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Amts- und ÄMgeblatt für den Kmtsgerichtsbezrrk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, hundshübel, EUgkbiNtt Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Jahrgang. —— — nn—>,, -n--; »- DieMa», deu 15. November Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 20 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Ueichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. In der Bekanntmachung vom 12. dss. Mts., betreffend die Eintragung der «ib-nst-S-r Zcm-nlwar-nfabrik ziksi-t rieker, G. m. b. H. in ist noch nachzutragen: „Das Stammkapital beträgt 135000 Mark/ Eibenstock, den 14. November 1910. Königliches Amtsgericht. Deutschland und Oesterreich. In der Hauptstadt der Donaumonarchie sind die bei den Delegationen, welche die gemeinsamen Angelegen heiten des Reiches zu erledigen haben, bei dem Kapitel der auswärtigen Angelegenheiten angelangt und es hat bei dieser Gelegenheit eine ergiebige Aussprache über die auswärtige Politik stattgefunden. Insbesondere hat man sich über die Balkankrisis sowie auch über das Verhältnis zwischen Deutschland und Oesterreich-Un garn eingehender unterhalten. Es war vorauszusehen, daß neben herzlichen Worten — speziell in Hinsicht auf die Bündnistreue beim serbischen Konflikt — seitens gewisser Elemente auch nicht absprechende Aeußerun- gen fehlen würden. Allen voran tat sich der bekannte Tscheche Kramarcz hervor, welcher der Meinung Aus druck gab, Deutschland habe im vorigen Jahre den Krieg nicht verhütet um Oesterreich, sondern um Ruß land gefällig zu sein. Die russische Artillerie sei derart schlecht, daß eine Kriegsgefahr nicht zu befürchten ge wesen wäre. Nicht Oesterreich, sondern Rußland müßte daher Deutschland für sein Dazwischentreten dankbar sein. Ein etwas seltsamer Standpunkt. Freilich ist Herr Kramarcz Slavophile, auch in Rußland hat er eine eifrige Werbetätigkeit entfaltet und stets auf das gehässigste gegen Deutschland agitiert. Braucht man auch für den Augenblick den Aeußerungen des Herrn Kramarcz keine allzugroße Bedeutung beizumessen, so werden doch seine Ansichten von einer ganzen Reihe von Leuten geteilt, die von den Deutschen herzlich wenig wissen wollen. Diese Kreise sind es auch, welche es am liebsten sähen, wenn die Leitung der österreichischen auswärtigen Angelegenheiten gegen die Polenpolitik in Preußen bei der Regierung in Berlin vorstellig würde. Gras Aehrenthal kann dies selbstverständlich unter kei nen Umständen tun, es handelt sich um rein interne An gelegenheiten Preußens und Deutschlands und ein Hin einreden könnte leicht einen bedenklichen Konflikt her ausbeschwören; dabei ist man in der Donaumonarchie selber empfindlich und hat seinerzeit sich tief verletzt gefühlt, als im preußischen Abgeordnetenhaus einige Redner gegen die von Galizien aus geführte großpol nische Propaganda Front machten. Etwas bedenklich klingt es allerdings, wenn Herr Kramarcz sagte, daß bei Zweidrittel der Bevölkerung bei dem Bündnis mit Deutschland von Herzenssache keine Rede sein könne. Der tschechische Abgeordnete mag vielleicht etwas über trieben haben, immerhin aber liegt in der Stimmung mancher slavischen Völkerschaften gegenüber Deutsch land doch eine gewisse Gefahr, wenn auch nicht für den Augenblick. Es läßt sich wohl denken, daß die Slaven später einmal wieder die Politik der Donaumonarchie beherrschen und daß unter diesen Umständen leicht eine Abkühlung der Verhältnisse zu Deutschland trotz aller guten Dienste unsererseits eintreten kann. Andererseits ist auch wiederum über das Ziel hinausgeschossen, wenn es von nationaldeutscher Seite in den Delegationen so dargestellt wird, als ob.Herr Aehrenthal vielfach der 8piritus rsotor der beiderseitigen auswärtigen Po litik sei; man berief sich dabei auf reichsdeutsche Pretz- stimmen, indessen sind uns solche nicht zu Gesicht ge kommen, aus einen derartigen Gedanken ist bei uns wohl noch niemals jemand verfallen und der betr. Abgeord nete hat wohl nur diese Form angewandt, um die Ver dienste des Herrn Aehrenthal über Gebühr herauszu streichen. Graf Aehrenthal'mag zugestandenermaßen eine tüchtige und tatkräftige Persönlichkeit sein, daß er aber die auswärtige Politik Deutschlands und Oester reichs gleichzeitig beeinflußt, davon kann absolut keine Rede sein; und nun möchte man einmal sehen, was aus der Balkanpolitik des Herrn Aehrenthal geworden wäre, wenn eben Deutschland in der Stunde der Gefahr, die zum Teil eben gerade durch Herrn Aehrenthal herauf beschworen wurde, nicht so treulich zur Seite gestanden hätte. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Reichsregierung und der Etat. In ihren Sonnabend-Rückblicken bemerkt die „Nordd. Allg- Ztg." zu den Betrachtungen der Presse über den Etatsentwurf 1911, daß die Neichsfinanzverwaltung bei den Einnahmeschätzungen mit völliger Objektivität, nie mand zu leide und niemand zum Gefallen, verfahren sei, ohne danach zu fragen, wie das gefundene Er gebnis nach der einen oder der anderen Richtung aus gebeutet werden könnte. Ihre Schätzungen für 1910 dürften sich im Gesamtergebnis mit fast mathematischer Genauigkeit als zutreffend erweisen. Die Versuche, aus dem Etat das Fiasko der Finanzresorm nachzuweisen, müßten mißglücken; denn daß die errechneten Steuer erträge von 417 Millionen Mark jedenfalls in nächster Zeit nicht voll zu erwarten seien, sei vom Regierungs tische in der Etatsdebatte des vorigen Jahres aus führlich dargelegt worden. Schließlich erklärt die „N. A. Z." mit Bezug auf die Meldung von Differenzen zwischen dem Kriegsminister, Staatssekretär des Reichsmarineamts und dem Staatssekretär des Reichs schatzamts bezüglich der Forderungen des Marincamts für den Ausbau der Flotte und des Kriegsministeriums im Interesse der Heeresverstärkung: Es kann versi chert werden, daß der Ausbau der Flotte programm gemäß erfolgen wird, und daß von dem Betrage, den das Kriegsministerium für 1911 im Interesse der Hee resverstärkung für erforderlich gehalten hat, nichts ab gesetzt worden ist. Wie fast immer, gehören auch dies mal die schön aufgeputzten sensationellen Nachrichten über persönliche Zusammenstöße, Entlassungsgesuche, Vermittelungen und dergleichen in das Reich der Fabel. — Vom Bundesrat. Der Reichsetat liegt jetzt in allen Teilen dem Bundesrate vor, auch die Heeres vorlage und der Entwurf über die elsaß-lothringische Versassungsfrage sind jetzt dem Bundesrat zugegangen. Die Etatsberatung beginnt im Bundesrat am Diens tag. Da der Etat kaum eine Veränderung im Bundes rat erfahren wird, kann er dem Reichstage in den letzten Tagen des Monats noch zugehen. Der elsaß^ lothringische Entwurf soll im Bundesrat Anfang De zember ohne Ausschußberatung beraten werden. — Beitrag der Arbeitgeber zur Kran kenversicherung. Wenn die Industrie sich bereit erklärt hat, den Beitrag der Arbeitgeber zur Kranken versicherung von einem Drittel auf die Hälfte zu er höhen, so geschah dies in der Voraussetzung, daß auch die Rechte der Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf die sem Gebiete entsprechend der Beitragsleistung gleich mäßig gestaltet würden. Bei der ersten Lesung der Reichsversicherungsordnung in der mit ihrer Vorbe ratung betrauten Reichstagskommission hat man aber das jetzt bestehende Stimmenverhältnis, wonach die Ar beitgeber ein Drittel, die Arbeitnehmer zwei Drittel der Stimmen in der Verwaltung der Ortskrankenkassen führen, beibehalten, und zwar ohne eine wenigstens an nähernd gleich wirksame Schutzwehr gegen den Miß brauch der Krankenkasseneinrichtungen für sozialdemo kratische Parteizwecke zu gewähren. Bei einer solchen Ordnung der Dinge fällt natürlich die Voraussetzung fort, unter der einer Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge von einem Drittel auf die Hälfte beigestimmt werden konnte. Es darf aber als selbstverständlich angesehen werden, daß die Industrie auch heute noch zur Ueber- nahmc der höheren Beträge für die Krankenversiche rung bereit sein würde, sofern, worauf sie entscheidendes Gewicht zu legen hat, dadurch ein wirksames Gegenge wicht gegen die Bestrebungen der Sozialdemokratie ge- geboten wird, die Krankenkasseneinrichtungen in den Dienst ihrer Parteibestrebungen zu stellen. Die Siche rung der Krankenkasseneinrichtungen gegen solchen Miß brauch liegt auch in so hohem Maße im staatlichen Interesse, daß die Stellungnahme der Regierung zu den Kommissionsbeschlüssen erster Lesung nicht zweifelhaft ein kann. Für sie sind die Kommissionsbeschlüsse in hrer jetzigen Gestalt nicht annehmbar, und die Wieder herstellung der Regierungsvorlage in diesem Punkte eine der wesentlichsten Forderungen, die im Interesse einer Verständigung über die Reichsversicherungsord nung seitens der Regierung zu stellen sind. — Badische Großblockfrüchte. Die Wahl männerwahlen zur Krcisversamnilung in Mannheim- Stadt haben mit einem glänzenden Sieg der Sozial demokraten geendet. Auf die sozialdemokratische Wahl männerliste fielen insgesamt 3546 Stimmen, auf die vereinigten Liberalen nur 1535; infolgedessen wurden 578 sozialdemokratische Wahlmänner gewählt, während die Liberalen nur 83 erhielten. Die parteipolitische Bedeutung dieses Wahlergebnisses wird in einem Tri umphartikel des revisionistischen Mannheimer Sozia listenblattes u. a. folgendermaßen gewürdigt: „Es war das erstemal, daß unsere Partei sich an den Wahlen zum Kreisparlament beteiligte. Und es galt also zu nächst, alle jene Bedenken zu überwinden, die jahr zehntelang die sozialdemokratische Partei bestimmt hat ten, von einer Teilnahme an diesen Wahlen abzusehen. . Dazu kam noch eine Reihe anderer Momente, die ei ner Massenbeteiligung der Arbeiter hindernd im Wege standen: die Abneigung gegen indirekte Wahlen über haupt, die Festsetzung der Wahlzeit auf die Mittags stunden, ferner der Umstand, daß große Massen von Ar beitern weit von ihrem Wohnort, an dem sie wahl berechtigt sind, in Arbeit stehen usw." — Selbstver ständlich läßt es die Sozialdemokratie an der Ausnütz ung des Sieges nicht fehlen. Die „Volksstimmc" kün digt bereits an, daß die Sozialdemokraten ganz Ba dens dem Beispiel der Mannheimer „Genossen" fol gen werden. Von der nationalliberalen Partei aber erwartet das revisionistische Organ, daß sie in „inne rer Einkehr und Selbstprüfung" zur Frage der Re form der badischen Kreisverwaltung eine andere Hal tung einnehmen würden. Dieser Hohn veranlaßt hof fentlich die badischen Nationalliberalen zu der „Selbst- Prüfung", ob ihre Großblockpolitik nicht in erster Linie dahin führe, die Machtstellung der sozialdemokratischen Partei in Baden auszubauen. — Die Borkumer Spione. Wie aus Lon don gemeldet wird, gibt man auch dort jetzt zu, was in Deutschland längst bekannt war, daß nämlich die beiden in Borkum verhafteten Spione englische Of- siziere sind. Der eine von ihnen, Vivian Brandon, ist Kapitänleutnant der englischen Marine, der andere Frederic Trench, bekanntlich ein Verwandter des bis herigen englischen Militärattaschees in Berlin Oberst Trench, ist Hauptmann von der königlichen leichten Ma- rine-Jnsanterie. Beide haben, wie weiter gemeldet wird, den Antrag gestellt, in Uniform abgeurteilt zu werden. Recht eigenartig nimmt sich übrigens eine Londoner Drahtmeldung zu der Spionageangelegen heit aus, nach welcher das britische Auswärtige Aint -um die Erlaubnis nachgesucht hat, bei der Gerichtsverhand lung gegen die unter Spionageverdacht verhafteten Engländer Leutnant Brandon und Hauptmann Trench vertreten sein zu dürfen. In diesem Anträge des eng lischen Auswärtigen Amtes ist nur ein plumper Versuch zu erblicken, bei der Verhandlung von dem großen Material Kenntnis zu erhalten, welches durch die Ver haftung der beiden Spione der englischen Regierung vorenthalten wurde. Hoffentlich lehnt die deutsche Re gierung das Ansinnen mit aller Entschiedenheit ab. — Deutschland und Portugal. Wie von mehreren Blättern aus Lissabon gemeldet wird, hat auch Deutschland durch seinen dortigen diplomatischen Vertreter dem Minister des Auswärtigen der provi sorischen Regierung die Aufnahme offiziöser Bezieh ungen angekündigt. Dieser Schritt bedeutet die förm liche Bestätigung eines schon bestehenden Zustandes. Denn tatsächlich hatte die deutsche Gesandtschaft in Lis sabon als eine der ersten unter den dortigen diploma tischen Vertretungen offiziöse Beziehungen zur provi sorischen Regierung bereits seit einiger Zeit eröffnet. Mit Rücksicht darauf, daß andere Mächte die Aufnahme solcher Beziehungen in die Form der Ueberreichung einer schriftlichen Note gekleidet haben, ist eine entspre chende Note auch von Deutschland der provisorischen Regierung mitgeteilt worden. - Veteranenbeihilfe. Der Magistrat von Berlin hat beschlossen, den in Berlin wohnenden Ve teranen aus den Feldzügen von 1864, 1866 und 1870/71, die bereits am 2. September d. I. ihren Wohn sitz in Berlin hatten, in dem Grade ihrer Bedürftig keit Zuwendungen auf Antrag zu bewilligen. In den nächsten Etat sollen zu diesem Zweck zunächst 150000 Mark eingestellt werden. vefterreich'Ungar«. — Besuch des Königs von Montenegro