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/luer Tageblatt E- Mzeiger für -as Erz-Mr-e ^W. -le amtlichen Vekanntmachungen -es Nair» -er Sta-t ua- -es Amtsgerichts Mae. p»wh«»ani,r fwu io»s»s ««. in» : Dienstag, äen S. Juni ISN 2ö. Jahrgang kinbemlung ck; fieichüage;? < undandere Industriestaaten im gegenwärtigen Augen- blick befinden. Die deutschen Minister betonten mit beson derem Nachdruck die Schwierigkeiten der augenblicklichen Lage in Deutschland und die Notwendigkeit der Schaffung von. Erleichterungen. Die englischen Minister ihrerseits b^ien auf den internationalen Charakter der derzeitigen Kr se und ihre besonderen Rückwirkungen auf England hin. Beiderseits herrschte Uebereinstimmung darüber, daß neben den Maßnahmen, die jedes einzelne Land für sich zu er- Mageres Ergebnis Die Ankunft in Chequers . 6. Juni. Der deutsche Reichskanzler der E Begleitung sind kurz vor 2 Uhr m Chequers eingetroffen. . " n, 7. Juni. Die Besprechungen zwischen den deutschen und Kritischen Ministern haben, wie verlautet »anzen vormittag bis zum Gabelfrühstück gedauert' Dabe soll auch die Kohlenfrage zur Sprache gekommen sein. Ebenso soll man die Frage einer Herabsetzung gewisser deutscher Zollabgaben für britische Waren erörtert haben Es Ist vereinbart worden, am späten Nachmittag ein g» meinsames Cmnmunique über das Ergebnis der Erörterun gen auszugeben. greifen hätte, die Wiederherstellung des Vertrauens und die wirtschaftliche Wiederbelebung von internationaler Zusam menarbeit abhängig seien. In diesem Sinne werden beide Regierungen sich bemühen, die gegenwärtige Kris« in enger Zusammenarbeit mit den anderen beteiligten Regierungen zu bekämpfen. Die Reichsminister wieder in London London, 7. Juni. Der Reichskanzler und der Retchsaußenminister verließen in Begleitung beS beutscken Botschafters Chequers, nachdem sie den Tee. der von der Tochter MacDonalds, Jshbel, gereicht wurde, eingenom men hatten. Eine kleine Gruppe, die sich bei dem AuSgang an gesammelt hatte, begrüßte sie mit freundlichen Zurufen. Um Uhr trafen die deutschen Gäste im Carlton-Hotel ein. Der Premierminister kehrte mit seiner Tochter eben falls im Laufe des Nachmittags nach London zurück. Vie öesprechungen in Mequm Das tzauptthema: Arbeitslosigkeit und Kriegsschulden Loudon, 6. Juni. Als die deutschen Minister gestern imchuultag in England eiutrafen, wunderten sich manche Blätter über den geringen Umfang ihres Gepäcks. Das politische Gepäck, das sie mit sich geführt haben, ist aber um so größer, und es ist daher nicht erstaunlich, wenn sie heute nach ihrer Ankunft in Chequers „ausgepackt" haben. Während morgen mittag Männer wie Bernard Shaw und Galswvrthy in diese in Chequers versammelte Gesellschaft eine literarische Note hineintragen werden, war die Atmosphäre heute rein politisch. Die fünf Minister Brüning, Curtius, MacDonald, Henderson und Graham waren heute vom Frühstück bis in die späten Nachtstunden zusammen. Nach dem Dee im langen Biblivtheksaal von Chequers und nach dem Frühstück und Abendessen im Freien bei einem Spaziergang. Die drei Engländer sind Männer grundverschiedenen Typs. MacDonald, der Idealist und Weltverbesserer, dem die Not der Völker tief ins Herz schnei det und der daher Verständnis für Linderungsmaßnahmen zeigt, Henderson unbeweglicher als sein schottischer Kollege, nüchtern bis zur Skepsis, und der Präsident des Handels amtes, Grahm, der Wirtschaftssachverständige des britischen Kabinetts, der Monn mit dem genialen Gedächtnis für Zohlen und Statistiken. Reichskanzler Brüning Hot bereits bei seiner Ankunft in England mitgeteilt, daß die Wirt schaftsfragen den Hauptpunkt seiner Besprechungen bilden würden. Es ist daher anzunehmen, daß er heute gleich in medias res ging und offen die Notlage des deutschen Vol kes schilderte, nicht mit Phrasen und Schlagworten, sondern anhand beredter Ziffern, und die Grenzen der Belastungs möglichkeit ausrechnete, lieber die Abrüstung wurde auch gesprochen, aber nur über die Abrüstung des stehenden Heeres der Arbeitslosen. In der Frage der Arbeitslosig keit fühlen sich die Engländer sachverständig. Alle Ver suche, ihre Millionen Erwerbslosen zu dezimieren, sind bis her gescheitert; aber die Arbeitslosen haben einen praktischen Vorteil für England, den der Verwertung als Argument für die eigene Notlage, ein negativer Vorteil, aber kein zu verachtender. Immerhin können den englischen Arbeits losen wie den deutschen keine Werkzeuge in die Hände ge drückt werden, bevor nicht eine allgemeine Besserung der Weltwtrtschaftslage eintritt, nicht auf der Grundlage zeit- welliger Scheinlösungen, sondern nur auf der Grundlage einer radikalen Beseitigung des zehrenden Geschwürs der Kriegsschulden. DasCommuniquMerdleArlmeAimgen London,?. Juni. Folgendes ist der Wortlaut des heute hier ausgegebenen gemeinsamen Kommuniques über die Besprechungen von ChequerS: Während des Wochenendes haben der Reichskanzler und der ReichSaußenminister ihren Besuch in Chequers ab gestattet. Von englischen Ministern waren anwesend der Premierminister, der Außenminister und der Handels- mtniste^ SEtag gab der Premierminister ein Frühstück, bet dem folgende Herren zum Teil mit ihren Damen zu- gegen waren: der deutsche Botschafter, der Erste Lord der Admiralität, Alexander, der Gouverneur der Bank von England, Bernard Shaw, der Unterstaatssekretär im Foreign Office, Sir Robert Vanstttart,der Privatsekrettr des Königs, Sir Clive Wigram, Sir Fredertk Leith-Roß aus dem Schatzamt, Botschaftsrat Graf Bernstorff, Mr. Malcolm MacDonald sowie Muletn JshLel MacDonald. Der Besuch war vor einigen Monaten «um Zwecke persön- licher Fühlungnahme vereinbart worden. Bet Gelegenheit dieser zwanglosen Zusammenkunft wurde in freundschaft licher Weist die Lage erörtert, in welcher sich das Deutsche Berlin, 6. Juni. Nachdem die Notverordnung des Reichspräsidenten veröffentlicht ist, stehen die Reichstagsfraktionen vor der schweren Entscheidung, ob sie die Einberufung des Reichstages verlangen wollen, um gegen diese Verordnung Einspruch zu erheben. Bei den Nationalsozialisten und Kommunisten ist diese Entscheidung schon tm positiven Sinne gefallen; von ihnen liegen Anträge auf Einberufung des Reichstages vor. Man rechnet in Parlamentarischen Kreisen auch bestimmt damit, daß die Teutschnativnalen den natio nalsozialistischen Antrag unterstützen werden. Diese drei Parteien allein haben jedoch im Reichstag nur 225 von 577 Mandaten inne. Sie bilden also noch nicht die Hälfte der Reichstagsmitglieder, die für die Einberufung des Reichstages erforderlich ist. Die Hal tung der übrigen Parteien ist noch zweifelhaft. Aus taktischen Gründen ist jedoch bei ihnen allen die Nei gung, den Zweck zu Parlamentarischen Auseinander? setzungen fallen zu lassen, äußerst gering, da wenig Aussicht auf eine Mehrheitsbildung besteht. Charakte ristisch dafür ist eine Veröffentlichung der Landvolk? Nachrichten, in der es heißt: „Der Landvolkpartei dürfte der bisher bekannte Inhalt der Notverordnung kaum Anlaß geben, die Wiedereinberufung des Reichs? tags zu fordern. Sie dürfte ihr Verhalten vielmehr davon abhängig machen, daß nicht etwa noch Pen sozialdemokratischen Forderungen nach Zollabbau Rech nung getragen wird, sondern, daß die bisherige Agrar politik, die schleunigst den Schutz der bäuerlichen Ver- edclungswirtschaft bringen muß, fortgesetzt wird." Daß Zentrum und Staatspartei dem Kabinett keine Schwie rigkeiten bereiten wollen, betrachtet man als Line Selbstverständlichkeit. Die Reichstagseinberufung hängt also von der Stellungnahme der sozialdemokratischen Fraktion ab. Der Verlauf des Leipziger Parteitages zeigt, daß auch diese Partei eine ReichStagSeinberufung vermeiden möchte, weil sie davon eine Einflußnahm- der Nationalsozialisten auf die Politik befürchtet. Der jetzt bekanntgewordene Inhalt der Notverordnung hat jedoch, wie das Nachrichtenbüro des Vereins Deutscher Zeitungsverleger hört, zum Teil für die Sozialdemo kraten trotz ihrer vorangegangenen Besprechungen mit dem Reichskanzler noch eine Einmischung bedeutet und bei ihnen schwerste Bedenken auSgelüst. Dir für Mitt woch vormittag einberufene Vorstand der sozialdemo kratischen Fraktion wird daher kaum die Verantwor tung für eine Entscheidung über die Einberufung des Reichstages übernehmen. ES ist vielmehr damit zu rechnen, daß die Vertreter der Sozialdemokraten sich in der Aeltestenratssitzung am Mittwoch nachmittag ihre Entscheidung Vorbehalten, so daß die endgültige Entscheidung erst in der sozialdemokratischen Fraktions sitzung am Freitag fallen kann. Eine solche Verschie bung der "Entscheidung ist auch den meisten anderen Fraktionen nicht unangenehm, weil sie die Möglichkeit zu genauerem Studium der Notverordnung bietet. Die endgültige Stellungnahme der Fraktionen wird jedoch erst in den FraktionSsitzungen erfolgen, die in der nächsten Woche stattsinden. Am Dienstag tritt die Staatspartei, am Mittwoch die WtrtschaftSpartei, am Donnerstag die Deutsche Bolkspartet, am nächsten Sonn tag das Zentrum und am Montag, den 15. d. M., die Teutschnationale Bolkspartet zu Sitzungen zusam men. Nach Abschluß dieser Verhandlungen dürfte eine neue Aeltestenratssitzung anberaumt werden. Aus volks parteilichen Kreisen wird dem Nachrichtenbüro de» VDZ. erklärt, daß die Bekanntgabe der neuen Not verordnung den ersten Eindruck noch verstärkt habe, die Einzelheiten per Krisensteuer seien noch Belasten der, als man angenommen habe. Die Notverordnung sei für die Deutsche Bolkspartet völlig untragbar. Die Fraktion werde sich am nächsten Donnerstag mit der Lage beschäftigen, und es sei durchaus möglich, daß sie die Anträge auf ReichStagSeinberufung unterstützen werde. Von entscheidender Bedeutung für die Stel lungnahme der Fraktion werde da» Ergebnis sein, das der Reichskanzler und der Außenminister von deren Verhandlungen mit den englischen Staatsmännern mit bringen werden. Das Echo Querschnitt durch die Presse Berlin,?. Juni. Die Berliner Blätter nehmen zum In- halt der Notverordnung Stellung. Im Lokalanzeiger hebt Bürgermeister Dr. Maretzky hervor, es sei unschwer vorauszusshen, daß auch dieser Sani«, run-gsversuch de- Reichskabinelts Brüning sehlfchlagen werde, wenn anders nicht noch nachträglich «ine grundlegende Aenderung der Gesamipolitik erfolgen sollte. , Der Tag fordert die sofortige Einberufung des Reichstages ,^ur Aufhebung, dieses nicht mehr tragbaren Tribut-Erfüllungs- diktates." ', . , , . . In der B ö r s« n z e i 1 u n g wird darauf hingewiesen, daß die neue Notverordnung nicht den Weg bedeut«, auf dem die deutsche Wirtschaft von sich aus zu einer Ankurbelung gelangen könne. Der Börsen-Touri er betont, die Notverordnung sei aus Härten zusammengesetzt und spiegele ganz die Tragik der politi schen und wirtschaftlichen Lag« Deutschlands wieder, di« ohne den Hervorbruch äußersten Wagemutes und neuer schöpferischer De. danken geradezu ausweglos erscheine. „ , < In der Dosstschen Zeitung weist Dr. Rejnhold be- dauernd darauf hin, daß in der Notverordnung von einer wirk, licken Vereinfachung der Staatsverwaltung und von einer Ein schränkung des Behörden- uiü> verwrltungsapparate« überhaupt BerNner Tageblatt sagt, di« Notverordnung al, Sanzi wäre unerttSgltch, wenn man nicht überzeugt sein könnte, daß sie nur den Weg zur Lösung der Reparationsfrag« bahnen und nur der letzte Preis sein solle, der dem deutschen Doll vor dem Eingang zur Heilquelle abgefordert werd«. DerBorwärts stellt fest, daß die Notverordnung in vielen Punkten den Forderungen sozialer Gerechtigkeit in« Erficht schlage. Für die Sozialdemokratie sei es «ine glatt« Selbstver ständlichkeit, daß sie den antisozialen Inhalt dieser Notverordnung bekämpf« und so rasch und so gründlich wie möglich beseitigen wolle. Ueber die Methoden einer gründlichen Beseitigung werd« man in der Fraktion ausführlich sprechen. Ueber di« Verurteilung de, sozialen Härten in der Notverordnung geb« «s in der Sozial demokratischen Partei keine Meinungsverschiedenheiten. E, be stehe auch vollkommene Einigkeit in dem Wunsch, di« Regierung so bald wie möglich durch eine sozial verständnisvollere, weiter links gerichtete zu ersetzen. Es könne sich für die Sozialdemokratie nur darum handeln, den Kampf um dieses Ziel richtig -u führen unter Berücksichtigung der gegebenen Machtverhältntsse und der zur Verfügung steheichen Kampfmittel. Aufgabe der sozialdemo kratischen Reichstagsfraktion w«rde es sein, gegen den antisozial«« Kurs der Regierung Brüning «inen Kampf zu organtfieren, der vielleicht nicht im Handumdrehen zur Entscheidung komm«, aber in der Gndwirkung den Erfolg bringe. > Deutsche Bottspartei gegen Notverordnung Trier, 7. Juni. Der Parteitag der Deutsche» Volttvartet tv» Wahlkreis KoLIen^-Trier-Birkesfeld