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Amts- und änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschlicßl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Ueichspostanstalten. 2el.-Adr.: Amtsblatt. -ELES für Eibenstock, Larlsfeld, kjundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der ;- Sonn-undZeiertagefürdenfolgendenTag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 < Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene - Seile 30 Pfennige. : Fernsprecher Nr 210. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Aayrga « g. . .. — Sonntag, den 4. September Der Plan über die Errichtung einer oberirdische« Telegraphenlinie in der Mohren- und der Sosaerstraße zu Eibenstock liegt bei dem Postamt in Eibenstock auf die Dauer von 4 Wochen öffentlich au». Chemnitz, 31. August 1910. Kaiserliche Ober-Poftdirettion. Ueber das Vermögen des Schuhwarenhändlers rlblman« in Eibenstock wird heute am 2. September 1910, nachmittags 1 Mr das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Lottrrmoser in Eibenstock wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 1. November 1910 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl Tagesgeschichte. Deutschland. — ZusammenkunftKaiserWilhelmsmit dem König von England? Der Kaiser wird im Laufe des Monats September zum Besuch auf Schloß Friedrichshof eintreffen. Es besteht die Möglichkeit, daß König Georg von England auf dem Schloß Friedrichshof dem Kaiser seinen Antrittsbesuch macht. — Zur Reise des Kronprinzen nach O st - asien. Wie das „W. T. B." erfährt, sind — entgegen verschiedenen Zeitungsnachrichten der letzten Tage — endgültige Bestimmungen über eine Teilnahme der Frau Kronprinzessin an der Ostasienreise des Kron prinzen noch nicht getroffen. — Die Einweihung des neuen Dien st ge- bäudes des Reichsmilitärgerichts. Freitag mittag 12^/z Uhr fand in Charlottenburg die feierliche Einweihung des neuen Dienstgebäudes des Reichsmilitärgerichts durch den Kaiser statt. Auch wa ren der Kronprinz, Bürgermeister Burchard-Hamburg, eine große Anzahl Generäle, Vertreter der Städte Berlin und Charlottenburg, der Polizeipräsident von Jagow und Bildhauer Professor Manzel erschienen. Nach Besichtigung der Außenseite betrat der Kaiser den Plenarsitzungssaal und verlas selbst eine Kabinettsor der, in welcher er für die guten Dienste dankte, welche das Reichsmilitärgericht seit den fast zehn Jahren sei nes Bestehens geleistet habe; in dem neuen Gebäude sei eine würdige Stätte weiterer gedeihlicher Tätigkeit erstanden. Nachdem noch der Chef des Militärkabi netts Allerhöchste Gnadenbeweise bekannt gegeben, ver las der Präsident des Reichsmilitärgerichts die für den Schlußstein bestimmte Urkunde. Nach deren Einmaue rung tat der Kaiser mit den Worten: „suum euiquo" drei Hammerschläge, ihm folgte der Kronprinz, der preußische, bayerische, sächsische und württembergische Kriegsminister. Der Präsident, General von Linde, dankte dem Kaiser in einer Ansprache, die mit dem Kaiserhoch endete. Dann wurde noch ein Rund gang durch das Gebäude unternommen. An dem da rauffolgenden Festfrühstück nahm auch der Kronprinz teil. Der Kaiser hat für das Gebäude sein Bild gestif tet, ebenso der Prinzregent von Bayern und die Könige von Sachsen und Württemberg. — Eine andere Kaiserrede. Im „Roland von Berlin" war kürzlich eine bisher unbekannte Kai-- serrede mitgcteilt worden. Es handelt sich um eine Ansprache, die der Kaiser am 19. Dezember 1900 an die Söhne des Grafen v. Alvensleben-Neugattersle- ben gehalten hat. Der Kaiser war früher in Neugat tersleben sehr häufig zu Gast. Der von ihm hochgeschätz ten Gräfin von Alvensleben ließ er auch bei ihrem plötzlichen Tod ein würdiges Mausoleum errichten. Bei der Enthüllung dieses Denkmals scharte er die Söhne der Verstorbenen um sich und redete ^ie in fol gender Weise an: „Jungens! Ich möchte mal als Freund des Hauses ein ernstes Wort mit euch sprechen — im Andenken an eure selige Mutter, die ich so ver ehre; eure selige Mutter war, das kann man wohl sa gen, ein Engel! Ihr stammt aus einem alten, ehr würdigen Geschlecht, aus dem so viele berühmte Staats männer, hervorragende Generäle und andere tüchtige Männer hervorgegangen sind. Ich weiß, daß ihr alle eine leichtsinnige Ader habt! Bedenkt, daß ihr einen Vater habt, der viel Trübes hat erleben müssen, der in guten Verhältnissen aber nicht in so glänzenden lebt, daß ihr das Leben so leicht auffassen dürftet! Ihr müßt versuchen, möglichst euch selbst durchzuarbeiten! Euer älterer Bruder ist seinem Leichtsinn zum Opfer ge eines anderen Verwalters sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und ein tretenden Falles über die in 8 132 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 30. September 1910, vormittags 10 Mr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 25. Movember 1910, vormittags 10 Mr — vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin anberaumt. Allen Personen, die eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu ver abfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für die sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 3. Oktober 1910 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Eibenstock. fallen; ich hoffe, daß er später mal wiederkommt und seine Dienste dem Staat wiederum widmet. Das Sprichwort „Noblere obliZe" muß euch maßgebend sein. Gebt euren Standesgenossen ein Beispiel, daß man auch in einfachen Verhältnissen ein vornehmer Mann sein kann. Tretet womöglich alle ein — macht eurem Vater und eurer Familie Ehre! Ich brauche solche Männer — und mein Sohn, wenn er heran kommt, erst recht. Unsere Altvordern waren einfache Leute; sie haben schwere Zeiten durchgemacht; der Feind war im Lande; wir haben diese Zeiten glücklich über wunden, wir müssen aber bedenken, daß solche Zeiten wiederkehren können. Und so hoffe ich denn, daß ihr mal alle ordentliche Staatsmänner oder Soldaten wer det, und daß ihr darauf jetzt hinarbeiten wollt und nicht über eure Verhältnisse leben, darauf gebt mir eure Hand!" — Die Richtigkeit dieser Mitteilungen des „Roland" war von anderer Seite stark bezweifelt und von der „Bernburger Zeitung" nach Erkundigung an angeblich beteiligter Stelle als „Kombination" bezeich net worden. Demgegenüber teilt jetzt der Herausgeber des „Roland von Berlin" mit, daß die Ansprache, un mittelbar nachdem der Kaiser sie gehalten, von den Söhnen des Grafen v. Alvensleben schriftlich niederge legt worden ist. Der Herr Graf v. Alvensleben hat daraufhin diesen Text in Kunstdruck vervielfältigen las sen und je ein Exemplar in kostbarem Einbande den Beteiligten zum Andenken geschenkt. Dem im „Roland von Berlin" wiedergegebenen Wortlaut der Kaiserrede lag ein solches Exemplar zugrunde. Danach scheint also der Text dieser Kaiserrede beglaubigt. Sie kann sicherlich auf Zustimmung in weiten Kreisen rechnen. — DieKurderZarin. Wie die „Inf." erfährt, ist bezüglich der Badekur der Zarin in Deutschland jetzt bestimmt worden, daß die Kaiserin zunächst versuchs weise in Nauheim Bäder nimmt. Von dem Erfolg, den diese haben werden, und den Entschließungen der Aerzte wird es abhängen, ob die Kur in diesem Bade ort weiter fortgesetzt werden soll. Die Dauer des Au fenthaltes des Zarenpaares in Deutschland wird von der Inanspruchnahme der Zarin durch die Genesungs kur wesentlich abhängen. Was die Zusammenkunft des Zaren mit Kaiser Wilhelm anbetrifft, so wird diese vermutlich gegen Ende des Aufenthaltes des russischen Kaiserpaares stattfinden. Näheres steht hierüber noch nicht fest. — Eine neue Reichstagsersatzwahl. Ei ne n'eue Reichstagsersatzwahl in Buk-Koiten ist infolge des Todes des Abg. von Skarzynski notwendig gewor den. Seit der Begründung des Reiches polnischer Be sitz, bietet dieser Wahlkreis auch jetzt keine Aussichten für einen deutschen Wahlsieg: er ist im Jahre 1907 von den Polen mit rund 17 000 Stimmen gegen rund 6000 deutsche behauptet worden. — Die Berufsgliederung der im Jahre 1909 ausgewanderten Deutschen. Im Jahre 1909 wanderten über deutsche und fremde Häfen ins gesamt 24 921 Deutsche aus, 5038 mehr als im Vor jahre. Ueber die Berufsarten dieser deutschen Auswan derung entnehmen die Mitteilungen des Vereins für das Deutschtum im Ausland dem „Deutschen Auswan derer" folgende Angaben. In der Land- und Forst wirtschaft (einschließlich Gärtnerei, Tierzucht, Jagd und Fischerei) waren beschäftigt mit Angehörigen 5770; im Bergbau und Hüttenwesen desgl. 788; in Industrie und Bauwesen desgl. 6840; im Handelsgewerbe und Ver sicherungswesen desgl. 2561; im Gast- und Schank wirtsgewerbe desgl. 568; als häusliche Dienstboten desgl. 1988; in Lohnarbeit wechselnder Art desgl. 167; I in sogen freien Berufen und Staatsdienst (öffentl. I Dienst) desgl. 927; ohne Berufsangabe desgl. 776. Von den insgesamt 24 921 wanderten aus nach England 164, nach den Vereinigten Staaten von Amerika 19 930 nach Kanada 367, nach Brasilien 367, nach anderen Tei len Amerikas 3889, nach Afrika 26, nach Australien 178. Oesterreich-Ungar«. — Zur Ministerzusammenkunft. Das „Fremdenblatt" schreibt: Das Kommunique über die Salzburger Entrevue läßt deutlich erkennen, daß Ita lien und Oesterreich-Ungarn ihre bewährte Politik der freundschaftlichen und vertrauensvollen Beziehungen zueinander weiter verfolgen. Das Bundesverhältnis zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn hatte schon manche Probe zu bestehen. Während seiner Dauer ha ben sich viele einschneidende Veränderungen in der in ternationalen Konstellation vollzogen, aber die Allianz zwischen Italien und unserer Monarchie ist von diesen Wechselfällen unberührt geblieben. Die Herzlichkeit der Freundschaft zwischen den beiden verbündeten Staa ten trat in ganz hervorragender Weise bei dem Empfang des Ministers des Aeußeren Marchese di San Giuliano beim Kaiser Franz Josef zutage. In Ischl und in Salzburg knüpfte sich das Band zwischen Italien und uns noch fester und die Gewähr für die Fortsetzung der bewährten, im Dienste des Friedens erprobten Po litik wurde in Ischl und Salzburg geboten. — Ischl, 2. September. Giuliano ist mittag um 12 Uhr nach Rom und Aehrenthal um 2 Uhr nach Wien abgereist. Vor ihrer Abreise haben die bei den Minister gemeinsam ein in herzlichen Worten ab gefaßtes Begrüßungstelegramm an den deut schen Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg abgesandt. England. — Derge st randetePanzerkreuzer „Bed ford". Die Admiralität hat beschlossen, auf die Berg ung des am 20. August bei der koreanischen Insel Quelpart gestrandeten Panzerkreuzers „Bedford" zu verzichten, sie hofft jedoch, einen Teil der Kanonen und Munition retten zu können. Türlet. — Konstantinopel, 2. September. Die ge samte hiesige Presse bezeichnet die Lage als wesent lich beruhigter. Der „Tanin" erklärt, daß ein Krieg gegen Griechenland für die nächste Zeit als gänz lich ausgeschlossen betrachtet werden kann. Die Zu lassung Venizelos und sogar einiger weiterer Kreter zur griechischen Nationalversammlung besitze für die Türkei gar keine große Bedeutung. Das Blatt sieht einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen nur dann für gegeben, wenn Venizelos die griechische Mi nisterpräsidentschaft übernehmen sollte. — Konstantinopel, 2. September. Das Ma rineministerium beabsichtigt, wie „Tanin" meldet, 2 Unterseeboote anzukaufen. — 12 Militär ärzte werden nach Deutschland entsandt, um ihre Stu dien zu vervollkommnen. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 3. S-vtember. Zu einer eindrucks vollen patriotischen Kundgebung gestaltete sich di« gestern vom Vaterländischen VolkSverein inszenierte Gedenkfeier anläßlich der 40 jährigen Wiederkehr deS großen TageS von Sedan. Bis auf den letzten Platz hatte sich der festlich ge schmückte Saal gefüllt und auf der Galerie wie im Parkett herrschte reinste Festesfreude; den zahlreich anwesenden Ve teranen entgegenjubelnd schlugen Hunderte von Herzen in dankbarem Gedenken. Nach einem flotten Marsch, gespielt von unserer Stadtkapelle, ergriff Herr Handelsschuldirektor Illgenin Vertretung des abwesenden Vorsitzenden da» Wort, um in kurzer kerniger Ansprache die Erschienenen wie auch in»-