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Amts- un- Anzeigeblatt für -en Slmtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung Tricheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 50 Pfennige. Bezugspreis vierteljährl. M. l.50 einschließl. des „Jllustr.Unterhaltungrblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, HundshLbel, UÜUbvM»» Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Wildenthalusw. »mt-dlo«. R,d»N,m S - » K »i » d , m » n ». d-id, «d.n,°L Zernsprecher Nr. 21V. ^7 LLL 60. Jahrgang. -i— Dollurrstag, de« 29. Mai SchWciiiczühlllng am 2. Ium 1913. Nach Beschluß des Bundesrates vom 30. April dss. IS. hat am 2. Juni 1813 eine Zählung der Schweine stattzufinden. Die Zählung erfolgt nach dem Stande vom 2. Juni 1913. Mit der Aufzeichnung sind die Schutzleute beauftragt. Die Besitzer von Schweinen werden um wahrheitsgetreue Angaben ersucht. Gtadtrat Eibenstock, den 27. Mai 1913. Gewerbeschule Eibenstock. An die umgehende Bezahlun- des Schulgelde- für das 1. Viertel des Schuljahres 1913/14 — 2 Mk. wird hiermit erinnert. Die neue Kriegsgefahr auf dem Balkan. Man entsinnt sich vielleicht einer altem Anek dote, nach oer ein Geistlicher in krisgsschwangrrer Zeit zu trösten suchte. Der geistliche Herr soll etwa gesagt haben: erstens wird es gar temen Krieg ge ben, sollte es aber zum Kriege kommen, so werden wir doch nicht davon berührt werden. Sollten wir aber von dem Kriege berührt werden, nun, dann würde er wohl nicht sehr schlimm werden; sollte er aber auch sehr schlimm werden, so Hülse auch lein Trost etwas. In einer ähnlichen Tonart ergehen sich jetzt auch angesichts der neuen Gefahren aus dem Ballan die Diplomaten der Großmächte. So schwarz sehen wir ja auch nicht in die Zukunft, daß «wir an eine baldige Wiederkehr der beängstigenden November- tage des verflossenen und der noch drückenderen April tage dieses Jahres denken; denn solange sich die Bab kanier unter sich verprügeln, können die Machte ruhig zusehen In Wien ist man vornehmlich zuversichtlich gestimmt: Wien, 27. Mai. In informierten Kreisen hält man es trotz der drohenden Nachrichten aus Belgrad und Sofia noch immer für wahrscheinlich, daß ein Ausgleich zwischen Serbien und Bulgarien aus der Basis zustande kommt, daß Bulgarien wohl einer Re vision des Vertrags prinzipiell zustimmt, Serbien aber zugibt, daß Bulgarien die albanische Grenze erreicht, und sich zwischen Griechenland und S-rbi^n einschiebt. Monastir und Ochrida dürften also bulgarisch blei ben. Freilich gibt man zu, daß alle Voraussagen an der Luft schweben, da die Ereiguljfe stärker sein können, als der Wille oer Diplo maten . Der Schlußsatz dieser Meldung erinnert so recht an das obengeschilderte „Trostwort". Auch die deut sch" Divlomatie hegt noch leine Befürchtungen: Berlin, 27. Mai. In dem Streite zwischen Serbien, Griechenland und Bulgarien werden sich, wie in den Berliner diplomatischen Kreisen versichert wird, die Mächte, falls die beiden Parteien die Annahme eines Schiedsgerichtsspruches ablehnen, darauf be schränken, den beteiligten Negierungen zum Frieden zu raten. Bon einem direkten Eingreifen der Mäch te ist keine Rede. „Nur in Rom ist man nicht heiter", sondern hälts dort mit dem Sprichwort, daß Vorsicht die Mutter der Weisheit ist: Rom, 27. Mai. Nach dem „Lorrrere della Sera" werden zum Schutz der italienischen Staatsan gehörigen vier Kriegsschiffe in den nächsten Tagen nach dem südlichen ägäischen Meer abgehen und auch den türkischen Häfen in Kleinasien einen Besuch ab statten Daß Serbien gewillt ist, seine Ansprüche in Ma- cedonien unter allen Umständan durchzusttze«, geht daraus hervor, daß Serbien, nachdem es »ins Ant wort ans das Verlangen nach Revision oes Bünopis- vertrages erhalten, die strittigen Gebiet? annektieren wird, aber auch daraus, daß es fortgesetzt rüstet: Belgrad, 27. Mai. Im Lause oer Woche dürfte die Entscheioung im Kouflitte zwischen der bul garischen und serbischen Regierung zu erwarten sein. In hiesigen Regierungslreisen wird erklärt, daß sofort nach Bekanntwerden dieser Entscheidung, wie sie auch Ausfallen möge, Serbien zur Annexion der stritti gen Gebiete schreiten werde. Das Gleiche könne von Griechenland gesagt werden. Wien, 27. Mai. Der „Südslawischer! Korre spondenz" meldet man aus Belgrad, saß die serbische Regierung mit allem Nachdruck bemüht sei, eine Ver- schärsung der Krisis durch Zeitvngsangriffe und par- lamenlarische Kundgebungen hintanzuhalte,». In bei den Fällen hätten die Bemühungen der Regierung be reits Erfolge aufzuweisen. — Im Gegensatz zu. anderweitigen Mitteilungen werde an amtlicher Stel le erklärt, daß das bulgarische Kabinett noch keine Antwort auf die durch den Gesandten Spulaikowitsch übermittelten Vorschläge gegeben habe. Es s-i daher verfrüht, schon in diesem Moment zu oehaupten, daß Bulgarien die serbischen Wünsche ablehneu werde- Es beständen vielmehr Anzeichen dafür, daß das Kabinett in Sofia das weitgehendste Entgegenkommen zeigen werde in dem Bestreben, das Buudesverhältuis nicht zu gefährden. Inzwischen setze aber die Heeresverwal tung die militärischen Vorbereitungen mit aller Be schleunigung fort, um für alle Fälle gerüstet zu sein Wien, 27. Mai. Wie mau dem „Neuen Wie ner Abendblatt" aus Belgrad telegraphiert, haben gestern abend in Belgrad Einberufung?,, der beurlaub ten Reservisten zweiten Aufgebots rur sofortigen Mel dung beim Kommando stattgefunden, was groß? Er regung und Beunruhigung hervorzerufen habe. Die ganze Nacht hindurch seien Posten per Bahn „ach der Grenze dirigiert worden. Ueber den Stand der Friedcnsvcrhandlungen ge ben nachstehende Meldungen bedeutsam-« Ausschluß: London, 27. Mai. Zu dem Empfang oer Frie- densdelegiecten durch Sir Edward Grey wird noch mitgeteilt: Grey erklärte den, ferbischen Delegierten Nowalowitsch, daß diejenigen Delegierten, welch? nicht bereit seien, den Vertrug zu unterzeichnet, kei nen anderen Entschluß der Botschafter erwartet dürf ten Grey verlas sodann den Beschluß der Botschaf ter und betonte, daß die zwecklosen Verhandlungen schon eine Woche lang dauerten. Nowalowitsch erwi derte, die Mitteilung Greys ändere die Lage vollstän dig. Er habe nicht alle Hoffnung verloren, eine Eitig- ung zu erzielen, aber angesichts der neuen u-ierwar- teten Haltung der Mächte müsse er den Beschluß sei ner Regierung mitteilen und deren Antwort abwar ten. London, 27. Mai. „Reuter" erfährt, ru Greys Erklärung sei den Delegierten nicht nur zu ver stehen gegeben worden, daß diejenigen, die den Vorfrieden zu unterzeichnen geneigt seien, es tun sollten, sondern auch, daß es offen bar zwecklos wäre, wenn die anderen Delegierten in England verblieben. Die Mitteilungen Greys haben in gewissen Ballamtreisen große Ueberraschung hervorgerusen. Man mißt ihnen dort den ziemlich ausgesprochenen Charakter ei ner Intervention, nicht einer Mediati on bei. Tagesgeschichte. Deutschland. — Kaiser Wilhelm fährt nicht nach England. Die „Kölnische Zeitung" berichte aus Berlin: Englische Blätter haben aus Portsmouth ge meldet, dort wäre für den Monat August eine Zu sammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem König Ge org von England verbunden mit einer deutsch-engli schen Flottenschau zu erwarten. Nach unseren Er kundigungen an Stellen, die darüber unterrichtet sein könnten, finden diese Angaben leine Bestätigung. — Abreise des britischen Könlgspaa- res. Gegen halb 6 Uhr am Dienstag erfolgte die Abfahrt des Königs und der König!« von Esncland nach dem Lehrter Bahnhof in Berlin. Der Kaiser und die Kaiserin geleiteten ihre hohen Gäste. Im ersten Automobil hatten der Kaiser, der die Uniform seines württembergischen Dragonerregiments „Königin Ol ga" trug, und der König in der Uniform fernes 1. Garde-Dragonerregiments Platz genommen. Im zwei ten Automobil firhr die Kaiserin mit der Königin. Das Gefolge und oer Ehrendienst der englischen Herr schaften waren korausgefahren. Die Abreise vom Lehr ter Bahnhof erfolgte um 5 Uhr 35 Minuten über Vlis- singen nach London. Der Kaiser und oie Kaiserin begaben sich vom Lehrter Bahnhof nach dein Neuen Palais. - Der Entwurf gegen den Verrat militärischer Geheimnisse ist den. Reichs tage zugegangen. Die wichtigsten Bestimmungen des Entwurfes, der die bisherige Gesetzgebung ausbauen will, sind folgende: Militärische Geheimnisse «m Sin ne des Gesetzes sind Schriften, Zeichnungen, andere Gegenstände und Nachrichten, deren Geheimhaltung im Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist. Wer vorsätzlich ein militärisches Geheimnis an einen an deren gelangen läßt und dadurch die Sicherheit des Reichs gefährdet, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren, bei mildernden Umstänoen mit Gefängnis von einem bis zu zehn Jahren bestraft. Hat ocr Ver rat eine bedeutende Gefahr für die Sicherheit des Reichs zur Folge gehabt, so kann aus lebenslanges Zuchthaus erkannt werden Das gleiche gilt, wenn das Geheimnis dem Täter in seiner Eigenschaft als deutscher Beamter ober deutsche Militürperson zugäng lich war. Wer ohne den Vorsatz, oie Sicherheit »des Reiches zu gefährden, ein militärisches Geheimnis verrät, wird mit Gefängnis oder mit Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft. Wer sich militärische Ge heimnisse verschafft, nm die Sicherheit des Reiches zu gefährden, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jah ren, bei mildernoen Umständen mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft. In mil dernden Fällen tritt eine Strafe bis zu drei Jah ren ein. Es weroen weiter Strafen jcstgefetzt für- gemeinsamen Verrat (Zuchthaus bis zu fünf Jahren), für unrichtige Personalrngaben in Festungen, wenn der Verdacht des Landesverrats vvrliegt, für fahr lässig! Bekäuntgebung von Geheimnissen, Verrat in Kriegszeiten. Geldstrafen weroen erhoben bei Ver stößen gegen militärische Verbote, bei unbefugtem Photographier« vou militärischen Anlagen. Begehen Beamte verräterische Handlungen, so verschärfen sich zum Teil die Strafe«. — Die erste Lesung der Wehrvorlage beendet. Die Budgetkommission des Reichstages er ledigte am Dienstag in ganz kurzer Sitzung die zur Wehrvorlage vorliegenden Petitionen. Damit ist die erste Lesung der Wehrvorlage beendet. Nächste Sitzung Mittwoch mit der Tagesordnung: Zweite Lesung der Wehrvorlage Erste Lesung des Gesetzentwurfs b?tr. den Wehrbeitrag und die übrigen Deckungskorlazen. In welcher Reihenfolge diese Tagesordnung beraten werden wird, wird die Kommission erst am Mittwoch be schließen. Zweierlei Maß. Bor kürzen! war in den: amtlichen Bericht über ein Gefecht m unsern Ko lonien nur der Name eines gefallenen Bizefsldrve- bels genannt, der eines gleichfalls gefallenen Soloa- ten aber nicht angegeben. Darüber entrüst-te sich der „Vorwärts" gewaltig und warf der amtlichen Be richterstattung vor, ihr erscheine der Name «ines in Kolonialkämpsen gefallenen Gemeinen so wertlos, daß sie ihn der Namensnennung «icht für würdig halte. „Der Chargierten Namen funkeln, der Gemein? bleibt im Dunkeln," — reimte das Blatt m einem Scymäh- gedicht. Von amtlicher Stelle wurde der erhaben» Vorwurf damit zurückgewiesen, jedermann wisse, daß wir in unserer Schutztruppe nur Ginge, borene als Gemeine und Gefreite haben; der Name eines Schwarzen interessiere alber lediglich in der Kolonie selbst, nicht je doch in Deutschland. Bon einer Geringschätzmng dec Gemeinen sei also ganz und gar keine Rede, sonder« nur von einer jedem Verständigen recht verständlich?« Unterscheidung zwischen zwei Jnteresstng'bieten Aber was das sozialdemokratische Zentralorgan der amtli chen Berichterstattung grundlos zum Vorwurf mach te, beging es kürz darauf absichtsvoll felbst, als es aus Motiven niedrigsten „Klassenbewußtstins" im einem Berichte den Namen des Leutnants Dittmar unterdrückte. Leutnant Dittmar vom Magdeöurgi- schen Pionierbataillon Nummer 4 war in eine« Char lottenburger Kanalisationsschacht gestiegen, um unter Lebensgefahr vier Arbeiter zu retwn, die, wie wir meldeten, durch giftige Gase getötet wurden. Der „Vorwärts" konnte diese Tatsache selbst nicht unter drücken; aber in dem Bericht, der »hm gleich der