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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. des „Tllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Reichspostanstalten. Amtsblatt Drucker für Eibenstock, Larlsfeld, yundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,UntersWtzengrün,Mldenthalusw. Erscheint täglich abends niit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. und Verleger. Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock 1»LS SS. Jahrgang. Mittwoch, den 28. Februar Einstellung von Dreijährig-Freiwilligen. Zum 1. April 1912 werden bei der 4. Matrosen-Artillerie-Abteilung Cuxhaven noch Dreijährig-Freiwillige angenommen. Mindestgrößenmaß: 1,64 Meter, ferner kräftiger Kör perbau. Gesuche sind unter Beifügung eines Meldescheines zum freiwilligen Eintritt, welcher unter Vorlage einer Geburts-Urkunde, einer schriftlichen bezw. mündlichen Einwilligung des Vaters bezw. Vormundes, polizeilicher Führungszeugnisse vom 12. Lebensjahre an, von dem Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission zu erhalten ist, zu richten an das Kommando der IV. Matrosen-Artillerie-Meilnuü Cuzhavcn. Str. tl des Nachtrags zur Schankstättenverbotsliste ist zu streichen. Gtadtrat Eibenstock, den 26. Februar 1912. Aie Iotgen der Beschießung im Kufen von Beirut. Tic widersprechendsten Anschauungen über die et waigen Folgen, die die italienische Aktion im Hasen von Beirut nach sich ziehen kann, werden in alle»' mög lichen Kombinationen gegenwärtig geschildert. Wir mel deten gestern schon, daß Frankreich und England zum Schutze ihrer Interessen Kriegsschiffe nach dem klein asiatischen Hasen abgesandi haben. Diese beiden Staa ten betrachten die neu geschaffene Lage also von be denklichem Standpunkte aus. Allem Anschein nach tut Deutschland dies nichts denn das „Chemn. Tgbl." gibt nach eigenen ip Berlin eingezogenen politischen Infor mationen solgenoer Auffassung Raum: „Die Italiener handelten innerhalb des Völker rechts. Sie sind berechtigt, feindliche Schiffe zu zer stören, wo sie sie finden, auch in offenen Häfen Ein Bombardement Beiruts als offener Hafen würde indessen völkerrechtswidrig sein. Ein solches Bom bardement hat aber nicht stattgefunden. Die vorgekommenen Beschädigungen sind als unbeabsich tigte Nebenwirkungen einer nach Völkerrecht ge statteten Aktion zu betrachten. Deutsche sind nicht umsLeben gekommen, überhaupt keine Fremden ver letzt. Die Nachrichten über die Beschädigungen der Deutschen Palästinabank sind falsch Ueber- haupt stellen sich die ansänglichen Nachrichten über die Vorgänge in Beirut als übertrieben heraus. Ob die Türken zu der beschlossenen Ausweisung der Italiener schreiten werden, ist abzuwarten. Ein Protest gegen diese Maßnahme ist nicht angängig. Auch der deutsche Botschafter in Konstantinopel, der den Schutz der Ita liener in der Türkei ausübt, würde zu einem solchen Protest keinen Anlaß haben und könnte höchstens für eine möglichst milde Durchführung tätig sein." Zum besseren Verständnis dieser.etwas optimisti schen Auffassung möge hier die Konstantinopeler Mel dung solgen, welche die „unbeabsichtigten Nebenwirkun gen" ausführlich schildert und auch die Beschädigung der Deutschen Bank erwähnt. Konstantinopel, 25. Februar. Eine Depe sche des Wali von Beirut von heute besagt: Ich konsta tiere, daß während des gestrigen Bombardements fünf Kanonenkugeln die Banque Ottomane, drei die Deut- fche Bank, welche der ersteren gegenüberliegt, fünf die Kailagerhausgesellschaft, eine die Bank von Saloniki und eine das Paßbureau oetroffen haben. Eine Kugri traf ferner eine Privatbank im Innern der Stadt. Meh rere Geschäftsläden wuroen mehr oder weniger schwer beschädigt. Einige Kugeln fielen in den städtischen Gar ten, beim Hospital und in die Industrieschule. Aum das Zollamt wurde von Kugeln getroffen nnd darin verschiedene Waren beschädigt. Danach ist also die ossene Hafenstadt Beirut mit Kanonenkugeln bedacht woroen; ob unbeabsichtigt oder nicht, wird wohl schwer zu kontrollieren sein. Aber selbst wenn man geltend machen will, daß die Geschosse nur „aus Versehen" getroffen haben, so kann eine derar tige Entschuldigung niemals gelten, und überdies wür de sich dadurch zeigen, wie schlecht man in der ita lienischen Kriegsmarine schießen kann. Die Italiener haben also auch keinen Grund zu abermaligen Begei- sterungsausbrüchen, die sie nach dieser Aktion in der italienischen Kammer am Montag hervorgerusen. Da hingegen sollen hie schwach armierten türkischen Schiffe ihre Kugeln nicht umsonst verschossen haben, wie nach stehend?, ans türkischer Quelle stammende Meldung be hauptet: Konstantinopel, 26. Februar. Nach einer ans Beirut eingelaufenen Meldung haben auch die beiden italienischen Panzerschiffe nicht unerhebliche Beschädig ungen erlitten. Eine Antwort der Türken aus diese» neuen Vorstoß der Italiener soweit nicht schon durch die Ausweisung von Italiener aus der Türkei eine solche erfolgt gibt auch die folgende regierungsseitige Erklärung: Konstantinopel, 26. Februar. Die Regierung gab der in den Dardanellen konzentrierten Flotte Be fehl, sich gcfechtbereit zu halten und beim ersten Auf tauchen italienischer Kriegsschiffe auf diese ohne ir gendwelches Verhandeln das Feuer zu er öffnen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Lage in der rheinischen Koylen- industrie. Mehrere Versammlungen des Christlich sozialen Bergarbeiterverbaudes im Wurmrevicr nah men zur augenblicklichen Lage des deutschen Bergbaues eine Resolution an, in welcher es heißt: EinenSym pathie st reilzugun st ende r Engländerlehnt d ie christlichc Arbeiterschast des Aachener Koh lenreviers ganz entschieden ab, weil sie nur daun in einen Streik eintrcten kann und will, .wenn solcher im Interesse der deutschen Bergarbeiter notwendig ist und Erfolg verspricht. Die Resolution weist darauf hiu, daß der englische Bergbau bei früheren Streiks der deutschen Bergarbeiter Deutsch land mit Kohlen überschwemmt habe und da durch dem deutschen Bergbau ganz erhebliche Absatzge biete wegnahm. Vestrrreich-Uugaru. Reise des Erz herzogsF ranz Ferdi nand nach Petersburg. In Wiener Hofkreisen wird bestätigt, daß Verhandlungen zwischen Wien nnd Petersburg wegen eines Besuches des Thronfolgers Erz Herzog Franz Ferdinand in Petersburg im Gauge sind. Luxemburg. — ZumTodedesGroßherzogsvonLuxe m bürg schreibt der Reichsanzeiger: Die Trauernachricht erweckt über die Grenzen des Landes hinaus, beson ders im benachbarten Deutschland, umso herzlichere Teilnahme, als allgemein bekannt ist, mit welcher Ge duld und Ergebung oer Großherzog jahrelang das schwe re Leiden getragen hat, das seinem Leben nunmehr vor der Zeit ein Ende bereitet hat. Durch das Hinscheiden des Großherzogs ist die großherzoglich badische Fami lie und das ihr in enger Verwandtschaft verbundene deutsche Kaiserhaus in tiefe Trauer versetzt. — Die sächsische Regierung hat der luxemburgischen Re gierung durch Vermittelung der Kaiserlichen Gesandt schaft in Luxemburg ihr aufrichtiges Beileid an läßlich des Ablebens des Großherzogs Wilhelm aus sprechen lassen. — Das Amtsblatt in Luxemburg prokla miert die Thronbesteigung der Erbgroßher zogin Marie Adelheid und bringt einen Nach ruf für den verstorbenen Ggoßhcrzog. Die Ueberfüh- rung der Leiche von Berg nach Luxemburg erfolgt wahrscheinlich am Donnerstag. Später erfolgt die Bei setzung in der Familiengruft in Weilburg au der Lahn. Frankreich. — Die Fürsorge für die Militär Luit - sahrtin Frankreich. In der Zeitschrift „Le Corre- spondent' schreibt Admieal Maitrot: Das Flieger-Re giment wird errichtet weroen, aber man darf auch den Bau von Lenkballons nicht vernachlässigen. Es ist uner läßlich, daß Frankreich in kurzem eine mächtige und zahlreiche Luftflotte besitze, deren Rolle zu Beginn ei nes Krieges darin besteht, in die deutsche Mobilisie rung Verwirrung zu bringen, dieselbe zu verlangsamen und zu behindern. Ihre Aufgabe ist in dieser Hinsicht von zwingender Klarheit. Alle Konzentrationswege der deutschen Armee hängen von den acht Eisenbahnbrük ken ab, welche den Rhein zwischen Köln und Basel Über brücken. Diese Brücken werden das Ziel der fr an zösischenLenkballons sein müssen. - Man rech net jenseits des Rheins also dcch immer in erster Linie mit Deutschland. Arbeitsniederlegung. Die Bergarbeiter im Distrikt you Chesterfield ^Derbyshire) haben Mon tag mittag die Arbeit niedergelegt, da die Kündigungs termine abgelansen sind. Unruhen haben sich nicht er eignet. Türkei. Der deutsch türkische Handels - Ver - trag. Das türkische Amtsblatt veröffentlicht ein kai serliches Dekret, das unter Vorbehalt der Zustimmung des Partaments den Gesetzesartikel in Krast setzt, durch welchen der deutsch-türkische Handelsvertrag vom 26. August 1690 und das Zusatzprotokoll vom 25 April 1907 bis zum 25. Juni 1914 verlängert werde». Ocrtliche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. Februar. Der hiesige Frauen - verein übt nun seit dem Jahre 1«44 seine Liebesarbeit an Armen, Allen und Erwerbsunfähigen. Still treibt er sein schönes Werk. Nur einmal im Jahre, zur Weihnachts bescherung tritt er au die Oeffentlichkeit. Die Zahl der Bitt steller und Empfänger ist zu einer recht stattlichen Höhe em porgewachsen und mit ihr natürlich die Summe der Auf wendungen, sowohl der fortlaufenden im ganzen Jahre, als namentlich bei de» Bescherungen. Zahlen sollen nicht ge nannt werden, mit Freude und herzlichem Danke inuß aber festgestellt werden, daß dem Verein von Geschäften und Privatleuten zwar immer schon, diesmal aber in besonders erfreulichem Maße Geschenke zur Bescherung gestiftet worden sind. Da gab es Brennholz, allerlei Kinderkleidchen, selbge- fertigle Kleidungsstücke, Spielzeug. Kakao, Nudeln, Kaffee, Zucker, Suppentafeln, Christbaumlichtc nnd endlich bares Geld, Geschenke, deren Wert mit 200 M. noch nicht erreicht war. Rechnet man zu dieser Summe die natürlich ganz be deutend höhere der Geschenke, die der Verein selbst bewilligte, so leuchtet ein, wieviel Freuden am Fest der Liebe, ja das ganze Jahr über der Verein bereiten darf. Da aber auch die Not und Armut in unserer Gemeinde nicht nur nicht sich verringert, sondern wächst und die Ansprüche sich steigern, darf der Verein, der sich schon mit einem jährlichen Mindest beitrag von 1 M. begnügt, gewiß auf ein Wachstum seiner Mitglieder und Gönner rechnen. Wer ihm beitritt, befolgt den goldenen Grundsatz. „Suchet der Stadt Bestes!" Schönheide, 27 Februar. Ihr 25j ä h r ig es Jubiläum als Diakonissin begeht hier heute die allgemeiu beliebte „Schwester Luis,cf'. Da sie ihren schweren Berus stets mit seltener Hingabe und großer Aufopferungsfähigkeit versehen, wurden ihr von allen Seiten Ehrungen znteil. Auch unser Glückwunsch möge nicht sehlen. — Carls seld, 27. Februar. Am vergangenen Sonntag, den 25. Februar, fand nachm. 5 Uhr im hie sigen Gasthaf „zum Grünen Baum" die geplante I. Hausväter-Versammlung statt. Herr Pfarrer Wiese eröffnete die Versammlung und hieß oic zahl reich erschienenen Gemeindeglieder es waren de ren gegen 60 — herzlich willkommen. Sodann legte er in kurzen Worten den Zweck der Hausväterversamm lung dar, welcher darin besteht, kirchliche Angelegen heiten im allgemeine» zu besprechen. Als 1. Punkt der Tagesordnung wurde über Kindtaufen und Gevat terbriefe verhandelt. Nach dem Bericht über die Stel lungnahme der Synode zur ersten Angelegenheit wünsch te Herr Psarrer Wiese, diß bei Kindtaulen künftig hin nur solche Paten genommen werden möchten, die keiner Sekte angchören, sondern die treu und sest zu unserer cvangelisch-luth. Kirche stehen. Weiter wurde erörtert, daß das Schreiben der Gevatterbriesc nicht mehr, wie bisher, Pflicht des Kirchschullehrers ist, son dern von der Hebamme auszuführen sei. Jedoch kön nen auch die Taufeltern die Einladungen selbst besorgen. Beide Anträge wurden von den Anwesenden einstimmig angenommen. Der Nächste Punkt der Tagesordnung betraf eine Kirchhofsangelegenheit, und zwar handelte es sich um das Beschädigen der Gräber durch das von den Wiesen abfließende Tau- und Regenwasser. Herr Pfarrer Wiese erklärte, daß sich die Gemeinde gedulden möge, der Kir- cheuvorstand würde sobald als möglich zur Beseitigung des Uebelstandes schreiten. Man beabsichtigt, ein Sam melbassin für das Wasser zu erbauen, von dem ans