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Amts- und Änzeigeblatt Mr -en Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und -essen Umgebung für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oderstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. 2» ^»4 44»444444444 »4,4444444444444 j ErHeint täglich abends mit Ausnahme der : Sonn-and Feiertage für den folgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Seile 12 j Pfennige. 2m amtlichen Teile dle gespaltene Seile 30 Pfennige. Hel.-Kdr.: Kmtrblatt. §<rnsprecher Nr. 210. Drucker und Nerleger: Smil Hannebohn. vrrantwortl. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. IS« -1. — Dounnstag, de» 2. Juli LVL4 Donnerstag, den 2. Jnli 1914, vormittags 11 Uhr soll im Restaurant zum Stern hier 1 Fahrrad gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 1. Juli 1914. Der Ratsvollzieher der Stadt Eibenstock. An der Bahre des österreichischen Thronsolgers. Angesichts der überaus engen Beziehungen zwi schen Deutschland und der Donaumonarchie müssen uns die Ereignisse, die sich jetzt dort abgespielt haben, und deren weitere Entwicklung am meisten nahe gehen, denn es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn unter Umständen die Dinge sich zuspitzen und Verwicklungen entstehen, in die wir eventuell hineingezogen werde» können Die Tat hat begreiflicherweise den Nationalitätenhaß erneut zu hohen Flammen schlagen lassen, die Wut der Kroaten und mohamedanischen Bosnier richtet sich gegen das serbische Element, und außer in Serajewo ist es auch anderwärts zn schweren Zusammenstößen ge kommen. Man hat über die bosnische Hauptstadt be kanntlich den Belagerungszustand verhängt, nnd mit Recht. Die Maßnahme richtet sich nicht etwa gegen die Serben, sie bezweckt, diese gerade gegenüber den An griffen des Pöbels zu schützen. Weitere Zusammen stöße können leicht zu einem Konflikt mit Serbien führen und unübersehbare Folgen nach sich ziehen. Es steht zu hoffen, daß durch beiderseitige Kaltblütigkeit ein derartiger Ausgang vermieden wird, wenngleich es natürlich ist, daß die Beziehungen zwischen beiden Ländern eine Abschwächung erfahren, da die groß serbischen Agitatoren dem unseligen Ereignis tatsäch lich nicht fern zu stehen scheinen. Zurückhaltung ist umsomehr erforderlich, als von dreibundfeindlichcr Seite versucht wird, aus der Angelegenheit Kapital zu schlagen und im Trüben zu fischen. Ein Petersburger Blatt entblödet sich nicht zu sagen, daß der Thronfolger gefallen sei als ein Opfer seiner Neigung jur Deutsch land, und ebenso nehmen verschiedene Blätter an der Themse die Serben durchaus in Schutz. Es heißt für uns in Deutschland, auf der Wacht zu sein, damit wir nicht in etwaige Verwicklungen mit hineingerissen werden, lieber die Bündnistreue Oesterreich-Ungarns brauchen wir uns wohl kaum Kopfzerbrechen zu machen, denn noch lebt Kaiser Franz Joseph und auch von dem neuen Thronfolger ist kaum eine andere Denkweise zu erwarten, als vom Erzher zog Franz Ferdinand. Ueberdies ist er der Neffe des Königs Friedrich August von Sachsen, der ihm sehr nahe steht und schon des öfteren besucht hat Andererseits aber wird cs vielleicht gut sein, sich stets rechtzeitig über gewisse Fragen der Außen politik zwischen Berlin und Wien zu verständigen, ins besondere in Dingen, die den Balkan betreffen. Man weiß, daß bei den letzten großen Wirren unsere Wege nicht immer dieselben waren, und daß Graf Berchtold da zuweilen nicht gerade ganz geschickt operiert und Fiasko gemacht hat. Es könnte darum nichts schaden, wenn man erforderlichenfalls einmal mit mahnenden Ratschlägen nicht zurückhielte, denn das könnte nur in unserem Interesse sein. Bei allen engen Bezieh ungen dürfen wir nicht aufhören, an uns selbst zu denken, und nur in dieser Richtung kann sich eine ge sunde Außenpolitik bewogen. * * Der Knall der drei Schüsse des Attentäters Prin zip hat an den Hängen des bosnisch-herzegowinischen Berglandes ein jchaudervollcs Echo erweckt, das ernste Besorgnis Hervorrufen kann. Amtlicherseits sucht man ja zwar den Ernst der Situation zn verschleiern, aber es sickern doch jetzt soviel Meldungen von Serben verfolgungen durck', die sich mit unserer gestrigen Meldung unter „Neueste Nachrichten" völlig decken. Heute wird uns gemeldet: Serbenmassakres in Bosnien und der Herzegowina. Budapest, 30. Juni. Hier sind aus Mostar und Scrajcwv alarmierende Nachrichten eingetroffen. Es heißt, daß im Laufe des gestrigen Abends sich dort ernste Ereignisse abgespielt haben. In der Stadt soll es zu schweren Ausschreitungen gegen die Serben gekommen und mehrere Serben ermordet worden sein. Das Ser- benviertel wurde angezündet, zahlreiche Häuser wur- den eingeäschert. Auch aus zahlreichen anderen Orten treffen Nachrichten über blutige Zusammenstöße zwi schen Serben und Kroaten ein. Es soll mehrfach zu förmlichen Serbenmassakres gekommen sein. In weh reren Städten wurden die von den Serben bewohnten Quartiere angezündet. Gerüchte besagen, daß über ganz Bosnien und die Herzegowina das Standrecht verhängt wurde. Berlin, 30. Juni. Wie der Korrespondent der „Telegraphen-Union" in Serajewo meldet, haben die Ausschreitungen in Mostar immer größeren Umfang angenommen. Die Fran eines Goldarbeiters, die mehrere Bomben geschleudert haben soll, verübte in dem Moment, als sie verhaftet werden sollte, Selbstmord. Im Laufe des Abends wurden abermals die Häuser der Serben von der erbitterten Menge gestürmt und angezündet. Budapest, 3<>. Juni. „Pesti Hirlap" meldet aus Mostar, daß in der Stadt förmlicher Aufruhr herrscht. Es sei zu wüsten Ausschreitungen gegen die Serbe» gekommen; das gesamte Serbenvicrtel steht in Flammen. Die Lage in der Stadt ist äußerst kritisch. Ferner liegen uns noch folgende Meldungen vor: Prag, 30 Juni. „Hlas Naroda" meldet aus Chlumetz: Die Schreckensbotschaft aus Serajewo traf hier am Sonntag mittag ein und wurde den Kindern des Erzherzogs Franz Ferdinand bis zum Abend verheim licht. Nachdem die Kinder von der Gräfin Henriette Chotek schon vorbereitet waren, übernahm Graf Wnthe- nan das schwere Amt, ihnen den Tod der Eltern mit zuteilen. Als die Kinder die Nachricht erhielten, brachen sie in einen Weinkrampf aus. Die Gräfin Chotek fiel bei dem herzzerreißenden Anblick der Kinder in Ohn macht. Die erschütternde Szene ergriff alle Umstehen den aufs tiefste. Graf Wuthenau und seine Gemahlin, Fürst von Schönburg und Graf Nostiz bemühte» sich, den verwaiste» Kindern Trost zuzusprechcn. Wien, 30. Juni. Die feierliche Einsegnung der Leiche des Thronfolgers erfolgt am Freitag in der Hof burgkapelle. Freitag abends Vztl Uhr erfolgt die Ue- berführung der Leiche nach Pachtern, von dort aus wird sie auf der großen Fähre über die Donau gesetzt und nach Amstetten gebracht, wo alsdann die Beer digung am Sonnabend früh 3 Uhr stattfinden wird. Wien, 30. Juni. Nach einer Privatmeldnng aus Serajewo wurde der Chefredakteur Radulovic des ser bisch-radikalen Blattes „Narod" wegen des Verbrechens der Aufreizung der Bevölkerung verhaftet, ebenso der Führer des gesamten serbischen politischen Lebens in Bosnien, Landtagsmitglied Jefanovic-Serajewo an der serbischen Grenze bei Visegrad. Das Bestehen ei ner Verschwörung zur Ermordung des Thron folgers sei durch das zynische Geständnis der beiden Ver brecher vollkommen erwiese». Es stehe fest, daß sich unter der Menge noch Genossen der Verbrecher be fanden, die ebenfalls mit Bomben und Revolvern aus gerüstet waren. Die von den Täter» verwendeten Bomben seien sogenannte serbische M i l i t ä r b o m - den gewesen. Berlin, 3o. Juni. Kaiser Wilhelm hat seine Ankunft in Wien für Freitag mittag «»gekündigt. Er bleibt nur einige Stunden in Wie», steigt in Schön brunn ab und wohnt der Einsegnung in der Hofburg kapelle bei, uach der er sofort «ach Berlin zurückkehrt. München, 30. Juni. Heute nachmittag hat der bayerische Landtag als erstes deutsches Parlament eine Trauerkundgebnng für Erzherzog Franz Ferdinand ab gehalten. Präsident Dr. von Orterer hielt an das Haus, das sich einschließlich der Sozialdemokratie von den Sitzen erhob, eine längere Ansprache, in der er u a. sagte: Der Abscheu der ganzen gesittete» Welt richtet sich gegen die ungeheuere, himmelschreiende Freveltat, die in der Geschichte der Völker und Fürsten eine seltene Untat darstclle. Mit diesem Abscheu ver bunden sei die innige Anteilnahme an dem schweren Geschick, welches unser Nachbarreich und dessen Herrscherhaus betroffen hat. Man möchte sagen: Ver hülle, Austria, Dein hohes Antlitz, damit Dein Auge nicht sehen müßte die ungeheuere Freveltat, die an Deinen Völkern und dessen Herrscherhause und seinem Hcrrscherhaupte begangen worden ist. Ta-esgeschichte. Deutschland. — Weitere Verschärfung des Kampfes in der Tabakindustrie. Nach einigen der Franks. Ztg. vorliegenden gleichlautenden Zirkularbriefen bieten die sieben zu dem Tabakttust gehörigen Fabriken — nämlich außer der Georg A. Jasmatzi A. G., der Hauptvertreterin des Trust» in Deutschland, noch Adler Co., Batschari, Delta, Josetti, SaraSvati und Sulima — ihren direkten Kunden eine ge meinschaftliche Umsatzvergütung von 2 Millionen Mark für die Zeit vom 1. Juli 1914 bis 30. Juni 1915 an: je 500 000 Mark pro Quartal sollen in der Weise verteilt werden, daß der Betrag auf die Gesamtsumme der direkten Bezüge bei den sieben Fabriken repartiert wird und jeder Händler den auf seinen Faklurcnbetrag entfallenden Anteil daran echälr. Der Kampf wird also immer schärfer. — „Kaiser-Friedrich-Universität'. Die neue Universität in Frankfurt am Main, die am 18. Oktober er öffnet werden wird, soll, den „Frankfurter Nachrichten' zu folge, den Namcn Kaiser-Friedrich-Universität erhalten. vefterreich-Un-ar«. Tumult im kr o a t i s ch e n L a n d t a g. Die Dienstag-Sitzung des kroatische» Landtages in Ösen Pest, die dem Andenken des Erzherzogpaares gewidmet sein sollte, war der Schauplatz wüster Szene», die durch gegenseitige Beschimpfungen der serbcnfreundlichen nnd antiserbischen Gruppen Hervorgernfen wurden. Prä sident Mcdakowitsch, Mitglied der kroatisch ser bischen Koalition, bestieg die Estrade und wollte einen Nachruf sprechen, als die serbenfeindliche oppositionelle Frankpartei einen großen Spektakel begann. Seitens der Koalitionsmehrheit wurde ihr „Ruhe!" zugerufen, worauf die Frankparteiler schrien: „Sie befehlen uns Ruhe? Haben Sie vielleicht eine Bombe mitgebracht? Die Frankparteiler erhe ben sich von den Sitzen mit Schinährufen gegen die Majorität wie: „Nieder mit den M ö r d c r n ! Abzug Serben! Nieder mit der Koali tivn!" Der Lärm dauert etwa eine Viertelstunde an. Vom Schriftführer, der das Protokoll verliest, ist kein Wort zu verstehen. Unausgesetzt werde» Rufe gegen die Serben laut. Einer ruft: „Die Belgrader Hand hat gearbeitet." Anch die Galerie stimmt in den Lärm ein. „Ihr habt den serbischen Kurs inan guriert. Die Kroaten müssen aus der Koalition ans- treten," wird gerufen. Der Präsident, der stehend ver geblich wartet, um seinen Nachruf beginnen zu können, muß schließlich die Sitzung unterbrechen. Nach der Wiedereröffnung gelang es erst nach mehrstündiger stürmischer, von der Rechtspartei unablässig gestörter Sitzung dem Präsidenten, den Beschluß der Trauer tundgebung des Landtages zu verlesen, worauf dieser von der serbo kroatischen Koalitionsmehrheit angenommen wurde, während die kroatische Rechtspartei unablässig schrie, daß die serbischen Abgeordneten, da ihre Lands leute das Attentat angestiftet hätten, an der Trauer feier für die Opfer nicht teilnehmcn dürften Am Schlüsse der Sitzung setzte die Menge die serbenfeind liche» Kundgebungen fort. Italien. — Der Heilige Stuhl gegen eine Fest legung de« Osterfeste». Die Frage der Festlegung de» Osterfeste», der augenblicklich die preußische StaatSregie- rung ihre Aufmerksamkeit zuwendet, wird, wie der Vertreter der „Telegraphen-Union* erfährt, an dem Standpunkt d«S Heiligen Stuhle» scheitern, der mit Rücksicht auf die Tradi tion sich mit einer Aenderung der Osterdaticrung nach den bisher geltenden Bestimmungen nicht einverstanden erklären kann. Rußland. Der neue Handelsvertrag mit Ruß land. In einem Sonderausschuß unter Vorsitz des Reichsratsmitgliedes W. Timicyasew wnrde vorgeschla gen, im neuen Handelsvertrag mit Deutschland den Zoll ans Maschinen zu erhöhen, uni den einheimischen Maschinenbau zu schützen. Es soll nicht mehr der Diffe rentialtarif angewandt werden, sondern der Gewichts