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Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Hel.-Ndr.: Amtsblatt. Bezugspreis Vierteljahr!. M. 1.50 einschliehl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Carlsfeld, hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer-Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannedohn in Eibenstock .-.--n —i— 57. Jahrgang. -------—-— Freitag, den 23. Dezember Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Im Handelsregister ist heute auf Blatt 278 — Stadtbezirk — (Firma: Lug»» «I««« in Gtbe«ftoS) eingetragen worden: Prokura ist erteilt dem Kaufmann Lrnst Sebsttsr in KivenkoL. Eibenstock, den 21. Dezember 1910. Königliches Amtsgericht. Nr. 69 de» Nachtrags zur Schankstättenverbotslifte ist zu streichen. Gtadtrat Eibenstock, den 22. Dezember 1910. Beiträge, durch welche fich die Geber von der Zusendung und Erwiderung von Neujahrskarten entbinde« Wösten, nimmt der unterzeichnete Gemeinderat auch in diesem Jahre entgegen. Die Gaben, zu deren Empfangnahme die Mitglieder der Schutzmannschaft ermächtigt sind, fließen zur einen Hälfte dem Frauenverein, zur andern Hälfte einem Fonds zur Be schaffung von Schulbüchern für arme Kinder zu und werden bis längstens Donnerstag, den 29. Dezember 1910 erbeten, damit noch rechtzeitig vor Neujahr die Veröffentlichung der Namen der Geber er folgen kann. Der Gcmeinderat zu Schönheide. Die Lage in Frankreich. Das Kabinett Briand.bat in der französischen Kam mer wieder einmal einen SieZ erfochten, seine Gegner herben ihm wieder zu einem glänzenden Erfolge ver halfen. Die schweren Schläge, welche der große Eisen- -ahnerstreik Frankreich gebracht hat, sind noch keines wegs überwunden. Allgemein wird darüber geklagt, wie durch eine gewisse passive Resistenz der Bahnange stellten teilweise sogar böswilliger Weise dem Güter verkehr die größten Schwierigkeiten bereitet werden, sodaß dem Handel schwere Schädigungen erwachsen. Von Seiten der Opposition gedachte man nun die Situation auszunutzen, um durch einen Angriff im Par lamente das Ministerium Briand zu stürzen, indessen haben sich die Herren gründlich verrechnet. Die Wie deranstellung der Eisenbahner hatte eine Kammerkom- Mission eingehend beschäftigt, diese hatte sich aber sehr schlau aus der Affäre zu ziehen gesucht, indem man, um es ja mit Niemandem zu verderben, beschloß, daß die Frage der Wiederanstellung Sache der Regierung sei und sich den Kompetenzen der Kommission entziehe. Im Lager der Radikalen und Radikalsozialisten glaubte man nun, einen Vorstoß gegen Briand versuchen zu können, indem man die bedingungslose Wiederanstel lung von etwa 3000 entlassenen Eisenbahnarbeitern forderte. Der Radikalsozialist Berteaux fuhr recht schweres Geschütz auf, aber Briand blieb fest, er be tonte die Notwendigkeit der Erhaltung der Staats autorität und bemerkte, von einer allgemeinen Amnestie könne keine Rede sein, da man sonst Gefahr liefe, die Disziplin nachteilig zu beeinflussen. Gut geprägt war das Wort, daß die Regierung einen ausgedehnten so zialen Fortschritt wolle und, um ihn zu erreichen, Ord nung haben müsse. Die Aeußerungen Briands blieben denn auch nicht «ohne Einfluß. Die Regierung erzielte bei der Schlußabstimmung die riesige Majorität von fast 250 Stimmen. Die Regierung erhielt also ssin glänzendes Vertrauensvotum, der Ansturm der Gegner ist wieder einmal glatt abgeschlagen worden. Voraus sichtlich wird sie ein solches auch in der Frage der Au ßenpolitik erhalten, wenngleich es nicht ar? Stimmen fehlen wird, die an Herrn Pichon .Manches auszu^- setzen haben. Seine Orientpolitik an und für sich wird ja nicht getadelt, man kann es ihm aber nicht verzei hen, daß der deutsche Einfluß am Goldenen Horn wie der gestiegen ist. Auch eine erneute Annäherung Ruß lands an Deutschland fällt manchen Herren an der Sei ne auf die Nerven, und zu deren Beruhigung sind bei der Antrittsaudienz Iswolskis beim Präsidenten Fal- liöres in seiner Eigenschaft als Botschafter überaus herzliche Redewendungen gewechselt worden, will doch sogar ein Abgeordneter eventuell Herrn Pichon wegen der Auslandsrede des deutschen Reichskanzlers inter pellieren. Herr Pichon geht also einigen unruhigen Tagen entgegen, gleichwohl aber ist Grund für die Annahme vorhanden, daß man auch ihm ein Vertrau ensvotum erteilen wird. Bei der Mehrheit, des Vol kes wie auch in der Kammer, überwiegt jetzt erfreu- lsicherweise die Stimmung, daß man alles tun müsse, um eine ruhige Entwicklung der Dinge zu ermöglichen, die einer Stärkung nur förderlich sein kann. Tagesgeschichte. DextWl<mV. — Von der Kronprinzenreise. Aus Hai- derabad, 21. Dezember, wird gemeldet. Der Kron prinz dinierte gestern abend in der Residenz. Später fand Empfang statt. Die Straßen waren glänzend beleuchtet. Heute mittag ist der Kronprinz nach Bombay abgereist. DieKronprinzessininAegyptcn Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Lützow" mit der Frau Kronprinzessin an Bord ist am Mittwoch in Suez eingetroffen. Ihre Kaiserliche Hoheit ging an Land, um sich nach Kairo zu begeben. — Ein Kriegsorden kür einen deutschen Diplomaten. Der „Reichs- und Staatsanzeiger" hat vor einigen Tagen gemeldet, daß der Kaiser dem Legationssekretär bei der deutschen Gesandtschaft in Teheran Dr. v. Schmidthals die Schwerter zum Roten Adlerorden vierter Klasse verliehen habe. Der Rote Adlerorden mit Schwertern gehört zu den sogenannten Kriegsorden, die, wie das Eiserne Kreuz, am schwarz weißen Bande getragen und nur für Tapferkeit vor dem Feinde verliehen werden. Dr. von Schmidthals hat diese für einen Nichtmilitär seltene Auszeichnung seinem unerschrockenen Verhalten während der Revolution in Lissabon zu verdanken. Er war der Gesandtschaft in Portugal kommissarisch zugeteilt und fungierte wäh rend der Abwesenheit des Gesandten Freiherrn von und zu Bodman als Geschäftsträger. Durch mutiges Einsetzen seines eigenen Lebens und durch seine Kaltblü tigkeit verhinderte er beim Ausbruch der Revolution ein Blutbad in dem von ihm bewohnten Gasthofe und rettete eine große Zahl von Menschen vor dem sicheren Tode. Für diese Tat, die zwar nicht in einem regulä ren Kriege, aber in mindestens ebenso gefährlicher Lage wie auf dem Schlachtfelde vollbracht wurde, ist dem jungen Diplomaten jetzt ein wohlverdientes Lob zuteil geworden. Luftfahrzeuge für die Marine. Durch die Tagespresse läuft die Nachricht, daß das „Reichs- marineamt" sich eine Luftflotte schaffen wolle und dem nächst eine Anzahl Flugmaschinen in Dienst stellen wer de, auch wird bereits eine Firma genannt, die in erster Linie für die Lieferung der Fahrzeuge in Frage käme. Wie an unterrichteter Stelle verlautet, eilt diese Nach richt den Tatsachen zum mindesten erheblich voraus. Wahr daran ist nur, daß für den Etat 1911 in Kap. 6 Titel 161 des Reichshaushaltungsctats 100000 Mk. mehr wie im Vorjahre eingestellt sind, um, wie das Dispositiv besagt, die Verwendbarkeit von Luftfahr zeugen für Marinezwecke untersuchen zu können. Der Erwerb von Luftfahrzeugen für die Marine setzt die Genehmigung des Etats für 1911 durch die Volksver tretung voraus. Hierdurch wird nicht ausgeschlossen, daß sich der Referent des Reichsmarineamts für diese Angelegenheit inzwischen über die verschiedenen in Fra ge kommenden Systeme orientiert. Irgend welche Ent schlüsse über die Wahl eines bestimmten Flugsystems sind naturgemäß noch nicht gefaßt. — Gegen die Fleischtcuerung. Das Ge samtkollegium der württembcrgischeu Zentralstelle für Landwirtschaft, das in Gegenwart des Ministers des Innern verhandelte, hat, wie der „Schwäbische Mer kur" berichtet, einstimmig beschlossen, zur allmählichen Ausschalrung des Zwischenhandels eine Viehverwer tungszentrale für das ganze Land zu schaffen. Ferner hat das Kollegium einstimmig eine Erklärung angenom men, oie von dem Standpunkte aus, daß die Zulas sung fremden Schlachtviehs für die einheimische Fleisch produktion nachteilig sei, die Regierung auffordert, die Zulassung bei Rindvieh allmählich und bei Schwei nen tunlichst bald zurückzuziehen. vesterreiWLüWN». — Wien, 21. Dezember. Die „Wiener Zeitung" veröffentlicht eine Bekanntmachung des Ackerbaumini steriums, betreffend Verbot der Einfuhr von Rindvieh sowie von Klauentieren zu Zucht- und Nuh- zwecken nach Oesterreich wegen der im Deutschen Reiche herrschenden Lungenseuche und Maul- und Klauenseuche. WrmEreiU. — Beschädigung eines deutschen Denk mals in Dijon. Vor einiger Zeit wurde von der Beschädigung eines deutschen Denkmals in Dijon ge meldet. Wie man jetzt erfährt, hat die Gemeindever waltung der genannten Stadt die Wiederherstellung in die Hand genommen. Das im Jahre 1871 für die gefallenen pommerschen Offiziere und Soldaten errich tete Monument ist jetzt wieder in dem alten Zustand. Es war übrigens im Laufe der Jahre bereits etwas in Verfall geraten und steht ziemlich entlegen von per Stadt selbst, sodaß eine Bewachung besonders erschwert ist. Gxsland London, 21. Dezember. Die in Umlauf ge setzten Gerüchte über eine mögliche Vertagung der Kö nigskrönung sind unbegründet. Das Fest wird, wie festgesetzt, am 22. Juni stattfinden Serbien. — Belgrad, 21. Dezember. Jetzt wird auch of fiziell die Nachricht dementiert, wonach eine Ver lobung zwischen der Großfürstin Tatjana und dem serbischen Kronprinzen Alexander bevorstehe. Türkei. Konstantinopel, 21. Dezemoer. In Be sprechung der äußeren Politik der Türkei führt „Tanin" aus, alle Ottomanen, die ihr Vaterland liebten, seien höchst befriedigt über Deutschland, das durch den Abschluß der Anleihe der Türkei einen siegreichen Ausgang des Kampfes zur Wahrung seiner Würde und Unabhängigkeit gesichert habe. Dies könne jedoch an dere Mächte nicht verstimmen und die diesen gegenüber bestehenden Gefühle könnten durch die jetzige Stellung Deutschlands im Orient nicht geschwächt werden. Das Blatt meint, die von der Türkei erstrebte neutrale Poli tik habe erst jetzt die richtige Form angenommen, weil die erste Verfassungsaera der Türkei mehr der Tripel entente zugeneigt habe, während die letzten Ereignisse bewiesen hätten, daß die Türkei auch vom Drei bande Freundschaft erwarten könne. Das Blatt betont, die Politik des so erzielten Gleichgewichts hänge von der Befolgung der gleichen Politik durch die beiden Gruppen der Mächte gegenüber der Türkei ab. Lokale und sächsische Nachrichten — Schönheiderhammer. Auch in diesem Jahre veranstaltete der hiesige Frauenverein im Speisesaale des Hotels „Carlshof' eine Weihnachtsbescherung für die Armen und Aermsten unserer Gemeinde und des Gutsbezirkes Schönheiderhammer. Einen gewaltigen Ein druck machte der im Hellen Lichterglanze eines Weihnachts baumes erleuchtete Saal, in der Mitte lange Tische und darauf die Geschenke. Nach eindringlicher Ansprache des Kurators, Herrn Königlichen Bergrates Hans Edler von Ouerfurth, wurden 15 Personen, Erwachsene und Kinder, mit hübschen und nützlichen WeihnachtSgaben beschenkt. Die schöne Feier, die durch die Anwesenheit der Familien Hans und Horst Edler von Ouerfurth ausgezeichnet wurde, war von stimmungsvollen Weihnachtsklängen umrahmt. So begann Weihnachten schon gestern Liebe zu verbreiten in der Feier, die von recht weihnachtlichem Geiste und festlicher Stimmung getragen war. — Schönheiderhammer, 21. Dezember. Post- dienst zu Weihnachten. Der Schalter des hiesigen Kaiser!. Postamtes ist am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag wie an Sonntagen geöffnet. Die Paketbestellung wird am 2b. Dezember wie an Werktagen anSgeführt, am 26. dagegen ruht sie. Die Ortsbestellung findet am 2b. und 26. w» an Sonntagen statt. Die Geldbestellung ruht am 26 , am 2b. erfolgt eine Vormittagsbcstellung. Die Landbestellung ruht am 1. Weihnachtsfeiertage gänzlich und am 26. wird sie am Vormittag wie an Werktagen vorgenommen, wobei außer Paketen auch Wertsendungen und Postanweisungen abgetra gen werden. — Oberstützengrün, 20. Dezember. Bei der am 1. Dezember 1910 stattgesundencn Volkszählung waren im hiesigen Orte vorhanden: 206 bewohnte Gebäude, 368 Haushaltungen mit 1639 Einwohnern. Bei der Volkszäh lung am 1. 12. 1905: 1548 Einwohner, am 1. 12. 1900: 1514 Einwohner, am 1. 12. 1895: 1413 Einwohner, z