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Amts- und Anzeigeblatt für den Nmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung ; Bezugspreisvierteljährl.M.1.50einschließl. r des „i)IIustr.Unterhaltungsblatts" und der » humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der « Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen ? Acichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsseld, Hundshübel, Neuheide, cvberstiitzengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. ; Erscheint täglich abend- mit Ausnahme der ;; ' Sonn-und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 ; Pfennige. Sm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Zernsprecher Nr. 2IV. Tel.-kl-r.: Amtsblatt. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur. Ernst Lindemann, beide Eibenstock. L»8 ---- ..... S9. Jah»-a«g. " - -- Dienstajs, de» 27. August LSI» Seine Majestät der König sind bei der am 22., 23. und 24. ds. M. unternommenen Landesreise nach den Enklaven der Amtshauptmannschaft Zwickau sowie durch die Amtshaupt- mannschaften Plauen, Auerbach und Schwarzenberg von der Bevölkerung des Vogtlandes und oberen Erzgebirges, überall in Stadt und Land mit jubelnder Begeisterung begrüßt worden. Die Allerhöchst ihm hierbei entgegengebrachten Beweise verehrender Liebe und treuer An hänglichkeit an Hhn und daS Königshaus haben den Landesherrn hoch erfreut und gerührt, umsomehr, als die Unbill der Witterung der freudigen Feststimmung und den treuherzigen Willkommengrüßen der Bevölkerung, die ihren König leider meist in strömendem Regen er warten mußte, keinen Eintrag zu tun vermochte. Auch hat es seine Majestät außerordentlich beglückt, daß die bereisten Ortschaften so wie einzelne Staatsbürger ihre Freude über den Besuch des Landesherrn vielfach durch Stiftungen für gemeinnützige und wohltätige Zwecke in gemeinsinnigster und oft geradezu großartiger Weile betätigt haben. Seine Majestät haben mir befohlen, für alle die Kundgebungen treuer Gesinnung und für die hochherzigen Stiftungen allen Beteiligten Seinen tiefempfundenen Königlichen Dank öffentlich auszusprechen. Es ist mir eine große Freude, diesem Allerhöchsten Befehle hiermit nachzukommen. Zwickau, am 24. August 1912. Kreishauptmann ZZN7. Mittwoch, den 28. August 1912, nachmittags 2 Uhr soll in Carlsfeld oberhalb der Schule ein Stück anstehendes Gras an den Meist bietenden gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Bieterversammlung: „Gasthof zum grünen Baum". Eibenstock, den 26. August 1912. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Bei der Holzversteigerung am 29. ds. Monats in Aue kommen außer den Hölzern, welche in der Bekanntmachung vom 19. August schon aufgeführt worden sind, noch auf Handshübler StaatSforstrevier zum Verkaufe: Kahlschlag Abt. 66 ca. 150 Festmeter fichtene Stämme, 16—19 ein Durchforstung 10 „ 30 „ „ Hchkeikkkötze. Kgl. Forstrevierverwaltung Hundshübel. Kgl. Forstrentamt Eibenstock. Nistt Sich II KnlM ul MleMl. Am Sonnabend, den 24. August, war der fest liche Tag, an welch, m Seine Majestät der König un ser Carlsfeld durch seinen Besuch erfreute. Neichge- schmückt mit den» frischen Grün des Waldes nmren Häu ser und Stpahen und verliehen unserem Ort einen htlrUchen Anblick. Doch leider war das Wetter für diese Festlichkeit wenig, günstig, sodaß wegen des hef tigen Regen Wetters die geplante Besichtigung des Kra- mchsces und der bei Weiterswiese zu errichtenden Tal sperre nicht stattfinden konnte. So trai denn Seine Majestät König Friedrich August von Rautenkranz und Wilzschhaus kommend, gegen ^10 Ubr mit Gefol ge im Automobil unter festlichem Glockengeläute bei uns ein Die königlichen Autos trugen grüne Poli tur, waren mir Gold abgesetzt und mit dem Königlichen Wappen Vee sehen Ter Königliche Oberchauffeur trug dunkelbraune Uniform mit Silbertressen am Kragen und am rechter. Arm eine Binde mit dem Wappen. In unmittelbarer Nähe der Kirche hatten zur Begrü ßung und Huldigung Seiner Majestät Aufstellung ge nommen Gemeinderat, Kirchen- und Schulvorstand, ver schiedene Ottsvcreinc, wie Militärverein, Vetera nen. Erzgebirgsverein, die beiden Gesangvereine „Lie derkranz" und „Liedertafel", Turnverein, ferner un ter Führung des Herrn Hüttenmeister Himbs oas Per- scnal der Glasfabrik und daran sich anschließend sämt liche 8 Schulklassen. Vor der Kirche entstieg Seine Majestät dem Auto, woselbst er vom Herrn Gemein devorstand Liebing mit folgenden Worten begrüßt wurde: Allerdurchlauchtigster Großmächttgster König und Herr! Mit dem von Freude und Begeisterung getragenen Huldigungsgruße, den Ew. Majestät der Gemeinderat, Schulvorstand, die Ortsvereine, die ganze Einwohner schaft von Carlsfeld entbieten, verbinden sie den ehr furchtvollsten Dank für die Gnade Ew. Majestät Al lerhöchsten Besuchs. 25 Jahre sind verflossen, seitdem Ew. Majestät als Prinz unser Glashüttenwert mit einem Besuche be ehrt haben. Seit diesem Zeitpunkte hat sich erfreuli cherweise in unserer armen Gemeinde der Verkehr und die Industrie gehoben, die Gemeinde ist mehr und mehr neuzeitlich ausgebaut worden Aber auch schwe re Stunden hat sie mit ihren Einwohnern zu überleben gehabt. Blicken wir zurück auf den 7. August 1908, der unserem Orte durch ein verheerendes Hochwasser großes Unglück brachte. Wiesen und Gärten sind ent setzlich zerrissen, Brücken zerstört, Häuser beschädigt und Straßenkörper auf große Strecken vollständig vernich- !üt worden. Damals war fremde Hilfe nötig und die Unterstützungen aus dem Laude sinh reichlich geflos sen. Besonders dankbar blickt heute unsere Gemeinde ruf zu Eurer Majestär Regierung, durch die ihr zur Wilzschregulierung nahezu 30l>00 Mark an Unterstütz ungen zugeflossen sind. Mit Gottes Beistand ist nun mehr das Regulierungswerk glücklich zu Ende geführt worden und es wird gern von dem Einheimischen wie von dem Fremden in Augenschein genommen. Der heutige Tag aber, Majestät, wird uns allen I unvergeßlich bleiben! Das Gelübde unwandciburer I Treue erneuern wir mnd vereinen uns in dein Wun sche: Gott schütze Ew. Majestät und das ganze Kö nigliche Haus auch fernerhin zum Segen unseres teu I kren Vaterlandes! Hieran anschließend intonierte die Gläntz'sche Mu sikkapelle die Sachsenhymne. Unser geliebter Landes vater dankte dem Herrn Gemeinoevorstand für seine markige und herzliche Ansprache und gab seiner Freude darüber Ausdruck, wieder einmal in seinem lieben Carlsfeld weilen zu können. Obwohl es ein kleiner Ort sei, so habe er sich doch sehr gut entwickelt; denn bei seinem letzten Besuche vor 25 Jahren habe er ein ganz anderes Bild vorgesunden. Hierauf schritt der Landesfürst dem Haupteingang unseres herrlichen Got teshauses zu, an welchem Herr Pfarrer Wiese fol gende Begrüßungsansprache hielt: . Allergnädigster König und Herr! Eure Majestät wollen mir gnädigst gestatten, na mens der Kirchgemeinde Carlsfeld unserm ehrfurchts vollen Dank für den ehrenden Besuch Eurer Majestät in unserm Gotteshause und unserm herzlichen Willkom mengruß Ausdruck zu geben. Wir verehren in Eurer Majestät Schützer und Schirmherr unserer Ev. Landes kirche. Besonderen Dank schuldet Eurer Majestät auch unsere Kirchgemeinde. Denn nur durch das Wohl wollen und die tatkräftige Unterstützung Eurer Ma jestät Regierung ist es uns möglich geworden, all die Schäden, die das .Hochwasser vom August 1908 den kirchlichen Grundstücken zugefügt hatte, so rasch und gründlich zu beheben. So begrüßen wir denn Cure Majestät mit dem herzlichen Wunsche, daß Gottes rci chcr Segen allezeit Eure Majestät und Cure Majestät Regierung begleiten möge. Gott schütze und segne Eure Majestät und das ganze Königliche Haus! Seine Majestät der Könrg begab sich sodann un ter feierlichem Orgelklang in das Innere der Kirche, wo ihm der Herr Ortsgeistlrche alle Sehens- und Denk würdigkeiten erklärte. Dem Könige gefiel die Kir che sehr; beim Verlassen derselben dankte er für die Führung und meinte, daß wir auf diese Kirche stolz sein könnten. Dem Herrscher wurden sodann eine Reihe von Herren vorgestellt, vor allem die Herren Mitglieder des Gemeinderates und einige höhere Forst beamte Hierauf schritt Seine Majestät die Reihen der aufgestellten Vereine ab, wobei er an verschiede ne Herrn Fragen richtete; vor allem unterhielt er sich längere Zeit mit sämtlichen anwesenden 15 Vetera nen. Begeistert stimmten sodann die Anwesenden, groß und klein, ein in das von Herrn Gemeindevorstand Liebing ausgebrachte Königshoch; stürmischer Ju bel Pflanzte sich durch die dichtgedrängte Menjchen- massc hindurch fort. Hieraus begab sich Seine Maje stät in den neu vorgerichteten und festlich geschmück ten Saal des Gasthofes „zum Grünen Baum", wo eine Ausstellung unserer heimischen Erzeugnisse ge plant war. Herr Direktor Doß hielt eine kurze An sprache, und Fräulein Maibier bewillkommnete den Herrscher, indem sie ihm mit folgenden Worten einen prachtvollen Strauß überreichte: Heil Ew. Königliche Majestäl! Die Rast ist kurz: doch in den Augenblicken Mög unsern hohen LandeSherrn erquicken Ein Bild au« Väterzeiten, schlich: u. traut, Ein Bild, da? nur noch selten wird erschaut! In Sachsen« Wappcnbilde prangt die Farbe, Die unsre Höhen ziert, de» Boden« Narbe, Sind treu die Zweige hier dem Waldaesild : Da« Grün der Treue bleibe Sachsens «child! Heil Ew. Königliche Majestät! Seine Majestät nahm den Strauß dankend an und richtete an die Geberin huldvolle Worte. Und nun zur Ausstellung selbst. Die Glashüttenwerke zu Carlsfeld führten vor allem als Spezialität vor: Standflaschen mit und ohne Stopfen, geschliffene Flacons, Preßglas, Konservengläser und Kunstgläser. An beiden Seiten erhoben sich 3 Meter hohe Säulen von gezogenen, gerippten Röhren, die bei elektrischer Beleuchtung prachtvolle Lichteffelte hervorzauberten. Die beiden berühmten Firmen E L. Arnold und Al fred Affnold hatten mehrere Exemplare feiner Ban donions, Conzertinas und Symphonettas in verschie denen Ausführungen ausgelegt. Firma Horbach u. Co. zeigte Neuheiten in Spachteln und Vitrageu, Herr Fabrikant Viktor Sommer 1 Fenster Uebergardinen, Leinen- und Plüschdecken, wie Kissen und Kunststicke rei. Feine Handnäherei hatte ausgelegt die Falrorin Frau Marie Tauscher; hier sah man Gardinen, Sto res, Chales und verschiedene Muster. Eine Person am Nährahmen arbeitend, führte dies Seiner Maje stät vor Endlich lagen auch noch Bilder aus von den im Jahre 1908 entstandenen Hochwasserschäden und mehrere Pläne über die Wilzschregulierung. Seine Majestät erkündigte sich eingehend über die staatlichen Unterstützungen, wie die der einzelnen Gemeinden uuo gab dem Wunsche Ausdruck, daß ein solches Unglück nie wieder über den Ort Hereinbrechen möge. Bei seinem gan zen Rnndgange durch die Ausstellung zeigte der Mo narch lebhaftes Interesse für das zur Schau Gebote ne. Während in einer Hutzenstube die zwei köstlichen Lieder unseres Anton Günther „Wn de Walder hum- lich rauschen" und „Feierohmd" von je 5 Herren und Damen zum Vortrag gebracht wurden, nahm man ein von Herrn Fabrikbesitzer Friedrich gebotenes Früh stück ein. Bei dieser Gelegenheit überreichte die Toch ter des Herrn Gastwirts Lindner dem Laudcsvater einen Tvunk, frischen, erzgebirgischen Bieres mit fol gendem Berschen: Herr König! Hier steht eine kleine Maid, Die ebenfall« Deines Besuche« sich freut! Neberhaupt: wir Kinder in Berg hier und Tal Sind gilt Dir alle viel tausendmal, lind ich bin vom Wirt hier da« Töchterlein, Möcht crzgebirgisch Dir gastfrei sein. O, nimm diesen Trunk! — fo klar und so echt Sind Carlsfelds Herzen! — Bekomm es dir recht! Seine Majestät nahm das Dargebotene entgegen und dankte bestens der Kleinen. Sodann wurden „och Borträge auf Bandonion und Symphonetta geboten; auch wurden Seiner Majestät 2 Briefbeschwerer, einer mit der Kvone und einer mit dem Namenszug durch Herrn Direktor Doß überreicht. Die Herren Glas macher Wilhelm Lubitz und Anton Lauscher, die Anfertiger dieser Kunstgcgenstände, ließ sich Seine Ma jestät vorstellen und über die Herstellung berichten. Nach ^11 Uhr verabschiedete sich Seine Majestät mit Gefolge, verließ den Saal und bestieg seinen Kraftwa gen. Herr Fabrikbesitzer Friedrich brachte nochmals ein Hoch auf unseren geliebten Landesvater aus, wo raus die Götz'sche Kapelle „Das Dankgebet des Kö nigs" spielte. Es erfolgte nun die Wcrterfahrr über Wildenthal nach Johanngeorgenstadt. Mit Stolz und Freude kann Carlsfeld auf den Tag des Königsbesuches zurückblicken. Sämtliche Dar bietungen und Veranstaltungen haben unseren lieben Landesvater sichtlich erfreut und ihm gezeigt, daß auch auf den Höhen des Erzgebirges ein Volk lebt, das von Königstreue und Patriotismus durchdrungen ist. Da rum: „Geloben wollen wir ihn« heut' aufs neue Die alte echte, biedre Sachsentreue!"