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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Reichrpostanstalten. Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der Kumari tischen Vellage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberswtzengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. «eU-Kdr.: Amtsblatt Drucker und Verlege« E«tl Hannebohn, verantwortl. Redaktmr: Ernst Lindemann, beide Eibenstock '— . 89. Jahrgang. —" . . - ' —— 4- A4. Sonlltag, den 11. Februar Kernfprecher Nr 210. ISIS Höhere Abteilung der Oeffentlichen Handelslehr- Anstalt zu Plauen i. Vgtl. SMIirlxvr Lnraan. Die höhere Abteilung hat die Aufgabe, ihren Schülern außer einer über das Ziel der Volksschule hinausgehenden Allgemeinbildung eine den Anforderungen der Gegenwart ent sprechende höhere kaufmännische Fachbildung zu vermitteln und sie zur Erwerbung des Berechtigungsscheine- zum einjährig-freiwilligen Militärdienst zu befähigen Zum Eintritt in die 3. Klasse werden Kenntnisse vorausgesetzt, wie sie auf einer geho benen Bürgerschule nach 8 jährigem Schulbesuche erworben werden können. Außerdem wird sichere Beherrschung der Grammatik der französischen Sprache bis einschl. der regelmäßigen Berben verlangt. Ostern 1812 wird die 2. Klasse errichtet werden. Weitere Auskunft erteilt gern und Anmeldungen nimmt entgegen Professor VLvUrlA, Direktor. Die Präsidentenwahl im Reichstage. Es sei gleich vorweg gesagt, wer die Präsidialge- schäfte des neugewählten Reichstages führen soll: N^- den einem Zentrumsmann und einem Nationallibera len ist zum ersten Male seit Bestehen des deutschen« Reichstages auch ein Sozialdemokrat im Präsidium. Es wurden gervahlt zum Präsidenten Spahn (Ztr.), zum 1. Vizepräsidenten Scheidemann (Soz i und zum 2. Vizepräsidenten Paasche (Natl). Der erste Wahlgang dauerte eine Stunde; 888 Zet tel wurden abgegeben. D avon waren drei ungültig. Es erhielten Dr. Spahn (Ztr.) 185 Stimmen, Abg. Be bel (Soz.) 110 Stimmen und Prinz Schönaich- Car o l a t h (natl.) 88 Stimmen, Dr. Paas ch e (natl.j 1 Stimme und Heine (Soz.) 1 Stimme. Da keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erhielt, muß eine engere Wahs stattsinden und zwar nach der Geschäfts ordnung zwischen allen fünf Kandidaten, die überhaupt Stimmen erhalten haben. In der ersten engeren Wahl wurden 388 Stimmen abgegeben. Drei Zettel find un- giltig. Die absolute Mehrheit beträgt bei 385 Stimmen I93. Diese Mehrheit wurde von keinem Kandidaten erreicht. Es erhielten Dr. Spahn 186, Bebel 114 und Prinz Schönaich-Carolath 85 Stimmen. Alterspräsident Träger: Es scheint also, daß mir heule die lückenlose Geschäftsordnung über uns ergehen lassen müssen. (Heiterkeit). Es muß eine ziveite engere Wahl stattsinden und zwar zwischen den Abgeordne ten Dr. Spahn und Bebel. Es wurden 384 Stimmen ab gegeben, davon waren 13 ungültig. Es erhielten Dr. Spahn 196 Stimmen und Bebel 175 Stimmen. Für Bebel haben also auch die Fortschrittler und ein Tei! der Nationalliberalen gestimmt. Mtsrspräsident Träger stellt fest, daß somit Dr Spahn zum Präsidenten des Reichstages gewählt ist. Dr. Spahn nimmt die Wahl an Es folgt die Wahl des 1. Vizepräsidenten. Es wurden 386 Stimmen abgegeben, davon waren 21 ungiltig. Es erhielten Scheidemann (Soz.) 188 Stimmen, Dietrich (Kons.) 174 Stimmen, Dr. Paasche (natl.j 3 Stimmen. Damit ist also Scheidemann zum ersten Vizepräsidenten gewählt. Auf die Frage des Präsiden ten erklärt Abg. Scheidemann (Soz.), daß er die Wahl annehme. (Beifall, Heiterkeit und lebhafte Bewegung). Es folgt die Wahl des 2. Vizepräsidenten. Es wur den 385 Stimmen abgegeben, ungültig waren 95 Stim men. Dr. Paasche (natl.) wurde mit 274 Stimmen zum 2. Vizepräsidenten gewählt. Es ist bezeichnend sür die Wahl, daß die söge nannten schwarz-blauen Blockparteien ihre gewohnten Wege gingen, daß die liberalen Parteien untN sich blieben und die Sozialdemokraten aus sich selbst ange wiesen waren. Man sah. jede Parteikonstellation woll te zeigen, oder versuchen sestzustellen, was sie aus eig ner Macht erreichen könnten. Und keine der drei Grup pen hat die Kraftprobe bestanden. Ohne die — aller dings schwache - Wahthilse seitens der Nationallibe ralen hätte Spahns Zylinderhut in der Hutschachtel bleiben können. Wird er ihn lange tragen? Nicht im Hinblick daraus, ob der Reichstag über kurz oder lang ausgelöst werden wird, ist die Frage gestellt. Die Ver hältnisse liegen tiefer. Das Zentrum und die Konserva tiven haben es entschieden abgelehnt, im Präsidium mit einem Sozialdemokraten zusammenzusitzen. Das Zentrum würde nicht so zimperlich sein, aber es mußte es tun, um die konservative Unterstützung bei der Wahl zu haben und um auch später mit den Konservativen gegen den zerklüfteten Großblock arbeiten zu können. Nun aber befindet sich ein Sozialdemokrat im Präsidi um. Da muß doch Spahn sein Amt wieder nieder legen, wenn es nicht hohle Worte gewesen sein sollen, die vor der Präsidentenwahl- gesprochen^ Es zirkulie ren auch schon Gerüchte, daß Spahn sich mit Rücktritts gedanken trage. Aber man wird gut tun, abzuwartrn. Beim Zentrum ist bekanntlich nichts unmöglich. Tagesgeschichtc. Deutschland. — Lord Halda ne beim Kaiser. Minister Haldane hatte Freitag vormittag im Hotel Bristol eine Einladung des Kaisers zur Frühstückstasel erhalten. An dieser Frühstückstasel nahmen auch Sir Ernest Cassel und mehrere hohe Reichsbeamte teil. — Der Sieg des Zentrums in Bayern. Die „Korrespondenz Hoffmann" meldet: „Seine Kö nigliche Hoheit der Prinzregent haben das De Mis sionsgesuch des Staatsministers des König lichen Hanfes und des Aeußern, Dr. Grafen vonPode - Wils, angenommen und den Grasen Podewils unter Verleihung des Hausritterordens vom Heiligen Huber tus und unter Belassung des Titels uno Ranges eines Königlichen Staatsministers in den erbetenen Ruhe stand versetzt. Gleichzeitig haben Seine Königliche Ho heit der Regent den Königlichen Kämmerer, Rcichsrat Dr. Georg Freiherrn von Hertling, zum Staatsministerdes Königlichen Hauses und' des Aeußern ernannt und ihn beauftragt, Vorschlä ge über die Neubildung des Gesamtministeriums zu un terbreiten." - Das bedeutet also die unumschränkte Zentrumsherrschast. Daß diese allerdings nur der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, vom Prinzre- genten in die Wege geleitet, beweist ein vor einigen Tagen aufgetauchtes Gerücht, nach welchen! der greise Prinzregent geneigt sei, abzudanken. Dies Gerücht nimmt jetzt festere Formen rn. Es wird nämlich eine Verfügung angekündigt, durch die der Prinzregent Luitpold dem Prinzen Ludwig seine zeit weise Vertretung übertragen wird Die Ver tretnng ist vorläufig namentlich für die Zeit gedacht, wo der Prinzregent zur Erholung im Gebirge weilt oder sonst aus irgend einem Grunde von München abwesend ist. Sobald das neue Ministerium gebildet und der Landtag zusammengctreten ist, wird, ivie es heißt, der Erlaß des Prinzregenten veröffentlicht werden. — Abkehr von den Nationalliberalen. Geheimrat von Böllinger, Mitglied des preuß. Herrenhauses, hat folgende Erklärung abgegeben: „Nachdem, wie ich soeben aus Berlin höre, eine große Anzahl nationallibe raler Mitglieder bei der Reichstagspräfidentenwahl für den sozialdemokratischen Kandidaten gestimmt hat, bin ich genötigt, ans der nationalliberalen Partei auszn treten." — Interpellation zur Zuckerkonferenz. Der Abgeordnete Bassermann hat im Reichstage fol gende Interpellation eingebracht: Ist der Herr Reichskanzler bereit, darüber Auskunft zu erteilen, in welcher Weise er bei den Verhandlungen der Brüsseler Zuckerkönserenz gegenüber den Forderungen der russi schen Regierung die deutschen Interessen zu wahren ge denkt? — Flucht eines Landesverräters. Der Schutzmann Suhr aus Wilhelmshaven, der des Lan desverrats beschuldigt wird, ist flüchtig. — Gemeindewahlrecht für Frauen. Ter Landtag des Großherzogtums Oldenburg hat einen An trag der Fortschrittlichen Volkspartei angenommen, durch welchen Frauen über 24 Jahre das aktive Ge- meindewahlrecht verliehen wird. vefterreich-U»-ar«. Zur Hochzeitsseier im österreichi schen Kaiserhause Aus Anlaß der am heutigen Sonnabend stattfindenden Vermählung im Kaiserhau se fatld Freitag abend in Schönbrunn Tafel statt, an welcher außer dem Kaiser pnd dem Brautpaar sämt liche Erzherzöge und Herzoginnen und die Hochzeits gäste teilnahmen. Dänemark. — Krisis im dänischen Kabinett. Im Staatsrat haben die fünf Mitglieder des Kabinetts, oie der Rechten angehören, ihre Demission eingereicht. Der König hat sie ersucht, die Geschäfte vorläufig weiterzn führen. Afrika. Der italienisch-türkische Krieg. Zwei sich vollständig widersprechende Nachrichten vom Kriegs schauplatze werden von türkischer und von italienischer Seite verbreitet. Eine aus Konstantinopel kommende! Nachricht lautet: „Das Äriegsministerium übermittel te der Presse eine Depesche des Kommandanten van Bengasi, wonach die Italiener bei nächtlichen An grisfen der Türken und Araber am 25., 26. und 27. Januar große Niederlagen erlitten haben. Die Italiener hätten über 1300 Tote, die auf ungefähr 40 Schaluppen auf die Kriegsschiffe gebracht worden seien Die Stadt sei voller Verwundeter. Einige italienische Kompagnien seien vollständig vernichtet worden. Die Türken und Araber hätten im ganzen 28 Tote und 89 Verletzte." Aus Rom wird das natürlich alles deinen tiert: „Gegenüber der vom türkischen Kriegsministeri um verbreiteten Meldung aus Bcugasi, nach der die Italiener bei den nächtlichen Angriffen der Türken und Araber am 25., 26. und 27. Januar über 1300 Tote gehabt hätte«, während die Verluste der Augreifcr nur 28 Tote und 89 Verwundete betragen hätten, erklärt die „Agenzia Stefani": Mau muß annehmeu, daß die fal fchen Nachrichten, ebenso wie die früheren, nicht wirklich von dem türkischen Kriegsministerium verbreitet worden sind, denn sonst wäre es klar bewiesen, daß die türkische Regierung Europa und das türkische Volk durch syste matische Lügen täuschen will. In der Tat sind die Ara ber und Türken bei Bengasi stets geschlagen worden, aber gerade in der Zeit vow 25. bis 27. Januar hat dort kein bewaffneter Zusammenstoß stattgefunden." Es bleibt abzuwarten, was nun von tttrtischer Seite auf vorstehende Anschuldigung erwidert wird. OeMiche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 10. Februar, lieber das Geschäft in der Stickereibranche wird in dem vom Vorsitzenden der Handelskammer Plauen, Herrn K.-R. Roessing ge gebenen Ueberblick über das Wirtschaftsjahr 1911 u a. folgendes ausgeführt: Die Eibenstocker Buntseiden und Metallstickerei von Kleiderbesätzen, die auf der Hand Maschine hergestellt werden, lag nicht besonders günstig, da die Buntstickerei von der Mode vernachlässigt war und anßerdem hie auf der Schiffchcnmaschinc herge stellten bunten künstseidenen u»o Metallstickereien starke Konkurrenz bereiteten. Der Umsatz bewegte sich des halb mehr in schmalen Breiten, die aus der Schiffchen Maschine nicht so vorteilhaft hergestellt werden. Einen gewissen Ersatz bot dagegen die Buntstickerer aus Hand maschinen für Roben und Blusen. Handgeklöppelte Spitzen waren, auch sür den Export, gut begehrt, doch sind sür feinere Handllöppelspitzen Arbeiterinnen schwer zu haben, und für die Konfektion von Decken »und Läu fern machte sich die Konkurrenz maschinengeklöppeltar Spitzen stark geltend. — Leipzig, 8. Februar. Heute nachmittag 5', Uhr betrat ein unbekannter Mann den Laden des Zigarrenhänd lers Kraul in der Weststraße Nr. 8H> und schlug diesen mir einein Eisenstab auf den Kopf, sodaß der Angegriffene be wußtlos zusammenbrach. Der Täter raubte die Laden kasse, die etwa 50 Mk. enthielt, und entkam. Kraul hat anscheinend eine leichte Gehirnerschütterung davongelragen. — Leipzig, 9. Februar. Eine angeblich von einem früheren Beamten des auswärtigen Amtes verfaßte Sch m äh- schrift gegen den Kaiser, seine Familie sowie den deutschen Offiziers und Richterstand und eine zweite Broschüre, die eine Beleidigung des Königs von Sachsen enthal ten soll, und als Verfasser einen Baron Lepel nennt, ist von der hiesigen Polizei beschlagnahmt worden. Die Schrif ten kamen aus der Schweiz. Das erste Buch ist aus An laß der bevorstehenden Vollendung der 25,ährigen Negier ungSzeit des Kaisers herausgegeben worden. — Leipzig, S. Februar. In einem Fieberanfall Kat Keule früh der Juwelier Burckhardt, in der Sleinstraße wohn haft, seinen Kompagnon, den Juwelier Ernst Treusch, der