Borcrinncrungc» über den Begriff und Werth der Erziehung und Lrziehungslehre*). 6. Sphäre der Erziehung. Was den einzelnen Menschen zum Menschen macht und ihn von allen übrigen Wesen unterscheidet, das ist der ganzen Gattung ge mein. Es bildet den Charakter der Menschennatur. Daneben er scheint noch in einem jeden eine eigenthümliche Anlage und Bil- dungsfähigkcit, welche den Charakter des Individuums bestimmt. Keine Art von Kunst, keine äußere Veranstaltung vermag etwas in den Menschen zu bringen, wozu er nicht schon den Keim in» sich trüge; aber keiner soll es auch darauf anlegen, das zu unterdrücken oder auszurotten, was ihm von der Natur zu seiner Bestimmung gegeben ist. Der Grad der Bildsamkeit und die Stufe der wirklichen Ausbildung des Einzelnen hat immer den letzten Grund in der Perfectibilität der Anlagen und Kräfte, welche der Gattung oder dem Individuum verliehen ist. Folg lich ist die Hervorbringung der ursprünglichen Kräfte, so wie ihre Ver- theilung i» mannigfaltigen Maßen und Verhältnissen, lediglich das Werk des Urhebers der Natur. Zu ihrer Ausbildung aber — durch ihre Auf regung, Veranlassung, Richtung, so wie durch Wegräumung dessen, was ihre freie Wirksamkeit hindern könnte, planmäßig mitzuwirken, dies ist die Sphäre, worin die Erziehung thätig werden soll. 7. Zwecke der Erziehung. In den Zwecken des Urhebers der Natur, so weit sie erkennbar sind, findet die Vernunft die Richtschnur ihrer eignen Thätigkeit. Sie kann aus keinem Wesen etwas anders bilden wollen, als was in der ursprünglichen Natur desselben als seine Bestimmung gegründet ist. Eine *) Man vergleiche nach Durchlesung dieser Abtheilung die 1., 2. und 3. Beilage am Ende des ersten Theils dieser Schrift, worin mehreres hier kurz angedeutete ausführlicher entwickelt ist.