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Amts- uns Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl. des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Lxped itton, bei unseren Bo ten sowie bei allen Reichspostanstalten. ^ür Eibenstock, Earlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,Mldenthal usw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr. 210. — K7. Ia-r,«»,. -------- Donnerstag, den 2. Juni Die internationale Konstellation. So traurig an sich die Veranlassung für das Zu sammentreffen einer Reihe von Staatsoberhäuptern und leitenden Ministern in London war, so klingt doch von der Trauerfeier für König Eduard eine Melodie hindurch, die allenthalben lieblich in die Ohren tönt. Die Mocken kündeten dien Friedern den ein Monarch nach tatenreichem Leben für immer gesunden, es scheint aber als ob sie gleichzeitig auch dien Frieden für die ganze Welt kündeten. Seit jenen Tagen hat sich, in der internationalen Konstellation ein Umschwungs vollzo gen, dser mit Freuden zu begrüßen ist, da er geeignet ist, den Weltfrieden für absehbare Zeit zu sichern. An der Bahre desselben Monarchen, der einst sich bemüht hatte, Deutschland zu isolieren und feinen Einfluß zu brechen- erfolgten Begegnungen und Aussprachen, die wesentlich dazu beigetragen haben dürften, -ine An näherung zwischen Mächten herbeizuführen, die lang: Zeit trotz aller korrekten offiziellen Beziehungen einan der entgegen -arbeiteten. Es ist seltsam, wie seit der Teilnahme Kaiser Wilhelms an dar Beisetzung feines Oheims so freundschaftliche Stimmen von jenseits des Kanals zu uns herübeatönen, wie nie zupor, und man könnte nichts sehnlicher wünschen, als daß diese Stim mung von Dauer sein möchte. Der jetzige König Ge org ist vorläufig noch ein unbeschriebenes Blatt-, und es liegt auf der Hand, daß er der in feinem Lande zu Tage tretenden Tendenz auch in seiner Politik Rech nung tragen wird. Eine ähnliche, freundliche Haltung schlägt auch eine andere England! sehr nphestehmde Macht gegenüber Deutschland ein, und zwar unsere westlichen Nachbarn. Die Begegnung des Kaisers mit Pichon hat fast Wunder gewirkt, und die Preßstim men an der Seine zeigen zur Genüge, daß auch dort- ein ziemlicher Umschwung zu verzeichnen ist. Geraoe England und Frankreich aber waren es, die sich noch vor nicht allzulanger Zeit eifrig bemühten, eine Kam stellation gegen Deutschland zu Wege zu bringen, um unsere Macht herabzudrücken. Der dritte Staat in die ser Gruppe war, in der Hauptsachse wohl gezwungen durch den Allianzvertrag- Rußland- dessen Stimmung durch das Fiasko im serbischen Konflikt eine noch gereiz tere geworden war. Aber auch Wer hat man sich allem Anscheine nach bekehrt, es heißt sogar, oaß Ruß land dringend eine Verständigung mit Deutschland über Persien herbeiwünsche. Dergestalt bietet die Situa tion unter den Großmächten kaum Schwierigkeiten, und man kann dem deutschen Kaiser nur zustimmen, wenn er in seinen Londoner Gesprächen betonte, daß augen blicklich keine schwarze Wolke den Horizont trübe; al lerdings birgt der Wirrwarr auf dem Balkan, ins besondere die kretische Krage manche Klippe- aber sie ist minder gefährlich- angesichts der gegenseitigen Hal tung dar Mächte, so daß man die Beruhigung haben kann, daß über kurz oder lang Wese Frage durch eine definitive Regelung aus der Welt geschafft wird. Auch sonst kann man im Hinblick auf die erfreuliche Tendenz m der Politik der Großmächte der Entwickelung der Dinge ohne Beklemmungen entgegensetzen, selbst in Ost- asiien. Hier regt es sich zwar seit einiger Zeit wieder, in der Bevölkerung Chinas herrscht eine bedenkliche Gärung^ sodaß man schlimme Ereignisse befürchtet. Eine internationale Gefahr indessen dürfte aus etwai gen Vorgängen im ferneren Osten jedoch nicht resul tieren, zumal Japan und Rußland auf dem besten Wege sind, sich über ihre gegenseitigen Interessen in Ost- asien zu verständigen. Bleibt nur noch. Amerika. Hier hat man aber im Inneren genug zu tun, und Herr Taft scheint trotz aller seiner Vorzüge nicht der Mann zu sein, der einer impulsiven Expansionspolitik das Wort rodet. So trifft alles zusammen, um eine Periode friedlicher Entwickelung^ zu verheißen, und es steht nur aufrichtig zu wünschen, daß in absehbarer Zeit keine Störung ein treten möge. Tagesgeschichte. Deutschland. — Das Ergebnis des italienischen Mi nisterbesuches. Wolffs Bureau veröffentlicht fol gende halbamtliche Note: Der Besuch des italienischen Ministers des Aeußeren hat erwünschte Gelegenheit geboten, die zwischen dem Reichskanzler und dem Mar quis di San Giuliano in Florenz geführte Aussprache sortzusetzen. Wie schon damals beide Staatsmänner sich in dem festen Entschluß begegneten, die Sicherung und Befestigung des gegenwärtigen Zustandes als Ziel ihrer PolitA unverändert festzutzalten, so hat auch der jetzt gepflogene, eingehende und, vertrauensvolle Mei nungsaustausch erneut ergeben, daß in der hierauf be gründeten zuversichtlichen Auffassung der politischen Gesamtlage, wie sie den fortdauernd befriedigenden Be ziehungen unter den europäischen Mächten entspricht- eine Aenderung nicht eingetreten ist. Die Besprech ungen bekräftigen den Willen der beiden verbündeten Regierungen, im Einklang mit dem Wiener Kabinett auch fernerhin die auf Erhaltung des Friedens gerich teten Grundsätze zur Geltung zu bringen, von denen die PolMt dar Dreibundmächte getragen ist. — Zum Besuche des belgischen Königs paares. Die öffentliche Meinung in Frankreich hat es als auffallend vermerkt- daß König Albert I. sei nen ersten Antrittsbesuch nicht in Parish sondern in Berlin gemacht hat. Hierzu erfährt die „Neue preu ßische Korrespondenz", daß der Vorgang nur ganz na türlich ist, und zwar einmal deshalb, weil König Al bert deutschen Geblüts und die Königin als Tochter des verstorbenen Herzogs Karl Theodor ebenfalls eine deutsche Prinzessin ist. Der Besuch in Berlin ist be reits in London zwischen den beiden Monarchen ver einbart worden. Was den Gegenbesuch Kaiser Wil helms betrifft, so bestätigt es sich, daß König Albert dem Kaiser eine Einladung zum Besuche der Brüsseler Weltausstellung überbringt. Da auch über Einladun gen dieser Art bereits vorher die erforderlichen Dis positionen zwischen den Höfen ausgetauscht werden, so kann nach Lage der Dinge ohne weiteres angenom men werden- daß König Albert die Einladung nicht überbringen würde, wenn er nicht sicher wäre, daß sie vom Kaiser auch angenommen würde. Es ist aus diesem Grunde also damit zu rechnen, daß sich der Kai ser, wahrscheinlich in Begleitung seiner Gemahlin, noch in diesem Jahre nach Brüssel begeben wird-, um den Besuch des belgischen Königspaares zu erwidern. — Keine neuen Steuern. Der „Frankfurter Zeitung" wird aus Berlin gemeldet: Die schwache Hal tung, die sich; andauernd für die deutsche Reichs anleihe bemerkbar macht, ist auf Meldungen zurückzuführen, nach denen die Eingänge der neuen Steuern weit hinter allen Erwartungen zurückbleiben und bereits für die allernächste Zeit neue Reichssteuern geplant sein sollen. Da diese Meldung, die besonders auch im Auslande verbreitet wird, den deutschen Staatskredit ungüns tig zu beeinflussen geeignet ist, so sei festgestellt, daß die Meldung, es existierten neue Reichssteuerpläne, je der Begründung entbehrt. Abgesehen von der dem Reichstage bereits vorliegenden Reichswertzuwachssteu er sind für die nächste Zeit keine neuen Steuern in Aus sicht genommen. — Die Reichstagskommission für die Rei ch s v e v s i ch e r u n gs o r d n u g hat den grundle genden Paragraphen eines Kompromißantrages der Konservativen, Reichspartei, Zentrum und National- Meralen angenommen, wonach, nicht besondere Ver sicherungsämter errichtet, sondern bei den unteren Ver waltungsbehörden Abteilungen für Arbeiterversichpr- ung unter dem Namen „Versicherungsamt" gebildet werden sollen. — Der neue französische Zolltarif ist nunmehr zwei Monate in Kraft getreten und hat nach zahlreichen Mitteilungen aus der deutschen Ausfuhr industrie seine ungünstigen Wirkungen für Deutsch land schon stark bemerkbar gemacht. Der Bund der Industriellen hat an die Reichsregferung den drin- Wndem Wunsch gerichtet, daß Deutschland gegenüber den rücksichtslosen Zollerhöhungen Frankreichs Gegen maßregeln ergreifen möge, um Frankreich dadurch zu der notwendigen Rücksichtnahme auf die beiderseitigen Handelsinteresjen zu veranlassen. Leiher scheint die Reichs Legierung mit einem entsprechenden Vorgehen zu zögern, denn sie beabsichtigt, zunächst über die Wir kungen des französischen Zolltarifs Erhebungen zu ver anstalten. Deshalb fordert der Bund der Jnduftripllen seine Mitglieder auf, Mitteilungen über alle Schädig- ungon der deutschen Ausfuhr durch den neuen franzö sischen Zolltarif der Geschäftsstelle Ws Bundes ein- zufendvn. Das Ergebnis dieser Erhebungen sott den zuständigen atmtlichen Stellen vorgelegt werden. — Die Einigungsverhandlungen im B«quge werbe wurden am Dienstag im Reichstags gebau.de zu Ende geführt. Ein positives Ergebnis ist nicht erzielt worden- jedoch wurde ein Hauptvertrag aufgesetzt, zu welchem sich die Parteien bis zum 6. Juni beim Reichsamt des Innern zu äußern haben. Im Falle der Annahme haben sofort die örtlichen Ver handlungen zu beginnen, welche bis zum 13. Juni ab zuschließen sind. Soweit örtlich keine Einigung zu stande kommt, soll der Vortrag durch ein Schiedsge- vicht. welches ebenfalls am 13. Juni in Dresden zu- sammentreten würde, endgültig erledigt werden un ter Ausschluß einer Berufung. Die Aussperrung ist spätestens am 15. Juni aufzuheben. Die am Diens tag getroffenen Schiedssprüche bewegten sich in mitt lerer Linie, und es ist zu erwarten, daß beide Parteien den Vertragsentwurf an nehmen. Oesterreich-Ungarn. — Zur Fahrt des Grafen Zeppelin nach Wien. Dienstag vormittag fand sm Wiener Rat hause unter Teilnahme des Fürsten zu Fürstenberg, des Bürgermeisters und von Vertretern des Militärs und der Polizeibehörde eine Konferenz zur Feststellung des Programms für die Ankunft des Grafen Zeppelin statt. Fürst zu Fürstenberg teilte die Fahrtdisposition Zeppe lins mit, dsr am 9. Juni abends in Friedrichshafen aufzusteigen, am 10. Juni 3 Uhr nachmittags in Wien einzutrefsen und nach langsamer Fahrt über die Stadt auf der Simmeringer Heche zu landen gedenke. Der .Kaiser wird den Flug vom Schönbrunner Schlosse aus beobachten und Zeppelin sodann am Landungsplätze begrüßen. Das Luftschiff soll etwa 24 Stunden ver ankert bleiben. Seitens des Kriegsministeriums sind alle Garnisonen angewiesen worden, Zeppelin jeder zeit zur Verfügung zu stehen. Außerdem steht ein voll ständig ausgerüsteter Zug der Staatsbahn zur even tuellen Hilfeleistung bereit. Seitens der Gemeinde vertretung sind Zeppelin mehrfache Ehrungen zuge dacht. Belgien. — Brüssel, 31. Mai. „Etoile beige" will aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, daß es nunmehr feststeht, daß Idas de u Ische K a.is e rpaar Ende Sep tembor nach Schluß der Herbstmanöver zum Besuch dar Brüsseler Weltausstellung in Brüssel eintref fen wird. Italien. — Zum Besuch e di San Giuli awo s in B c r- l i n. „Popolo Romano" schreibt, der sehr herzliche Em pfang, den der Minister des Aeußeren Marchese di San Giuliano in Berlin gefunden, besonders das Wohl wollen des Kaiser, der trotz feines lästigen Unwohle seins ihn empfangen und sich mit ihm vertraulich unter halten habe, seien um so erfreulicher, als sse ein bered ter Beweis dafür seien, daß der Reichskanzler von sei nem letzten Besuche in Rom Und von der Zusammenkunft in Florenz die besten Eindrücke mitgenommen habe. Auch die spontanen einstimmigen Kundgebungen der Presse aller Parteien zeigten die Beziehungen beider Nationen unter einem Hellen, klaren Horizont. Das deutsche Volk, das auf dem höchsten Grad der Entwick lung stehe, wünsche sicherlich lebhaft den Frieden. Das italienische Volk wisse, daß das Anwachsen seiner Hilfs mittel in den letzten 30 Jahren wesentlich; dem Bünd- nUe zuzuschreiben sei, das die sicherste Garantie des Friedens gebildet habe und bilden werde. Es sei da her begreiflich, daß jede Kundgebung der Fortsetzung derselben Absichten und Gefühle bei den interessier ten Völkern lebhafte Genugtuung Hervorrufe. Spanien. — Der Gesundheitszustand bcs Königs Alfons. Wie der Madrider Korrespondent der „Jn- dependence beige" erfährt, sind die über das Befinden des Königs Alfons von Spanien in Umlauf gesetzten Gerüchte vollständig unzutreffend. Bei dem letzten Be such des Königs bei dem französischen Spezialisten Dr. Moure in Bordeaux gelegentlich seiner Rückkehr aus London wurde der Gesundheitszustand des Königs von diesem Arzte als sehr gut befunden. Der König sprach seline Befriedigung darüber aus und schenkte dem Arzt sein Bild mit eigenhändiger Unterschrift. Türkei. — Konstantinopel, 3l. Mai. Wenn auch die alarmierenden Gerüchte in verschiedenen auswärtigen Blättern übertrieben sind, jo macht man doch in Re gierungskreisen kein Hehl daraus, daß sich die Lage auf Kreta von Tag zu Tag mehr zuspitze. Es biegen hier sichere Nachrichten vor, daß die Kreter ent schlossen sind, von ihrem Standpunkte nicht abzugeh.'n und es auf das äußerste ankommen zu lassen. Dem-