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Amts- un- Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Fernsprecher Nr 210. Hel..Adr.: Amtsblatt. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. — 87. Jahrgang, Sonntag, den 13. November für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthal usw. Bezugspreis vierteljährl. M. l.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Aeichspostanstalten. Belohnung bis zu 900 Mark erhält nach der Verordnung vom 26. Oktober 1833, wer die Urheber einer vorsätzlichen Hess-. Bra«dstift««g zuerst entdeckt und unter Beibringung solcher VerdachtSgrüaVe anzeigt daß auf Grund deren die Ueberführung oder das Geständnis des Beschuldigten erfolgt Stadtrat Eibettstock, den 11. November 1910. Tagesgeschichte. AentsWE. — Gegenbesuch des Kaisers beim Zaren. Der Hofzug mit dem Kaiser traf Freitag um 10 Uhr 3 Min. aus Station Egelsbach ein. Zum Empfang waren am Bahnhof erschienen der Zar, der Großherzog von Kessen, Prinz Heinrich, der russische Gesandte in Hessen usw. Der Kaiser begrüßte zunächst den Großherzog und dann den Zaren. Die Monarchen umarmten und küßten einander mehrere Male. Nach Vorstellung des beiderseitigen Gefolges begaben sich die Herrschaften zu kurzem Aufenthalt in den Fürstenempfangsraum, dann bestiegen sie Automobile und begaben sich zum Jagd schloß Wolfsgarten, wo um 1 Uhr Hoftafel stattfand. Um 2 Uhr 57 Min. erfolgte die Abfahrt des Kaisers nach. Baden-Baden. .— Kaiser Wilhelm in Baden-Baden. Der Kaiser traf Freitag nachmittag 5Vz Uhr auf dem Bahn hofe Baden-Baden ein und wurde vom Großherzog begrüßt. Zum Empfange waren ferner erschienen der preußische Gesandte von Eisendecher, der russische Mi nisterresident von Eichler, der Amtsvorstand Geheimer Oberregierungsrat Lang und Oberbürgermeister Fie ser. Trotz des starken Regens hatte sich ein zahl reiches Publikum am Bahnhofe versammelt. Die Fürst lichkeiten fuhren im geschlossenen Wagen durch die fest lich geschmückte Stadt ins neue Schloß, wo der Kaiser Wohnung nimmt. Der Großherzog und die Großher zogin waren nachmittags 3^/z Uhr in Baden-Baden ein getroffen. — DerKaiserunddieKaiserinvonRuß- land werden aus dem gleichen Grunde, wie in diesem Jahre, im nächsten Jahre wieder Aufenthalt in Deutsch land nehmen. Die Kur wie die Anwesenheit in der Heimat waren vom günstigsten Einfluß auf Gemüt und Gesundheitszustand der Zarin und die Begegnung des Zaren mit dem Kaiser, mit deutschen Fürstlichkeiten und Verwandten kann und wird nicht ohne Änfluß auf die Weltlage bleiben, deren Aspekten selten so günstig sür die Entwickelung des friedlichen Wettbewerbs der Völker aus wirtschaftlichen Gebieten waren, wie gegenwärtig. — Zur Reichswertzuwachssteuer schreibt die amtliche „Berliner Korrespondenz": „Die Ver handlungen des 20. Bundestages der deutschen Boden reformer An Gotha vom 2. bis 4. Oktober, denen der Herzog Karl Eduard von Sachsen-Koburg und Gotha durch persönliche Teilnahme und Reichs- und Staats behörden durch Entsendung von Vertretern besonderes Interesse erwiesen haben, haben sich, wie die inzwi schen erfolgten Veröffentlichungen erkennen lassen, in ihrem zweiten Teile zu einer eindrucksvollen und be deutsamen Kundgebung für die Reichswertzuwachssteuer gestaltet. Der äußere Hergang der Tagung ist in der Nr. 20. des 21. Jahrgangs der „Bodenreform" und der Inhalt der einzelnen Borträge in dem 3. Heft des „Jahrbuchs der Bodenreform" auch der weiteren Oef- sentlichkeit zugänglich gemacht. In den Vorträgen wird die Frage der Zuwachssteuer vom Standpunkt der Wis senschaft, der Kommune, der Landwirtschaft, des Han dels, des gewerblichen Mittelstandes, des Baugewerbes, der Beamten und Arbeiter eingehend und fachkundig beleuchtet." — Einfuhr von Schlachtvieh. Nachdem in Baden und Elsaß-Lothringen die kontingentierte Ein fuhr von Schlachtvieh aus Frankreich gestattet worden ist, wollen auch die bayerischen Städte zur Steuerung der Viehknappheit das französische Vieh auf ihre Märkte bringen. Wie der „Deutschen Fleischerzeitung" tele graphiert wird, will der Magistrat der Stadt Nürnberg bei der bayerischen Staatsregierung beantragen, die Einfuhr von wöchentlich 100 Schlachtochsen und 300 Schweinen nach dem Nürnberger Schlachthof zu ge statten. — Das Scheitern der Veto-Konferenz. Das jetzt bekanntgegebene, aber seit einigen Tagen nicht mehr zweifelhafte Scheitern der Veto-Konferenz stellt das Land vor neue Kämpfe. Nach einer Meldung der Preßassociation sollen mehrere Minister für eine sofor tige Auflösung des Parlaments eintreten und glauben, daß ein dringlicher Appell an das Land Begeisterung er wecken werde. Im Fall der Auslösung ist es möglich, daß die Neuwahlen vor Weihnachten beendet sein wer den. Amerika. — Die Bereinigten Staaten nach demj Wahlkampfe. Der demokratische Sieg stellt sich als größer heraus, als bisher angenommen werden konnte, wie folgende Meldung aus Newyork vom 11. ds. zeigt: Die einlaufenden Endergebnisse der Wahlen vom 8. zeigen, daß der Sieg der Demokraten selbst deren kühnste Erwartungen bei weitem übertroffen hat. Eine Mehr heit von 62 demokratischen Abgeordneten wird in das Repräsentantenhaus einziehen; das sind 12 mehr, als der Führer der Demokraten zu erwarten hoffte. Im Se nat treten an Stelle von acht Republikanern neue demo kratische Mitglieder, so daß hier 51 Anhängern Tafts und Roosevelts 41 demokratische Senatoren gegenüber stehen. Insurgenten und Demokraten haben also die Mehrheit. — Der gewaltige Umschwung in der po litischen Lage wird drei Momenten zugeschrieben. Dem persönlichen, überhasteten Eingreifen Roosevelts, der ins ungeheure gestiegenen Verteuerung der Lebenshal tung und dem schädlichen Payne-Aldrich-Tarif. — Newyork, 11. November. Bei antiameri kanischen Demonstrationen in der Stadt Mexiko sollen angeblich mehrere Amerikaner getö tet und einer gehängt worden sein. Als die Menge die amerikanische Fahne auf der Botschaft beschimpfte und der Botschafter Wilson versuchte, dies zu verhin dern, wurde ein Attentat auf ihn unternommen, das aber erfolglos blieb. Die mexikanische Presse beschimpft die Amerikaner und droht mit Boykott. Die Stadt ist von Truppen besetzt; hundert Personen wurden ver haftet. Die hiesigen Mexikaner behaupten, die Revo lution gegen Diaz sei im Anzuge. Lokale und sächsische Wachrichten — Eibenstock, 12. November. Wir erwähnen nochmals, daß die Ergänzungswahl zum Kir chenvorstand morgen Sonntag, von 11 Uhr ab in;der Kirche stattfindet. Alle eingetragenen Wähler werden gebeten, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. — Eibenstock, 12. November. Zu unserer Notiz über das Resultat der Gcwerbetammerurwahl erhalten wir von Herrn Schneiderobermeister Pfeffer korn folgende Zuschrift: Unter Bezugnahme auf die in Nr. 262 veröffentlichte Bekanntgabe des Ergebnisses der Gewerbekammerurwahlen teile ich Ihnen zur Wei terverbreitung mit, daß die Wahlenthaltung der Hand werker eine Demonstration gegen den bestehenden Wahl- modus gewesen ist. Wir wünschen Abänderung dessel ben, dergestalt, daß die Sitze in der Gewerbekammer auf so viel erhöht werden, daß jeder Wahlbezirk Vertre tung bekommt und dann seinen Vertreter in direkter Wahl bestimmt. Im übrigen hat Unterzeichneter nicht kandidiert und nimmt auch die aus ihn gefallene Wahl nicht an. — Eibenstock. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß die Entstehungsart zahlreicher Brände in den letzten Jahren hier den Verdacht aufgedrängt hat, daß in den meisten Fällen böswillige Brandstiftung zu Grunde lag, möchte man gern einmal die Anreg ung zu ernster Ueberlegung in dieser Richtung geben. Die Erfahrung zeigt, daß ein Brandstifter jahrelang ungestraft sein Wesen treiben kann, schließlich aber doch einmal der wohlverdienten Strafe anheimfällt. Diese Strafe aber ist eine ungewöhnlich hohe. So bestimmt Paragraph 306 des Reichsstrafgesetzbuchcs, daß mit Zuchthaus bestraft wird, wer vorsätzlich ein Gebäude oder eine Hütte in Brand setzt, welche zur Wohnung von Menschen dienen, oder eine Räumlichkeit, welche zeit weise zum Aufenthalt von Menschen dient und zwar zu einer Zeit, während Menschen in derselben sich auf zuhalten pflegen. Nach Paragraph 307 desselben Ge setzes ist die Brandstiftung mit Zuchthaus nicht unter 10 Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus zu be strafen, wenn 1. der Brand den Tod eines Menschen dadurch verursacht hat, daß dieser zur Zeit der Tat in einer der in Brand gesetzten Räumlichkeiten sich be fand ; 2. die Brandstiftung in der Absicht begangen wor den ist, um unter Begünstigung derselben Mord oder Raub zu begehen oder einen Aufruhr zu erregen, oder 3. der Brandstifter, um das Löschen des Feuers zu ver hindern oder zu erschweren, Löschgerätschaften entfernt oder unbrauchbar gemacht hat. Ferner ist nach Para graph 308 des Reichsstrafgesetzbuches Zuchthausstrafe bis zu 10 Jahren festgesetzt, wer vorsätzlich Gebäude, Hütten, Magazine, Warenvorräte, welche auf dazu be stimmten öffentlichen Plätzen lagern, Vorräte von land wirtschaftlichen Erzeugnissen oder von Bau- oder Brennmaterialien, Früchte auf dem Felde, Waldungen oder Torfmoore in Brand setzt, wenn die Gegenstände entweder fremdes Eigentum sind, oder zwar dem Brand stifter eigentümlich gehören, jedoch ihrer Beschaffenheit und Lage nach geeignet sind, das Feuer einer der in Paragraph 306 bezeichneten Räumlichkeiten oder einem der vorstehend bezeichneten fremden Gegenstände mitzu teilen. Recht wenig scheint der Paragraph 139 des Strafgesetzbuches bekannt zu sein, welcher bestimmt, daß mit Gefängnis zu bestrafen ist, wer von dem Vorhaben eines gemeingefährlichen Verbrechens in einer Zeit, in welcher die Verhütung des Verbrechens möglich ist, glaubhafte Kenntnis erhält, und es unterläßt, hier von der Behörde oder der durch das Verbrechen bedroh ten Person zur rechten Zeit Anzeige zu machen. Schon bei dem Vorhandensein eines strafbaren Versuchs des gemeingefährlichen Verbrechens ist auf Gefängnisstrafe zu erkennen. — Ist nun aus den angeführten strafgesetz lichen Bestimmungen ersichtlich, welch hohen Strafen der Brandstifter — der Entdeckung immer gewärtig — entgegensieht, so geht andererseits aus der Höhe der Strafen das Verbrecherische der Brandstiftung in seiner ganzen Größe hervor. Man begreift es deshalb nicht, mit welchem Leichtsinn oft dieses Verbrechens unter Scherz und Lachen gedacht wird, obwohl der über wiesene Verbrecher unseres Abscheus sicher ist. Es läßt sich dieser Leichtsinn eigentlich nur durch in der Gewöh nung entstandenes Stumpswerden der allgemeinen An schauung erklären. Aber diese laxe Anschauungsweise rächt sich, denn sie wirkt auf verbrecherisch oder aber auch nur leichtsinnig veranlagte Menschen aufmunternd zum Verbrechen. Wir können uns aber sehr wohl der Zeit erinnern, wo die unausgesetzte Folge von Bränden unsere Bürgerschaft nicht wenig beängstigte und doch hat vielleicht der eine oder der andere der damals in ernste Besorgnis geratenen Bürger selbst, ohne daß er sich dessen im Mindesten bewußt war, durch frühere Scherze über Brandstiftung mit dazu beigetragen, daß der Brandstifter den Mut zu seiner verbrecherischen Tat sand. Eibenstock, 12. November. (Eingesandt). Es wird auch hierdurch nochmals auf das Blaukreuzjahres sest am Nachmittage dieses Sonntages hingewiesen. Um 3 Uhr findet, so Gott will, öffentliche Versammlung im Saale des „Deutschen Hauses" und um 6 Uhr Got tesdienst statt. Komm und siehe Jesum Christum in seiner suchenden, rettenden und sich freuenden Sünder liebe! Bei der Herrlichkeit und Allmacht dieser Liebe kann, zumal über das Blaue Kreuz und seine Trinker rettungsarbeit die unglaublichsten Irrtümer, falschen Ansichten und Verleumdungen im Schwange gehen, der Besuch des Festes gar uicht warm genug empfohlen wer den. Das aber um so mehr, da jeder Wollende ünd Ausrichtige reichen Segen für seine Seele aus den Dar bietungen heimtragen wird. Gott der Herr aber segne dieses überaus wichtige und herrliche Werk seines Rei ches ! — Eibenstock, 12. November. Ruscheln her aus! denn jetzt ist er da, der gestrenge Herr Winter. Für manche zn früh, nach Meinung unserer lieben Jugend jedoch viel zu spät hat Frau Holle nach der Anfang voriger Woche erfolgten Anmeldung nunmehr und zwar recht nachdrücklich ihres Amtes gewaltet. Eine Schneedecke, an manchen Stel len 30 am hoch, hat unser Städtchen eingehüllt, und fand der heutige Morgen manche Tür und manches Fenster ein- g/weht, hatte doch der schon gestern ganz passable Sturm sich heute nacht zeitweilig in einem wahren Orkan verwan delt, stellenweise hohe Schneewände schaffend. -Leipzig, 11. November. In der letzten Nacht sind durch einen Einbruch in eine Buchhandlung in der Kurprinzstraße Briefmarken im Werte von 350 Mark