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Amts- un- Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. Bl. 1.50 einschliehl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. 2el.-5ldr.: Amtsblatt. SS». für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. 57. Jahrgang, r^-7 Freitag, dcu 2. Dezember **ch»4«*,,*,44*ch*chch4**H"m*«**""***< Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. 101« Tagesgeschichte. — Der Kaiser traf Dienstag abend 10 Uhr 35 Minuten, aus Schlesien kommend, auf Station Wild park ein und begab sich nach dem Neuen Palais. — Der Kaiser und die Kaiserdebatte des Reichstages. Der „Rhein -Wests. Ztg." wird aus Berlin berichtet: Ueber den Verlauf der Besprechung der sozialdemokratischen Anfrage über die Königsberger Kaiserrede im Reichstage ist, wie üblich, auch dem Kai ser ganz ausführlich Bericht erstattet worden. Von einigen Zeitungen wird die Behauptung ausgestellt, daß Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg seine Erwide rung nach einem vom Kaiser aufgestellten Konzept ein gerichtet habe. Das ist in dieser Form Nicht zutreffend Allerdings hat der Monarch vor einigen Tagen mit dem Reichskanzler über die Angelegenheit gesprochen. Das hatte jedoch lediglich den Zweck, den allgemeinen Rah men der Beantwortung festzulegen. Der Kaiser hat hierbei auch nicht nochmals seinen Standpunkt klar Das ethische Moment. Man weiß, wie großes Interesse Wilhelm II. den Fortschritten der modernen Technik entgegenbringt, wie er alle Erscheinungen aufmerksam verfolgt und in sei nem Wissensdrange sich eingehend Vorträge halten läßt, die keineswegs in usum üolpkini zugeschnitten sind, und, mit besonderer Vorliebe besuchte er Versammlun gen größerer Korporationen, in denen technische Fragen behandelt werden; beispielsweise ist der Kaiser, wpnn er es irgend wie ermöglichen kann, alljährlich Gast bei der Generalversammlung der schiffbautechnischen Gesellschaft, wo er in diesem Jahre sogar selber in der Diskussion das Wort ergriffen hat. Nach alledem ist es begreiflich, daß der Kaiser der Eröffnung der jüngsten preußischen Hochschule beiwohnen wollte, die, wie ihre etwas ältere Schwesteranstalt in Danzig, den technischen Wissenschaften geweiht sein soll. Der Kai ser hielt bet der feierlichen Einweihung eine interes sante Ansprache, die allenthalben gern gehört sein dürfte. Die Rede bildet ein hohes Lied auf die tech nischen Wissenschaften, und wenn auch an vielen Stel len der Rede der Hinweis auf die teilweise provinzielle Bedeutung der neuen Hochschule durchklingt, so fehlt es doch nicht an allgemeinen Gesichtspunkten, und es ist bemerkenswert, daß auch diese Rede, ähnlich wie die Königsberger und in Marienburg, von einem tiefen religiösen Ernste durchzogen ist. Der erste Teil der Rede ist allerdings der Notwendigkeit einer gediegenen technischen Berufsausbildung gewidmet, wobei der Kai ser ganz besonders hervorhebt, daß Deutschland seine heutige Vormachtsstellung lediglich seiner ununter brochenen geistigen Weiterarbeit, seinem geistigen Durchdringen und der inneren Beherrschung des tech nischen Könnens verdankt. Beim technischen Können hat es, nach Ansicht des Kaisers, aber nicht sein Be wenden, es bedarf noch eines tieferen Fundamentes, um im Interesse der Allgemeinheit zu arbeiten, und in dieser Tätigkeit nicht zu erlahmen. Hand in Hand mit der Erwerbung der technischen Fähigkeit muß auch das ethische Empfinden weiter gestärkt werden: „Wer hier forscht und lehrt, tue es im Aufblick zu Gott, dem Herrn, mit heiligem Ernst; wer hier lernt, sei sich stets bewußt, daß er dazu berufen ist, dem Volke einst ein Führer auf wissenschaftlichem und sozialem Ge biete und zugleich ein Vorbild in treuer Pflichterfül lung gegen König und Vaterland zu sein. Die Arbeit nur, die für das Ganze geschieht, ist ganze Arbeit." Der Kaiser vertritt den Standpunkt, daß jede Berufs arbeit einen sittlichen Untergrund finden müsse, die Un terordnung unter das Ganze, wie der Kaiser es aus drückt, daß nur die Arbeit, die für das Ganze geschieht, ganze Arbeit sei. Der zum Führer Berufene soll sich beugen vor der höheren Idee der nationalen Kultur- gemeinschast, er soll such in das höhere Ganze des staatlichen Organismus einordnen, und diesem ein treuer Diener sein. Das ist die Auffassung, die auch den Kaiser beherrscht, wie er dies in seinen andern letzten Reden kundgetan, und wenn Wilhelm II. da bei das religiöse Moment betont, so ist das selbstver ständlich auch gleichbedeutend mit der Betonung des Ethischen, und in diesem Sinne bildet die jüngste Kai serrede ein Moment, das allenthalben mit seinem Ernste nur Zustimmung finden kann. gelegt, sondern seinem höchsten Staatsbeamten bedeu tet, er möge die Beantwortung so halten, wie die alten Traditionen des preußischen Königtums und das Wohl des Volkes es erfordern und verlangen. Nur diese Gesichtspunkte waren dem Reichskanzler Richtschnur zu seiner Erkhärung. Inzwischen hat der Kaiser dem Reichskanzler für seine Ausführungen gedankt. — Der Rücktritt des Gouverneurs von Togo. Der Kaiser hat, wie Wolffs Bureau mitteilt, dem Kaiserlichen Gouverneur von Togo, Grafen v. Zech auf Neuhofen, die nachgesuchte Versetzung in den Ruhestand erteilt. Ueber den Nachfolger des Grafen Zech hat, wie die „Inf." an zuständiger Stelle erfährt, der Staatssekretär Dr. v. Lindequist noch keine Ent scheidung getroffen. — Eine zweite Ostasien-Fahrt Dern burgs. Nach einem Berliner Mittagsblatt wird der frühere Staatssekretär Bernhard Dernburg, der am letzten Sonnabend abend wieder in Berlin eintraf, An fang des nächsten Jahres, wahrscheinlich schon im März, eine zweite Ostasienreise antreten. Er beabsich tigt dann «such einen längeren Aufenthalt im Schutz gebiet Kiautschau zu nehmen, da er in Tsingtau infolge der erhaltenen Nachricht vom Ableben seiner Tochter nur zwei Tage verweilen konnte. — Kundgebung für die Reichswertzu wachssteuer. Für die Reichswertzuwachssteuer de monstrierten Dienstag abend in Berlin die Bodenre- sormer unter Beteiligung von Vertretern von Beamten- und Arbeiterorganisationen. Namens des Verbandes der Terraininteressenten wurde versucht, gegen die Steuer Stimmung zu machen. Es kam zu verschiede nen unliebsamen Auftritten. — Neuordnung der Einberufung von Eisenbahnern im Kriege. Die Heeresverwal tung hat eine Neuordnung für den Kriegsdienst der Eisenbahner getroffen, um die stäudige Aufrechterhal tung des Verkehrs und die schnelle Eiscnbahnmobib- machung im Kriegsfälle zu ermöglichen. Nach der Neu ordnung werden die Eisenbahnbeamten, die fest an gestellt sind, im Kriegsfälle vorerst vom Waffendienste entbunden und zum Teil zum Feldeisenbahndienst her angezogen, soweit der Chef des Generalstabs der Ar mee den Bedarf feststellt. Zu diesem Felddienst werden nur diejenigen Eisenbahnbeamten herangezogen, die da zu geeignet und nach jeder Richtung hin selddienstfähig sind. Die Auswahl der betreffenden Mannschaften liegt den einzelnen Bahnverwaltungen ob. Diejenigen Be amten, denen eine direkte Bedienung der Eisenbahn züge nicht obliegt, wie z. B. die Gepäckträger, Schrei ber, Bahnsteigdiener usw., bilden eine Ausnahme und werden nach den alten Bestimmungen zum Waffendienst herangezogen. Der Eisenbahnbrigade gehen fortan von den Bezirkskommandos die Listen der Beamten der Ei- senbahnverwaltung zu. Die Einberufung der Reser veoffiziere und Offizierstellvertreter erfolgt durch Ver mittelung des Generalkommandos. Die Listen über die Reservevffizieraspiranten und ihre Uebungen gehen durch die Eisenbahnregimenter auf dem Dienstwege an den Chef des Generalstabs der Armee. Die Neuord nung wurde notwendig durch die große Bedeutung, wels che in einem zukünftigen Kriege der Eisenbahndienst für die Mobilmachung hat. — Oesterreich-UngarnundHollandzum Schiffahrtsabgabengesetz. Wie das „B. T." behauptet, steht die Wiener Regierung noch immer auf dem Standpunkt, den die Minister kürzlich vor den De legationen vertreten haben, daß sie an der Aufrecht haltung der durch internationale Vereinbarung garan tierten Abgabenfreiheit der Elbschiffahrt unbedingt fest halten müsse. Ebenso soll die holländische Regierung nach wie vor entschlossen sein, von der durch die Rhein- schisfahrtsakte sichergestellten Abgabenfreiheit des Rheinverkehrs nichts aufzugeben und bei den Verhand lungen mit der deutschen Regierung, deren Beginn un mittelbar bevorsteht, sich auf diesen Rechtsstandpunkt mit Nachdruck zu stellen. England. — Ein Angriff auf Winston Churchill. Als sich der Minister des Innern Winston Churchill Dienstag abend in Colchester zu einer Versammlung begab, wurde er auf der Straße mit faulen Fischen und Straßenschmutz beworfen. In den Räumen des liberalen Komitees wurden die Fenster eingeschlagen und ein für die Wahlagitation der Liberalen verwen deter Wagen zerstört. Die Polizei patrouillierte noch in später Nacht in den Straßen der Stadt. Portugal. — Portugiesische Truppen meuteret in Macao. In Macao ist es in der Nacht von Dienstag zu Mittwoch zu einer Meuterei der Land- und Seetrup pen gekommen. Die Meuterer marschierten vor das Haus des Gouverneurs, forderten Erhöhung des Sol des, Vertreibung der Nonnen und Unterdrückung der Zeitung „Vida Nova". Um Unruhen zu vermeiden, wurden die beiden letzten Forderungen bewilligt. Die Offiziere sind außerstande, die Leute in Schach zu hal ten. Leben und Eigentum der Bewohner sind gefähr det. Durch die Vertreibung der Nonnen verlieren Hun derte von Waisenkindern ihre Ernährer. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 1. Dezember. Der Monat des Re gens und der Stürme, der trüben düsteren Stimmungen m der Natur, des Nebels und der langen Dämmerungen, er liegt hinter uns. Die letzten acht Tage brachten eine wahre Musterkarte von Witterungen, da gab es Schnee in Menge, scharfen Frost, Tauwind und Regen, also schönstes Schnup fenwetter! — So sind wir nun auf der letzten Station des Jahres 1910, dem Monat der süßen Geheimnisse für das Weihnachtsfest, dessen Vorbereitung sich an allen Ecken und Enden zeigt, angelangt. Wir erwarten von diesem letzten Monat des Jahres, daß er ein einigermaßen „saisongemä ßes" Aeußere annimmt und dadurch alle die tausend Hoff nungen mit erfüllen hilft, die insbesondere unsere Geschäfts welt in ihn setzt. — Eibenstock, 1. Dezember. Von dem bereits gemeldeten Austreten des Grüner Graben am Montag abend ist noch ergänzend zu berichten, daß das Wasser in der Quergasse (nicht Teichgasse) sogar in die Häuser und Ställe eingedrungen und dort, da es ganz un erwartet kam, Menschen und Tiere in arge Bedrängnis ge bracht hat. Der in den betroffenen Häusern angerichtrte Schaden ist nicht unbedeutend. — Schönheide, 30. November. Ein tiefbetrübender Unglücksfall ereignete sich Sonnabend vormittag in der Wohnung des Handarbeiters Schönherr auf dem We bersberge. Als die beiden 6 und 4 Jahre alten Kinder (Knabe und Mädchen) noch schliefen, glaubte die Mutter sich auf verhältnismäßig kurze Zeit entfernen zu können, um eine Besorgung zu machen. Die Kinder müssen aber bald darauf erwacht sein und der Knabe ergriff, trotzdem die Petroleumkanne abseits stand, dieselbe und schüttete auf das Feuer Petroleum, welches dadurch so angefacht wurde, daß beide Kinder solche entsetzliche Brandwunden davontrugen, daß der 6jährige Knabe bereits in der darauffolgenden Sonntagnacht unter gräßlichen Schmerzen gest 0 rben ist, während das 4 Jahre alte Töchterchen noch hoff nungslos darniederliegt. Der ganze Ort nimmt innigep Anteil an dem schweren Schicksalsschlag der Familie. — Dresden, 30. November. Se. Majestät der König hat in einem huldvollen Allerhöchsten Handschrei ben dem Herrn Staatsminister Dr. 0. Rüger die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienste bewilligt und mit dem heutigen Tage tritt der Minister von seinem Amte zurück. Damit endet die amtliche Laufbahn eines um unser Land hochverdienten Mannes. In seinem Schreiben würdigt der König vor aller Welt die „unschätzbaren" Dienste, die von dem scheidenden Minister der Dynastie und dem Vaterlande „in aufopfernder Treue" geleistet worden sind. Der herzliche Wunsch, in den das Königliche Handschreiben ausklingt, es möchte dem auf das treueste bewährten Manne beschieden sein, „sich in Rückblick auf eine vorbild lich verbrachte Lebensarbeit eines langen gesegneten Ruhe standes zu erfreuen", wird überall, wo man hervorragende und hingebende Arbeit im Dienste für König und Vaterland zu wetten vermag, den stärksten Widerhall finden. — Dresden, 30. November. Von der chinesi schen Regierung sind die Pläne für die Ausstellungs- baulichkeiten der chinesischen Ableitung der internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 eingetroffen. Es wird eine große Halle errichtet werden, daneben aber noch als Prunkstück chinesischer Architektur eine gewaltige Pagode. — Dresden, 29. November. Auf dem Gebiete des hiesigen Hotelwesens ist gegenwärtig eine lebhafte Bewegung im Gange, die infolge der im näch sten Jahre hier stattfindenden großen Internationalen Hy giene-Ausstellung in Fluß gekommen ist. Zahlreiche mittlere und kleinere Hotels haben begonnen, ihre Räume neu Her richten zu lassen und zu vergrößern und eine Anzahl älterer Hotels sind niedergerissen worden, um großen modernen Neubauten Platz zu machen, die alle bis zum Beginn der Hygiene-Ausstelluna fettiggestellt werden sollen. Unter den letzteren befinden sich das Webersche Hotel am Postplatze