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Amts- Md Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsvezirk Eibenstock rmd dessen Umgebung Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün,Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. T«U»Kvru Kmtrdlatt- Fernsprecher Nr 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. ' "—« LV. Jahrgang. ------ ».i - s - 1SV Somabeud, dei 13. Joli ISIS. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonu» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltiae Seile 12 Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Seile 30 Pfennige. vezugrprei; vierteljährl. M. 1.50 elnschließl. des ,3llustr. Unterhaltungrblatts" und der humoristischen Vellage „Säfenblalen* in der Expedition, bei unserenvoten sowie bei allen veichrpostanstalten. Tonnabend, den 13. Juli 1S12, nachmittag- 2 Uhr sollen in der Restauration .Zentralhalle* hier ein Gewehr, eine Leuchterlampe und ei« Ring an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 12. Juli 1912. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Mahmud Scheslets Rücktritt. Daß einer der besten Männer, über den die Türkei verfügt, seinen Abschied nimmt, gerade jetzt, da sich von außen und von innen Gefahren für sein Land er heben, ist schwer zu verstehen und zu erklären. Dabei rühmt ein Teil der Konstantinopeler Presse den Ent schluß Mahmud Schefkets, von seinen Aemtern als Ge neralissimus und Kriegsminister zurückzutreten, noch als eine patriotische Tat, und es kann sein, daß wirk lich mit diesem Abgänge eine Erleichterung der augen blicklichen inneren Lage in der Türkei eintreten wird. Im April 1909 war Mahmud Schefket als Be fehlshaber des Saloniker Militärbezirks der Retter der dem Sultan Abdul Hamid 1908 aufgezwuugenen und dann durch einen großen Putsch wieder beseitigten Ver fassung. Die Garnison von Saloniki zog im Eilmarsch nach Konstantinopel, setzte den Sultan ab und richtete durch eine Militärdiktatur ein neues Regiment, das jungtürkische, ein. Die große Aufgabe war, eine Ver söhnung zwischen den Trägern westeuropäischer Ideen in Konstantinopel und den Anhängern des Scheriat, des alten geistlichen Rechts der Mohammedaner, in den Provinzen herbeizuführen. Der ;ungtürkische Ge dankenkreis ist den vorderasiatischen Völkerschaften, na mentlich arabischen Stammes, mehr oder weniger fremd geblieben. Aber nicht von da kamen die größten Ver legenheiten für die neue Regierung her. Mehr und mehr breitete sich in der europäischen Türkei eine Oppo sition gegen das Komitee für Einheit und Fortschritt aus, das in geheimen Sitzungen in Saloniki die Zusam mensetzung des Kabinetts in Konstantinopel bestimmte und über die Lenkung der Geschicke des Reichs verfügte. Mahmud Schefket hat niemals dem jungtürkischcn Komitee angehört, er erkannte die Gefahr, die in dem Bestehen einer geheimen Regierung neben der offi ziellen liegt, und suchte vor allem die Armee von dem politischen Cliquenwesen frei zu machen. Er hat die militärische Ausbildung außerordentlich vervollkomm net. Aber von derselben Garnison in Monastir, in der sich im Juli 1908 die erste militärische Erhebung gegen das Regiment Abdul Hamids vorbereitete, ging der Anstoß zum Rücktritt Mahmud Schefkets aus Die Meu terei von Offizieren und Mannschaften in Monastir fiel zusammen mit einer neuen Erhebung in Albanien. Da gegen konnten nur scharfe Maßregeln helfen, die je doch Mahmud Scheiket bei seinen Kollegen im Kabinett nicht durchzusetzen vermochte und vielleicht auch in der Armee selbst nicht hätte durchführen können. Denn die Energie, mit der er die Armee allein für den Kriegs zweck zu erziehen und den politischen Händeln zu entrük- ien bestrebt war, muß ihm manchen Gegner in der Ar mee selbst gemacht haben. Trotzdem wird die Heeresrrform, die einzige, die bisher unter dem jungtürkischen Regiment durchgesetzt wurde, sein Verdienst bleiben. Wie Aufstände und Meu tereien angesichts eines von außen drohenden Feindes einen großen Mangel an nationalem Geist verraten, so ist auch der Rücktritt des hochverdienten Organisators der Armee kein günstiges Zeichen für die Zukunft der Türkei. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Reichskanzler ist in Moskau eingetrof- fen, wo er einige Tage verweilen wird. Herr v. Beth mann wird in den ersten Tagen der nächsten Woche in Berlin zurückerwartet. Seinen Sommerurlaub wird er erst nach den vom 6. -8. August stattfindencen Jubi läumsfeierlichkeiten der Firma Krupp in Essen, wohin er den Kaiser begleitet, antreten. Der Staatssekretär v Kiderlen wird noch vor dem 6. August von seinem Urlaub zurückkehren. — Untersuchung imFallKo st ewitsch. Wie zuverlässig verlautet, hat sich die Prüfung der gegen oen russischen Hauptmann Kostewitsch vorliegenden Ber- dachtsgründe so gestaltet, daß die Einleitung einer förm lichen Untersuchung in Kürze zu erwarten ist. - Belehrung über Spionage in der In st ruktions stunde. Die Vielen Spionagefälle, die in letzter Zeit bekannt geworden sind, haben, wie berich tet wird, dazu geführt, auch im Heere selbst die not wendigen Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Nicht selten hat es sich ergeben, daß sich die Spione an Soldaten her andrängten, um in anscheinend harmloser und unauf fälliger Weise irgendwelche Einzelheiten über die Be waffnung des Heeres, sowie über andere für Spionage in Betracht kommende Dinge zu erfahren. Die Solda ten werden darum nach den eigens dafür aufgestellten Grundsätzen über das Wesen der Spionage und über das Verhalten belehrt, das sie in allen derartigen Fäl len zu beobachten haben. — Die Handelskammern über den Schutz der Arbeitswilligen Auf eine Rundfrage des deutschen Handelstages wegen Schutzes der Arbeitswil ligen haben nun alle Handelskammern geantwortet, fast alle sind der Meinung, daß der Schutz der Arbeitswil ligen bei Streiks mangelhaft sei. Einzelne Handels kammern verlangen, daß das Streikpostenstehen und die Beobachtung der Betriebe gesetzlich unter Strafe gestellt werde. Bemerkenswert ist, was die Hambur ger Gewerbekämmer zu dieser Frage meint; sie wünscht: „Daß die deutsche Gesetzgebung, die auf dem Stand- punÜ von 1869 stehen geblieben ist und gar nicht mehr unserer wirtschaftlichen Entwickelung entspricht, wenig stens bezüglich der Frage des Streilpvstenstehens re formiert wird, daß man also in diesem Beispiel ande rer Staaten folge. Wenn der Staat den Arbeitern er laubt, zu streiken, ist er zweifellos auf der anderen Sei te verpflichtet, diejenigen zu schützen, die sich zum Streik nicht entschließen, sondern in der Arbeit beharre» Drin gend ist zu wünschen, daß in das neue Strafgesetzbuch das Verbot des Streikpostenstehens ausgenommen wer de. Tenn nur auf diesem Wege kann der ungeheure Ter rorismus gebrochen werden, mit dem die Gewerkschaften die Streiks zur Durchführung zu bringen suchen." — Es muß bemerkt weroen, daß die Hamburger Kam mer als ziemlich weit links stehend gilt. Deutsche Stadtväter in England. Ei ne Gruppe von hundert deutschen Bürgermeistern und Stadträten wird nach einer Londoner ?. D-Drahtung am 18. August in England eintresfen, um unter Füh rung der Garden Citys Association die englischen Gar tenstädte zu besuchen. — Die badische Kammer lehnt die Mün chener Gesandtschaft ab. Die zweite badische Kammer hat in ihrer Donnerstag-Sitzung mit allen gegen die Stimmen des Zentrums und der Konservati ven die Münchener Gesandtschaft abgelehnt. — Fünf Tage sollst du arbeiten. Nach einer ?. D-Drahtung ans Amsterdam hat sich der in ternationale Kongreß der Bergleute für einen Vorschlag des britischen Delegierten erklärt, daß Bergleute nur fünf Tage in der Woche arbeiten sollen. Der Zeitpunkt, an dem dieser Vorschlag oucchgeführt werden soll, wird auf dem nächsten Kongreß bestimmt werden. Ferner wurden die Sekretäre beauftragt, dem nächsten Kongreß Vorschläge für eine internationale Förderungsregelung zu machen. Die Arbeiter wurden Herren der Lage sein, wenn ihnen die Regelung der Kohlenprodnktion gelänge. Nur dadurch werde es möglich sein, einen Krieg zu ver hindern Italic«. Spaltung der italienischen Soziali sten Infolge der gemeldeten Abstimmung des Kon grosses der Sozialisten haben die reformfreundlichen Sozialisten in einer anderen Sitzung die Bildung einer neuen Partei beschlossen, die „sozialistische Reformisten" heißen soll. England. — Ein Expose Sir Edward Greys über die auswärtige Lage. Bei Gelegenheit der De batten über das Budget der auswärtigen Politik im eng lischen Unterhaus wurden am Mittwoch an den Mi nister des Aeußern, Sir Edwarv Grey, verschiedene Fragen gerichtet, welche sich auf die auswärtige Po litik beziehen. Obgleich der Minister zuerst nicht die Ab sicht hatte, Rede und Antwort zy stehen, hielt er dann doch einen längeren Vortrag. Nachdem er sich über die persische Frage verbreitet hatte, welche durch den eng lisch-russischen Vertrag sehr vereinfacht worden ist, er örterte er die Lage im Mittelmeer und erklärte diesbe züglich : Ich bin der Meinung, daß wir eine genügende Flottenmacht im Mittelmeer unterhalten müssen, damit wir in allen Zeiten zu den Seemächten im Mittelmeer gerechnet werden können Natürlich ist diese Macht un abhängig von den Verstärkungen, welche wir gegebenen falls dorthin zu schicken hätten. Ich wünsche, daß in die ser Hinsicht kein Zweifel herrscht. Nach der Ansicht des Ministers ist der englisch japanische Vertrag ein großer Friedensfaktor gewesen, welcher internationale Verwicklungen in China verhindert hat. Sir Edward Grey fährt wörtlich fort: Ich will nicht unnützerweise die großen Fragen der auswärtigen Politik erörtern. Ich wünsche nur zu wiederholen, daß unsere Außenpo litik sich nicht ändert. Ter Ausgangspunkt jederneuen Entwicklung in der europäischen auswärtigen Politik ist die Aufrechterhaltung unserer Freundschaft mit Frankreich und Rußland. Von diesem Standpunkte aus gehend, wünschen wir die bestmöglichsten Beziehungen zu den anderen Ländern zu haben, und wenn wir sehen, daß Frankreich und Rußland mit einer anderen großen europäischen Macht ein Uebereinkommen schließen, so können wir uns nur beglückwünschen. (Beifall). Wir sind überzeugt, daß Frankreich und Rußland ebenso die Freundschaft mit uns zu erhalten wünschen. Nichts kann sich bei solchen Gelegenheiten wie der Kaiserzusammen kunft in Baltischport ereignen, was zu unserem Nachteil wäre, und wenn selbst sich zwischen Frankreich und Deutschland oder Rußland und Deutschland Schwierig keiten einstellen würden, so würde dies einen peinlichen Einfluß auf die Beziehungen zwischen Deutschland und lMs ausüben. Auf der anderen Seite aber wird alles, was zwischen Frankreich und Deutschland oder Ruß land und Deutschland Schwierigkeiten aus dem Wege schafft, wie z. B. die Regelung der marokkanischen Fra ge im Vorjahre, die Unterredungen von Potsdam und Baltischport, dazu beitragen, daß auch unsere eigenen Beziehungen zu Deutschland bessere werden. Der Mi nister zitiert hieraus die offizielle Mitteilung, welche nach der Ka'serznsammenlnnft herausgegeben wurde, und d>e die gegenwärtigen Mächtegruppierungen als eine Handhabe zur Aufrechterhaltung des Friedens be zeichnet und sagt: Ich stimme voll und ganz den Worten dieser Mitteilung bei. Ich habe immer geglaubt, daß es, obgleich es Separatgruppierungen geben kann, nicht nötig ist, diese Gruppierungen in entgegengesetzten diplo matischen Feldern zu suchen. Unsere Beziehungen mit der deutschen Regierung sind gegenwärtig ausgezeich net Wir behandeln beiderseits mit großer Offenheit alle Fragen gemeinsamen Interesses, und ich glaube, daß, wenn gewisse Fragen znr Diskussion gelangen, die z. B. unsere jeweiligen Interessen in Südafrika und eventl. die Bagdadbahn berühren, diese geregelt wer den können. Lürkei. Di? Lage in Konstantinopel. Die vor liegenden Nachrichten über die Lage in Konstantinopel lauten, wie der Berliner Vertreter des „Chemn. Tgbl." erfährt, beunruhigend. Ein Nachfolger für den aus scheidenden Kriegsminister Mahmud Schefket Pascha ist noch nicht ernannt. Man glaubt allgemein, daß eine um fassende Kabinettslrisis eintreten wird. Die Unzufrie denheit und Zersplitterung in der Armee, besonders in Osfizierskreisen, ist nach zuverlässigen Informationen bedeutend größer, als offiziell zugegeben wird Es scheint, als ob der langvcrhaltene Haß Unzufriedener mit dem jungtürkischen Regiment sich gewaltsam Bahn brechen will. In gewissen diplomatischen Kreisen hält man den Ausbruch allgem. großer Unruhen in der Tür ke' für bevorstehend, die zu einem Eingreifen anderer Balkanstaaten führen können. Nur die schleunige Bil dung eines vom Komitee durchaus unabhängigen Kabi netts, dessen erste Handlung der Friedensschluß sein muß, könnte eventuell eine Katastrophe verhindern. Persil». Neues Scharmützel. Bei Agara in Persien fand ein Scharmützel zwischen Regierungstruppen und Schahsewcnnen statt: russische Truppen sind in Agara ei„gezogen