Volltext Seite (XML)
Amts- un- Anzeigeblatt für den 5lmt§gerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl. ; des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der > > humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der < > Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen « « Reichspostanstalten. ! ! für Eibenstock, Larkfeld, ljundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. ! Erscheint täglich abends mit Ausnahme der > ! Sonn-und Zeiertagefürden folgenden Tag ^Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 ; ; Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene ;' Zeile 30 Pfennige. Tel.-6ldr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Fernsprecher Nr 210. L«» 57. Aaörza » g. Sonntag, den 24. Juli Die Nr«. 7« ««d 10V des Nachtrages zur SchaukstSttenverbotsNfte find z« streichen. Stadtrat Eibenstock. Wetterleuchten in der Türlci. Intrigen und VehschwörMgen waren im osmani schen Reiche Won jeher an der Tagesordnung, die neuer lichen Meldungen über die Entdeckung eines Komplottes gegen das jungtürMche «Regime werden daher auch« viÄeicht von mancher Seite überschätzt. Immerhin ist es bemerkenswert, daß die jetzigen Machthaber in Kon- stantinoipel am eigenen Leide erfahren, worunter sie unter Sultan Abdul Hamid »so sehr zu leiden hatten. Wie man weiß, machte er mit den jungtürkischen Füh rern, sobald ep hinter eine Verschwörung kam, stets kurzen Prozeß, indem er sie einfach im Bosporus aus Nimmerwiedersehen verschwinden ließ. Als die Jung- türken ans Ruder kamen, atmete ganz Europa auf, denn man dachte, nun werde endlich im Osmanreiche Ordnung geschaffen werden. Aber die neuen Herren scheinen doch ihre Kräfte überschätzt zu haben, oder sie halten es setzt, wo sie im Sattel sitzen, nicht mehr für nötig, die verheißenen Reformen wirklich durchzufüh ren. Jedenfalls beweist die jüngste Geheimbundaffäre, daß politische Strömungen vorhanden sind, die auf «eine Beseitigung des jungtürkischen Regimes abzielen, und daß die innenpolitische Lage nicht frei von Gärungsstof fen ist- Das energische Vorgehen des Kabinetts löst natürlich in den davon betroffenen Kreisen lebhaften Widerspruch aus und rjuft Gegenströmungen hervor, die das Jungtürtentum verdächtigen. Eingeweihten war es seit langem bekannt, daß das Komitee die parlw mentslose Zeit Msnützen würde, um sich die Haupt- gegneu vom Halse zu schaffen. Mit dieser Aufgabe wurde ein geheimer Exekutiv ausschuß betrauh, der die Führer der drei oppositionellen Gruppen aus dem öf fentlichen Leiben entfernen sollte. Es wird auch zuge geben, daß die Opposition danach trachtete, eines Ta ges ans Ruder zu kommen. Eine sehr reiche und ehr geizige ägyptisch^ Prinzessin spielt in der Berschwö- rungspartei eine große Rolle und unterstützt die Un zufriedenen Kreise pekuniär im reichen Maße. Alles in allem ist die Verschwörung ein Symptom der Erbit terung des türkischen Volkes über die terroristische. Herr schaft der Jungtürken. Infolgedessen plant auch dip Regierung einen Sysvemwechsel, und das jungtürkische Komitee hat bereits ein hervorragendes Mitglied nach Paris geschickt, nm den dort weilenden Prinzen Sabah Eddin zu bitten, ein hohes Amt zu übernehmen. In zwischen setzt das Komitee den Kampf gegen die Gegner fort und setzt alle ihm verdächtig erscheinenden Persön lichkeiten fest. Bisher sollen 40 Mitglieder des Gehtim komitees verhaftet «fein. Das größte Aussehen erregte die Gefangennahme des angesehenen Abgeordneten- Dr. Risa Nur, der in der Verschwörjungspartei eine große Rolle spielt. In jungtürkischen Kreisen stellt man die ganze Bewegung des Geheimbundes «als harm los und Ungefährlich dar, vermutlich aber nur deshalb, weil man keine Schwäche zeigen «will. Der verhaftete Risa Nur «wird als sehr ehrgeizig bezeichnet. Als er vom Komitee feiner vermeintlichen Bedeutung nach nicht genügend gewürdigt und nicht entsprechend angestellt worden, sei sr, so behaupten die Jungtürken, in das feindliche Lager übergegangen. Es wird betont, daß Risa «als Abgeordneter selbst an dem Gesetz mitgoarbei- tet habe, welches die geheimen Verbindungen unter sagt. Er werde also nur für d«ie Verletzung eines von ihm selbst mitverfaßten Gesetzes verantwortlich gemacht. Ob sich diese Auffassung bestätigen wird, bleibt abzu warten. Jedenfalls darf das jungtürkische Komitee den Bogen nicht allzu straff spannen, sonst dürfte es mit seiner Herrschaft rapide abwärts gehen. Wenn die Jungtüpken tatsächlich Reformen durchführen wollen, so werden sie überall die größten Sympathien haben, aber sie müssen u^ter Berücksichtigung der orienta lischen Verhältnisse: den Versprechungen auch die Ta ten folgen lassen. Tagesgeschichte. DeutMand. — Helgoland Reichskriegs Hasen. Für den auf Helgoland in dar Ausführung begriffenen Ha fen sowie für die Helgoländer Gewässer überhaupt ist jetzt von dem Chef der Marinestation der Nordsee, Ad miral Grafen von Baudissin, eine Hafen- und Seepo lizeiverordnung gemäß dem ReichsLriegshasengeW er lassen worden, womit die Erhebung Helgolands zum Reichskriegshafen vollzogen ist. Der auf der Insel sei tens der Marinobehörde im Bau befindliche Hafen soll in erster Reihe als Kriegshafen für kleinere Krieg s- fahrzeuge dienen, daneben aber auch als Schutz- und Nothafen für HandelsMiffe. Die Gesamtkosten des Ha fenbaues sind auf 30 Millionen Mark veranschlagt wor den, von denen bis jetzt 11 Millionen Mark bewilligt worden sind. , Die Inbetriebnahme des Hafens wird voraussichtlich erst im Jahre 1913 erfolgen können- — DiePrivatbeamt-enversicherung. Zum Stande der Privatbeamtenversicherung erfahren die „B. N. N.", daß die dem Reichstage versprochene diesbezüg liche Vorlage bereits recht weit in der Vorbereitung gediehen ist und man versuchen will, die Vorlage so schnell fertig zu stellen, daß sie iwm Bundesrate schon nach der Erledigung der Etatsberatungen zugehen kann. Da auch der Bundesrat die Vorlage so schnell als mög lich verabschieden wird, kann man damit rechnen, daß sie bereits Weihnachten dtzm Reichstage vorliegen wird. Eine andere Frage ist die, ob es gelingen wird, die Vorlage auch in der nächsten Session zu verabschieden. Der Reichstag ist bereits jetzt aus dem Frühjahr her stark bepackt mit sozialpolitischen Vorlagen. In Ab geordnetenkreisen wurde erst jüngst die Befürchtung ausgesprochen, daß Pie Verabschiedung der Reichsver sicherungsordnung kaum möglich sein werde und daß die Privatbeamtenvevsicherung vermutlich das gleiche Schicksal teilen werde. Allerdings soll nicht vergessen werden, daß der Reichskanzler seine ganze Kraft ein setzen will, um die Verabschiedung der beiden Vorlagen zu ermöglichen, da ohne diese Vorlagen er kaum In der Lage sein wird, sein Wahlprogramm für die Reichs tagswahlen durchzusetzen. — Für die Reichszuwachssteuer. Auf der Hauptversammlung des Bundes deutscher Bodenrefor- mer in Gotha vom 2—4. Oktober soll bekanntlich eine große Kundgebung für die Reichszuwachssteujer erfol gen. Wie die „Korvefp. Holzerland" erfährt, sollen durch Vertreter aller Gewerbe, der Wissenschaften, der Städte Zustimmungskundgebungen erfolgen. Adolph Wagner wird die Reihe einheiten, er wird die Stellung der deutschen Wissenschaft zur Reichszuwachsstleuer be gründen, dann «werden namens der deutschen« Gemein den, des deutschen Handels, der deutschen Landwirt schaft, des gewerblichen Mittelstandes, des Baugewer bes, deutscher Beamten und deutscher Arbeiter Kund gebungen für die Reichszuwachssteuer erfolgen. Die Petition hat sich mit massenhaften Unterschriften be deckt. — V e r m ö g en s z uw a ch s st eu er. Als seiner zeit dar Kampf um die Erbschaftssteuer am heftigsten tobte, tauchte schon verschiedentlich der Plan einer Ber- mögenszuwachssteuor auf. In Sachsen war «es z. B. der konservative Generalsekretär Kunze, der in ver schiedenen Vorträgen auf diese Besteuerungssorm zu sprechen kam, ohne damit sonderliches Verständnis zu finden. Neuerdings macht der preußische Landtags- abgeordnete v. Dewitz in den „Gvenzboten" denselben Vorschlag, indem er auf den Vermögenszuwachs hin weist, der in den letzten Jahren in Preußen stattge sunden hat. Danach haben sich die Vermögen von 6000 bis 50t) 000 Mark um jährlich eine Milliarde vermahnt. Fast ebenso stark haben die Vermögen über 500000 Mk. zugenommen, nämlich jährlich um 934 Millionen. Bei einer «Zuwachssteuer von 0,5—5 Prozent für die ers teren und 5—10 Prozent für die letzteren Vermögen würden sich jährlich über 90 Millionen Mark Steuern ergeben. Diese Stauer hätte gegenüber der Erbschafts steuer und auch gegenüber der Wertzuwachssteuer auf Grundstücke bedeutende Vorteile. Viele Bedenken, die gegen eine Erbschaftssteuer sprechen, fielen hierbei weg, außerdem würden ja Erbschaftssteuer und Wertzuwachs steuer gewissermaßen durch dix Vermögenszuwachssteu er überflüssig gemacht; denn wenn jemand durch Erb schaft einen Vsrmögenszuwachs erhält oder wenn er diesen Zuwachs durch die Wertsteigerung seines Grund stückes erhalten hat, so ist eben dieser Vermögenszu wachs bei «der nächsten Steuerveranschlagung oder Ein schätzung in Betracht zu ziehen. Was die Vermögenszu wachssteuer aber besonders diskutabel macht, ist der Umstand, daß sie das mobile Kapital besser zu fassen versteht, den unverdienten Gewinn jeglicher Art hsran- zieht und nicht das immobile Kapital allein oder doch besonders empfindlich trifft. — Elektrisierung der bayerischen Staats bahnen. Der bayerische Landtag hat für die «Einführung des elektrischen Betriebes auf den bay erischen Staatsbahnen eine zweite Rate von 6 Mill. Mark genehmigt. Die elektrische Kraft soll durch Aus bau der Wasserkräfte des Walchensees gewonnen wer den. Die ganze Einführung des geplanten elektrischen Betriebes auf den bayerischen Staatseisenbahnen kommt nach der Aeußerung des Ministers auf rund 31,7 Mill. Mark zu stehen. Oesterreich-Ungar«. — Gegen die Borromäus-Enzyklika. In der letzten Sitzung des Synodalrats der österreichischen Altkatholiken wurde eine Resolution folgenden Inhalts angenommen. „Der Synodalrat der altkatholischen Kirche Oesterreichs spricht über die in der Borromäus- Enzyklika enthaltenen Angriffe auf die Reformation, die den Reformatoren nahestehenden Männer u^d alle re ligiös modernen Richtungen seine Mißbilligung und die Veröffentlichung der den Frieden störenden Enzyklika sein «Bedauern aus." Rußland. — Graf Bobrinsky über Rußlands Po litik. Das Mitglied der russischen Duma, Graf Bo brinsky, der an dem allslavischen Kongreß teilnahm und auch Serbien bereiste, äußerte sich einem serbischen Journalisten gegenüber, daß Rußland sich nach Kräf ten vorberpite, um! im Ernstfälle gerüstet zu sein. Graf Bobrinsky sagte u- a.: „Noch vor einigen Wochen war es Staatsgeheimnis^ jetzt aber kann man offen darü ber sprechen, welche Bedeutung die Rüstungen haben, die Rußland vorzunehmen für notwendig erachtet«. Im letzten Winter wurde bei der größten Kälte an neuen, Befestigungen Kronstadts gearbeitet, und die Armie rung ist nunmehr beendet. Für Rußland sind diese Be festigungen von großer Bedeutung, weil wir zu der Ue- berzeugung gelangt sind, daß unsere Technik, die in kurzer Zeit so große Arbeiten bewältigen konnte, sich in bedeutender Entwicklung befindet. Wir wissen, von welcher Seite uns Gefahr droht, und der ganze Besestig- ungsplan unserer Westgrenze ist angesichts dieser Ge fahr einer gründlichen Revision unterzogen worden. Es ist nicht richtig, daß Iswolsky wegen seiner Politik in der bosnischen Frage beim Zaren in Ungnade ver fallen ist; wir sind« im Gegenteil sehr befriedigt, daß unser Minister des Aeußeren die äußere Politik Ruß lands in alten historischen Bahnen führt. In Kvm flikten mit andcwen europäischen Nationen waren wir immer die Sieger. In China und Zentralasien ver folgen wir keine besonderen Bestrebungen, das zeigt auch unser letzter Vertrag mit Japan. Ebenso wollbn wir mit dem Orient in Frieden leben. Rußland ist heute bereit, sich mit ganzer Kraft und aller Energie, im Vollbewußtsein seiner Macht, gegen den Westen zu schütt zen Der Umstand, daß unser Budget für 1909 mit einem sehr großen Ueberschusse abschließt, hat unsere Feinde in In- und Ausland in große Verleg'enheit ge bracht. Rußland und die übrigen slavischen Völker be ginnen erst jetzt mit d er Ausbeutung ihres Erdrssich«- tums Kein anderes Land der Welt har eine so schnelle Zunahme der Bevölkerung zu verzeichnen gehabt wie Rußland, und dieser Zuwachs kommt fast ausschließ lich der slavischen Rasse zugute. Die übrigen Rassen sterben vollständig aus, so «erfährt z. B. die türkische Be völkerung in Rußland keine Zunahme. Mit der Kräf tigung Rußland wird auch sein Einfluß auf die euro päische Politik immer größer werden. Rußland schwärmt nicht für Abenteuer und Eroberungen, aber es hat die Aufgabe, alle slavischen Staahen und Na tionen in ihrer «Fortentwicklung zu unterstützen. Ruß land denkt nicht daran, andere Staaten herauszufor dern, aber es läßt sich auch nicht ohne weiteres pro vozieren, wip anläßlich der Annektion Bosniens im Jahre 1908. Wir werben die erste gute Gelegenheit dazu benutzen, die Zahlung alter Rechnungen vorzu- nehmcn. Rußland hat keinen Grund, sich vor der Zu kunft zu fürchten." — Diese Aeußerungen haben auf dem ganzen Balkan, auch bei den Türken, großes Auf sehen hervorgerufen. 8r«xt«iW. — 1870/71 Zn französischer Beleuchtung.