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Amts- und anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis viertcljährl.M. 1.50 einschließl. >: des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der !! Expedition,beiunserenBotensowiebeiallen Ueichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. für Eibenstock, Larlsfeld, tzundshübel, Neuheide, GbersMtzengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer.Zosa,Unterstützengrün,WUdenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. INI» SS« ---------- 57. Jahrgang. >—- - Donnerstag, den 27. Oktober Mit Rücksicht auf die beständig zunehmende Ausbreitung der Manl- «nd Manensenche werden unter Aufhebung der Verordnung vom 26. September dieses JahreS (Dresdner Journal und Leipziger Zeitung Nr. 224) die Vorschriften in § 21 der Verord nung vom 31. August 1905 (Gesetz- und Verordnungsblatt S. 197) für das ganze Königreich Sachsen in Wirksamkeit gesetzt. Soweit die Viehmärkte nicht verboten werden, darf auf sie Klauenoieh von außer halb Sachsens nicht aufgetrieben werden. Ausgenommen von diesem Verbot bleiben die Schlachtviehmärkte. In dem angezogenen 8 21 muß es unter Ziffer 2 Zeile 2 anstatt 8 13 Absatz 7 Ab satz 6 heißen. Dresden, den 22. Oktober 1910. Ministerium des Innern. Das deutsche Kaiserpaar in Brüstet. Die Stadt Brüssel erwachte Dienstag morgen bei Regenwetter, ab 9 Uhr klärte sich der Himmel auf. Um 10 Uhr zeigten die Straßen ein sehr lebhaftes Bild. Aus den Provinzen brachten fortgesetzt Spezialzüge eine Menge Schaulustiger. In der Rue Royal und auf dem Boulevard Botanique, durch welchen der kaiser liche Zug sich bewegt, waren zahlreiche belgische Flag gen gehißt. Die Zahl der deutschen Flaggen war eine sehr geringe, überhaupt waren die Häuser der Privat personen wenig geschmückt. Sämtliche Brücken und Bahnübergänge, welche der kaiserliche Zug passieren muß, erfuhren eine starke Ueberwachung. Im Laufe der Dienstagnacht sind in Brüssel bei zahlreichen ver dächtigen Personen Haussuchungen vorgenommen wor den; einige Personen wurden verhaftet. — Der Hof zug mit dem deutschen Kaiserpaar ist programmäßig um 2 Uhr 20 Minuten im Nordbahnhof eingetroffen. Die auf dem Bahnhof stationierte Militärkapelle intonier te die deutsche Nationalhymne, während die Truppen präsentierten und der Kaiser, der sehr jugendlich aus sah, dem Salonwagen entstieg. König Albert begrüß te den deutschen Kaiser durch einen herzlichen Hände druck, worauf beide Monarchen sich umarmten. Der König umarmte darauf die deutsche Kaiserin, worauf die Vorstellung des beiderseitigen Gefolges stattfand. Dem anwesenden Oberbürgermeister erklärte der Kaiser, er sei zum letzten Male im Jahre 1878 in Brüssel gewesen und freue sich, nach dieser langen Zeit sich per sönlich von den Veränderungen in der belgischen Haupt stadt überzeugen zu können. Die kaiserlichen und kö niglichen Herrschaften verließen alsdann den Bahnhof und bestiegen die bereitstehenden Galawagen. Bei ih rem Erscheinen auf dem Platze vor dem Bahnhofe er tönten aus der vieltausendköpfigen Menge laute Hoch rufe auf den Kaiser, den König und die kaiserliche Familie. Vor dem königlichen Palais hatten die deut schen Vereine Aufstellung genommen, die den Kaiser mit lebhaften Hoch- und Hurrarufen begrüßten. Wäh rend dieser Zeit konnte man über der Stadt den Lenk ballon „Belgique" beobachten, der eine deutsche Flagge gehißt hatte und die Stadt umkreiste. Aus allen Stra ßen und Plätzen, die von dem Zuge passiert wurden, hatte sich eine ungeheure Menschenmenge angesammelt. Soweit bisher bekannt, sind nennenswerte Zwischen fälle nicht vorgekommen, nur zwischen Lüttich und Loewen hatte sich ein Eisenbahnunfall mit einem Gü terzug ereignet, wodurch das Gleis, auf welchem der Hoszug passieren wollte, unbenutzbar geworden war. Der Hofzug mußte umrangiert und auf ein Nebengleis gebracht werden, dann wurde die Fahrt mit beschleu nigter Geschwindigkeit fortgesetzt. Abends fand Gala tafel ,ijm König!. Schlosse statt, wobei- König Albert einen Trinkspruch ausbrachte, worin er zunächst seine Freude aussprach, die deutschen Majestäten in Brüssel willkommen zu heißen. Das belgische Volk werde das freundschaftliche Interesse des Kaisers in hohem Maße zu schätzen wissen, es begrüße in dem Kaiser den weit schauenden, erleuchteten Monarchen, es wünsche wie er, daß die zwischen beiden Herrscherhäusern bestehenden vertrauensvollen Beziehungen die Freundschaft zwischen beiden Nationen noch mehr stärken. Schließlich trank der König auf das Wohl der Majestäten, ihrer er habenen Familie und der Wohlfahrt Deutschlands. — Der Kaiser dankte in deutscher Sprache für die tief empfundenen Worte der Freundschaft, die, wie sie aus warmem Herzen gekommen, zu warmem Herzen ge drungen seien und schloß seine herzlich gehaltene An sprache mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die ver trauensvollen und freundnachbarlichen Beziehungen, von welchen erst jüngst die Verhandlungen der beiden Regierungen einen so erfreulichen Beweis gegeben ha ben, immer enger gestalten mögen, und mit herzlichen Segenswünschen für des Königs Regierung, sein Haus und sein Volk. Deutschland und die Türtci. Schon seit einigen Monaten macht sich in der Tür kei, wie schon mehrfach hervorgehoben, ein bedeutsa mer Umschwung in der politischen Stellungnahme nach außen bemerkbar. Unter Abdul Hamid war der deut sche Einfluß, wie erinnerlich, am Goldnen Horn ziem lich maßgebend, sehr zum großen Aerger Englands, Frankreichs und Rußlands, und es hat nicht an schwe ren Intrigen gefehlt, Deutschland aus seiner Stellung zu verdrängen. Freilich kamen die anderen Mächte kei neswegs gar so schlecht weg, sie hatten auch ihren An teil an den Konzessionen und sonstigen Lieferungen, ge nau wie Deutschland, nur der Einfluß unseres Bot schafters dominierte. Als Abdul Hamid gestürzt wurde und das jungtürkische Regime kam, änderten sich die Dinge, weil man auf dieser Seite in den Deutschen die festeste Stütze der Herrschaft des bisherigen Sultans erblickte. Dazu waren die Lockungen von anderer Sei te zu große, und die unerfahrenen Jungtürken glaub ten namentlich den englischen Liebesbeteuerungen. Al lerdings sollte die Ernüchterung nicht lange ausbleiben. Man mußte Aschen, daß England und die ihm nahe stehenden Mächte von rein egoistischen Motiven gelei tet wurden, und versagten, als cs galt, der Türkei wirk lich zu helfen. Insbesondere hat der Verlauf der jüng sten Anleihe den Türken die Augen geöffnet; das fran zösische Spiel war zu durchsichtig, um nicht auf seinen wahren Wert erkannt zu werden, denn die französischen Forderungen liefen einfach darauf hinaus, gleichsam sich in der türkischen Finanzverwaltung einen maßge benden Einfluß zu sichern. Mitbestimmend für diese Forderung war wohl auch die Absicht, auf diese Weise einen gewissen Einfluß auf die Reorganisation des Heeres und der Marine in der Türkei zu erreichen und dem auf diesem Gebiete besonders dominierenden Deutschland Steine in den Weg zu werfen. Gerade dieser Umstand war es, der die Franzosen bewog, der türkischen Anleihe Schwierigkeiten zu bereiten, weil man eben Vorteile für Deutschland verhindern wollte. Dieses Spiel hat aber gerade zu dem Gegenteil von dem geführt, was französischerseits beabsichtigt war. Schon, als die Situation während der Verhandlungen sich zuspitzte, erklärten sich deutsche Banken bereit, der Türkei einen beträchtlichen Vorschuß zu leisten, und jetzt, wo die Verhandlungen definitiv gescheitert sind, springt Deutschland in die Bresche. Dies hat begreif lichen Jubel in der Türkei erweckt, wie man überhaupt aus der ganzen Haltung Deutschlands ersehen hat, daß daß man hier einen ehrlichen und ausrichtigen Freund gegenüber hat, der die Türkei in der Stunde der Not tatkräftig unterstützt. Der Jubel ist sogar so groß, daß unter dem Vorsitz eines angesehenen Abgeordneten Protestversammlungen gegen das Verhalten der En tentemächte gegenüber der Türkei und auch Persiens stattfanden, welche in eine riesige Ovation für Deutsch land und seinen Kaiser ausklangen. Dieser Umschwung der Stimmung ist ein erfreulicher und es wäre dringend zu hoffen, daß er von der deutschen Diplomatie für un sere wirtschaftliche Expansion im Orient energisch aus genützt würde. Auf der anderen Seite kann man sich allerdings nicht verhehlen, daß diese augenfällige Stel lungnahme zugunsten Deutschlands an gewissen Stel len wenig angenehm berühren wird, freilich muß uns das herzlich gleichgültig lassen, wir haben lediglich unsere Interessen zu verfolgen, ohne Rücksicht auf die Anderen, die ja auch niemals nach uns fragen, wenn es gilt, irgendwo Vorteile einzuheimsen. Wer anderen immer nachläuft, wird wie ein Hund behandelt, dem man höchstens ab und zu einen Brocken zuwirft, noch öfter aber einen Tritt versetzt. Diese Zeiten müssen für Deutschland definitiv vorüber sein, wir müssen den uns gebührenden Anteil fordern. Mag vielleicht die jetzige Deutschland freundliche Stimmung in der Türkei einen etwas metallischen Beiklang haben, so schadet das aus dem Gebiete der Weltpolitik absolut nichts. Hier ist eben jedes Mittel erlaubt, man muß nur fest zugreifen. Zum Glück sitzt jetzt in der Wilhclmstraße Herr von Kiderlen-Wächter, der die Verhältnisse in je nen Gegenden zur Genüge kennt und wohl wissen wird, was er zu tun hat. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Potsdamer Monarchenbegeg nung. Wie nunmehr endgültig seststeht, findet die Potsdamer Monarchenzusammenkunft in der zweiten Hälfte der nächsten Woche statt. Ob an der Entrevue der Stellvertreter des Ministers des Auswärtigen oder der Ministerpräsident Stolypien selbst teilnimmt, ist noch unbestimmt; als gewiß aber darf gelten, daß der Zar in Potsdam einen verantwortlichen Minister zur Seite haben wird. Erklärt sich daraus schon die po litische Bedeutung des Besuches, so erhellt sie noch mehr aus dem Umstande, daß die Begegnung in eine Zeit fällt, wo wichtige Probleme der internationalen Politik im Vordergründe des Interesses stehen. Besonders her vorgehoben zu werden verdient auch der Umstand, daß die Potsdamer Monarchenzusammenkunft die erste seit einer Reihe von Jahren sein wird, die nicht unter der Aegide des bisherigen Ministers des Auswärtigen, Is wolski, stattfindet. Kam schon in der Junientrevue des vorigen Jahres, kurze Zeit nach der diplomatischen Niederlage Iswolskis, der Wunsch Rußlands nach ei ner Annäherung an Deutschland und Oesterreich zum Ausdruck, so kann die Potsdamer Zusammenkunft noch mehr als ein Zeichen dafür angesehen werden, daß Rußland in den schwebenden Fragen des nahen Orients nicht ausgeschaltet zu werden wünscht. Kann auch der Einfluß Rußlands heute und auf absehbare Zeit nicht mehr dem Oesterreich-Ungarns gleichgestellt werden, so hat es doch ein erhebliches Interesse daran, sein Prestige wenigstens soweit gewahrt zu sehen, daß es auch da, wo es auf taktische Erfolge nicht hoffen kann, wenigstens nicht völlig übergangen wird. - Das Schiffahrtsabgabengesetz wird dem Reichstage wahrscheinlich schon Mitte November, also noch vor dem Zusammentritt, zugehen, da die Re gierung Wert darauf legt, daß die erste Lesung dieses Gesetzes noch vor der Etatsberatung beendet wird, da mit eine Kommission alsbald dieses Gesetz beraten kann. Die Abgeordneten sind dadurch in die Lage gesetzt, die Materie noch innerhalb der Ferien zu studieren. Ne ben der ersten Etatslesung soll vor Weihnachten, wenn irgend möglich, noch das Arbeitskammergesetz und die Novelle zum Strafgesetzbuch verabschiedet werden. Da der Reichstag aber höchstens 22 Arbeitstage vor Weih nachten zur Verfügung hat, so wird sich dieser Plan schwerlich durchführen lassen, wenn man berücksichtigt, daß der Reichstag zunächst eine Reihe von Tagen durch Interpellationen verplaudern wird. — Ein neuer deutscher Panzerkreuzer. Nach den Ergebnissen der Probefahrten besitzt der neue deutsche Panzerkreuzer „von der Tann" die größte Geschwindigkeit unter allen Schiffen der Welt. — Postalisches. In dem nächstjährigen Haushalt plan der Reichspost- und Telegraphenverwaltung sind 500 neue Stellen für Postassistenten, 500 für Oberpost schaffner und 400 für Postschaffner vorgesehen. Im letz ten Jahre waren keine Stellen geschaffen worden. Frankreich. — Die Ermordung der Höch st en Beamten Frankreichs geplant. Der Aerger über das Miß lingen der syndikalistischen Machtprobe, der sich bereits in einer Reihe von Bombenanschlägen Luft gemacht hat, scheint nun in einem Anschlag gegen die Häupter der französischen Regierung gipfeln zu wollen. Der Draht meldet darüber aus Paris: Mehrere Blätter meiden, daß die Polizei in den Besitz eines Rundschrei bens gelangt ist, in dem eine Gruppe von Terroristen ankündigt, daß sie die Ermordung der höchsten Beam ten der Republik wegen ihres Verhaltens beim Eisen bahnerstreik beschlossen habe. Der mit der Ueberwach ung der Anarchisten betraute Polizeikommissar Gui- chard fahndet gegenwärtig nach der geheimen Druk- kerei, in der das Rundschreiben hergestellt ist, und hat zum Schutz der bedrohten Persönlichkeiten alle erfor derlichen Vorkehrungen getroffen. Die Polizei sucht nach den Urhebern von Drohbriefen, die täglich dem