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Amt;- und Anzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Tel.-kldr.: Kmtsblatt. Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „JUustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Ueichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 87. Jahrgang. ------ — Freitag, den 18. November Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. IVI» Freitag, den 18. November 1S1O, nachmittags 3 Uhr soll in Eibenstock ein an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Bieteroersammlung: Hotel Etadt Leipzig. Eibenstock, den 17. November 1910. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Der ThronMendent. Die Vermählung des Prinzen Viktor Napoleon mit der Prinzessin Clementine, welche Anfang dieser Woche erfolgt ist, hat an und für sich einen privaten Charak ter, aber es fehlt doch nicht an Stimmen, welche mei nen, daß diese Heirat leicht auch politische Folgen nach sich ziehen könne. Man befürchtet, daß die Bonapar- tisten ihr Haupt erheben und eine neue kräftige Be wegung einleiten würden, um ihrem Ziele, Umsturz der republikanischen Verhältnisse in Frankreich, näher zu kommen. Man besorgt, daß durch die Vermählung mit der schwerreichen Prinzessin Clementine von Bel gien, durch die Einsetzung des Prinzen Viktor Napoleon als alleinigen Erben des riesigen Vermögens der Kai serin Eugenie enorme Mittel vorhanden seien, um ge wisse Pläne nachdrücklich zu unterstützen. Man mut maßt, daß die Hofhaltung des jungen Paares, welche in Brüssel oufgeschlagen werden soll, eine Zentrale der bonapartistischen Bewegung werden könnte, und all gemein fällt es auf, daß die jetzige Prinzessin Napoleon sich einen Hofstaat gebildet hat, der sich fast ausnahms los aus Angehörigen der napoleonischen Aristokratie zusammensetzt; so hat sie zur Oberhofmeisterin eine Prinzessin Murat und zur Ehrendame eine Gräfin Bas- jano erwählt. Auch Prinz Viktor Napoleon sei be müht, die Nachbarbesitzungen anzukausen, um seine Re sidenz zu erweitern und große Empfänge des belgischen, vor allem aber des bonapartistischen Adels zu veran stalten. Was an den angeblichen Absichten der Bona- partisten wahr ist, läßt sich für den Außenstehenden ja freilich kaum sagen, immerhin muß man die Be fürchtung hegen, daß die Heirat des Prinzen geeignet ist, wieder Wasser auf die Mühle der Bonapartisten zu bringen und sie zu neuen Unternehmungen anzuregen. Eine Fortdauer der inneren Verwirrung in Frankreich könnte als geeignetes Moment erscheinen, einen Putsch zu versuchen, ob freilich mit Erfolg, steht sehr dahin. Man entsinnt sich allerdings wohl noch, wie seiner Zeit nicht viel daran fehlte, daß das Vorhaben Bou langers und seiner Hintermänner geglückt wäre, ob heu te noch diese Gefahr bestände, läßt sich nicht so ohne weiteres sagen, denn die Wankelmütigkeit der Fran zosen läßt auch das Unmöglichste zu, immerhin aber hat man allgemein den Eindruck, daß die Republik sich trotz aller inneren Zwistigkeiten gefestigt hat. Ein französischer Parlamentarier hat einmal gesagt: Die Republik ist der Friede — und damit hat er keines wegs so Unrecht. Gewiß haben lange Jahre hindurch kriegerische Absichten in Frankreich bestanden, freilich ist dabei vieles auf die Kosten auswärtiger Verhetz ungen zu setzen, der französische Bürger an sich ist durch aus friedliebend und ist froh, wenn Verhältnisse herr schen, welche ihm das Verzehren seiner kleinen Rente sichern. Würde ein Umsturz kommen, so wäre ein Bür gerkrieg leicht die Folge, und zudem bestände die Ge fahr, daß das neue Regime seine Position durch Betä tigung nach «außen zu festigen juchen würde. Auch Reg ungen anderer Prätendenten könnten mit ziemlicher Sicherheit zu verzeichnen se n An und für sich qül Prmz Vik tor Napoleon als ein ruhiger und besonnener Mann, aber es bestände immerhin die Möglichkeit, daß er ge schoben und gedrängt wird und sich schließlich doch zu einem unüberlegten Schritte Hinreißen läßt. Im allgemeinen Interesse wäre zu wünschen, daß dieses Moment nicht eintritt, denn weitere Komplikatiocken könnten sich leicht anschließen. Tagesgeschichte. L-ittsMaxd — Die deutsch-japanischen Handelsver tragsverhandlungen. Ueber die in Aussicht ste henden Handelsvertrags - Verhandlungen zwischen Deutschland und Japan wird in einer Berliner Korre spondenz folgendes mitgeteilt: Die Aufnahme der Ver handlungen zwischen Deutschland und Japan dürfte zu nächst noch nicht erfolgen. Der Wirtschaftliche Ausschuß, der sich kürzlich mit der Neuregelung der handelspoli tischen Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden bezw. Japan in zweitägiger Sitzung beschäftigte, hat bezüglich Japans zunächst die Forderungen abgefaßt, die infolge der Ausstellung des neuen japanischen Zolltarifs für eine handelspolitische Regelung zwischen beiden Staaten nach Ablauf des beiderseitigen Ver trages im Juli 1911 für notwendig erachtet werden. Diese Forderungen werden demnächst der japanischen Regierung zur Gegenäußerung übermittelt werden. Wenn eine entsprechende Antwort an die deutsche Re gierung eingegangen ist, kann den Handelsvertrags verhandlungen zwischen beiden Staaten nähergetreten werden. Es dürfte zu erwarten sein, daß nicht deutsche Unterhändler sich nach Japan zur Abhaltung von Kon ferenzen begeben, sondern es steht in Aussicht, daß eine japanische Regierungskommission die größeren Städte Deutschlands bereisen wird, deren Firmen am Handel mit Japan wesentlich interessiert sind. Im An schluß an diese informatorische Reise werden dann vor aussichtlich die Verhandlungen zwischen den beidersei tigen Delegierten in Berlin ausgenommen werden. Ver mutlich wird die japanische Kommission auch entspre chende Reisen in den anderen Ländern unternehmet, die gleichfalls eine Neuregelung der Handelsbeziehun gen mit Japan anstreben. Ueber die deutsche Flagge in den au ßerdeutschen Häfen werden in der „Statistik des Deutschen Reichs" Uebersichten veröffentlicht. Daraus geht hervor, daß der Anteil der deutschen Flagge am Weltseeverkehr von Jahr zu Jahr an Bedeutung ge winnt. An zweiter Stelle stand sie im letzten Berichts jahr im Verkehr von Rußland, Großbritannien, Bel gien, Portugal, Brasilien, Chile, Portorico, Algerien, Kapland, Natal, Persien, Britisch Indien, Ceylon, der Philippinen, von Queensland, Neusüdwales, Viktoria, West-und Südaustralien, im Verkehre der Vereinigten Staaten von Amerika mit Europa sowie an wichtigen Verkehrspunkten, wie dem Suezkanal, in Gibraltar, Malta, Aden, Singapore und Hongkong. Die dritte Stelle behauptete die deutsche Flagge in der Schiffsbe wegung Schwedens, Dänemarks, der Mederlande, Frankreichs, Spaniens, im Gesamtverkehre der Ver einigten Staaten von Amerika mit dem Auslande, im Auslandsverkehre von Mexiko, Uruguay, der Kanari schen Inseln, von Niederländisch Indien und Japan. Oesterrcich-Nngarn. GrafAehrent Halde missioniert? Trotz offiziöser Dementis behauptet das „Neue Wiener Jour nal", daß sich in hiesigen ernsten politischen Kreisen das Gerücht erhält, daß in absehbarer Zeit mit der Demis sion des Grasen Aehrenthal gerechnet werden müsse. Rußland, heißt es, mache seine Annäherung an Oe sterreich und Deutschland von der Entfernung Aehrcn- thals abhängig. Als Nachfolger sei Graf Franz Thun in Aussicht genommen. England. - Die Parlamentskrisis in England. Die für Dienstag erwartete Auflösung des Parlamen tes ist noch nicht erfolgt. Das Unterhaus trat aller dings zu einer Sitzung zusammen, vertagte sich jedoch bis zum Freitag. Dann wird wohl Asquith die mit Spannung erwartete Erklärung abgeben. Eine bis weilen amtlich bediente Londoner Zeitung will übrigens erfahren haben, die Regierung sei entschlossen, dem König zu empfehlen, das Parlament vor Ende Novem ber aufzulösen. Lord Knollys, der Sekretär des Königs, hatte mit dem Premierminister am Dienstag zwei län gere Unterredungen. Und im Anschluß daran war in London das mit großer Bestimmtheit austretende Ge rücht im Umlauf, daß Asquith, da ihm der König die erbetenen eventuellen Garantien verweigert habe, den Rücktritt der Regierung in Erwägung ziehe. Mit den eventuellen Garantien ist das Versprechen gemeint, im Falle die Liberalen nach einer allgemeinen Wahl die Macht wieder erlangt haben sollten, eine genügende Zahl von liberalen Peers zu ernennen, um die An nahme einer Bill seitens des Oberhauses sicherzu stellen, welche die Befugnis der Lords beschränken würde, gegen vom Unterhause angenommene Vorla gen ihr Veto einzulegen. Man sieht jedenfalls, aus all den zum Teil sich widersprechenden Meldungen, daß die Lage in London noch sehr verworren und kri tisch ist. Spanien. — Spanisch-marokkanische Verständig ung. Nunmehr ist die Verständigung mit El Mokri zustande gekommen. Marokko zahlt an Spanien eine Kriegsentschädigung von 65 Millionen Pesetas, zahl bar innerhalb 75 Jahren. Bis zur völligen Abzah lung muß die Entschädigungssumme mit 3 Prozent verzinst werden. Griechenland. — Athen, 16. November. An der griechisch-tür kischen Grenze in Thessalien wurde eine Spionage affäre entdeckt, die großes Aufsehen macht. Bei den Befestigungsarbeiten, die an der dortigen Grenze seitens der griechischen Armeeverwaltung vorgenommen wer den, wurden vier türkische Offiziere verhaftet, die als Arbeiter verkleidet sich zu den Befestigungsarbeiten an werben ließen, um Einblick in die Befestigungen zu erlangen. Japan. — Jubiläum der deutsch-evangelischen Gemeinden in Japan. Am 10. Oktober feierten die beiden einzigen deutsch-evangelischen Kirchengemein den aus japanischem Boden, die Gemeinden von Tokio und Yokohama das Fest ihres 25jährigen Bestehens. Beide sind Gründungen des Allg. evang.-protestanti schen Missionsvereins, der 1884 zu Weimar gegründet wurde. Am 10. September 1885 betrat der von diesem entsandte Missionar Spinner als erster deutscher Mis sionar Japans Boden. Dank seinen von Gesandtschaft und Konsulat geförderten Bemühungen wurde am 10. Oktober desselben Jahres die deutsch-evangelische Ge meinde in Tokio gegründet, der Yokohama bald folgte. Während letztere nur einen Betsaal im Deutschen Hause Yokohamas besitzt, verfügt Tokio seit 1897 über eine stattliche Kirche. Beide Gemeinden verdanken ihrem Protektor, dem Großherzog von Sachsen-Weimar, er hebliche finanzielle Förderung. Lokale und sächftsche Nachrichten. — Eibenstock, 17. November. Der Vortrag, den Herr Rechtsanwalt Dr. jur. P e z o l d t-Plauen am heuti gen Donnerstag im kleinen Saale des Deutschen Hau - s e s hier zu halten gedenkt, wird die Hörer vermutlich in hohem Maße befriedigen. Dafür bürgt die Persönlichkeit des Vortragenden, insbesondere seine starke Liebe zum Deutschtum. Dem Alldeutschen Verbände gehört er seit dessen Gründung an, ist seit Jahren Mitglied des ge- schäftsführcnden Ausschusses, Vorsitzender der Ortsgruppe Plauen, Vorsitzender des Vogtländischen Gauverbandes. Ferner ist er Vorstandsmitglied der Ortsgruppe Plauen des Evangelischen Bundes und der Ortsgruppe Plauen des Vereins für das Deutschtum im Auslande. Die österreich ische Los von Rom-Bewegung führt ihren Anfang auf seine Tätigkeit zurück; bis zum Eingreifen des Evangelischen Bundes liefen alle Fäden in seiner Hand zusammen. Am 11. Juli 1897, am Volkstage zu Eger, wurde er dort ver haftet und mit 24 stündigem Freiquartier beschenkt, nach zweimaliger Hauptverhandlung aber schließlich freigesprochen. Die Reise, deren Eindrücke Herr P. schildern will, ist im Frühjahr 1909 ausgeführt worden und hat 7 Wochen ge dauert. Im laufenden Jahre hat Herr P. eine Reise nach Elsaß-Lothringen unternommen und wird gern bereit sein Fragen zu beantworten, die über diese» unser Reichsland an ihn gerichtet werden. — Dresden, 16. November. Der in dem Brief des Bischo f.s Dr. Schäfer ausgedrückte Protest gegen die Verunglimpfungen des Königs von Sachsen durch den päpstlichen Kämmerer Baron v. Mathie 8 hat nach dem ,B. T." am päpstlichen Hofe Bestürzung hervorgerufen. ES wird erklärt, Baron v. Mathies sei im Vatikan nur wenig bekannt, dessen Schriften aber gar nicht. Daß er päpstlicher Kämmerer lei, habe nichts zu sagen, er habe eine Auszeich nung aber kein Amt. Der Vatikan bemüht sich offenkundig, seinen Günstling, den Baron v. Mathies, abzuschütteln und eine neue Möglichkeit zur Wiederherstellung der guten Be ziehungen zum sächsischen Königshaus« zu finden. — Dresden, 17. November. Der König über reichte Mittwoch in Wien dem Kaiser eine kostbare Base I mit Ansichten -on Pillnitz und Moritzburg, die aus der