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Amts- und Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. IN. 1.50 einschließl des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeid, hun-shübel, Neuheide, Vberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün.wildenthal usw Cel.-Kdr.: Amtsblatt. Drucker und Verleger: «milHannebohn. verantwortl. Redakteur: ErnNLindemann, beide 60. Jahrgang. DicMasi, des 1. Juli Erscheint täglich abends mit Rusnahme der Sonn-und Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. Eibenstock LEIS Land- und Landeskultnrrenten, Waffcrzins, Schank- gewcrbcfteucr, Hnndestener betreffend. Die am 30. Juni bez. 1. Juli dieses Jahres fälligen 8. Termine der vorgenannten Steuern sind bei Vermeidung der zwangsweisen Einziehung innerhalb der festgesetzten Fri sten an hiesiger Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Gtadtrat Eibenstock, den 28. Juni 1913. Dienstag, den 1. Juli 1913, nachmittag« 1 Uhr sollen in der Restauration .Zentralhalle" hier folgende Sachen: 1 G-fa, t Gla-schrank, 1 Pfeilerspiegel, 1 Ausziehtisch, 1 Stehpult, 1 Vertiko, 1 Leuchterlampe und 3 Sofagestelle öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 30. Juni 1913. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Rumänien als gewaltsamer Friedensstifter. Bulgarien ist in neue Schwierigkeiten geraten, weil Rumänien sofort bei Ausbruch der Feindselig keiten zwischen Serbien und Bulgarien letzteres sofort angreifen will. Rumänien mag nämlich nicht mit Mu he zusehen, daß sein Nachbar in lür,er Zeit zur.Gro^ macht sich auswächst, wodurch König Carvls Reich in den Hintergrund gedrückt würde. Inwieweit sich aber damit die Hoffnung auf das Erhalten des Friedens vermehrt oder verringert hat, das kann in leine fest geprägte Formel niedergelegt werden. Zwei felsohne wird es sich Bulgarien jetzt erst noch reiflich überlegen, ob es losschlagen oder.ob es Serbien Zu- gestänonisse machen soll. Andererseits ist nicht zw ver kennen, daß durch Rumäniens Rüstungen die Lage am Balkan eine Verschärfung erfährt; denn Rumä nien mobilisiert bereits, wie aus »nachstehender De pesche hervorgeht: Bukarest, 28. Juni. Das erste, dritte und fünfte Armeekorps ist mobilisiert worden. Der König begab sich heute früh in Begleitung des Kronprinzen, des Generalstabschefs und des Mi nisters des Innern nach der Dobrutscha, um die Truppen, die dort aufgestellt wurden, zu inspi zieren. Wahrscheinlich legt sich nun aber auch Deutschland im Interesse des Friedens ins Mittel, anders kann man wohl kaum die nachstehende Meldung verstehen: Wien, 29. Juni. Nach einer Meldung aus Bukarest empfing König Carvk gestern nachmittag den hiesigen deutschen Ge sandten in längerer Audienz, der große po litische Bedeutung bei gemessen wirb. Für heute nachmittag sechs,Uhr ist die Au dienz des Chefs der liberalen Partei Branan» anberaumt. Man erwartet hiernach Ereignisse von größter Bedeutung. Der Ministerpräsident hat te gestern Vormittag längere Konferenzen mit dem Generalstabschef und dem Direktor oer rumäni schen Eisenbahnen. Der König hat seine Abreise nach Sinaia infolge der >»och itnmer ungeklär ten Situation um einige Tage verschoben. Unter dem Druck dieser Umstände scheint Bul garien doch wohl zum Nachgeben bereit zu sein. Nicht sonderlich groß sind sie gerade, «aber es sind doch we nigstens Zugeständnisse, die Bulgarien machen soll. Wien, 29. Juni. In hiesigen diplomatischen Kreisen wird angenommen, daß Bulgarien dem rus sisch-rumänischen Drucke in der Weise uachgeben wird, daß es sich zu Konzessionen an Serbien bereit erklärt. Man glaubt, daß es nun doch in dem ihm bisher unbestrittenen Gebiet zu Zugeständnissen bereit sein wird, während Serbien in der sogenannten strittige!» Zone, die von Bulgarien so gut wie ansgegeben war, Zugeständnisse machen wird. Kuriose Meldungen kommen aus Serbien. Wäh rend anfänglich gemeldet wurde, Pasitsch habe in der geheimen Skupjchtina-Sitzung sein Exposee vom Stapel gelassen, heißt es nun, daß er dies infolge einiger Zwischenfälle erst am heutigen Montag tun werde: Belgrad, 29. Juni. Die Verschiebung des Er posees durch Pasitsch wird dadurch erklärt, daß.nicht allein die Opposition mit seiner Politik unzufrieden sei, sondern, daß selbst in der altradika- len Partei mehrere angesehene Deputierte sei en, die bedingungslos das russische Schiedsgericht an- zunehmen nicht geneigt sind. Dadurch ist ein neuer licher Rücktritt Pasitschs abermals möglich, zumal die Regierungspartei nur über eine geringe Majorität verfugt Auch die Beschickung der Petersburger Konfe renz würde damit vereitelt werden. Uebrigens soll sich in Serbien so eine Art Mi litärverschwörung breit machen, die den „Krieg auf je den Fall" auf die Fahne geschrieben hat: Sofia, 29 Juni. Ein Abendblatt meidet aus Be l g r a d: In der Wohnung des soeben zarrückgetre tenen Kriegsministers Bojanowitsch fand ani Don nerstag eine Versammlung der Offizicrsliga statt. Es waren anwesend, der Thronfolger, einige Parteichefs und der frühere Kinanzminister Patschu. Man beschloß, den Zwist mit Bulgarien nur durch Waffengewalt zu erledigen. Tagesgeschichte. Deutschland. — Die Kieler Begegnung. „Echo de Paris" meldet aus Rom: Bekanntlich werden der Kö nig von Italien und der Deutsche Kaiser am .3. Juli in Kiel eine Begegnung haben. Die italienischen Blät ter legen dieser Zusammenkunft große politische Be deutung bei und erblicken dies in dem 'Umstand, daß die Leiter der auswärtigen Politik beider Staaten än der Begegnung teilnehmen werden. — Freiwillige Beiträge für die Hee resverstärkung. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: An freiwilligen Beiträgen zu den Kosten der Heeresverstärkung sind von der deutschen Kolonie in Antwerpen im ganzen 350811 Mark 31 Pfg. bei der Reichshauptkasse eingegaugen. — Handwerkerkonferenz. Auf der am heutigen Montag und am 1. Juli stattfiudendew Hand werkerkonferenz in Berlin unter Vorsitz des Unterstaats sekretärs in Reichsamt des Inneren, Dr. Richter, wird über die Aenderung der Handwerker-Vorschriften in der Gewerbeordnung beraten. - Das Kriegsgericht m Erfurt hat von sieben Arbeitern, die sich wegen Zusammenrottung, mi litärischen Aufruhrs, tätlicher und öffentlicher Belei digung, sowie wegen Mißhandlung eines Gendarmen und eines Dorfpolizisten zu verantworten hatten, ei ncn Angeklagten zu 5'/» Jahren, einen zweiten zu 5^/^ Jahren, einen dritten zu 5 Jahren 2 Monaten Zucht haus, einen vierten zu 5^/» Jahren, einen fünften zu 5Vj Jahren, einen sechsten zu 1 Jahr, den siebenten zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt. Die Ange klagten hatten die Strafdelikte nach einer Koutrollver- sammlung begangen. Oesterreich-Ungarn. — Graf Tisza zum Abgeordneten ge wählt. Trotz der ungeheuren Aufhetzung der Bevölker ung durch die Opposition hat Graf Stevhau-Tisza sein altes Abgeordnetenmandat der Stadt Arad glänzend behauptet. Er wurde mit einer Majorität von 907 Stimmen gewählt. — Als die Opposition eine Demonstration versuchte, schritt die Gendarmerie mit gefälltem Bajonett ein, wobei mehrere Personen ver letzt wurden. Frankreich. — Beschädigte K ri e g s f a h r z e u g e. Von den sechs Torpedobooten, welche den Präsidenten der französischen Republik, Poincars, nach England beglei teten, kamen drei mit beschädigten Schrauben und Steuern zurück und mußten sofort in Reparatur He tzen. — Ein anarchistrsches Attentat- Nach einer Blättermeldung aus Troyes explodierte am Freitag abend während eines Gartenkonzerts inmit ten der Zuhörer ein Feuerwerkskörper, doch erlitt nie mand irgendwelche Verletzungen. Auf der Stelle, wo die Explosion erfolgte, wurde ein Papier mit der Auf schrift gesunden: Syndikalisten, Sozialisten, cs leb? die Anarchie! Nieder mit der Armee! Spanien. Sanche Alegre soll aus seinen Gei steszustand untersucht werden. Auf Antrag der Irrenärzte, die beauftragt sind, Sanche Alegre, der vor kurzem das Attentat aus König Alfons verübte, aus seinen Geisteszustand zu untersuchen, ist die Ver handlung über das Attentat vom l3 April um »echs Tage verschoben worden, um Zeit für eine ueue Un tersuchung des Angeklagten zu gewinnen. Entsendung spanischer Truppen nach Marokko. Der Dampser „Lenlliue" hat den Ha sen von Malaga mit der Bestimmung nach Marokko verlassen, nachdem er ein Bataillon des Infanteriere giments Burbos an Bord genommen hatte Es ist dies das erste Mal, daß spanische Soldaten aus dem vornehmsten Truppenteil nach dem Kriegsschauplatz ent sandt werden. Murstto. — Europareise des früheren Sul tans Mulay Hafid. Der frühere Sultan von Marokko, Mulay Hafid, ist in Gibraltar eingerroften. Er hat die Absicht, eine Reise durch Europa vorzuneh men China. — Chinesische Zustände. Der Bischof v on Taiyuans» hat der französischen Gesandtschaft Mittei lung von der Ermordung des spanischen Missronars Bernat in Machow, Provinz Schensi, gemacht, wo sich 3000 Chinesen im Aufruhr befinden. Die dort ste henden 200 Mann Truppen sind machtlos. Die chi nesische Regierung hat energische Maßregeln zur Wie derherstellung der Ruhe und Beprafung der Schuldi gen versprochen. Chinesische Truppen haben kürzlich die berüchtigten Banditen, die unter dem Namen „Wei ßer Wolf" bekannt sind und schon lange die Provinz Honan in Schrecken setzten, überrascht und saft voll ständig aufgerieben. 600 Banditen wurden getötet und acht gefangen genommen. Oertttche und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 30. Juni. Garnicht genug kann als Warnung für Deutschlands Jugend die Wahrheit über die französische Fremdenlegion verbreitet werden. Der Vortrag des Herrn R. Dost am Sonnabend abend im Deutschen Hause bewies dies aufs Neue. Redner schil derte zunächst seine unter den verwerflichsten Umständen vor sich gegangene Anwerbung. Der Vortragende habe in Metz in einem Restaurant mit einem Herrn sich angefreundet, der angab, Deutsch-Luxemburger zu sein. Dieser habe ihm ge sagt, nachdem mehrere Flaschen Wein getrunken waren, in der Fremdenlegion führe man das bequemste Leben, Dienst wäre nicht viel zu tun, fast den ganzen Tag könne man auf die Jagd gehen, die Avancementsoerhältnisse seien die denk bar günstigsten und in kürzester Zeit könne man eS zum Feld webel und zum Offizier bringen mit glänzender Pension. Gleich nach seiner oberflächlichen Untersuchung und Verpflich tung ^um Dienst in der Fremdenlegion habe sich indessen das Bild schon geändert. Zunächst habe man ihm nur ein karges Reisegeld gegeben und die 500 Fr., tue ihm die fran zösische Fremdenlegion habe geben wollen, sei sie ihm heute noch schuldig. Alsdann kam der Redner auf die Verhält- niffe in der französischen Legion selbst zu sprechen. Die Verpflegung dort spotte aller Beschreibung. Die Schweine würden in Deutschland besser gefüttert als die Legionäre in Siddi-bel-AbbeS. Die Schlafverhältnisse seien noch schlechter, So mußten zuweilen 60 Mann in kleinen stinkigen Lokalen, nur mit einer stinkigen Decke versehen, übernachten. Kranke, die nicht ins Lazarett geschafft werden konnten, mußten tage lang auf faulem Stroh liegen und Chinin nehmen. Fürchter liche Schilderungen gab dann der Vortragende über das in der Legion herrschende Strafrecht und über die verhängten Strafen, vornehmlich über die berüchtigte Krapodine. Der Dienst, der nur in Marschieren und Schießen bestehe, sei ungeheuer anstrengend, sodaß sich das Sprichwort gebildet habe: marschieren oder krepieren. Die Behandlung, namenl lich der Deutschen, sei grausam. Ausdrücke wie: du dreckiger Preuße kannst hier in aller Ruhe krepieren, seien an der Tagesordnung. Schließlich erzählte Redner noch von der schrecklichsten aller Strafen, die einem Legionär zudiktiert werden könne, die Ueberweisung in die Arbeiterkolonie. Herr Alban Meichsner hatte zu Beginn des Vortragsabend» die zahlreich Erschienenen begrüßt und den Redner vorge stellt. Nun wurde dem Redner auch der Dank zuteil, zumal auch vom Publikum, das seine packenden Schilderungen mit großem Interesse verfolgt hatte. — Eibenstock, 30. Juni. Die Schütze ngesell- schäft hat in ihrer Sitzung vom 28. d. Mt«. beschlossen, daß da« Schützenfest für 1914 vom 14. bis 17. Juni abge-