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Amts- un- Allzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock unö dessen Umgebung Cel.-Adr.: Amtsblatt. Fernsprecher Nr 2lv. -NS«« LSI« Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden lag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. ' 57. Dienstag, den 6. September Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Beichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer.Zosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Die Sozialdemokratie anderer Länder. Jede europäische und nichteuropäische Sozialdemo kratie ist in vaterländischen Dingen ein Muster ge genüber der deutschen Sozialdemokratie. So auch die österreichische. Nachstehend wollen wir nachtragen, was die Wiener „Arbeiterzei tung" — d. h. also der österreichische „Vorwärts", zum 80. Geburtstag Kaiser Franz Josefs ge schrieben hat: „Es ist nicht zu bezweifeln, daß die Autorität der Krone, um die es im Gange der österreichischen Dinge manchmal schon recht übel bestellt war, in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen ist. Besonders deutlich zeigte es sich bei dem selbstherrlichen Akte der Annek tion, die den Völkern doch nicht das geringste brachte, nicht einmal die Erfüllung ihrer ideologischen Bedürf nisse nach Ruhm und Glanz, die ihnen aber vorweg schwere Lasten auferlegte und in ihrem Verlauf der bit teren Enttäuschungen noch manche bescheren wird, die aber trotzdem merkwürdig viel Begeisterung ausge löst hat. Das ist nur zu erklären, daß die Hausmachts politik in den Auffassungen der bürgerlichen Welt wie der ein Echo findet, daß ihr uralter Gegensatz durch die überschattende Autorität der Krone seine Aus gleichung empfängt. Man spürt diese steigen de Autorität und dieses steigende Selbst- bewußtsein der Krone ja auch merklich in der täglichen Politik: so gut in dem Umsturz in Ungarn und in Kroatien wie in dem sinkenden Ansehen des österreichischen Abgeordnetenhauses, in den immer un verfrorener sich hervorwagenden Bezweiflungen des Parlaments, wobei die Bienerth-Offiziösen die Auto rität der Krone für die Regierung ausspielen; sieht und spürt es überall, daß die Krone kein bloßes Ornament, vielmehr eine sehr reale, überall hin reichende und sich überall manifestierende Kraft ist — was man zu bestreiten auch dann nicht in der Lage ist, wenn einem diese Entwicklung nicht gerade Freude be reitet. Daß an der Mehrung und Vertiefung der monarchischen Autorität der alte Kai ser seinen sicheren Anteil hat, ist selbstver ständlich; die Achtung vor dem Alter und überdies vor einem Alter, das auch tiefgreifenden Umwälzun gen, wie es etwa die Einführung des allgemeinen Wahl rechtes war, sich empfänglich zeigt, überträgt sich säst unwillkürlich von der Person auf das Amt, und was der erfahrene Monarch, der heute allen nach Gestaltung und Entfaltung ringenden Kräften freien Spielraum gönnt, als verdientes Urteil vielleicht anspre chen darf, geht von ihm nun auf die monarchische Idee über." Wo haben wir eine ähnliche deutsche sozialdemo kratische Stimme jemals über KaiserWilhelmden Ehrwürdigen vernommen, unter dessen Regierung die Deutschen einig und groß wurden, unter der sie gleichfalls das allgemeine Wahlrecht für das Reich be kamen und der die für die ganze Welt mustergültige deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung durch seinen genia len Kanzler einführen ließ. Noch heute wird diese vor nehme und edle geschichtliche Persönlichkeit von der deutschen Sozialdemokratie nur herabgesetzt. Und einst mals schossen Hödel und Nobiling auf den greisen Herrn, als er just das Alter erreicht hatte, in dem Kaiser Franz Josef jetzt steht. Damals schämten sich — Franzo sen solcher deutschen Missetaten! Tagesgeschichte. Deutschland. — Zur Reise des Kronprinzen nach O st - asien. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wie wir hören, wird Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin Ihren Gemahl auf der Fahrt nach Ostasien bis Ceylon begleiten. Der Kronprinz wird dann seine Reise über Indien, Siam, Tsingtau und Peking und Tokio fortsetzen. Für die Rückreise ist der Weg über Sibirien in Aussicht genommen. — Ein Telegramm des Zaren an den Deutschen Kaiser. Die „Kieler N. N." melden aus Berlin: Der Zar hat anläßlich seiner Durchreise durch preußisches Gebiet auf der Fahrt nach Friedberg dem Deutschen Kaiser von Halle a. S. aus ein Begrüßungs telegramm gesandt, in welchem er die guten Beziehun gen zwischen der deutschen Regierung und dem russischen Staate als traditionell und unwandelbar bezeichnet und den Wunsch nach einer Zusammenkunft mit dem Kai ser ausspricht. — DerReichskanzlerv. Bethmann-Holl weg hat, wie die „N. A. Z." mitteilt, auf das ihm aus Bad Ischl zugegangene Begrüßungstelegramm des Grafen v. Aehrenthal und des Marchese di San Giuli ano in herzlicher Weise geantwortet. — Die englische Mission, die unter Füh rung des Feldmarschalls Lord Roberts dem Kai ser die Thronbesteigung König Georgs noti fizieren soll und die programmäßig Sonnabend früh in Berlin eintreffen sollte, ist in Wien geblieben, da Lord Roberts Freitag abend kurz vor Abgang des Zu ges von einem heftigen Unwohlsein befallen wurde. Eigenartigerweise wurde Freitag abend in Berlin nie mand mehr benachrichtigt, so daß am Sonnabend mor gen alle Arrangements für den Empfang der Sonder gesandtschaft getroffen waren und man erst beim Ein treffen des Zuges von dem Aufschub der Reise erfuhr. Auf dem Anhalter Bahnhofe herrschte Sonnabend mor gen ein reges militärisches Leben. Kurz vor 8 Uhr marschierte die erste Kompagnie des 2. Garde-Regi ments zu Fuß an und nahm auf dem Bahnhofe Auf stellung. Gleich darauf traten General von Löwen feld sowie die Herren der englischen Botschaft ein. Der Wiener Zug fuhr pünktlich ein. Plötzlich erschien ein Bahnbeamter mit der Depesche: „Lord Roberts und die englische Mission zur Notifizierung der Thronbe steigung König Georgs V. trifft erst morgen ein. Der Lord ist in Wien erkrankt." Auf der Rückkehr machte General Löwenfeld dem Kaiser, den er auf seinem Spa zierritte im Tiergarten traf, davon Meldung. Die eng lische Botschaft in Berlin wurde von Lord Roberts ver ständigt und zugleich sein Eintreffen für Sonntag be stimmt in Aussicht gestellt. Uebrigens sollte der Em pfang der Mission durch den Kaiser programmäßig erst am Sonntag erfolgen. Lord Roberts wollte nur aus dem Grunde schon am Sonnabend in Berlin eintref fen, um einen Tag Ruhe verbringen zu können. — Allgemeine Volkszählung. Der „Reichs anzeiger" schreibt: Auf Grund des Beschlusses des Bundesrates vom 10. Februar dieses Jahres findet am 1. Dezember wiederum eine allgemeine Volkszählung im Deutschen Reiche statt, welche ähnlich wie in frühe ren Jahren ausgeführt werden wird. Oesterreich-Ungarir. — Wien, 4. September. Wie der hiesige Korre spondent der „Franks. Ztg." erfährt, hat Iswolski in München bei den Wiener Botschaftern Cartwright und Crozier keine Gegenliebe für seine Balkan ideegefunden. Beide Staatsmänner legen der Zu sammenkunft die harmloseste Bedeutung bei. Zwei fellos bedeutet das Verhalten der Botschafter eine An erkennung der durch die Verständigung zwischen den Dreibundmächten geschaffenen Lage. Rußland. — Petersburg, 4. September. Der Besuch des Königs Nikolaus und der Königin Mile na von Montenegro in Petersburg steht für Ende November oder Anfang Dezember bevor. Der König beabsichtigt, dem Zaren seinen Dank für die hohe Aus zeichnung während der Jubiläumstage persönlich abzu statten und wird voraussichtlich acht Tage in Peters burg verweilen. Frankreich. — Präsident Falliores ist nach Savoyen abgereist, um an der Feier zur Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Angliederung Savoyens teilzunehmen. In seiner Begleitung befinden sich der Kriegsminister und der Unterrichtsminister. «elgie». — Brüssel, 4. September. Ueber den Besuch des deutschen Kaisers verlautet, daß aller Wahr- scheinlichkeit nach der in Aussicht genommene Termin, der 17. Oktober, innegehalten wird, verschiedentlich ver lautet jedoch, daß die Ankunft um 8 Tage verschoben würde. Das Programm für den Besuch ist in seinen Einzelheiten noch immer nicht vereinbart. Im könig lichen Palast werden die für den deutschen Kaiser be stimmten Zimmer bereits instand gesetzt. Serbien. — Belgrad, 4. September. Der Minister des Aeußern Miliwanowitsch ist heute nacht mit dem Expreßzuge nach Berlin abgereist. Wie es heißt, Han delt es sich bei dem Berliner Besuche des Ministers lediglich um Privatangelegenheiten. England. — ZumStreikimenglischenSchiffsbau- gewerbe wird aus London, 3. September, ge schrieben: Der plötzliche Ausschluß von 54 000 bis 60000 Kesselschmieden und Hilfsarbeitern in allen Schiffswerften Nordenglands und Schottlands, der ges tern angekündiHt wurde und heute in Kraft tritt, hat in ganz Großbritannien ernste Besorgnisse für den Frie den der industriellen Welt hervorgerufen, zumal es auch nicht an anderen ominösen Zeichen fehlt. Wie gestern mitgeteilt wurde, kann man rechnen, daß einschließlich der Bergleute von Wales über 100000 britische Arbei ter, zum großen Teile Familienväter und Ernährer, die gestern noch gutes Geld verdienten, beschäftigungs los sein werden. Es ist nur zu leicht möglich, daß der Ausschluß der Kesselschmiede und ihrer Hilfsarbeiter weitere Folgen haben wird, ja, daß die mächtige eng lische Schiffbauindustrie für eine Weile ganz lahm ge legt wird. Die Drohung des Arbeiterführers Have- lok Wilson mit einem Weltstreik der Seeleute, der die Schiffahrt aller Nationen auf ein Wort von der Londo ner Zentralstelle hin zum Stillstand bringen soll, scheint in dem Lichte der gestrigen Ereignisse doch mehr als bloße Prahlerei zu sein. In England wird die Besorg nis noch dadurch gesteigert, daß die Admiralität soeben Aufträge an 11 Schiffsbauwerften für 20 neue Torpe dozerstörer vergeben hat, die durch das Programm 1910/11 bewilligt wurden. Mehrere dieser Schiffsbau werften sind allerdings im Süden Englands gelegen und bisher von Arbeiterunruhen verschont geblieben, aber der „Daily Telegraph", der die Lage eingehend untersucht hat, ist der Ueberzeugung, daß, wenn nicht eine sofortige Einigung zwischen Arbeitern und Ar beitgebern erzielt wird, auch der Süden in Mitleiden schaft gezogen wird, und daß über 100000 Arbeiter der Schiffbauindustrie allein in wenigen Tagen brot los werden dürften. Das wäre ein nationales Unglück ersten Ranges, dessen Folgen sich auch weit hinaus ins Ausland fühlbar machen müßten. Die Ursache des von der Shipbuilding Employers Federation verfügten Ausschlusses der 54000 Kesselschmiede und Hilfsarbei ter ist darin zu suchen, daß die Arbeiter allzuhäufig in den einzelnen Werkstätten streikten, und zwar mei stens dann, wenn diese gerade mit Aufträgen überhäuft waren, so daß den Firmen große Verluste erwuchsen. Der Ausschluß soll so lange dauern, bis die Arbeiter bereit sind, der Federation eine genügende Garantie zu bieten, daß solche plötzliche Streiks in Zukunft un terbleiben werden. Die Federation rechtfertigt ihre Handlungsweise auf Grund eines Vertrages, der 1909 mit den Arbeitern abgeschlossen wurde, in dem diese sich verpflichteten, keine Unterbrechung der Arbeit ein treten zu lassen, wenn Zwistigkeiten irgendwelcher Art entstehen sollten, sondern solche einem Konferenzkomi tee zur Entscheidung zu unterbreiten. Die Federation behauptet, die Arbeiter hätten diesen Vertrag gebro chen; denn vom 20. Juli bis zum 19. August seien nicht weniger wie 30 Streiks in verschiedenen Werken erklärt worden. Bis jetzt sind alle Schiffsbauwerke in der Tyne, Wear Tees und Clyde in Mitleidenschaft gezogen. Amerika. — Die Befestigung des Panamakanals. Obwohl die Pläne für die Befestigung des Panama kanals, welche für die amerikanische Regierung eine um so brennendere Frage wurde, je weiter der Kanalbau fortschritt, noch nicht in allen Einzelheiten festliegen, so ist doch nach Washingtoner Meldungen schon soviel sicher, daß die Pläne die Errichtung von Fortifikatio- nen auf drei kleinen Inseln an der Pacifizküste und eines starken Forts auf dem Festlande, sowie zweier starker Forts auf jeder Seite des Kanaleinganges auf der Atlantischen Seite vorsehen. Die Forts werden mit 14zölligen verschwindenden Geschützen und mit Bat terien von 6zölligen Schnellfeuergeschützen armiert sein. Das Küsten-Artilleriekorps wird die Besatzung für die Forts liefern und außerdem werden viertausend Mann aller Waffengattungen auf allen höheren Punkten der Kanalzone garnisonieren. Der Kanalbau macht guten Fortschritt. Soeben ist eine Strecke von fünfeinhalb englischen Meilen an der atlantischen Seite der Schiff fahrt eröffnet worden. Bereits vor längerer Zeit wurde auf der Pacificseite eine Strecke von fünf Meilen, der sogenannte La Boccakanal, eröffnet, so daß bereits 10 Meilen des Kanals benutzbar sind.