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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschließl. des „Dllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. 2el.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larkfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die tteinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 2lO. I§»IO 57. Jahrgang. Sonntag, den 23. Oktober In der Zeit vom 24. Oktober bis zum 7. November dss. Js. wird eine NachMnvg der hiesigen freiwilligen Fcncrwchr abgehalten werden. Zur Vermeidung einer Beunruhigung des Publikums wird dies hiermit öffentlich be kannt gemacht. Der Gemcindcvorstand zu Schönheide. Die nationalen Arbeitervereine. In Magdeburg haben dieser Tage die nationalen Arbeitervereine getagt, die durch 200 Delegierte ver treten waren, und der Grundton in den Beratungen war die Betonung der Notwendigkeit und Entschlossen heit, die Sozialdemokratie mit ihrem unerhörten und unerträglichen Terrorismus gegen die nicht sozialdemo kratische Arbeiterschaft energisch zu bekämpfen. Als Vertreter der Regierung gab Oberpräsident Dr. v. Hegel in seiner Begrüßungsrede seiner Freude darüber Ausdruck, daß sich in ganz Deutschland Män ner des Arbeiterstandes fänden, die im Kampfe gegen die Sozialdemokratie zusammenständen. „Mit der So zialdemokratie können wir," sagte der Oberpräsident, „nicht existieren; Preußen und Deutschland würden zu grunde gehen. Gewiß sind die Arbeiter vollauf be rechtigt, für die Wohlfahrt und die Hebung ihres Stan des einzutreten. Sie tun es aber am besten dadurch, wenn sie Hand in Hand mit, den Arbeitgebern gehen. Seit Gründung des Reiches ist die Regierung darauf bedacht gewesen, den Arbeiterstand zu heben. Alle Be amten, auch ich, die wir wissen, daß wir durch unsere Staatsanstellüng unser festes Auskommen haben, die wir wissen, daß auch nach unserem Tode für unsere Familien gesorgt ist, müssen vor allem dafür eintre ten, daß auch der Arbeiterstand ohne Sorgen für die Zukunft leben kann. Wir müssen uns alle eins fühlen als deutsche Brüder. Und ist es nicht schon viel besser geworden? Wie hat der Arbeiter gelebt, und wie lebt er heute!" Alle Redner betonten in charakteristischer Weise ohne Ausnahme, daß es Zeit sei, sich von dem sozial demokratischen Terrorismus zu befreien. Der natio nal gesinnte Arbeiter müsse das Recht haben, frei und offen seine Meinung auszusprechen, sich zu ihr zu be kennen und nach ihr zu handeln. Der Vorsitzende des Ausschusses Schlosser M. Warnecke begründete die vom Ausschuß vorgeschlagenen Leitsätze. In allen größeren Städten und Bezirken sollen sich z. B. die nationalen Werk- und Arbeitervereine zu Ausschüssen zusammen schließen. Bei allen Wahlen sollen die bürgerlichen Parteien unterstützt werden, wenn sie sich mit den von den Ausschüssen aufgestellten Zielen einverstanden er klären. Mit den Leitsätzen erklärten sich die Delegier ten einverstanden. Der Vorsitzende des Bäckerbundes sprach sehr wir kungsvoll über das Koalitionsrecht und den Schutz der Arbeitswilligen und führte zahlreiche Fälle von so zialdemokratischem Terrorismus an. Er verlangte schließlich unter allgemeiner Zustimmung, daß die Re gierung dem Schutze der Arbeitswilligen mehr Nach druck verleihe als bisher. Nach längerer Debatte über die Einigungsfrage wurde ein Vermittlungsantrag an genommen, der dahin ging, eine Kommission zu er wählen, die in einigen Wochen tagen und die nötigen Schritte einleiten soll, um zu einer Verständigung zu gelangen. Es wurde aber vom Leiter der Versamm lung Hoffmeister ausdrücklich betont, und es erfolgte kein Widerspruch, daß die Vereinigung als vollzogen betrachtet werden könne. Es handelte sich lediglich noch darum, formelle Gesichtspunkte zu regeln. Schließlich wurde eine Resolution angenommen, in der aufs schärf ste protestiert wird gegen den Mißbrauch des Koalr- tionsrechts und gegen das Boykott-Unwesen der Kampf- Organisationen der deutschen Arbeiterschaft, durch wel che die Willensfreiheit der deutschen Staatsbürger in unerträglicher Weise beeinträchtigt wird, und für den Schutz der Arbeitswilligen geeignete Gcsetzesmaßre- geln, insbesondere auch das Verbot des Streikposten stehens verlangt werden. So hat diese Magdeburger Tagung ein erfreuliches Zeugnis dafür abgelegt, daß es doch noch zahlreiche Arbeiter gibt, die im bewußten Gegensatz zur Sozialdemokratie stehen. Tagedgekchichte. DentWlaAk. — DiebelgischeSozialistenkundgebung zum Kaiserbesuch. Die „Belgische Rundschau" warnt die Vrüsseler Sozialisten, eine Kundgebung am Vorabende des Kaiserbesuchs zu veranstalten. Sie er klärt zu der sozialistischen Verhöhnung des Monar chen, daß dieser die Militär- und Rüstungsgewalt re präsentiere. Man möge es dem Kaiser und Deutsch land danken, daß es stark in Waffen ist. Nicht einmal, nein zehnmal schon hätte man Kriegsfurien über Eu ropa daherziehen sehen, wenn Deutschland nicht stark in Waffen geblieben wäre. In diesen Tagen erst habe man wieder den Belgiern klar zu machen versucht, na mentlich von militärischer Seite, daß Deutschland nichts ferner liege, als im Kriegsfälle Belgien durch einen Handstreich zu nehmen. Deutschland wolle es im Ge genteil schützen vor denen, die ein weit größeres In teresse daran haben, sich in Belgien festzusetzen. Auch dieser Wahrheit möge man eingedenk sein im Augen blicke des Besuches Kaiser Wilhelms, der nur unter dem Zwange des Programmes vor dem der Königin Wilhelmina und dem des Präsidenten Fallieres er folgen muß. — DieKostenderKronprinzenreise. Ein Frankfurter Blatt brachte die Meldung, daß die Kosten der Kronprinzenreise aus dem Dispositionsfonds des Auswärtigen Amtes bestritten würden. Diese Mittei lung ist, wie das Hirschsche Telegr.-Bureau erfährt, falsch. Die Kosten der Reise werden lediglich aus den eigenen Mitteln der Krone gedeckt und, nur insoweit Repräsentationsauslagen in Frage kommen, wird der Dispositionsfonds des Auswärtigen Amtes herange zogen werden, doch handelt es sich hierbei nur um eine verhältnismäßig kleine Summe, über die dem Reichs tage später Rechenschaft abgelegt werden wird. — Statt Orden — Uhren. Wenn der Kaiser sich aus Reisen befindet, so belohnt er einen großen Teil von Leuten, die sich irgend ein Verdienst erworben oder auch ihm eine Gefälligkeit erwiesen haben, durch Verleihung eines Ordens. Kronprinz Wilhelm hat während seiner Reise nach Ostasien nun nicht die Be- sugnis, ebenfalls Orden zu verleihen, sondern nur ver dienstvolle Leute zur Verleihung eines Ordens vor zuschlagen oder ihnen bereits im Voraus verliehene Orden zu überreichen. Aufmerksamkeiten, die dem Kronprinzen während seiner Auslandsreise erwiesen werden, wird der Thronfolger durch Verleihung von Uhren belohnen. Zu diesem Zwecke hat er eine Uhren firma in Potsdam mit der Herstellung von 70 Chrono metern beauftragt. Die Zeitmefser sind aus Gold ge arbeitet, mit dem Namenszug des Kronprinzen ver sehen und weisen auch eine bezügliche Widmung auf. — Rückkehr des Zarenpaares nach Ruß land. Nachdem der Zar am 5. November wieder von Potsdam zurückgekehrt ist, wird sich der Aufenthalt in Schloß Wolfsgarten nur noch auf wenige Tage erstrecken. Voraussichtlich wird das Zarenpaar Deutschland am 10., spätestens am 11 November verlassen, da die Za- rensamilie am 17. November in Petersburg sein will, an welchem Tage eines der höchsten russischen Natio nalfeste gefeiert wird. — Marine. Durch Kaiserl. Kabinettsorder wird Admiral v. Prittwitz und Gaffron, Chef der Marine- station der Ostsee, in Genehmigung seines Abschieds gesuches mit gesetzlicher Pension zur Disposition ge stellt und ist in Anerkennung der geleisteten Dienste L la suits der Seeoffiziere in den Listen der Marine weiter- zusührcn. Zum Chef der Marinestation der Ostsee wird Vizeadmiral Schröder ernannt. — Die Anerkennung der Republik Por tugal. Die Europamächte sind, wie das Hirsch'sche Telegr.-Bureau erfährt, hinsichtlich der Anerkennung der portugiesischen Republik in Unterhandlungen einge treten, bei denen naturgemäß England der Vorrang gewährt worden ist. Die Anerkennung dürfte, wie be stätigend mitgeteilt wird, nach der Konsolidierung der dortigen Verhältnisse erfolgen. — Eine r heinische Stimme zur natio nalliberalen Politik. In Essen stattete kürzlich in dem „Nationalen Verein für den Reichstagswahl kreis Essen" der nationalliberale Landtagsabgeordncte Syndikus Hirsch einen Bericht ab über den Kasseler Par teitag und faßte dabei des Ergebnis der Tagung in fol gende Sätze zusammen: „Es ist klargestellt, daß die nationalliberale Partei nach wie vor unbedingt auf monarchischem und nationalem Boden steht; es ist klar gestellt, daß sie ein Zusammengehen mit der antinatio nalen Partei der Sozialdemokratie abweist; es ist klar gestellt, daß sie in wirtschaftlicher Beziehung das Bis- marcksche Prinzip der Notwendigkeit des Schutzes der nationalen Arbeit in Landwirtschaft und Gewerbe ge schlossen vertritt; ös ist klargestellt, daß sie den Ruck nach links, den manche der Partei hätten gehen mögen und gehen möchten, nicht mitmachen wird, sondern daß sie eine Partei der mittleren Linie bleiben und sich die Freiheit Vorbehalten will, mit allen bürgerlichen Par teien Wahlbündnisse zu schließen." Unter dem lebhaf ten Beifall der Versammlung redete zum Schluß Herr Syndikus Hirsch der Einigungspolitik das Wort. Er führte aus: „Wer die Hoffnung und den Wunsch hegt, daß es im Interesse des Vaterlandes je eher desto besser zu einem Zusammenarbeiten der bürgerlichen Parteien kommen möge, der mag daran mitarbeiten, daß der alte Hader um das, was hinter uns liegt, be graben wird. Was hat uns denn der ganze Streit um die Reichsfinanzresorm genützt und was haben wir zu erhoffen, wenn er weiter geführt wird? Da mag es vielleicht «gelingen, den einen oder anderen Vertreter der konservativ-klerikalen Interessengemeinschaft, den einen oder anderen Agrarier aus dem Sattel zu heben. Ob der Ersatzmann aber ein Vertreter unserer Richtung sein wird, ist denn doch sehr die Frage. Die Wirkung des leidigen Streites schädigt, wie die Nachwahlen doch aus das deutlichste gezeigt haben, alle bürgerlichen Par teien. Geerntet hat von dem Streit und ernten wird bei der Fortführung des Streits nur die Sozialdemo kratie. Die Ergebnisse der Nachwahlen sollten eine nachdrückliche Mahnung sein, eine Mahnung aber nicht nur nach links, sondern auch nach rechts. Der Freisinn machte es uns schwer, wie Bassermann in Kassel her vorhob. Die Rechte macht es uns aber auch nicht ganz leicht, wie Haarmann-Altenau hinzusetzte. Die Par teien werden eben alle — links wie rechts und die na tionalliberale nicht ausgeschlossen — einen Pflock zu- rückstccken müssen, wenn es wieder vorwärts gehen soll. Daß es aber bald wieder vorwärts geht in gemeinsa mer positiver Arbeit, mit diesem Wunsche will ich meine Darlegungen schließen." — Daß diese Stimmung, wie sie sich hier in Worten des Herrn Landtagsabgeord neten Hirsch ausspricht, in den Kreisen der rheinisch- westsälischen Nationalliberalen allgemein geteilt wird, ist ja nicht unbekannt. Wertvoll bleibt es, daß diese Stimmung nicht müde wird, trotz des fortgesetzten Drängens des radikalen Liberalismus sich auch in der Oesfentlichkeit hören zu lassen. — Zentrum und Sozialdemokratie. In einer Zentrumsversammlung in München richtete der Zentrumsabgeordnete Held scharfe Angriffe gegen den Verkehrsminister von Frauendorfer. Er erklärte, po litische Schwärmer gehörten nicht auf Ministersessel. Es sei eine staatsumstürzende Tendenz, der Sozialde mokratie irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Ein Staatsminister verletze seine Pflicht, wenn er die So zialdemokratie fördere. Die Zentrumspartei sei nicht gewillt, das Gesamtministerium in einem solchen Sy stem weiter arbeiten zu lassen. Der Grund dieser An- grisfc ist die Zurücknahme der Maßregelung sozial demokratischer Eisenbahnangestellter. Man könnte sich nur freuen, wenn diese Haltung des Zentrums für die Gesamthaltung der Partei maßgebend bliebe. Belgien. — Brüssel, 21. Oktober. Den gestrigen Mau eranschlägen der Sozialisten, in denen ver sucht wird, Stimmung gegen den Besuch des deut schen Kaisers zu machen und die Bevölkerung auf- gesordert wird, keine Hochrufe auf Kaiser Wilhelm, son dern nur auf das deutsche Volk auszubringen, wird nur von wenigen Blättern Beachtung geschenkt. Die Auf ruse haben im allgemeinen einen ungünstigen Eindruck auf die Bevölkerung gemacht, der sich bereits dahin äußerte, daß an vielen Stellen die Plakate von der Bevölkerung einfach abgerissen worden sind. Die For derung der Sozialisten wird allgemein als eine große Taktlosigkeit empfunden und die Kundgebungen für den deutschen Kaiser werden sich wahrscheinlich nun noch sympathischer gestalten. Ueberhaupt ist die allgemeine Ansicht, daß der Empfang des deutschen Kaisers ein