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Amts- und Änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Zchönheide, Zchönheiderhammer,5osa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Kdr.: klmlsblatt. Fernsprecher Nr. 210. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. .. —s—r n ......... —: m-- L9. Jahrgang. ». > -— —...... . .... - VLS, DieMgg, dc« 24. September ISIS. Lrlcheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die klcinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Bezugspreis Vierteljahr!. 1N.1.50 einschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichrpostanstalten. BrMdverslchermgsbritriige. Am 1. Oktober dieses Jahres ist der 2. Termin der Landesbrandderstche- rung-beitrLge fällig. Er ist mit 1'/, Pfg. für eine Einheit zu erheben. Zu seiner Be zahlung ist nach der Dienstanweisung zum Gesetze vom 1. Juli 1910 eine Frist bis zum 15. Oktober d. I. zugklassen. Hiernach hat sofort das kostenpflichtige Mahn- bez. Zwangs- vollftreckungsoerfahren einzutreten, da für die Abrechnung mit der Landesbrandversicherungs anstalt nur eine Frist bis Ende Oktober gegeben ist. Gtadtrat Eibenstock, den 23. September 1912. Die Sozialdemokratie und der kleine Mann. Die Sozialdemokratie spielt sich tagtäglich als An walt und Schützer der ärmeren und niederen Volks- klassen oder, wie es kurz heißt, des kleinen Mannes aus. In Wirklichkeit aber hat sie hierzu gar keine Be rechtigung, vielmehr kann man mit viel größerem Rech te das gerade Gegenteil behaupten. So straft bei spielsweise ein kurzer Blick aus die Steuerpolitik der Herren „Genossen" diese mit ihrer Behauptung, sie nehmen die Interessen des kleinen Mannes wahr, voll kommen Lügen. Die Sozialdemokratie Hal bisher noch alle Luxus steuern verworseu. So wur de im Jahre 1906 von der Mehrheit des Reichstages nach dem Vorschlag der Regierung eine Steuer auf Automobile, die Sport- uno Luxuszweckcn dienen, be schlossen. Wohlgemerkt, Automobile, die zur Güter beförderung oder gewerblichen Personenbeförderung benutzt werden, blieben von der Steuer unbetrvffcfll- Man kann sich in der Tat nicht leicht eine gerechtere und zweckmäßigere Steuer vorstellen. Sie trifft nur reiche Leute, da sich ärmere Menschen doch gewiß den Luxus eines Automobils von 20000 Mart und mehr, nicht leisten können. Auch wird den EisenbahnM, deren Einnahmen der Allgemeinheit zugute kommen, durch die Leute, die auf Automobilen bas Land durch rasen, ein erheblicher Verdienst entzogen; es ist da her nicht mehr als billig, daß dieser der Allgemein heit entstehende Schaden durch eine Sonderbesteue-r- ung der Luxusautomobile wenigstens einigermaßen wie der gutgemacht wird. Ferner werden die aus öffent lichen Mitteln unterhaltenen Fahrstraßen durch die Autos tausendfach mehr ruiniert als von Fuhrwerken anderer Art. Auch in dieser Hinsicht erfordert daher die Gerechtigkeit einen steuerlichen Ausgleich. Und wie groß sind endlich nicht die Schäden und Belästig ungen, die der Automobilverkehr sonst noch mit sich bringt. Das Kleinvieh, Hunde, Schweine, Gänse, En ten, Hühner, das aus der Dorfstraße unter den Mord wagen sein Leben aushauchen mußte, ist kaum noch zu zählen. Demnach erscheint eine Besteuerung der Sport- und Luxusautomobile so gerechtfertigt wie nur möglich. Dennoch hat die Sozialdemokratie im Reichs tage gegen die Automobilsteuer gestimmt. Wer aber gegen eine so berechtigte Luxussteuer wie die Auto mobilsteuer stimmt, der beweist damit unter allen Um ständen, daß er kein Herz für den kleinen Mann aus dem Volke hat. Anläßlich der Flottenvorlage des Jahres 1900 ist vom Reichstage ferner eine Champagnersteuer beschlos sen worden, die dann bei der Reichsfinanzreform des Jahres 1909 noch eine Erhöhung erfahren hat. Schon in den ersten -U/z Jahren ihres Bestehens Hai diese Champagner- oder Schaumweinsteuer einen Steuer ertrag von rund 20 Millionen Mark geliefert. Das ist doch gewiß kein Pappenstiel. Die Sozialdemokratie im Reichstage aber hat auch gegen die Champagnersteu er gestimmt und dieselbe mit aller Macht bekämpft. Für ihre Ablehnung machten die Sozialdemokraten sogar geltend, daß der Champagner ein „unentbehrliches Volksgetränk" sei. Wenn das nicht unsinniger Schwindel ist, dann gibt es solchen überhaupt nicht. Daß die Führer der Sozialdemokratie, die ja wie Bebel, Vollmar, Singer, Arons, Sttdekum u. s. w. zum großen Teil Millionäre und schwerreiche Leute sind, für ihre Person den Champagner als ein unentbehrliches Getränk betrachten, glauben wir gern. Die Arbeiter und kleinen Leute aber, die schon einmal in ihrem Leben Champagner getrunken haben, dürsten wohl an den Fingern herzuzählen sein. Die Sozialdemokratie hat also auch mit ihrer Haltung m Sachen der Cham pagnersteuer die Interessen der ärmeren Volksklassen zugunsten einer winzigen Minderheit reicher Leute verraten. ! Einen weiteren Beleg für die volksfeindliche Steu erpolitik der Sozialdemokratie endlich liefert ihr Ver halten bei Beratung des geltenden Zolltarifs im Jah re 1902. Die Sozialdemokraten stellten damals ei ne Menge Anträge auf Zollfreiheit für Luxusgegen stände und feine Genußmittel, die nur in das Haus und auf den Tisch der Reichen kommen, wie seidene Ballkleider, Pariser Damenhüte, Straußensedernfächer, persische Teppiche, Champignons, Trüffeln, Artischo- ken u. s. w., und nur der bürgerlichen Mehrheit im Reichstage ist es zu verdanken, daß diese Anträge nicht Gesetz geworden sind. Ihre Annahme hätte natür lich zur Folge gehabt, daß an oie Stelle von Zöllen, durch welche die ärmeren Volksklassen gar nicht be drückt werden, andere Zölle oder Steuern hätten tre ten müssen, von denen auch die unbemittelten Kreise be trossen worden wären. So sieht die Steuerpolitik der Sozialdemokratie in Wirklichkeit aus. Sie beweist, daß,os ein blutiger Hohn ist, wenn oie Sozialdemo kratie sich als Vertreterin der Interessen des kleinen Mannes ausspielt, und daß derjenige ein Gimpel ist, der sich durch solches Lügenspiel einsangen läßt. Tagesgefchichte. Deutschland. — Dank des Kaisers an oie Flotte. Am Schluß der Herbstmanöver der Flotte hat, wie aus Wil helmshaven halbamtlich mitgeteilt wird, der Kaiser fol genden Funkspruch an die Flotte gerichtet: „Ich spre che der Hochseeflotte und den ihr für die Herbstübuugen zugeteilten Verbänden, sowie den Streitkräften der Kü stenverteidigung meine volle Anerkennung für die mir gezeigten Leistungen und den wärmsten Dank für die mühevolle, treue Arbeit zur Hebung unserer Kriegs- sertigkeit aus!" — Es muß sich in Deutschland doch nicht so schlecht leben, sonst würde die Zuwan derung aus anderen Ländern nicht so stark sein. Die Volksverhetzer werden ja nicht müde, den Arbeitern unsere deutschen Zustände als unerträglich uno völlig elend zu schildern. Demgegenüber ist von Wert, was die angestellten Ermittelungen jetzt berichten. In den letzten 20 Jahren ist die Bevölkerung von 14'/^ auf 65 Millionen Einwohner gestiegen. Der jährliche Be völkerungszuwachs beträgt 900000 Köpfe. In anderen Ländern: Oesterreich-Ungarn, Italien, Spanien, Eng land steigt die Zahl derer, die ihr Heimatland verlas sen, von Jahr zu Jahr. Dagegen sinkt bei uns seit 1881 die Auswanderung ununterbrochen. In den 5 Jahren 1881—1885 betrug der Verlust der deutschen Bevölkerung durch Abwanderung noch 980000 Köpfe. Dieser Verlust verwandelte sich in Ler zweiten Hälfte der 90er Jahre allein durch Einwanderung vom Aus land her in einen Gewinn von 94 000, im Jahrfünft, 1901—1905 in einen solchen von 52000 Köpfen. — Woher mag das kommen? Kein anderes Land der Erde hat es gewagt, uns unsere fürsorgende Gesetzge bung für die handarbeitenden Schichten das Volkes voll nachzumachen. Kein Land wagt es, seinen Ge werbetreibenden, seiner landwirtschaftlichen Bewobner- schast solche schweren Lasten zugunsten derjenigen auszu erlegen, welche ihr Brot mit ihrer Hände Arbeit ver dienen müssen, wie es seit Jahrzehnten nun schon in Deutschland der Fall ist. Ehrliche Leute des Auslan des erkennen auch unumwunden au, daß der oeutschc Arbeiter am besten von allen dasteht. Und sv tom men sie denn und suchen bei uns Unterkunft. Bloß der deutsche Arbeiter erkennt seine bevorzugte Lage noch immer nicht an. Das ist schmerzlich und betrü bend, darf aber eine zielbcwußte, feste Regierung nicht abhalten, in der begonnenen Fürsorge sortzufahren Zah len und Tatsachen sino schließlich doch mächtiger, als alle Lügen und Entstellungen. Und fast will es schei nen, als dämmerte doch hie und da bereits eine bes sere Erkenntnis auf. Man darf nicht müde werden, gegenüber allem Lug und Trug dem deutschen Arbei ter immer wieder die Wahrheit über seine Lage zu sagen. Die Wahrheit muß doch endlich siegen. Rußland. Der russische Mar inee tat für 1913. Zur Ausführung des kleinen Flottenprogramms erwei tert das Mavineministerium die Admiralitätswerft, die baltische Werft, die Obuchow Werke und die Kronswerf- ten mit einem Kostenaufwand von 10 Millionen Ru bel. Der Ausgabeetat des Marineministeriums für 1913 ist auf 230 300000 Rubel festgesetzt, davon ent fallen 69 500000 Rubel aus den Schiffsbau des kleinen Programms, 18 Millionen aus den Weiterbau der Li nienschiffe „Sewastopol", „Petropawlowsk", „Gangut" und „Poltawa" und 28 Millionen auf den Weiterbau von Schiffen der Schwarzmeer-Flotte. Italien. Proklamation für den Dreibund. Ar turo Labriola, einer der Hanplführer der sozialisti schen Partei veröffentlicht einen flammenden Artikel zu Gunsten des Dreibundes. Die letzte Protlamation der französischen Vorherrschaft ini Mittelmeer müsse Italien mit einer ausrichtigen und sogar herzlichen Wie derannäherung an Oesterreich beantworten. Labriola sagt, er sei immer ein Gegner des Dreibundes gewe sen, aber in diesem Augenblick sei er von seiner Ab neigung völlig geheilt. Abgeordneter Cirmeni über die Friensverhandlungen. Der Abgeordnete Cir meni, der direkte Beziehungen zu den italienischen Un terhändlcrn hat, kündigt in oer „Stampa" den bal digen Abschluß des Friedens an. Er bestätigt, daß nur noch eine Formel für die italienische Souveränität zu finden ist, da die von der Türkei bisher gemachten Vor schläge den Anspruch Italiens auf volle Souveränität nicht befriedigen. Von besonderer Wichtigkeit ist in der Information Cirmenis die Feststellung, daß die jetzigen Unterhändler von beiden Regierungen Vollmacht ha ben, den Frieden endgültig abzuschließen und zu un terzeichnen, ohne daß es nötig ist,die Abmachungen noch einmal durch offizielle Uuterhändler durchberaten zu lassen. Holland. Lom H 1 a ge r S ch ie d s g e r icht. Sicherem Vernehmen soll die Sitzung des Schiedsgerichts in der Angelegenheit der Beschlagnahme der Dampser „Carthago" und „Manouba", die ursprünglich aus den 28. September angesetzt worden war, aus einen späte ren Termin verschoben werden, da der italienische Schiedsrichter Fusinato, der augenblicklich von den ita lienisch-türkischen Friedens-Verhandlungen in der Schweiz in Anspruch genommen ist, zu dem ursprüng lich festgesetzten Termin voraussichtlich nicht wird er scheinen können. Aranlreich. Ein französisches Urteil über oie deutschen Kaisermanöver. Ein französischer Militär, der sich nicht nennt, gibt im „Matin" sein Ur teil über die deutschen Kaiserwanöver. Es läßt sich nach ihm folgendermaßen zusammenfassen Eiserne Manneszucht, ausgezeichnete Truppen, bemerkenswerte Organisation, glückliche Anwendung der drahtlosen Te legraphie und des Fernsprechers, der Automobile und des Lenkballons, dagegen Flugwesen gleich Null. Die beständig gute Haltung der Truppen gegenüber allen Strapazen ist mit Recht gerühmt worden. Die Marsch disziplin war bemerkenswert. Die Leute ertrugen die von ihnen geforoerten Anstrengungen bewunverungs würdig, indessen hat jede der beiden Armeen in drei Tagen doch nur 100 Kilometer zurückgelegt, also im Durchschnitt 33 Kilometer, was nicht gerade eine außer gewöhnliche Leistung ist. Die Organisation ist bis ins einzelne durchgebildet und so methodisch, daß in der Stunde der Entscheidung alle Räder ohne Zweifel so genau laufen werden, wie in der Ruhe des Friedens. Propaganda gegen die zweijährige Dienstzeit in Frankreich. General Cherfils be schwört im Echo de Paris" den Kriegsminister Mille rand, unverzüglich ein Gesetz einzubringen, das die dreijährige Dienstzeit wieder einsührt, und zwar nicht nur für die reitenden Waffen, für Kavallerie und Ar tillerie, sondern auch für die Infanterie. Die zwei jährige Dienstzeit sei ein Verbrechen am Heere und an Frankreich. Die Regierung habe sich dieses Zugeständ nis von der irrcgesührten öffentlichen Meinung ab ringen lassen. — Gesundheitsstatistik. Im Amtsblatt