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Zweite Abth.: Von der Erziehung als Bildung re. Zß 41—42. gg Zweite Abthciluug. Von drr Erziehung als Bildung der geistigen Natur. 42. Vorcrinnernug. Körper und Geist sind»in der äußeren Erscheinung des Menschen so sehr Eins, daß wir lediglich durch die verschiedenartigen Wirkungen der Kraft, welche ihn belebt, auf ein Verschiedenes in seiner Natur schließen, ohne von dem innersten Wesen und dem Bcrhältniß des einen zu dem andern Theil eine anschauliche Vorstellung zu haben. Wie Beides zuerst entsteht und sich verbindet — das Geheimniß der Er zeugung — bleibt für den endlichen Verstand unerforschlich. Eben so wenig haben wir von der inneren Natur der Kräfte, welche allem Wirken nach außen zum Grunde liegen, und die wir in körperliche und geistige thcilen, eine deutliche Vorstellung. Wir nehmen nur so viel wahr, daß sich sehr bald »eben dem Pflanzenartigen und Thier artigen etwas mehr in dem Menschen Hervorthut, das über die Grenze des Sinnlichen hinausstrebt und eine Annäherung an das Unendliche verlangt. Dieß ists, worin uns der Geist oder die Seele des Menschen erscheint, deren Ausbildung zwar in seinem irdischen Zustande nie von dem Organ getrennt werden kann, und die, je jünger er ist, desto inniger mit dem Körperlichen zusammen zu hängen scheint, aber doch in der Erziehung der eigentliche letzte und edelste Zweck bleibt. Ist nun gleich jedes menschliche Wesen ein Eigenthümliches, von allen andern durch eine gewisse uns ebenfalls unerklärbare Individualität Verschiedenes, oder eine eigene dialur: so haben doch, wie die körper lichen so die geistigen Naturen auch etwas Gemeinsames, worauf die Erziehung ihren Plan bei jedem Individuum anlegen kann. Die Pädagogik erleichtert sich, gleich der Psychologie, ihre Gesetze, wenn sie sich dabei das, was eigentlich in dem Menschen nur ein unzertrennliches Ganze, eine Hauptkraft ist, nach den verschiedenen Wirkungen, worin sie sich ankündigt, als verschiedene Vermögen denkt: 1. das Vermögen zu erkennen, 2. zu empfinden oder zu fühlen, 3. zu wollen, d. i. zu begehren und zu verabscheuen. (S. oben H 10). Von dieser Eintheilung wird auch die folgende Abhandlung über die Bildung des Geistigen im Menschen oder der Seele ausgehen, wobei jedoch nie vergessen werden darf, daß man sich keine Anlage, kein Vermögen in der Wirklichkeit als isolirt von den übrigen denken, oder auf die Ausbildung desselben ohne Rücksicht auf die übrigen hinarbeiten müsse. Daß die verschiedenen, durch die Zeit herbeigesührten anthropologischen, Physiologischen und Psychologischen Ansichten und Eonstructionen der menschlichen