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klmts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, 5chönheiderhammer,Zosa,Unterstützengrün,wildenthalusw ll«l.'Adr.: Amtsblatt Fernsprecher Nr 210. Drucker und Verleger: Emtl Hannebohn, veranttvortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock, - -— . n - -n- SV. Jahrgang. — s Sonnabend, den 13. Jamar 1SL2 Bezugspreis vierteljährl.M. 1.50 einschließl. der „Jllustr. Unterhaltungsblatts' und -er Kumari tischen Beilage »Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen Ueichrpostanstalten Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Tagesgeschichte. Deutschland. Eine deutsche Kunstschule in R om. Das langgehegte Projekt des oeutschen Kaisers, nach dem Muster der französischen Kunstschule in der römischen Billa Medici in Rom eine deutsche Kunstschule zu grün- den, soll unmittelbar vor der Verwirklichung stehen. Die vom Bankier Mendelsohn dem deutschen Kaiser geschenk te Villa Falconieri in Frascati soll zu diesem Zwecke ein gerichtet werden. Das Ende der Tabak Arbeiters us- fperrung in We st deutsch land. Die Streiks und Aussperrungen in der westfälischen, lippischen und han seatischen Tabakindustrie, von denen 13000 Arbeiter be troffen waren, sind beendigt, da auch die Bevollmäch tigten der freien Tabakarbeiterorganisationeu den unter Vermittelung des Landrates von Minden zustande ge kommenen Vorschlägen der beteiligten ArbxitgcLerver- bänd? zugestimmr haben. Die Vertretung der organi sierten Arbeiter hatte bereits Dienstag die Beschlüsse der Arbeitgeber einstimmig genehmigt Holland. Ein Attentatsversuch auf die hollän - dis ct, e Königss amilie. Vor dem Haager Schloff, wo augenblicklich die königliche Familie wohnt, verhaf tete ein Polizeiposten einen früheren Heizer t r Ma rine, welcher ihn (den Polizcibeamten) zur Verübung eines Attentats im Schloß anzustisten versuchte und sich zu gleicher Zeit wegwerfend über die Königin äu ßerte. , Frankreich. Zu der Kabiuettskrifis. Präsident Fal lieres erklärte, die Nenbilvnng des Kabinetts erst nach dem Zusammentritt des Senats vornehmen zu wollen. Wieder eine P u l v e r a s f ä re. Nach inner Blätterineldung wurde bei einer Untersuchung der Mu nitionsvorräte des Panzerschiffes „Charlemagne" in ei ner Kartusä-enktste schwarzes Pulver anfgesnnden Die se Tatsache erregt peinliche Ueberraschung, da die Ka lastrophe des Panzerschiffes „Jena" vielleicht dadurch hcibeigesührt worden war, daß schwarzes Pulver mit Pulver ?, verwendet worden ist. England. Neue Krie g s b ef ü rch tu n g e n. In der Bersicherungsbörse zu London fanden am Donnerstag wieder mehrere Versicherungen gegen einen dentsw. französischen Kriegsausbruch statt. Gauß verhaftet. Der im Dezember in Wil helmshaven aus dem Gefängnis ansgebrochene Schutz mann Gauß ist in London auf einen Auslieferungsan trag der deutschen Behörde verhaftet worden. Er hatte sich, nachdem er aus dem Gefängnis geflohen war, zuerst nach Frankreich gewandt und dort mehrere Wochen auf- gehalten. Von Paris ging er nach London und Hal dort einige Tage unter falschem Namen gelebt. Der Aus lieserungsantrag ist wegen Einbruchsdiebstahls und lln terschlagung gestellt. Wird ihm, wie anzunehmen, statt gegeben, so darf gegen Gauß in Deutschland nur wegen dieser Vergehen, nicht aber wegen Spionage straireck«! lieh vorgegangen werden. England vor einem Riese naus st and. Alle Hosfnnngen, daß es zwischen den Bergarbeitern und den Gesellschaften zu einem Kompromiß kommen würde, können als gescheitert bezeichnet werden. Di? Arbeiter sind fest entschlossen, in den Ausstand zu treten, falls nicht ihre Forderungen bewilligt werden. Die Ab stimmnng kann nur als Formsache bezeichnet werden. In Glasgow verschlimmert sich die Lage immer mehr. Am nächsten Montag wird das Resultat der Abstimmung proklamiert werden, lieber das Ergebnis hegt man keinen Zweifel Industrie wie Admiralität sind eifrig bestrebt, sich mit großen Kohlenvorräten zu versorgen, um bei Verkündung des Streikes wenigstens für einige Zeit gedeckt zu fein. Schon jetzt macht sich ein Steigen der Kohlenpreise bemerkbar. In Swansea und den um liegenden Bezirken wird einstimmig zugunsten des Aus standes abgestimmt werden. Die Gerüchte, daß zwi schen den Arbeiterverbänden Englands und Deutsch lands ein Vertrag geschlossen sei, haben bisher noch keine Bestätigung gefunden. Es ist jedoch nicht ausge schlossen, daß die deutschen Grubenarbeiter sich mit ihren englischen Kameraden solidarisch erklären werdn. Spanier». - ZurfranzösischenKabinettskrise. Die Krisis des französischen Gesamtkabinetts erweckt in Madrid die Hoffnung, daß sie eine Besserung der spani schen Position bringen werde. Mit der bisherigen Re gierung seien die Marokko-Unterhandlungen endgültig ins Stocken geraten. Ein neues Kabinett werde ein Einvernehmen anbahnen. — Sieben Todesurteile gegen Revolu tionäre. Wie die Zeitungen melden, hat der Oberste Gerichtshof der Marine sieben Todesurteile gegen Re vvlutionäre von Cullera ausgesprochen. Die republika nische und die liberale Presse fordern die Begnadigung der Verurteilten. Bulgarien. Bulgarische Bombenw erfcr. Wie aus Uesküb gemeldet wird, warf eine starke bulgarische Ban de drei Bomben in eine Versammlung der Einwohner von Zilhowa, während sie eine Loyalitätskundgebung für die Türkei veranstalteten. Dreizehn Personen wur den getötet und 22 verwundet Sechs der Täter wurden verhaftet. Oertliche und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 12. Januar Auf das Ergebnis der heute stattfindenden Hauptwahlen zum Reichstage ist naturgemäß jeder gespannt, und jeder wird auch be niüht sein, auf die schnellste Weise sich über den Ausfall zu unterrichten. Wir haben Vorsorge getroffen, über das Ergebnis der Wahl so bald wie möglich berichten zu können, und werden die wichtigsten Nachrichten durch Extrablatt bekannt geben. Auch sind wir bereit, dem Wahlbureau die uns zugehenden Nachrichten aus Au frage mitzuteilen, müssen aber ebenso höflich wix drin gend bitten, von telephonischen Anfragen von privater Seite absehen zu wollen, damit in dem ohnedies schon überlasteten Fernsprechverkehr keine Störung »uitsteht. Eibenstock, 12. Januar. Die Wahlbetei liguug in der Zeit von 10 bis kurz nach 1 Uhr äst be reits eine ziemlich starke. Im Rathause war die Be teiligung sogar sehr stark. Im Deutschen Haus hatte» von 340 Wahlberechtigten l25, im Hotel Stadt Dresden von ungefähr derselben Zahl Wahlberechtigten > 10 und in Mittelbachs Restaurant von 20-1 Wahlberechtigten 129 ihr Wahlrecht ausgeübt. In Helbigs Schaukwirt- schaft waren bereits 155 Stimmen abgegeben Vom Wahlbureau in der Ungerschen Schankwirtschaft war wegen sehr starken Wählerandrauges Auskunft nicht zu erhalten - Eibenstock, 12. Januar. Zu unserer gestrige» Meldung über den Brand in Wildenthal wird uns heute noch mitgeteilt, daß als Ursache des Feuers ohne Zwei sel Brandstiftung angenommen werden muß. Das Gebäude war unbewohnt und deshalb kann Unvorsich tigkeit nicht in Frage kommen, und von einem Winter- „gewitter" ist auch nichts zu bemerken gewesen. Beson ders auffallend war aber, daß die erst später abge brannten Schuppen durch Flugseucr nicht in Brand geraten konnten, weil der Wind das Feuer nach der entgegengesetzten Seite trieb. Außerdem ist beme'rkt worden, daß der Brandherd im Innern eines Schuppen fich befand Dresden, ll. Januar. Kronprinz Ge org wird die erwähnte R.eise Anfang April in Be gleitung des Generalmajors von Carlowitz antr-'t.'u. Als Reiseziel ist endgültig Aegypten gewählt wo: den. Ursprünglich war Ceylon in Aussicht genommen, doch wurden hiergegen ärztliche Bedenken erhoben - Dresden, 11. Januar. Der amerikanische Milliardär Mr. George Vanderbilt hat mit seiner Gattin die letzten Wochen in Dresden verlebt und eine Reihe von Zimmern im Hotel Bellevue bewohnt Er unternahm von hier aus zahlreiche Ausflüge und be sichtigte mit großem Interesse die Sehenswürdigkeiten und Kunstsammlungen. Gestern ist das Paar von Dres den wieder abgereist. — Dresden, 11. Januar. Die Unterschlag ungen in der Dippoldiswalder Bank lasse, die sich deren früherer Direktor Willkommen zuschulden kommen ließ, betragen nach den neueren Feststellungen eine Million Mark. In einer von dreihundert Perso nen besuchten Jnteressenversammlung in Dippoldiswal de wurde ein Zusammenschluß der Gläubiger zur Wah rung der gemeinsamen Rechte vollzogen Bischofswerda, 10. Januar .Heute nach mittag entstand kurz nach 2 Uhr in der am Markt gelegenen Bäckerei Fichte im Kohleukeller, in dem ge gen 300 Zentner Kohlen lagerten, ein Brand, der nur nach angestrengter mehrstündiger Tätigkeit der Fe» erwehr gelöscht werden konnte. Tharandt, 10. Januar. Tödlich übersah r e n wurde heute früh auf Bahnhof „Edle Krone" der Bahnwärter Maschke. Man sand den Verunglückten tot auf. Grün Hain, io. Januar. Kürzlich berichte ten wir von einem Diebstahl bei einem hiesigen Wirt schaftsbesitzer. Den, sofort ertappte» Diebe gl lang cs, zu flüchten und seine Spur war nicht zu finden Jetzt erst wird bekannt, daß in dem Schutthaufen einer Scheu ne, die in der Nähe von Geber niedergebrannt ist, menschliche lieber re ste eines Unbekannten gesunden wurden. Da man angeblich auch zwei Schlüs sei dort gefunden hat, die oem Flüchtigen gehört haben sollen, so ist wohl die Vermutung berechtigt, daß der Verbrannte mit dem Gesuchten identisch ist. Oberwiesenthal, 1t. Januar. In verschiede nen Orten unseres Erzgebirges sind jetzt volkskundliche Aus ftellungen von W e i hn a ch l s b e rg en und Krip pen, die in den Sälen der Gasthäuser veranstaltet worden sind, zu sehen. In Oberwiesenthal, wo die schöne Sitte, zur Weihnachtszeit Krippen aufzubauen, eine sehr alte und allge meine ist, hatten sich 2I Krippenbesitzer entschlossen, ihre Kunstwerke dies Jahr am Ort ihrer Ansstellung, in der Woh stube, der allgemeinen Besichtigung zu überlassen. Dieser glückliche Gedanke hat die Aussteller und die vielen Besucher sehr befriedigt, denn die Krippen kamen in dieser Vorführung, jede nach ihrer Art, recht zur Geltung. An der Freude und der Bewunderung der Besucher fanden die Hersteller der Krippen den höchst.u Lohn. Das Ministerium des Innern, die Amtshauptmannschaft Annaberg, der Verein sür Sächsi sche Volkskunde und einige Private hatten Geldpreise gestif tet. Die Preisrichter, Gewerbeschullehrer Hager Dresden, Forst meister Timaeus Colditz und Hofrat Prof. Seyffert Dresden, bewerteten die Krippen am höchsten, die in allen Teilen von ihren Besitzern selbständig hergestellt worden waren. Die Ausstellungen, die auch von den Geheimen Räten Dr. Rum pelt und Dr. Schelcher-Dresden besucht wurden, werden sicher lich den alten erzgebirgischen Weihnachtsgebrauch, an deni schon so viele Menschen sich erfreut haben, weiter fördern und beleben. Ellefeld, ll. Januar. Se. Majestät der Kö nig Haven Allergnädigst geruht, dein Schuldirsk tor Karl Hermann Herold hier anläßlich seines Ue bertrittes in den Ruhestand das Ritterkreuz 2. Klasse vom Albrechtsoröen zn verleihen Iriedrich der Kroße über die Notwendig keit des Krieges. Die Welt wäre sehr glücklich daran, wenn Unter Hal tnng das einzige Mittel wäre, fich Gerechtigkeit zu ver schaffen und Frieden und Eintracht unter den Völkern wieder herzustellen. Man würde alsdann Gründe ge brauchen, anstatt der Waffen, man würde alsdann mit einander diskutieren, anstatt einander tolzuschlage». Aber eine traurige Notwendigkeit zwingt die Fürsten, einen viel grausameren Weg cinzuschlagen: es gibt Ge legenheiten, wo man mit den Waffen die Freiheit der Völker verteidigen muß, die man durch Ungerechtigkeit unterdrücken will, wo mau mit Gewalt das erringen muß, was die Unbilligkeit oer Milde verweigert, wo die Fürsten die Sache ihres Volkes dem Schicksal der Schlachten anvertranen müssen. *' Der Krieg ist eine Geißel; er ist ein notwendiges Uebel, weil die Menschen verderbt und böse sind, weil die Annalen der Welt bezeugen, oaß man ihn zu allen Zeiten geführt hat, und vielleicht, weil der Ochöpfer der Natur gewollt hat, daß es unaufhörlich Umwälzun gen gibt, um die Menschen zu überzeugen, daß es in diesem sublunarischen Reich nichts Beständiges gibt Die Fürsten befinden sich oft in der Notwendigkeit, stch ihren heimlichen und offenen Feinden entgcgenzustel len; ich habe mich in diesem Falle befunden. Wenn ick. Lenke unglücklich gemacht habe, so bin ich es selber nicht weniger gewesen: das sind Ncbenumstände, welche nicht zu den Absichten gehören, welche aber die Folgen derselben sind, ebenso wie die Bewegung des Wagenra des, die seine Fortbewegung bewirkt, zu gleicher Zeit Staub aufwirbclt, was für die Geschwindigkeit gleich gültig ist.