlbar sind. — Thorn, 3. Juli. Nach einer amtlichep Be kanntmachung ist wegen der aus Rußland drohenden Cho le rage fahr in dem Grenzort Schittno Cholera überwachungsdienst eingerichtet worden. Mit der Aus führung der Organisation ist ein Sanitätsoffizier be auftragt worden. Oesterreich-Ungarn. — ZueinerförmlichenRevolverschlacht zwischen polnischem und ruthenischen Studenten kam es an der Universität Lemberg. 400 rütheuische Stu denten hielten trotz des Verbots der Universitätsbe- hörden eine Demonstrationsversammlung zugunsten der Errichtung einer ruthenischen Universität ab. Das Uni versitätsgebäude wurde daraufhin von Polizei zu Fuß und zu Pferde umstellt. Gleichzeitig drangen polnische Studenten in die Versammlung ein, um sie zu spren gen Es kam zu einem Kampfe, wobei förmliche Re- volversalven abgegeben wurden. Zwei Studenten wur den gelötet und zahlreiche verletzt. Schließlich wurde Militär requiriert, das die Studenten m einen Hörsal trieb und dort einsperrte. Die Schließung der Univer sität ist beschlossen worden. Gegen die Haupträdels- sührer wird wegen schweren Landfriedensbruches An klage erhoben werden. Rußland. — Petersburg, 3. Juli. Die Choleraepi demie nimmt in verschiedenen Gegenden Rußlands in entsetzlicher Weise zu. In Charkow zählt man 466 Fälle,