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Ämk- und Anzeigeblatt «für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung »I» äten- fte > ii ersten dem- iteu. i sich für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, ^UgkvtUU Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, SchönheiderhammerLosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - — - 87, Jahrgang. > - — >—> L8S. Mittwoch, den 14. Dezember LNIM. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Tel.-Ndr.: Amtsblatt. Anmeldung zur Ostcrausnahme in dir Bolksschnle. Ostern 1911 werden diejenigen Kinder schulpflichtig, die bis dahin das 6. Lebensjahr erfüllt haben, doch können auch diejenigen Kinder Aufnahme finden, die bis zum 30. Juni 1911 das 6. Lebensjahr erfüllen werden, sodaß also die Kinder zur Anmeldung kommen, die innerhalb der Zeit vom 1. Juli 1904 bis zum 30. Juni 1905 geboren sind. Bei hier geborenen Kindern ist nur der Impfschein, für an-Wärts geborene sind außerdem noch die standesamtliche Geburtsurkunde (oder das Familienstammbuch) und das pfarramtliche Tanfzengni- beizubringen. Etwa vorhandene gerichtliche Verträge über die konfessionelle Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen sind vorzulegen. Er wünscht ist auch die Mitteilung über mangelhafte körperliche und geistige Entwickelung der Kinder. Zurückgestellte sind erneut anzumelden. Die Wohnung ist nach Straße und Haus nummer genau anzugeben. Persönliche Vorstellung der Kinder ist erwünscht. Die erforderliche Anmeldung der schulpflichtig werdenden Kinder ist im Direktorzimmer zu bewirken für die 1) Selekta: Mittwoch, den 14. Dezember, vorm. 10-12 Uhr, 2) I. Bürgerschule: Donnerstag, „ 15. „ „ 9—1 und nachm. 3—b Uhr, 3) II. „ Freitag, ,16. „ „ 9-1 „ „ 3-6, Eibenstock, den 10. Dezember 1910. Die Direktion der Bürgerschulen zu Cibcnstoü. - Krisis in Oesterreich. Nach längerer Zeit hat man in Oesterreich wieder einmal eine ernste Ministerkrisis, wenngleich es während der Amtsperiode des jetzigen Ministerpräsidenten oft genug schon gekriselt hat. Die Stellung des Kabinetts ist allmählich unhaltbar geworden, da die mehrfachen Versuche, die Parlamentsmaschine wieder in ruhigen und geordneten Gang zu bringen, vergeblich gewesen sind. Die Situation ist eine völlig verfahrene ge worden, nachdem nunmehr die Polen mit ihren zahl reichen Mandaten drohen, bei der Abstimmung über das Budgetprovisorium aus der Regierungsmehrheit auszutreten. Nicht zuletzt ist es der Nationalitätenstreit, Ler schon so oft an der innerpolitischen Misere Oester reichs Schuld trägt. Die Polen präsentieren ihre Quit tung und die Rechnung ist eine so große, daß der Mi nisterpräsident ihre Begleichung ablehnen mußte. Auch die Differenzen zwischen Deutschen und Tschechen, deren Beilegung gescheitert ist, haben dazu beigetragen, die Position der jetzigen Regierung bedenklich zu erschüttern. Wie immer in der Not, will man seine Zuflucht zu einem Beamtenkabinett nehmen, indem eine Reihe von Sektionschef der einzelnen Ressorts zu Ministern er nannt werden. Baron von Bienerth will sich auf den Statthalterposten von Niederösterreich zurückziehen, an seine Stelle soll der gegenwärtige Unterrichtsminister Graf Stürgkh treten. Dieses Uebergangsministerium soll die Aufgabe haben, beim Parlament die Erledig ung der Staatsnotwendigkeiten durchzusetzen, um Zeit für die Bildung einer definitiven Regierung zu gewin nen. Es würde sich also nur um eine Vertagung der Krisis handeln, deren Ausgang mithin noch nicht abzu sehen ist Herr von Bienerth hat sich unstreitig große Verdienste erworben und sein Ausscheiden ist daher doppelt bedauerlich. Unter schwierigen Verhältnissen hatte er die Leitung der Geschäfte übernommen und sich in jeder Hinsicht bewährt, insbesondere muß man es anerkennen, daß er es wirklich verstanden hatte, dem Drängen der einzelnen Nationalitäten nicht zu weit entgegen zu kommen, er bemühte sich ausgleichend zu wirken und betrachtet es als Hauptaufgabe, auf wirt schaftlichem Gebiete eine Förderung des Landes her beizuführen. Daß er jetzt gescheitert ist, ist nicht seine Schuld, er hat sich redlich bemüht, aber nachdem die einzelnen Nationalitätenparteien wieder mehr ihr Haupt erhoben, mußte er schließlich unterliegen, da diese im Parlament den Ausschlag gaben. Es ist bedauer lich, daß es dahin gekommen ist, denn diese inneren Wirrnisse sind nicht geeignet, die Donaumonarchie zu stärken. Es schien in den letzten Monaten alles in be stem Lote, insbesondere nahm die Tagung der Delega tionen einen überaus würdigen Verlauf und die haupt sächlichsten Forderungen, namentlich was Heer und Ma rine anlangt, wurden glatt bewilligt, so daß man eine Periode des inneren Friedens erwarten durfte. In Lieser Hoffnung hat man sich getäuscht, hoffentlich geht die Krisis aber recht bald und ohne schwere Nachwir kungen vorüber. Im Interesse des engen Verhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich wäre dies unbe dingt zu wünschen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Kaiser in der Deutschen Land Wirtschaftsgesellschaft. In Gegenwart des Kai sers wurde am Montag mittag im Sitze des Abgeord netenhauses in Berlin die Festversammlung anläßlich des fünsundzwanzigjährigen Jubiläums der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft abgehalten. Anwesend wa ren der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, die Mi nister v. Schorlemer und Delbrück, die früheren Mini ster Möller und v. Arnim, Oberbürgermeister Kirsch ner, der Präsident des Reichstages Graf Schwerin- Löwitz, der Präsident des Abgeordnetenhauses v. Krö- cher und andere mehr. Wenige Minuten nach 2 Uhr erschien der Kaiser. Der derzeitige Ehrenvorsitzende der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft, Landgraf Chlodwig von Hessen, sprach den Dank für die der Ge sellschaft erwiesene Ehre aus und brachte ein dreima liges Hurra aus. Darauf nahm der Kaiser das Wort zu einer kurzen Ansprache, in der er der Deutschen Land wirtschaftsgesellschaft Anerkennung und Dank für ihre Leis tungen aussprach. Es folgten dann Ansprachen des Reichskanzlers, des Landwirtschaftministcrs Freiherrn von Schorlemer, des Reichstagspräsidenten Grafen Schwerin-Löwitz als Vorsitzender des Deutschen Land wirtschaftsrates u. a. — Das Echo der Reden des Reichskanz le r s i n W i e n. Die Reden des Reichskanzlers v. Beth mann-Hollweg werden im halbamtlichen Wiener „Frem denblatt" einer längeren Besprechung unterzogen, in der zunächst hervorgehobcn wird, daß von den knap pen streng sachlichen Reden, in welchen Herr von Beth mann-Hollweg unter Verzicht auf allgemeine Darleg ungen die wichtigsten Fragen der äußeren Politik zu behandeln liebt, die letzte unbestreitbar die inhalts- und aufschlußreichste gewesen ist In ihrer bündigen Kürze, so heißt es weiter, hat sie hochbedeutsame Mit teilungen, namentlich über die Gestaltung der Bezieh ungen des Deutschen Reiches zu Großbritannien und Rußland geboten. Durch die Ausführungen des Reichs kanzlers sind in bestimmtester Form die friedlichen Ten denzen gekennzeichnet worden, welche einerseits der Dreibund und andererseits die Triplcentente verfol gen. Sv kann Deutschlands äußere Politik unter von Bethmann-Hollwegs Führung in allen ihren Haupt gebieten auf Erfolge Hinweisen. Aber von den beiden Reden hat dem Reichskanzler die erste, in der er sich Mit der inneren Politik beschäftigte, keinen geringeren Er folg gebracht als die andere; niemals hat der Reichs kanzler wirksamer und in seiner Offenheit überzeugen der gesprochen. Für die Einigung der Ordnungspar teien ist die Kanzlerrede ein glückliches Plaidoyer gewe sen, dessen Eindruck nachwirken wird. Oesterreich-Ungar«. — Wien, 12. Dezember. Heute nachmittag unter breitete der Ministerpräsident dem Kaiser die Demis sion des gesamtenKabinetts. Der Kaiser nahm die Demission an und betraute das Kabinett mit der einstweiligen Fortführung der Geschäfte. Spanien. — Spanienreise Kaiser Wilhelms. Aus Madrid wird gemeldet, daß der Besuch Kaiser Wil helms im Laufe des kommenden Jahres sicher statt finden wird. Auch das belgische Königspaar wird am spanischen Königshofe erwartet. Amerika. — Neue amerikanische Dreadnoughts. Die amerikanische Regierung plant, die nächsten beiden nordamerikanischen Dreadkioughts mit 40-Zentimeter- Geschützen und mit Kolbenmaschinen auszurüsten — Newyork, 12. Dezember. Nach den hier ein gegangenen Depeschen war das Bombardement Rio de Janeiros durch zwei meuternde Schiffe, das von den Strandbatterien erwidert wurde, sehr heftig. Zweihundert Tote und Verwundete unter den 600 Meu terern und ebenso viel unter der Zivilbevölkerung wa ren die Folge dieser gegenseitigen Beschießung. Auch wurde vielfacher Schaden an Regierungsgebäuden ange richtet. Die Regierung hat für dreißig Tage das Kriegsrecht erklärt. Die Kammer ist zu einer beson deren Sitzung einberufen. Zensurierte Telegramme be haupten, die Regierung habe die Lage sicher in der Hand. Lokale und sächsische Nachrichten — Das Projekt der Automobillinien im Erzgebirge findet allenthalben lebhaftes Interesse, wie eine an die Gemeinden gerichtete Rundfrage ergeben hat. Außer Ane haben auch andere Gemeinden ihre finanzielle Unter stützung in Aussicht gestellt. Am nächsten Mittwoch wird in Chemnitz abermals eine Konferenz der Bürgermeister und Gemeindevorstände stattfinden. — Chemnitz, 12. Dezember. Gestern vormittag stürzte sich infolge von Geistesstörung ein in den 50er Jahren stehender Geschäftsmann aus dem Fenster seiner im 3. Stock gelegenen Wohnung in den Hof hinab und blieb t o t liegen. — Zwickau, 12. Dezember. In der hiesigen städt - ischen Gasanstalt sind am Sonnabend abends 9 Uhr die organisierten Betriebsarbeiter in den Aus stand getreten. Der Betrieb wird mit Hilfe einiger arbeits williger Arbeiter und auswärtiger Kräfte aufrecht erhalten, so daß in der Gaslieferung bei genügender Sparsamkeit der Verbraucher kein Mangel eintreten dürfte. Der Aufstieg des Ballons „Zwickau', der für gestern angesagt war, mußte wegen des Streiks der Gasarbeiter unterbleiben. — Glauchau, 12. Dezember. Am Montag mittag warf sich der 15jährige Bauschüler Quaas, aus Ziegelheim gebürtig, vor den Personenzug 1467 der Muldentalbahn. Der Lokomotivführer, der den Vorgang bemerkte, gab sofort Gegendampf, vermochte aber nicht mehr, den Zug zum Stehen zu bringen. Der junge Mann wurde von der Lokomotive zur Seite geschleudert und schwer ver letzt aufgehoben. Man brachte ihn im Zuge zur nächsten Bahnstation Waldenburg, wo er, ohne die Besinnung wie dererlangt zu haben, verschied. — Schneeberg, 11. Dezember. Zum Neubau einer Handelsschule hier überläßt die Stadt der kaufmännischen Genossenschaft einen Bauplatz an der neuen Ringstraße schenkungsweisc. — Hainichen, 12. Dezember. In Berthels dorf brannte am Sonnabend abend die Wirtschaft des Handarbeiters Kunze, Wohnhaus, Scheune, und Seitengebäude, nieder. Es liegt zweifellos Brandstiftung vor. — Oberwiesenthal, 12. Dezember. Zu dem Ende Januar hier stattfindenden Hauptwettlauf des deutschen Skinerbandes (Sitz in Karlsruhe), hat König Friedrich August sein Erscheinen in Aussicht gestellt. Die Veranstaltung dürste sich zu einem hervor ragenden sportlichen Ereignis gestalten. Auch aus Däne mark, Norwegen, aus der Schweiz und aus Oesterreich werden Schneeschuhläufer teilnehmen. Für die Durchführung des deutschen Skiwettlaufs werden innerhalb des Verbandes Sachsen umfangreiche Vorbereitungen getroffen. — Pirna, 11. Dezember. Ein starker Andrang zeigt sich für die Wiederbesetzung einer in unserem Nachbar orte Copitz freigewordene L e h r e r st e l l e. Es liegen nicht weniger als 110 Bewerbungen vor. — Bautzen, 12. Dezember. Ein schwerer Un glücksfall hat sich im hiesigen Schlachthofe ereignet. Freitag abend in der 8. Stunde bemerkte «in Arbeiter, daß in der sogenannten Faulkammer, in der sich die Abwässer des Schlachthofs sammeln, eine Verstopfung eingetreten war. Er wollte nach der Ursache dieser Unregelmäßigkeit sehen und benutzte infolge der Dunkelheit eine Sturmlaterne. Als Thomas einen Deckel der Faulkammer öffnete, entströmten die in derselben angesammelten Gase, die sich so gleich unter lauter Explosion an der Laterne entzün deten. Durch diese einige Meter hohe Flamme erlitt Tho mas nicht unerhebliche Brandverletzungen im Gesicht und an den Armen. Auf seine Hilferufe eilte ein Jleischergeselle herbei, der beim Entfernen der brennenden Kleider des Ar beiters sich ebenfalls schwere Brandwunden zugezo gen hat. Deutscher Reichstag. 99. Sitzung vom 12. Dezember 2 Uhr. Am Bundesratstische: Wermuth, Delbrück, v. Kiderlen-Wächter, v. Heeringen, Lisco,