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Amts- und Anzeigeblatt ür den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, kjunbshübel. Neuhei-e, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthal usw, Tel.-Kdr.: Kinlsblatt. Fernsprecher Nr. 21V. Drucker und Verleger: Emil Hannrbohn, verantwort!. Redakteur. Ernst Lindemann, beide Eibenstock. -- ----- — - ———— -1. Zahrgavg. — —. - - M L. Doimerstali, de» 8. Jamar LS »4 Bezugspreis Vierteljahr!. M.1.50 einschließl des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der T xp editton, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. >.r : Erscheint täglich abends mit Rurnahme der Sonn» und Feiertage für den folgende n Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Kerr Javrikvesttzer Kommerzienrat Lrust Luxen vörLsI und Kerr Kavrikötsttzer Otto kuul Lsekvl sind am 2. dieses Monats als ««besoldete Rat-Mitglieder für den Zeitabschnitt 1914 bi» mit 1919 verpflichtet und eingrwiesen worden. Ferner ist der erstgenannte Herr an demselben Tage als 1. Stellvertreter dt» Bürgermeisters verpflichtet worden. Gtadtrat Eibenstock, dm 5. Januar 1914. Donnerstag, den 8. Januar 1SL4, vormittag- 11 Uhr soll in H«nd-HKHtl ei« Landauer an den Meistbietenden gegen sofortige Ba-zahlattg öffentlich versteigert werden. Bieterversammlung: Wapplers Gasthof. Eibenstock, den 7. Januar 1914. Der Gerichtsvollzieher de» Königlichen Amtsgerichts. Politische Jllhresschau. Deutschland. Das Jahr 1913 liegt nun hinter uns. Es war im großen und ganzen kein sehr freudenreiches, und aber gläubische Leute, die in der 13 eine Unglückszahl er» blickten, können meinen, daß ihre Ansicht wieder ein mal Bestätigung gefunden hat. Gewiß hat es auch an erhebenden Momenten nicht gefehlt, es läßt sich aber nicht leugnen, daß bei uns in Deutschland eine ge- wiffe gedrückte Stimmung vorwaltete, die keine rechte Freude auflvmmcn lassen wollte, und recht nutz mutig schaute man der Entwicklung der Dinge in der inneren wie äußeren Politik zu, und der Pessimismus behauptete seine Herrschaft. Dabei stand das Jahr im Zeichen der Erinnerung an große Zeit, in vieles Feiern gedachte man der Ereignisse des Jahres 1813, wo Deutschland von fremdem Joch befreit wurde, und der Kaiser selbst nahm an den Festlichkeiten in Kehl heim und Leipzig teil, an einer innerlichen Nachwir kung hat es leider aber gefehlt. Immerhin setzte das Jahr verhältnismäßig gut ein, trotz der Konstellation im Reichstage mit seinen 111 sozialdemokratischen Mit gliedern gelang es, nicht nur ziemlich glatt die große Wehr Vorlage unter Dach und Fach zu bringen, sondern auch die ungemein schwierige Regelung der Kostendeckung fand nach längeren Verhandlungen ihre Erledigung, wenn auch in einer Form, die zum Teil von den Vorschlägen der Regierung weit abwich, aber doch schließlich auch von dieser gebilligt wurde. Auch sonst wurden im Reichstage verschiedene wichtigere Vor lagen verabschiedet, wie denn überharrpt das Parla ment eifrig bei der Arbeit war. Bedauerlicherweise hat es aber am letzten Ende nicht an Mißhelligkeiten mit der Regierung gefehlt, und in den vergangenen Wochen beherrschte ein Name die innere Lage: Za- bern. Ein ursprünglich lokaler Vorgang geivann durch allerlei Begleitumstände hochpolitische Bedeutung, er würbe zum Gegenstand einer Interpellation im Reichs tage, die mit einem von einer gewaltigen Mehrheit erteilten Mißtrauensvotum abschloß, und auch die Etatsdebatte stand vorwiegend im Zeichen von Zu bern. Man muß zugeben, der Reichskanzler befand sich in einer recht schwierigen Lage, und man muß auch anerkennen, daß er nach Möglichkeit einzurepken suchte, was cinMenken war, aber es steht nun ein mal fest, daß durch grobe örtliche Ungeschicklichkeiten eine neue Verstimmung in oen Reichslandeu einge rissen ist, die uns um Jahre zurückbringt, und eben so muß eingeräumt werden, daß die Verteidigung von Seiten dar Regierung im Reichstage nicht immer eine sehr glückliche war und im Parlament eine gereizte Stimmung horvorgerusen hat, die der Behandlung der Dinge nicht gerade förderlich war. Kein Wunder, we"u unter solchen Umständen Kriseugerüchte auftraten, über deren GrmMosigkeit angesichts der bei uns herr schenden Gepflogenheiten von vornherein kaum ein Zweifel obwalten konnte. Ist auch Leutnant von Forst ner bestraft worden und sieht Oberst von Reutter dem kriegsgerichtlichen Urteil entgegen, so läßt sich doch nicht in Ährede stellen, daß die Situation im Reichstage eine immerhin etwas gespannte ist, und' üble Rachwirkungen nicht außerhalb des, Bereiches der Möglichkeit liegen. Zwei andere Fragen waren es noch, die im abgelaufenen Jahre im Vordergründe des, Interesses standen, und die zwei vakante Throne be- trpfen. Die Nachfolge in Braunschweig hat ihre Erledigung gefunden, der Regent Johann Al brecht, der sich während seiner Amtsführung in hohem Maße um das Land verdient gemacht hat, ist von seinem Posten geschieden und Herzog Ernst August hat an der Seite der kaiserlichen Tochter seinen Einzug gehalten. Dir Art der Lösung der braunschweigischen Frage ist aber nicht zuletzt in nationalen Kreisen ver- schiHentlich auf lebhaften Widerspruch gestoßen, in dem man unbedingt einen vollen ausgesprochenen. Ver zicht aus Hannover forderte, während die Regierung sich mit dem bekannten Briefe des Thronbewerbers an den Reichskanzler begnüge" wollte, indem unter Hinweis auf den geleisteten Fahneneid erklärt wurde, nichts gegen den Bestand der preußischen Monarchie unternehmen und gegenteilige Bestrebungen nicht un terstützen zu wollen. Menso hatte sich der Bundesrat damit abgefun den, wie schließlich auch der Reichstag, wo man ent gegen ursprünglicher Absicht die Angelegenheit bei der Etatsdebatte nur kurz streifte. Die Welfenfrage selbst ist damit jedoch nicht von de/r Bildfläche verschwunden, in den Kreisen der deutsch-hannoverschen Partei hält man an den bisherigen Grundsätzen weiter fest. Das solange verwaiste Bayern hat im Jahre 1913 endlich einen König wieder erhalte", Prinz regent Ludwig ist Mn Herrscher des Landes proklamiert worden, nachdem die Bemühungen, ihm sofort nach Antritt der Regentschaft die Königs-Krone aufzw- setzen, am Widerstand des hohen Adels und eines Teils der zweiten Kammer gescheitert waren. Inzwischen tvat aber allenthalben ein Umschwung ein, die von Herrn von Hertling geführten Verhandlungen hinter den Kulissen waren von Erfolg u"d auch die heikle Frage der Zivilliste fand eine befriedigende Erledigung. Auch außerhalb der blau-weißen Grenzpfähle freut man sich dieses Resultates, da hierdurch einem auf die Dauer unhaltbaren Zustande, der die Entwicklung des Bayernlandes schließlich hemmen mußte, ein Ende gemacht worden ist. Günstiger stellt sich der Rückblick auf unsere ausw ärtige Politik dar. Zwar hat cs an äußerlich sichtbaren Erfolgen gefehlt und ebenso hat man mehrfach Gelegenheit gehabt zu beobachten, daß man uns nach Möglichkeit bald hier, bald dort ein Bein zu stellen suchte, aber es sind doch verschiedene Momente zu verzeichnen, die daraus hindeute", daß die Regelung wichtiger Fragen internationale» Cha rakters in die Wege geleitet ist, und zwar in einrr Weise, daß für Deutschland keine Nachteile zu befürchten find. Auch war cS Deutschland mehrere Male beschieden, seine Macht in die Wagschale zu werfen und zur Er haltung des Weltfriedens beizutragcn. Diese Tätig seit kam natürlich in erster Linie den anderen Drei bundmächten zu gute, mit dem Resultat, daß das Bündnis noch weiter gefestigt wurde, und daß ma" namentlich in Italien oeu Wert der Beziehungen zu Deutschland höher einzuschätzen lernte. Eine Reihe von Aeußerungen der italienischen Staatsmänner haben Ler Welt gezeigt, wie fest Italien zu Deutschland und Oesterreich steht, Erklärungen, die den Herrschaften a" Ler Seine nicht sehr lieblich in die Ohren klingen, nachdem man dort gehofft hatte, Italien auf die Seite Ler Triple-Entente hinüberlockeu zu könne«. Persön liche Aussprachen der Staatsmänner, und vor allem die mehrfachen Mouarcheuzusammcnkünfte waren nicht mißzuverstehende Demonstrationen gegenüber gewisse« Kreisen, die sich stets und ständig bemühten, der deut schen Außenpolitik Schwierigtciten in den Weg zu lege«. Als besonders erfreuliches Moment ist die An näherung an England zu verzeichne«, die für Vie Gesamtkonstellation der Mächte von großer Be deutung ist, da sie vor allem auch auf die Verhältnisse im Dreiverband Einfluß ausüben muß. Abgesehen von den Bemühnngen einflußreicher Persch,lichteste«, hüben und drüben, eine Besserung der Beziehungen her beizuführen, haben wohl auch die Balkanwirrcn das Ihrige dazu beigetragen, um den Machthabern jenseits des Kanals darzutun, daß die deutsche Politik eine of fene und loyale und ohne jeden Hintergedanke-: ist, »«d daß wir keineswegs die -lbsichten haben, England ir gendwo -n Lie Arme zu fallen. Grey hat in seiner Be tätigung im letzten Jahre des mehrfachen Deutsch land an seiner Teste gehabt, während Frankreich »nd Rußland einen gegenteiligen Standpunkt ein"ahmen So kam eine Einigung über die kleinasiatischen Fra gen zu Stande mrd man spricht auch davon, daß über den afrikanischen Besitz Vereinbarungen avgeschlosse« worden sind. - Auch zwischen Berlinund Pc tersburg ist wieder eine Brücke geschlagen worden, und trotz allen panslavistischen Geschreies hat oie amt licht Politik einen deutschfreundlicheren Kurs eingcschla gen, weshalb man auch die Differenzen wegen der M i litä rni ission nicht so tragisch zu nehmen braucht, weil hierbei wohl Herr von Giers sich durch seiuen französischen Kollegen Gompard hat i„s Schlepptau nehmen lassen. Sowohl Herr Ssasouow wie der Mi nisterpräsident Kokowzew nahmen Gelegenheit auf ihren Auslandsreisen in Berlin Stativ« zu mache« und sich mit den maßgebenden Stellen ei«gehe«d zu beraten. Hierbei hat sich gleichfalls Uebercinstimmung in den wichtigsten Tagcsfragcn ergeben, und das Re sultat dieser Besprechungen dürfte über kurz oder lang gleichfalls in der Orientpolitil zu Tage treten. Die Dinge im Orient dürften überhaupt in Ler nächste« Zeit wieder mehr in den Vordergrund rücken, auch nach dem jetzt die Wirren auf dem Balkan ihr Ende ge funden haben. Wenn auch «icht direkt beteiligt, so hat Deutschland doch einige Male einzugrcifeu Ge legenheit gehabt, und mit gutem Gelingen, insbc sondere hat Deutschland und in erster Linie Kais er Wilhelm einen ruhmreichen Anteil an dem glücklichen Ausgange der B u ka r e st e r Friedens- Verhandlungen. Wenn Deutschland vo« jemand aber Schwierigkeiten zu erwarten hat, so ist es Frank reich, wo ehrgeizige Politiker alles oransetzen, Deutsch land nicht hoch kommen zu lassen. In der Frage der Militärmission hat Frankreich den Anstoß gegeben, u«d Lie bereits eingeleiteten Verhandlungen wege« der kl ein asiatischen Ba hnen sind plötzlich, wohl in folge gewisser Ränke ins Stocken geraten. Aeußerlich sind die Beziehungen zwar durchaus korrekt, aber die ganze Situation und Lie große französische Heeres rüstung lassen es angezeigt erscheinen, daß wir nach wie vor gegenüber unserem westlichen Nachbar auf der Wacht bleiben. Oberst v. Reutter vor dem Kriegsgericht. Vor dem Kriegsgericht der 30. Division in Straß burg begannen am Montag kurz nach 9 Uhr vormittags die aus mehrere Tage berechneten Verhandlungen i« dem Prozeß gegen den Oberst des 99. Infanterie-Re giments Ernst v. Reutter und den Leutnant Schadt, die sich beide wegen der bekannten Zaberner Zwischc«- fälle im November vorigen Jahres unter der Anklage Ler unbefugten Anmaßung eines öffentlichen Amtes, der Nötigung und der Freiheitsberaubung bezw. der Mißhandlung und des Hausfriedensbruchs zu vereint ivorten haben. An die Verlesung des Antlagebeschlusses schließt sich die Vernehmung des Angeklagten von Reutter. Er beginnt mit der allgemeinen Erklärung, daß alles, was seine Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften getan hätten, auf seinen Befehl und unter sei-rer Be gutachtung geschehen sei und erzählt dann ausführ lich Lie betannten Vorfälle. Im zweiten Verlaufe seiner Vernehmung erklärte Oberst v. Reutter auf Befragen, daß seine Offiziere durchaus besonnen gewesen seien. Leutnapt Schadt habe ihn ruhig und klar gefragt, ob er berechtigt sci, Leute fcstzunehmen, worauf er ihm geantwortet habe, Laß er dies tun dürfe. Am 28. November sci Leutnant Ouaring gezwungen gewesen, mehrere Leut' fcstzunehmen, weil die Schimpfereien und U» ruhen auf der Straße ke in E nde nahmen und kein Schutzmann zu sehen war. Er habe die Uebevzeugung gewonnen, daß er nunmehr selbst für Ruhe sorgen müsse. Er habe sich dazu für be rechtigt gehalten auf Grund einer Bestimmung vom Jahre 4820 über den Waffengebrauch des Militärs. Wegen der Abkvesenheit der Polizei hätte er das Mili tär sct>ützcn müssen. Am Abend des 28. November, nachdem er bereits auf dem Schloßplatzc die Wache habe ins Gewehr treten, laden und trommel» lassen, wäre Las Gejohle und Geschrei fortgesetzt worden. Die Menge sammelte sich mit großer Schnelligkeit und cs sei sehr schwer gewesen, sw auseinander zu bringen.