Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt Wr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expeditton, bei unserenvoten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, (Vberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,5osa,Unterstützengrün,WUdenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Zeile 12 Pfennige. 2m amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. TeU-Kdru K mir blatt, Fernsprecher Nr 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock ! -n. -L 89. Jahrgang, .-» - -.n» ! —— 4S. Dicustag, den 27. Februar 1U12 Die Beschießung von Beirut. „Eoening News" meldet, daß die Italiener Beirut bombar dierten. — Hierzu wird von italienischer Seite folgendes ge meldet: Bezugnehmend guf die Meldung der „Evef ning News", daß italienische Kriegsschiffe Beirut bom bardiert hätten, veröffentlicht die „Agenzia Stefani" folgende Note: Die Italiener hatten Kenntnis, daß sich in Beirut zwei türkische Kriegsschiffe befanden, wel che Kriegskonterbande befördern und die italienisches Truppentransportschisfe angreifen sollten. Infolgedes sen erhielten italienische Kriegsschiffe den Befehl, sich nach Beirut zu begeben und die oben erwähnten türki schen Kriegsschiffe dort anzugreifen und zu zerstören. Diese Operation, über welche bisher noch kein amt licher Berichr vorliegt, ist wahrscheinlich inzwischen aus- geführt worden. Es ist jedoch ausgeschlossen, daß die Stadt bombardiert woröen ist. Daß die Beschießung der beiden türkischen Schiffe im Hafen yon Beirut nunmehr tatsächlich stattg-fun den hat, ergeben die nachstehenden ausführlichen Mel dungen : Paris, 24. Februar. Die Agence Havas meldet aus Beirut: Zwei italienische Kriegsschiffe erschie nen heute früh vor dem Hafen und ließen den Gau verneur wissen, daß ihnen noch vor 0 Uhr morgens ein türkisches Kanonenboot und ein türkischer Tor pedobootszerstörer, die im Hafen vor Anker lagen, ausgeliefert werden sollten. Die türkischen Behör den gaben keine befriedigende Antwort. Darauf be ganneu die italienischen Schiffe ein Bombardement Das Kanonenboot wurde zum Sinken gebracht, der Torpedobootszerstörer leicht beschädigt. Die iltaliem- schen Kriegsschiffe zogen sich sodann zurück. In der Stadt herrscht lebhafte Bewegung; es ist zu Kund- gebuugen gegen die Fremden gekommen. Ein Russe ist getötet worden. London, 24. Februar. Dem Reuterfcheu Bureau wird aus Beirut gemeldet: Bei dem Bombardement der Stadt wurden das Zollhaus und andere Gebäude am Hafen bcjchädigt. 60 Personen wurden ge tötet. Unter der Bevölkerung herrscht Panik, und sie flüchtet nach dem Libanon. Bon türkischer Seite wird folgende Schilderung über die Beschießung von Beirut gegeben: Konstantinopel, 24. Februar. Das Ministe rium des Innern veröffentlicht über das Bombarde ment von Beirut folgende Mitteilung: Heute früh 7 Uhr erschienen zwei italienische Panzer vom Typ „Vit torio Emanuele" und zwei Transportschiffe vor Bei rut und verlangten die Uebergabe des Kanonenboots „Avn-Jllah" und des Torpedobootes „Angora". Die türkischen Schiffe machten sich unverzüglich kampffertig, während die Behörden über die von dem italienischen Konteradmiral gesandte Note beratschlagten. Noch bevor die von den Italienern gesetzte Frist abgclau- fen war, begannen die italienischen Schiffe mit dem Bombardement. Die türkischen Schisse vertei digten sich tapfer. Das Kanonenboot wurde von mehreren Kugeln getroffen und fing Feuer, ein Kessel explodierte und die Mannschaft wurde mit den Waffen so schnell wie möglich ausgeschifft. Nachdem sowohl die „Avn-Jllah" wie die „Angora" zum Sinke« ge bracht waren, entfernten sich die feindlichen Schiffe und kehrten zwei Stunden später wieder zurück, sic bombar dierten die treibenden türkischen Schiffe von neuem. Ein Geschoß schlug in das Gebäude der Banque Otto manc ein und beschädigte es. Sodann entfernten sich die italienischen Schiffe Die Bevölkerung wurde in« ersten Augenblick von großer Erregung ergriffen, doch wurde dank schnell gctrosfener Maßnahmen die Ord nung wiederhergestellt. Der Wali machte einen Rund- gang durch die Stadt und veröffentlichte eine Prokla mation. Es gelang ihn«, aus diese Weise die Bevölkerung zu beruhigen. Wie aus London nachträglich berichtet wird, sind die Lokale der Ottomanbank nicht beschossen war den, sondern nur von einer verirrten Granate getroffen worden. Bei den Unruhen, die durch die Beschießung entstand, sollen, wie es heißt, 30 Person?« getötet worden sein, darunter zwei Russen. Man glaubt, daß die Italiener weitere Angriffe gegen die Küsten städte unternehmen werden Sollte sich dies bestätigen, so wird die Pforte ihren Plan, die Italiener auszuwei sen, sofort aussühren und die Dardanellen schließen. Vom afrikanischen Kriegsschauplätze meldet der Draht eine kleine Schlappe der Italiener: Paris, 24. Februar. Der „Temps" erhielt von seinem im türkischen Lager befindlichen Korresponden ten aus Azizie vom 22. d Mts. die Meldung, daß eine aus zwei Reiterschwadronen, vier Bataillonen Infan terie und 3 Artillerie-Batterien bestehende italienische Truppenabteilung einen Vorstoß gegen Zanznr unter nahm, um dasselbe zu besetzen' Die türkischen und ara bischen Truppen zwangen die Italiener, nach zweiein halbstündigem Kampfe, sich zurückzuziehen. Auf tür kischer Seite wurden zwei Leute leicht verwundet, oic Verluste der Italiener sind unbekannt. Tagesgeschichte. Deutschland. Sozialdemokratisehe T a k t l o s i g k e i - t e n. In der letzten Sitzung der Budgetkommission des Landtages beantragten, wie aus Straßburg gedrahtet wird, die Sozialdemokraten beim Etat der Finanzen, den Gnadensonds des Kaisers in Höhe von 100000 Mk. und den Dispositionsfonds des Statthalters in Höhe von 130 000 Mark zu streichen. Die Debatte warf ein bezeichnendes Licht aus die politischen Zustände im Reichslande. Der Bericht lautet: In der Vudgetkom- mission entspann sich bezüglich des Gnadenfonds eine längere Debatte, weil die Mehrheit ein Kontrollrecht des Parlaments auch sür diesen Fonds in Anspruch nahm und forderte, daß eine Unterkommission von vier Mitgliedern die Belege im einzelnen nachprüsen solle. Die Regierung erklärte, diesem Verlangen nicht statt geben zu können, da der Fonds als Gnadenfonds nicht auch gleichzeitig der parlamentarischen Kontrolle nn terliegen könne. Die Liberalen nahmen das Kontroll recht im Prinzip in Anspruch, erklärten ab^r mit Rück sicht aus die Zweckbestimmung des Fonds aus Gründen des parlamentarischen Taktes, auf seine Ausführung zu verzichten, und wiesen darauf hin, daß auch der aus demokratischen Wahlen hervorgegangeue Reichs tag für den entsprechenden Fonds in Höhe von 3 Milli onen Mark das Kontrollrecht nie beansprucht habe. Es müsse diese Forderung von den, Kaiser als eine Brüs kierung empfunden werden, zu der die Liberalen nie die Hand reichen könnten. Gegen die Stimmen der Li beraten wurde hieraus der Fonds gestrichen. - M a s s e n e r k r a n k u n g c n. Das Kommando der Potsdamer Unterofsizierschule teilt mit: Bei der Unterosfizierschule in Potsdam sind am Freitag nach mittag und in der Nacht etwa 130 Mann unter Er scheinungen fieberhaften Magen und Darmkatarrhs plötzlich erkrankt. Die Ursache der Erkrankungen hat sich noch nicht feststellen lassen. Es wird angenommen, daß die Veranlassung in der Mittagskost vom Donners tag zu suchen ist. Die sofort eingelcitete bakteriologische Untersuchung bewegt sich in dieser Richtung. Das Be finden der in der Kaserne untergebrachten uno ärzt sich ausreichend versorgten Mannschaften ist trotz zum Teil hoher Fieberbewegung durchweg gut. Da im Lau se des Sonnabend nur vereinzelte Fälle hinzugekom- men sind, so ist anzunehmen, daß die Ausbreitung oer Krankheit zum Stillstand gekommen ist. Lazarettauf nähme war in keinem Falle erforderlich. vefterreich»U«Oar>. — Besuch Kaiser Wilhelms in Wien. Die Wiener „Neue Freie Presse" er fährt aus informierten Kreisen, daß Kaiser Wilhelm wahrscheinlich gelegentlich seiner Mittelmeerreise Kaiser Franz Joses einen Be such abstatten wird. Es seien zwar noch keine Bestim mungen darüber getroffen, ob dieser Besuch auf der Hin oder Rückreise erfolgen wird. Wahrscheinlich sei es, daß der deutsche Kaiser auf der Fahrt nach dem Süden vermutlich Mitte März in Wien eintrifft. Möglich sei es auch, daß Kaiser Wilhelm sich aus seiner Jacht „Ho henzollern" in Pola einschiffen nud dort mit dem Er; Herzog Franz Ferdinand zusammentreffen wird, der sich zu jener Zeit auf der Insel Brioni aufhalten wird. Frankreich. — Gegen die Abtre tung von Kongo ge biet. In einer in Paris abgehaltenen ziemlich gut be suchten Versammlung zum Protest gegen die Abtretung von französischem Kongogebiet an Deutschland spra chen sich verschiedene Redner, darunter einige natio nalistische Debütierte, abfällig über das deutsch sran- zöslsche Abkommen aus. Zum Schlüsse wurde eine in diesem Sinne abgefaßte Tagesordnung angenommen. England. Verschärfung der englischen Streik - gefahr. Die Arbeiter der Alferton- und Shirland- gruben in Derbyshire beschlossen am Sonnabend mit überwältigender Mehrheit, bereits am Montag mittag die Arbeit einzuHtellen. Derbyshire galt noch für den hoffnungsvollsten Bezirk, was die Abwendung des Streiks anbetrisft. Jnsolgedesfen ist die Stimmung sehr pessimistisch geworden, besonders, da die Verhandlungen bis auf ireiteres eingestellt sind. Marokko. Konsliktstoff. Aus Tanger wird gemeldet. Der französische Jnstruktionsoffizier Leutnant Thiriot, der mit einer Abteilung Truppen bei Si-el-Hauri, etwa 30 Kilometer von Elksar lagert, erhielt von den spa nischen Behörden den Auftrag, den Platz innerhalb 2k Stunden zu räumen. Thiriot weigerte sich, diesem An suchen nachzukommeu und hat seine« Vorgesetzte« über den Vorfall Bericht erstattet. Amerika. Neue Kriegsschiffe sind nötig! In ei ner Friedcnsversammlnng der Flottenliga zu Washing ton hielt Präsident Tast eine Ansprache, in der er er klärte, er sei für den Bau zweier neuer Schlachtschiffe, in diesem Jahre und werde einen entsprechenden Ge- setzentwurs unterzeichnen. Er versicherte weiter, daß er sür eine tüchtige und starke Flotte eintrete, die die amerikanische Nation in den Stand setze, ihre Stellung zu wahren und ihren berechtigten Forderungen in an deren Ländern Achtung zu verschaffen. Er halte die Zeit, bei den Flottenausgaben zu sparen, erst dann sür gekommen, wen« der Krieg abgeschasft sei. Man solle sich nach der Situation richten, und ein Land lasse Vor sicht und den gesunden Menschenverstand vermissen, wenn es in dieser Hinsicht versage. Abdankung Maderos- Wie der „Köln. Ztg." über Newyork aus El Paso gemeldet wird, hat General Orozco die Führung der Revolution und die vorläufige Präsidentschaft Mexikos übernommen Viel fach wird die baldige Abdankung Maderos erwartet. OeMichc und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 26. Februar. Auch die zweite Depu tation der Ersten Kammer har beschlossen, die Petition der Stadträte und der Stadtverordneten zu Reichenbach und Eibenstock betreffend die Erbauung einer normalspurigen Transversalbahn in der Richtung Reichenbach- Eibenstock Landesgrenze auf sich beruhen zu lassen. Dresden, 24. Februar. Der demnächst bei Schichau in Danzig von Stapel laufende „Ersatz Aegir" soll den Namen „König Albert" erhalten. Nach dem „Tag" hat der König von Sachsen eine Einladung zu diesem Stapellauf erhalten und angenommen und wird die Taufe des neuen Schiffes vollziehen. Leipzig, 23. Februar. Der Sächsis ch e Ge meind et ag trat zu seiner diesjährigen Versammlung am Freitag, den 23. Februar, im städtischen Kaushause zu Leipzig zusammen. Aus seiner Tagesordnung stan den diesmal Berhandlungspunkte von höchster Wich tigkeit, das Volksschulgesetz und Gemeindesteuergefetz. Der erste Verhandlungstag war nur der Besprechung des Volksschulgesetzes gewidmet. Aus allen Gegenden des Sachsenlandes hatten sich Oberbürgermeister, Gemein devorstände, Stadträte und Stadtverordnete eingefun den Zum Punkt der Tagesordnung: „Die finan ziellen Wirkungen des Volksschulgesetzes auf die Ge meinden" fungierten als Berichterstatter Stadtrat Dr. Matthes, Dresden, Bürgermeister Freyer, Mittweida, und Gemeindcvorstauo Nudelt, Deuben Dr. Matthes erörterte die Einflüsse des Gesetzes aus die Finanz verwaltung der Großstädte. Die Lehrervereinswünsche könnten nicht in die Wirklichkeit umgesetzt werden. Schon der Regierungscntwurs bedeute eine gewaltige Steige rung der Schulauswcndungen. Auch die Einführung der allgemeinen Volksschule sei nicht als wünschens- wert zu bezeichnen. Weiterhin gab der Vortragende) ausführliches statistisches Material zu dem aufgestellten Leitsatz Dieser Leitsatz lautet: „Die finanziellen Wir klingen des sächsischen Volksschulgesetzentwurjes auf die sächsischen Gemeinden sind derart, daß sie sämtliche Städte und saft alle Landgemeinden als das äußerste Maß dessen bezeichnen müssen, was sie bei Aufrecht-