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Amts- und KnZeigeblatt für den 5lmt§gerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, t^UgkvtUU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer Sosa, Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. .... - — 57. A« yrg ug. ^7 LS». Freitag, den 29. Juli Bezugspreis Vierteljahr!. M.I.SO einschliehl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 21V. LSR« Nr. 34 de- Nachtrages zur Schaukstättenverbotsliste ist zu streichen. Stadtrat Eibenstock. Zentrumspläne zur Militärvorlage. Dor Abgeordnete Erzberger macht wieder einmal den „Tag" zu seinem Sprachrohr, um seine ureigenste Meinung Volk und Regierung kund zu tun. Die meisten Kopfschmorzen scheint danach dem Zentrum die bevor stehende neue Militärborlage zu machen, und mit Ban gen sieht es dem 31. März des Jahres 1911 entgegen, wo das jetzt geltende Quinqu^nar abläuft; mit Bangen deshalb, weil eine Militärsorlage stets ein für das Zentrum unangenehmes Rhodus gewiesen ist. Auch diesmal wipd diese Partei Forderungen aufstel len, die mit dem Ausdruck einer wirklich nationalen Ge sinnung wenig ,zu tun halben. Wir wissen, daß das Zentrum den Ablauf des heutigen Quinquenats be nutzt, um für eine Herabsetzung der aktiven Dienstzeit im Heere Stimmung zu machen und daß es alles daran setzen wird, eine Realisierung dieser Hoffnungen bei der neuen Vorlage durchzudrücken. Da bei ist sich jedoch das Zentrum klar bewußt, daß ihm dieser Plan nicht gelingen wird, solange sich der deut sche Reichstag in seiner jetzigen Zusammen setzung mit der Militärvorlage zu befassen hat. Das Zentrum würde unter solchen Umständen in die Oppo sition gedrängt werden, Nationalliberale, Konservative, Freisinnige und die übrigen Parteien, die sich zu den bürgerlichen nationalen rechnen, würden die von der Regierung als notwendig bezeichneten Forderungen be willigen. Damit wäre eine Sstnarion geschaffen, die rocht viel Uehnlichkeit mit der Parteikonstellation vor dor Zertrümmerung des Bülowblocks hat, ain? Aus sicht, die dem Zentrum wenig wünschenswert erscheint. Darum auch dieimmer wieder auftauchenden Pläne, wie des Ab geordneten Erzberger im „Tag", die Militär Vor lage erst dem durch die Neuwahlen anders zusammen gesetzten Reichstage zu unterbreiten, die zwischenlie- gende Zeit aber durch ein einjähriges Provi sorium auszufüllen. Erzberger weist aus das Jahr 1904 hin, wo man ebenfalls den Weg eines Provisori ums beschritten habe, indem man einfach die geltende Friedenspräsenzstärke verlängerte, und kommt ani Ende feiner Betrachtungen zu dem Schluß, für die sofortige Einbringung einer MÜitärvorlage könnten Mr gewich tige militärische.Gründe ins Feld geführt werden, die aber kaum zwingender seien, als die für die Vermeh rung Ivon 1904: Diesen militärischen Gründen stellt Horr Erzberger zwei andere gegenüber, einen politi schen und einen finanziellen. Den wahren Grund aber, der ihn bestimmt, der Regierung von der sofortigen Ein bringung der Vorlage abjzureden, verschweigt er: den Egoismus dor eigenen Partei. Selbst der „Vorwärts" durchschaut diesen jesuitischen Kniff, wenn er meint: „Man kann nicht wissen, wie der neue Reichstag zusammengesetzt sein wird und ob nicht dann Zentrum und Sozialdemokraten die abso lute Mehrheit Haben werden. In diesem Falle wäre, da von Kner Zustimmung der Sozialdemokraten gar nicht die Rede sein kann, die Regierung auf Gnade und Ungnade dem Zentrum über liefert. Aus alter Erfahrung weiß die Regierung, daß das Zentrum, wenn es den Ausschlag zu geben hat, in der Regel ziemlich hohe Kompensatio nen perlangt." Das ist in wenig Worten des Pudels Kern. Der Furcht des Zentrums, bei Aufrechterhaltung seiner For derungen kalt gestellt zu werden, soll sich die Regierung beugen, indem sie die Einbringung der Vorlage bis nach den Reichslagwahlen .'verschiebt. Damit werden un streitig die wichtigsten nationalen Interessen den klein lichen Parteiinteressen des Zentrums geopfert werden, und die «Regierung würde sich, nach dem eigenen Kal kül des Herrn Erzberger, aufGnade und Ungna de dem Zentrum überantworten. Oder aber, dip- se Partei würde, wenn man sich nicht dazu verstehen wollte, ihre Kompensationsforderungen zu genehmigen, es fertig bekommen, Hand in Hand mit Polen, Dänen und Sozialdemokraten hie ganze Vorlage zum Schei tern zu bringen, wovon die notwendige Folge die Auf lösung des deutschen Reichstags wäre. Die ser Gefahr.müßte sich die Regierung aussetzen, sollte sie geneigt sein, den Erzhergerschen Vorschlägen statt zu geben. Äus diesem Grunde ist es dringend notwen dig, Lie Militärvorlage noch diesem Reichstag zu unterbreiten, da ein Zögern unabsehbare Folgen für das Schichsal dor Vorlage und damit für die militärische Machtentwicklung des deutschen Reiches nach sich zie hen würde. Natl. C. Süddrulsche „Rebellen". Herr Kolb, der „Hofgänger", der Führer d?r ba dischen Sozialdemokratie, verkündigt jetzt erneut den Entschluß, den sozialdemokratischen Vizepräsidenten der badischen Kammer, Geiß, und die sozialdemokratischen Schriftführer bei der silbernen Hochzeit des großhevzog- lichen Paares demnächst den Gang ins Schloß an treten zu lassen. Er schreibt: „Jedesmal, wenn es sich um den Eintritt unserer Genossen in ein Präsidium gehandelt hat, habpn wir — auch im Reichstag — erklärt: wir erfüllen anstands los alle in der Verfassung und in der Geschäftsordnung vorgesehenen Bedingungen. Was darüber hinausgeht, lehnen wir ab. An diesen Standpunkt haben auch wir uns gehalten und unser Beschluß hält sich im Rahmen dieser Erklärung. Die Geschäftsordnung der Zweiten badischen Kammer enthält in dem Paragraph 74 die Bestimmung, daß der Landtag an den Großherzog eine Deputation entsenden kann; die aus den Mitgliedern des Präsidiums und etwa noch dazu ausgelosten wei teren Mitgliedern der Zweiten Kammer besteht. Nun hat die Zweite Kammer beschlossen, dem Großherzog anläßlich seiner silbernen Hochzeit ihre Gratulation zu übermitteln und damit das Präsidium auf Grund des Paragraf» 74 der Geschäftsordnung beauftragt. Woll ten wir nicht wortbrüchig werden, dann blieb nichts übrig, als daß unsere Vertreter im Präsidium sich eben falls bereit erklärten, den von der Zweiten Kammer fei nem Präsidium erteilten Auftrag mit auszuführen." Im übrigen findet es „Genoss?" Kolb „zum. Heulen und Schreien," daß er gezwungen werde, di? Gründe für solche Beschlüsse öffentlich anzu geben. Ganz, uner- schüttert setzt er den Fall: die sozialdemokratische Par tei erobere in einem Bundesstaate die Mehrheit, und stelle den ersten Präsidenten: „Glaubt man, daß. der sozialdemokratische Präsident den Landesfürsten, der verfassungsmäßig nicht uur der Repräsentant des Staa tes, sondern ein mitbestimmender Faktor der Gesetz gebung ist, einfach! ignorieren könne ?" Fierner kommt er zu dem Schluß: „Ein Antrag, die monarchische Staatssochm zu beseitigen, wäre politischer Wahnwitz und hätte nicht hie Beseitigung der Monarchie, jonderw die Beseitigung der sozialdemokratischen Mehrheit zur Folge." Das alles trägt er zur Belehrung der „schul meisternden" norddeutschen Bundesbrüder vor, die die politischen Probleme nicht zu Ende denken konnten- Aber M das werden diese wieder „zum Heulen und Schreiien" finden. In Magdeburg wird es interessant werden. Tagesgeschichte. Deutschland. — Staatssekretär v. Lindequrst hat an die Handelskammern von Berlin und ein? Reih? an derer führender Handelsplätze Deutschlands das Er suchen um Auswahl von geeigneten Vertretern für ei nen neu emzusctzenden ständigen Wirtschaftlichen Bei rat für die deutschen Kolonien gerichtet. — England auf den Fersen- Die Entwickel ung des deutschen Außenhandels im ersten Halbjahr 1910 ist nach Ausweis der Statistik eine geradezu glänzend? gewesen. Die Steigerung gegen das gleiche Halbjahr 1901» beträgt mehr als eine halb? Milliarde, während di? Einfuhr nach Deutschland nur um annähernd 100 Millionen Mark gewachsen ist. Diese Ziffern werden nicht, verfehlen, in England aufs neue alarmierend zu wirken, denn mit Riesenschritt?n nähern wir u^s, wie die „Kreuzzeitung" feststellt, den Dimensionen des eng lischen Außenhandels. An wirtschaftlicher Energie hat Deutschland gegenüber dem Jnselreich unverkennbar ein Mehr aufzuweisen. Wer einen so gewaltigen Aus- landsmarkt umspannt, dem erwächst jedenfalls dis Pflicht, mit aller Klugheil und Kraft sich die Sorge um diesen Markt angelegen sein zu lassen, denn zahl lose Existenzen in Deutschland sind mit dem Gedeihen des Außenhandels eng verbunden. Mit anderen Wor ten : bei der Neuordnung des Zolltarifs und der Han delsverträge muß als gleichberechtigt neben die Für sorge um.die Stärkung des inneren Markt.es die um Sicherung und Erhaltung des Auslandsmarktes ge stellt werden. Bei dieser nationalen Notwendigkeit schei den parteiprogrammatische Rücksichten aus. — Kommt die Wahlrechtsvorlage doch? Gegenüber verschiedenen widersprechenden Meldungen über die preußische Wahlrechtsvorlage berichtet die „Post", daß tatsächlich an einer neuen Wahlrechtsoor lage im Ministerium des Innern gearbeitet wird. Es sollen bereits bestimmte Entwürfe ausgearbeitet sein, die zurzeit dor Beratung der maßgebenden Stellen unterliegen. Wann der Entwurf an den Landtag ge bracht worden soll, darüber ist jedoch noch keine Ent scheidung gefallen. — Prüfung von Luftfahrzeugen. Die wiederholt bei Fahrten mit Luftfahrzeugen und Flug zeugen eingetretenen Zwischenfälle, namentlich der Ab sturz des Luftschiffes Erbslöh haben gezeigt, mit wie großen Gefahren beim Betriebe der Luftschiffahrt rrotz der erfreulicherweise erzielten Fortschritte gerechnet werden muß. Anderseits nehmen die Flugversuche und die Flugwettbewerbe ständig zu; auch werden die Fälle häufiger, in denen Personen gegen Entgelt auf Lust schiffahrten mitgenommen werden. Diese Umstände ha ben dem Reichsami des Innern uud den beteiligten proußischen Ministerien zu Erörterungen darüber An laß gegeben, ob nicht sowohl im allgemeinen Interesse wie auch zur Förderung der Luftschiffahrt und Aviatik der Versuch gemacht werden müßte, Bestimmungen zu treffen, welche aufeine sorgfältigere Prüfung der Luft schiffe und Flugzeuge vor der Benutzung und aus deren Führung durch gut vorgebildete und zuverlässige Kräf te hinwirken. Da ein erfolgreiches Vorgehen nur iw Verbindung mit den Luftschiffervereinien möglich ist, find Vertreter derselben zu den Beratungen zug^zogen worden. Die erste derartige Besprechung fand am Dienstag in Berlin im Ministerium der öffentlichen Arbeiten statt. Oesterreich-Ungarn. — Wien, 27. Juli. In hiesigen unterrichteten Kreisen wird der Zusammenkunft des deutschen Staatssekretärs v. Kid erle «.-Wächter mit dem Grafen Aeh renthal in Marienbad irgend welche politisch? Bedeutung abgesprochen. Die Begegnung er folgt nur aus rein äußerlichen Gründen. Die Politik des Dreibundes erfährt durch di? Begegnung durchaus keine Aenderung. Auch alle Vermutungen, di? an die Begegnung bezüglich der Türkei geknüpft werden, sind nicht stichhaltig. it«gla«d. — Englische Besorgnis vor den deut schen Schiffsgeschützen. Im Unterhaus wird am heutigen Donnerstag Kapitän Fpber das „neue 34- Zentimeter Geschütz Deutschlands" zur Sprache brin gen Er wird den Premierminister fragen, ob es ihm bekannt sei, daß das deutsche 34-Zentimeter-Geschütz Geschosse von 1600 Pfund Gewicht schleudere, während die schwersten englischen Projektile nur 1250 Pfund wiegen, woraus sich ein Gewicht von nur 147 900 Pfund für die britische Breitseihe gegen 161000 Pfund für die deutsche Breitseite Ergebe. Er wird ferner fragen, ob die Regierung es unter diesen Umständen nicht für an gezeigt halte, eine Anleihe von 50 Millionen Pfund aufzunehmen und Mt diesem Gelbe Englands absolute Ueberlegenheit zur See zu sichern. Spanien. — Die ausgebliebene spanisch? Revo lution. Das Sprichwort, daß angesagte Revolutio nen selten einzutrefsien pflegen, hat sich auch am Diens tag wieder in Spanien bewährt, denn nach den bisher eingelaufenen Nachrichten zu urteilen, ist es nirgends auf der iberischen Halbinsel zu ernsteren Unruhen ge kommen. Nur auf dem heißen Boden d?r Hauptstadt Cataloniens gab es verschiedene kleine Zwifchpnfälle. Das umfassende militärische Aufgebot, das zur Nie derhaltung revolutionärer Gelüste bestimmt war, ver fehlte seine Wirkung nicht, um so weniger, als ununter brochen Militärpatrouillen zu Fuß und zu Pferd, mit scharfer Munition versehen, die Straßen von Barcelona durchzogen. Ueberdies hatte der Zivilgouvsrneur von