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Amts- un- Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 «inschließl. des »Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenVoten sowie bet allen Neichspostanstalten. Eel.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Earlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer.Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ' 57. Jahrgang. —— Erscheint täglich abend; mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Teile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespalten« Teile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Mittwoch, dm IS. Oktober «SIS Aufgebot. Da» Königliche Amtsgericht Eibenstock erläßt auf Antrag deS FeuermannS Ernst Hermann Friedrich in Aue zum Zwecke der Todeserklärung des am 22. Mat 1834 zu WUdenthal geborenen und dort zuletzt wohnhaft gewesenen Schuhmacher« HVIIKsti» »»!«»»»» der spätestens seit dem Jahre 1878 verschollen ist, dieses Auf ¬ gebot. AIS Aufgebotstermin wird der 19. Kovemöer 1910, vormittags 11 Mr bestimmt. ES ergeht die Aufforderung 1) an den Verschollenen, sich späten« im Aufgebotstermine zu melden, widrigen falls die Todeserklärung erfolgen wird, 2) an alle, die über Leben und Tod de« Verschollenen Auskunft zu erteilen ver mögen, spätestens im Aufgebotstermine dem Gerichte Anzeige zu machen. Eibenstock, den 22. April 1910. Königliches Amtsgericht. Die Maul- und Klauenseuche ist im Schlachthof zu Aue ausgebrochen. Stadtrat Eibenstock. H-ff-. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Expeditione» der hiesige» Gemeindeverwaltung, de- Staude-amte-, sowie der Sparkasse Areitag und Sonnavend, den 21. und 22. ds. Ms. geschlossen. Unaufschiebbare Geschäfte werden an diesen Tagen vormittags von 11—12 Uhr erledigt Schönheide, den 17. Oktober 1910. Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung sür die Kirchgemeinde Eibenstock. Nach § 17 der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 22. November 1906 scheiden die bisherigen Mitglieder des KirchenvorstandeS Herren Fabrikant Earl Seidel und Holzschleifereibesitzer Wilhelm Unger in Eibenstock, sowie Herr Gemeindevorstand Friedrich Bogel in Wildenthal im November dss. IS. aus dem Kirchenvorstande aus. Ferner hat Herr Kommerzienrat Wilhelm Dörffel in Eibenstock sein Mandat als Kirchen vorsteher niedergelegt. Es ist sonach eine Ergänzungswahl für den Kirchenvorstand vor zunehmen, welche am Sonntag, den 13. November, vormittag- 11—12 Uhr in der Kirche stattfinde« soll. Bei derselben sind 3 Vertreter der Stadtgemeinde Eiben stock und 1 Vertreter der eingepsarrten Landgemeinde« zu wählen Wählbar sind alle stimmberechtigten Gemeindeglieder, welche das 30. Lebensjahr voll endet haben. Die Wähler haben ihr Augenmerk auf Männer von gutem Ruf, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. — Alle Obengenannten sind wieder wählbar. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß nur diejenigen Gemeindeglieder zur Teil nahme an der Wahl berechtigt sind, welche in die Wählerliste eingetragen sind. Die Wählerliste muß nächste» Freitag abgeschlossen werden und wird von Sonn tag, de« 23. Oktober ab 14 Tage lang in der Pfarramt-expedition öffentlich an-liege«. Anmeldungen, welche «ach Alltag, de« 21. Oktober eingehen, können für die bevorstehende Wahl in die Wählerliste nicht mehr ausgenommen werden. Eibenstock, den 17. Oktober 1910. Das ev.-luth. Pfarramt. England. Gegenüber großen Ereignissen, wie die portugie sische Revolution oder der Ersenbahnerstreik in Frank reich, ist es begreiflich, wenn man weniger hervortre- tenden Ereignissen in anderen Ländern kaum Beach tung schenkt, obgleich sie doch leicht von weittragender Bedeutung sein könnten. So hat man sich schon seit langer Zeit nicht mehr mit den inneren Verhältnissen Englands befaßt, höchstens, daß man seiner Tätigkeit nach außen und in der letzten Zeit seiner intimen Be ziehungen zu Portugal gedachte. Um die innere Lage kümmerte man sich kaum, zumal ja auch das Parlament in der Zwischenzeit nicht tagte. In aller Stille scheint sich aber doch eine Wendung vorbereitet zu haben, wel che für die innere Entwicklung Englands von weittra gendem Erfolge begleitet sein kann. Die Verhandlun gen zwischen Regierung und Opposition wegen einer Einigung über die schwebenden Tagesfragen schienen ersolglos auslaufen zu sollen, nachdem im Vorjahr der Zwist in Hellen Flammen entbrannt war und durch den Tod König Eduards ein gewisser Stillstand herbeige- sührt wurde. Man schloß eine Art Gottesfrieden, um die erste Regierungszeit des Königs nicht zu stören und ihm Gelegenheit zu lassen, sich in die Dinge einzuleben und seine Stellung zu nehmen. Hat auch, dem Buch staben der Verfassung nach, der König keinerlei Einfluß aus die Politik, so weiß man doch zur Genüge aus den Zeiten König Eduards VII. her, wie nachhaltig eine hervorragende Persönlichkeit auf dem englischen Throne den Laus der Dinge zu bestimmen versteht. Sein Ueber- gewicht auf dem Gebiete der Außenpolitik hat Eng land nach allgemeinem Zugeständnis in der Haupt sache der Initiative König Eduards VII. zu danken, der seine umfassenden persönlichen Verbindungen in trefflicher und geschickter Weise im Interesse seines Lan des uno zur Durchführung seiner hohen Pläne auszu nützen verstand. Nunmehr aber scheint das Ende des Waffenstillstandes zu nahen, man will nach monate- langcn Unterbrechungen zum Schluß kommen, um eine desinitive Entscheidung zu treffen und zu wissen, woran man ist. Die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Vertrauensmännern der konservativen Oppo sition sind wieder ausgenommen worden, um vielleicht bald wieder aufzuhören. In der nächsten Sitzung will die Regierung ihre letzten Vorschläge unterbreiten, und, falls diese abgelehnt werden, die Verhandlungen ab brechen, sodaß eine neue schwere Krisis die Folge wäre. Die letzten Vorschläge der Regierung sollen angeblich da raus hinausgehen, den vier heimatlichen britischen Rei chen England, Irland, Schottland und Wales je ein heimisches Parlament für örtliche Angelegenheiten zu gewähren, d. h. mit anderen Worten: eine allgemeine Homerule. Das Unterhaus soll unverändert bestehen bleiben, das Oberhaus dagegen abgeschafft und durch einen Senat ersetzt werden, der nicht nur von englischen Wählern, sondern auch von den Wählern in den Kolo nien nominiert werden soll. Die Konservativen wären zwar sür einen derartigen Senat eventuell zu haben, dagegen lehnen sie die Volksvertretungen für die ein zelnen Kronländer strikte ab, sodaß damit ein neuer Konslikt gegeben ist. Man zweifelt daran, daß eine Einigung Zustandekommen wird, weil man weiß, daß die konservative Opposition ihren Standpunkt in die ser Frage aus prinzipiellen Gründen unter keinen Um ständen aufgeben will. Ebensowenig kann aber die Re gierung nachgeben, wenn sie nicht den Zorn des Unter hauses auf sich laden will. Die Reform der parlamen tarischen Institutionen ist nun einmal der Hauptpunkt im Programm der jetzigen liberalen Regierung, und wenn es ihr nicht gelingt, diese durchzuführen, so wird sie in der Versenkung verschwinden müssen. Diese Ge fahr rückt nahe, wenn nicht das Kabinett die erforder liche Energie zu zeigen versteht. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Ueberreichung des Doktor diploms andenKaiser. Geheimrat v. Liszt über gab am Montag dem Monarchen das Ehrendiplom und hielt eine kurze Ansprache, die mit den Worten schloß: guoä kelix kaustumgue sit — was glückbringend und ver heißungsvoll sein möge. Der Kaiser nahm das Diplom entgegen und erwiderte mit einer kurzen Ansprache, in der er seine Freude über die ihm zuteil gewordene Ehrung aussprach. Er bezeichnete in dieser Rede die Fakultätsmitglieder als seine Kollegen. Zum Schluß hob er hervor, daß er die Bedeutung der Promotion sehr wohl zu würdigen wisse, und daß es der erste inländische Doktor sei, der ihm durch die Berliner Universität ver liehen worden sei. Die Fakultät möge auch die mo dernen Aufgaben des Staatslebens jederzeit besonders Pslegen und damit zum Wohle des Ganzen wirken. — Einladung des Kronprinzen nach Ma nila. Nach einem Telegramm der „Weserzeitung" aus Manila, forderte die philippinische Regierung die Ver einigten Staaten auf, bei der deutschen Reichsregie rung zu erwirken, daß der Kronprinz auf seiner ostasia- tischen Reise auch Manila berührt. — Verlegung des hessischen Hoflagers. Das hessische Hoflager wird nunmehr, wie die Blätter melden, am 25. d. Mts. doch noch aus einige Zeit nach Jagdschloß Wolfsgarten verlegt werden. Das schöne Wetter, sowie der Besuch des deutschen Kaisers dürften hierfür maßgebend gewesen sein. — Die Reichstagswahlen sind, so wird aus Berlin geschrieben, für die erste Hälfte des Novembers 1911 in Aussicht genommen. Man redet davon, daß der Dienstag der zweiten Novemberwoche wahrschein lich der entscheidende Tag sein werde. Die Sozialde mokratie hat angeblich ihren Wahlsonos so gefüllt, daß sie die intensivste Bearbeitung von 200 Wahlkreisen vornehmen kann. Die übrigen 197 scheiden bei der so zialdemokratischen Kalkulation eines eventuellen Sie ges aus. Im übrigen ist die Stimmung nicht mehr so übermäßig hoffnungsvoll wie früher. Trotz aller An griffe gegen Polizei und Abwälzungsversuche auf den Janhagel haben die Moabiter Vorgänge doch in den Kreisen der Mitläufer einen tiefen Eindruck gemacht. Das wird sich in Berlin sehr bei der Stimmenzählung zeigen. — Eine weitere Hinausschiebung des Inkrafttretens der Witwen- und Waisen- verficherung über den 1 April 1911 dürfte notwen dig werden. Bekanntlich sollte nach Paragraph 15 des Zolltarifgesetzes der auf den Kopf der Bevölkerung ent fallende Nettozollertrag aus der Einfuhr von Roggen, Weizen, Spelz, Rindvieh und Schafen, insoweit es den nach dem Durchschnitt der Rechnungsjahre 1898 bis 1903 aus den Kopf der Bevölkerung entfallenden Netto zollertrag derselben Erzeugnisse übersteigt, zur Erleich terung der Durchführung einer Witwen- und Waisen versicherung Verwendung finden. Ursprünglich sollte dies bereits am 1. Januar 1910 eintreten. Dieser Ter min ist mit Rücksicht auf die Reichsversicherungsord nung bis zum 1. April 1911 verlängert worden. Da aber bereits heute feststeht, daß bis zu diesem Termin die Reichsversicherungsordnung mit der gedachten Ver sicherungsart vom Reichstage nicht verabschiedet wer den kann, so wird eine abermalige Hinausschiebung des Termins notwendig werden. Wahrscheinlich dürfte der neue Termin der 1. Oktober 1911 werden. Eine No velle zum Zolltarifgesetz und zum Hinterbliebenenver- sichcrungsfondsgesetz soll dem Reichstage aber erst vor gelegt werden, wenn sich übersehen läßt, wie die Ar beiten an der Reichsversicherungsordnung im Reichs tage gefördert werden. Schließlich bieten sich so große Schwierigkeiten, daß an eine Verabschiedung vor den Neuwahlen nicht gedacht werden kann. Das Inkraft treten der Witwenversicherung müßte alsdann noch wei ter hinausgeschoben werden, was man allerdings nach Kräften verhindern will. Frankreich. — Paris, 17. Oktober. Auch heute ist eine weitere Besserung der Lage auf den Eisen bahnen festzustellen. Die Zahl der angekommenen und abgegangenen Züge hat wieder die normale Höhe erreicht. Auch die Post wird von morgen an wieder per Eisenbahn und nicht mehr per Automobil befördert werden. — Kabinettschef Briand informierte den Prä sidenten der Republik, daß die Lage wieder eine nor male sei. Für morgen sind umfassende Maßnahmen getroffen worden, um die Arbeitsfreiheit zu sichern; bedeutende Truppenverstärkungen sind dem Ponzeiprä- sekten Löpine zur Verfügung gestellt worden. Diese