Volltext Seite (XML)
Amts- und Anzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Vezugspreis Vierteljahr!. IN. 1.50 einschlietzl. des „Dllustr.Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Voten sowie bei allen Beichspostanstalten. Tel.-Adr.: Amtsblatt. Drucker für "Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuohe Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Kusnahmc der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltlgs Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. und Verleger: Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: ErnstLindemann, beide Eibenstock SS. Jahrgang. INI» Dienstag, den 3. Dezember SSO Waffenstillstand. Der Battankrieg, der seit etwa sieben Wochen die ganze Wett in Atem gehalten hat, scheint beendigt zu sein. Wenn die Meldungen, die uns heute morgen zugingen, nicht trügen, ist der Waffenstillstand abge schlossen, und damit der Weg für die Friedensverhand lungen geebnet. Es wird telegraphiert: Paris, 1. Dezember. Der Berichterstatter des „Matin" in Konstantinopel schreibt: der Waffen stillstand ist gestern abend abgeschlos sen worden. Der erste Sekretär des Sultans ist nach Konstantinopel gereist, um dem Sultan das Protokoll zur Genehmigung vorzulegen. Nizami Pascha und Reschid Pascha werden heute Konstanti nopel verlassen, um sich zu der letzten Verhandlung nach Bachtschiköj zu begeben, die heute um 2 Uhr nachmittags stattfindet, und bei der die Untersuchung des Waffenstillstandes und die Festsetzung des Or tes für die Friedensverhandlungen stattfinden soll. Daß der „Matin" allem Anschein nach richtig in formiert ist, lassen die folgenden uns heute zugegan genen Nachrichten vermuten: Konstantinopel, 1. Dezember. Das Protokoll über den Waffenstillstand wurde gestern nach dem Mi nisterrat dem Sultan vorgelegt und von diesem gebil ligt. Es wurde alsbald nach Bachtschiköj geschickt, wo es heute um 2 Uhr unterzeichnet werden soll. Obiwihl offizielle Friedensverhandlungen noch nicht geführt wurden, sind sie in Wirklichkeit schon sehr weit gedie hen Die Bulgaren zeigen so großes Entgegenkommen, daß der Gedanke einer starken Annäherung für die Zukumt nahe liegt. Die neue Grenze soll, nach einer unverbürgten, aber aus guter Quelle stammenden Nachricht von Kukkilisse. das türkisch bleibt, über das ebenfalls türkisch bleibende Adrianopel nach Jnos gehen Albanien erhält unter Prinz Medjid Autonomie. Die Hauptpunkte, die dem Waffenstillstände zu grunde gelegt sind, erläutert nachstehende Depesche, die den sicheren Anhalt dafür bietet, daß Adrianopel türkisch bleiben wird: Sofia, 1. Dezember. Der Hauptpunkt des Waf fenstillstandes ist, daß die feindlichen Heere in ihren Stellungen verbleiben, daß auch Adrianopel und Konstantinopel nicht kapitulieren. Dage gen haben sich die Verbündeten gewisse Erleichterungen für die Verproviantierung ihres Heeres erwirkt. So wird die bulgarische Küste des Schwarzen Meeres von türkischen Blockierungen freigemacht. Dagegen wird die Dardanelleneinfahrt gegen etwaige griechische Stör ungen gesichert. Festzustellen ist noch die Dauer des Waffenstillstandes sowie der Ort für die bevorstehen den Friedensverhandlungen. Man spricht von einer russischen Stadt, da die Schweiz zu entlegen ist, und die Türkei irgend eine der Balkanzentralen als Ber- handlungsort ablehnt. Aufschluß über die durch den Krieg bedingten Veränderungen der Grenzen auf dem Balkan, über die Frist des Waffenstillstandes und den Ort der Frie- densverhandlungen bieten folgende Konstantinopeler Nachrichten: Konstantinopel, 1. Dezember. Was die Re gulierung der Grenze zwischen der Türkei und den Staaten des Balkanbundes anbelangt, so ist darüber noch nichts Bestimmtes vereinbart. Es sind allerdings Vorschläge gemacht worden. Einer davon spricht von einer Grenze, die sich hinzieht von Enos über Adria- nopel nach Selve Burun am Schwarzen Meer. Nach einer andern Version soll der Ausgangspunkt Cavalla jein und sich die Linie htnziehen über Kirk- kilisse nach Vajilipo am schwarzen Meer. Konstantinopel, 1. Dezember. Im Protokoll von Bachtschiköj ist keine Frist für den Waffenstillstand bestimmt Der Waffenstillstand wird mit allen Bal kanstaaten abgeschlossen und gilt vom selben Moment an. Die augenblickliche Situation bleibt unverändert. Der Waffenstillstand dauert so lange wie die Friedens Verhandlungen. Konstantinopel, 1. Dezember. Wie verlau tet, hat der russische Botschafter Quartier für die De legierten oes Balkanbundes bereit gestellt, weil der Frieden wahrscheinlich in Konstantinopel unter Mit Wirkung des russischen Botschafters unterzeichnet wer den wud. ES bestätigt sich, daß Rußland dem Bal lanbund den Rat erteilt hat, bei den Friedensverhand lungen gegenüber der Türkei den Bogen nicht allzu straff zu spannen. Die günstigen Aussichten auf baldige Herstellung des Friedens am Balkan begleiten recht friedfertig? Meldungen über die allgemeine europäische Lage, wenn auch die Anregung Englands, oder besser gesagt, die Edward Greys, nicht überall volles Entgegenkom men findet: Wien, 1'. Dezember. Bei Besprechung oes dec zeitigen Standes der politischen Situation drückt das „Fremdenblatt" die Hoffnung aus, daß die Klärung der Lage ohne Störung des Friedens er folgen wird. Oesterreich^Ungarn strebe nur das Mi nimum desjenigen an, das für die Sicherung seiner vitalen Lebensinteressen notwendig ist und Europa, das sich von unserem ernsten Willen zum Frieden zur Genüge überzeugt hat, wird gewiß dem kein Hinder nis bereiten, daß unsere Ansprüche voll und ganz, ohne jede Einschränkung, erfüllt werden. Diese so berechtigte Ansicht ist eS, die Oesterreich Ungarn dazu bestimmt, an der Meinung festzuhalten, daß der Frieden keine Störung erleiden und daß es gelingen werdet der bestehenden Schwierigkeiten auf normalem Wege Herr zu werden. Petersburg, 1. Dezember. Der englische Vor schlag einer Botschaft.rkonferenz wird hier kühl ausge nommen, da man befürchtet, Rußland könnte nunmehr aus seiner Reserve, die auf das sorgfältigste gewahrt wird, herausgelockt werden. Tagesgeschichte. Lextschlax». Die ,Nord deutsche Allgemeine Zei tung" und der Re i chsh a u sh a l t s c t a t Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Ent wurf des Reichshrushaitsetat für 1913 hat im allge meinen eine gute Aufnahme gefunden. Der vereinzelt erhobene Taoel richtet sich eigentlich nur gegen die vorgeschlagcne Verwendung der Ueberschüjse aus dem Jahre 1911, die teils zur Abbürdung der Vorschüsse für Borausbeschafsnngen der Heeres- und Mariner er- waltung, teils zur Bestreitung von einmaligen auf Grund der diesjährigen Gesetze über die Verstärkung von Heer und Flotte notwendig gewordenen Ausgaben berangezogen werden sollen. Die Behauptung, daß der Betrag der in die Einnahmen eingestellten Uebcr- schüsse einen dauernden Fehlbetrag im Reichsbudget darstelle, bedarf nicht der Widerlegung. Einmalige, nicht wiederkehrende Ausgaben bedürfen nur einma liger Deckung. Die Verwendung der Ueberschüsse in dem vorgeschlagenen Sinne entspricht überdies genau den Anordnungen in Paragraph 4 des Etatsgesetz für 1912 und stellt sich demnach lediglich als eine Ausführ- ungsmaßregel dar, die niemand überraschen sollte. Die Abbürdung der Vorschüsse zu Vorausbeschaffungen der Heeres und Marineverwaltung ist überdies bereits m der Denkschrift des Reichshaushaltsetats für 1912 un ter Ziffer IX eingehend erläutert. Trotzdem scheint sie noch vielfach auf Nichtverständnis zu stoßen. Es han delt sich um eine Maßnahme, die einem nach niehrfa cher Richtung bedenklichen Zustand ein End'e"«bereiten soll. Diese Vorschüsse belasten die Betriebsmittel der Reichskasse, erhöhen den Aufwand des Reiches an Diskont für kurzfristige Schatzanmeisungen und zwin gen zum Teil die Bundesstaaten mit eigener Heeres verwaltung zu Vorschußleistungen aus Lanoesmitteln. Die Abbürdung dieser Vorschüsse ist also wirtschaftlich nichts anderes als Schuldentilgung, und zwar Tilgung der am wenigsten zu rechtfertigenden Schuld Es ist hiernach durchaus unzutreffend, wenn behauptet wird, die Vorschüsse des Etatseniwurfs vereitelten die Scbul dentilgung, welche noch anfangs dieses Jahres in der Denkschrift zum Nachtragsetat für 1912 aus den Ueber schüssen in Aussicht gestellt seien. Im Gegenteil: Der Vorschlag enthält die noch erweiterte Erfüllung di: ses Versprechens. Die Denkschrift hatte berechnet, daß „zur Schuldentilgung oder Abbürdung der Heeresvor schüsse" noch 92 Millionen übrig bleiben würden. Der Etatsentwurf für 1913 stellt nicht nur 92 Millionen, sondern mehr als 106 Millionen hierzu bereit. — Frontmachung der preußischen Re gierung gegen die Kurie Der Reichskanzler von Bethmann-Hollweg hat, wie die „Frankfurt. Zei tung" aus guter Quelle erfährt, am 27. November ei nen bekannten Führer des Reichstagszentrums zu sich gebeten uno ihm mit voller Bestimmtheit erklärt, daß die jüngste päpstliche Enzyklika über die Arbeiterorga nisationen das Letzte sei, was sich die preußische Re gierüng von der Kurie an Eingriffen in die Rechte des Staates und in die Selbständigkeit der nichtkonfes sionellen Arbeiter- und sonstigen Verbänden habe die ten lassen. Sollte wieder Derartiges vorkommen, wer de sic unbedingt die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan einstellen. — Erfundene Nachricht. Die „Landeszeitung beider Mecklenburg" will aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, daß die Dreibundmächte die offizielle Erklärung abge geben hätten, daß sie den Konferenzvorschlag der Trivelen tente solange ablehnen müßten, bis der serbisch-österreichische Konflikt entschieden sei—Demgegenüber wird dem „Hirsch'schen Telegr. Bureau" im Auswärtigen Amte mitgeteilt, daß diese Nachricht eine dreiste Erfindung sei. Qefterreich-Un-arn Herr von Giers wird vom öfter reich ischen Kaiser empfangen. Aus Wien wird gemeldet, daß in den nächsten Tagen der russische Bot schafter in Wien, Herr von Giers, von Kaiser Franz Josef in besonderer Audienz empfangen werden wird Dieier Empfang wäre das Wiener Gegenstück zur Au dienz des österreichischen Botschafters in Petersburg, Grafen Thurn-Valsassina, die, wie bekannt, den Aus gangspunkt der jetzigen, fast vollständigen Entspannung zwischen Oesterreich Ungarn und Rußland bildete Uutzland. - Rücktritt des russischen Ministers des Innern? Sicherem Vernehmen nach, tritt der Minister des Innern, Käkayow in der nächsten Zeit einen Auslandurlaub an, aus dem er nicht auf sei uen Posten zurückkehren wird. Als sein Voraussicht licher Nachfolger wird der Gouverneur von Tscher uigow, Maklakow, bezeichnet, ein ausgesprochener Re aktionär, dessen Bruder der bekannte oppositionelle Du maabgeordnete ist. ' > Araxkreich Das Pulver der französischen Mari ne Fm Petitionsansschuß oer Kammer rief der Be richterstatter für das Marinebudget, Professor Pain- leve, durch die Erklärung, daß eine Anzahl französi sehe Kriegsschiffe keine vollständigen und vorschrifts mäßigen Vorräte an Pulver, namentlich an neuem Pulver, haben, einen tiefen Eindruck hervor. Ter Aus schuß beschloß nach lebhafter Erörterung, die Minister der Marine und des Krieges sowie den Ministerprä sidenten Vorzulaben und ihnen eine Reihe von Fra gen vorzulegen, mit deren Fassung der Berichterstat ter Painlevä betraut wurde. — DerGeburtenrückganginFrankreich. In oer Debatte über das Kadergesetz wies der Deputier te Reinach eingehend auf die Abnahme der Geburt m- zahl in Frankreich und auf die Folgen hin, welche die se Tatsache für die Armee nach sich ziehe. Die Zahl der männlichen Geburten, welche vor 40 Jahren 494 000 gewesen sei, betrage jetzt nur 400000 und nehme täg lich ab Die Zahl der Gestellungspflichtigen sei im Jahre 1893 343000 gewesen uno belaufe sich gegen wärtig auf 301000 Die Zahl der eingestellten Re kruten, welche 1904 238000 betrug, sei auf 215 000 zurückgegangen uno nehme noch ab. Man könne v > r- aussehen, daß die Zahl der eingestellten Rekruten im Jahre 1927 aus 196 000 zurückgehen werde, mit an deren Worten, Frankreich habe 190Ü 48 Bataillone. 1912 94 Bataillone verloren und werde 1921 110 Ba taillone und 1928 154 Bataillone verlieren. Angesichts dieser Lage gäbe es nur eine Slbhilfe: die Einrah mung (eneaclrement) oer Reservetruppcn, sonst würde man die Truppen, wie groß auch ihre Tapferkeit und ihr Kampfesmut wäre, nicht zum Siege, sondern zur Schlachtbank führen. (Lebhafte Bewegung.) Lhina. Aufforderung zum Kriege gegen Rußland. Die politischen Parteien haben beschloßen, eine Subskription für einen Fonds zum Kriege gegen Rußland zu eröffnen. Die Schüler der höheren Schu len haben eine Kampfliga gegen die Nordmongolei g- bildet und militärische Üebungen begonnen, es wurde,» Flinten an sie verteilt.