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WMM fik NlSöNlff Er/cheiut wScheutlich dreimal und zwar DiruStagi, DoanerStags uird Somrabe uds. Bezugspreis vierteljährlich I Ml. 30 Pfg., durch die Post bezöge» I Mk. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. AN- AmgegenL. Amtsblatt Inserate werden MoutagS, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jusertionspreis 15 Psg. pro vtergesvaltene Korpuszeile. Außerhalb des Amtsgenchtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 "/» Ausschlag. für die Kgl. ArnLshaupLrnann schäft Meißen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff» sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, BurkhardtSwalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kefselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzsu, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutauneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdsrf, Schmievewalve, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bet Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck mW Verlag vou Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für dle Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. No. 24. Sonnabend, den 2S« Februar LW8. «7. Jahrg. 4-ottti-che Rnn-scy««. Wilsdruff, den 28. Februar. Deutsches Reich. Der Verhaftung de- Dieners des Geheimrats Hinzpeter, Josef Antoine, und d-r Haussuchung bei dessen Eltern liegt uach der „Köln. Zig." folgender Tatbestand zugrunde: Bei dem Tode der Gemahlin Dr. Hinzpcters hatte der Kaiser ein in warmen Worten an diesen gerichtetes Bei- lcidschreiben gesandt, das Dr. Hinzpeter sorgsam bewahrte und wünschte, bet seinem Tode m den Sarg gelegt zu er- hallen. Dieser Wunsch des Berstorbcnen ließ sich nicht erfüllen, da man trotz eifrigen Suchens das Handschreiben des Kaisers nicht finden konnte Auch der Diener Antoine war bei dem Suchen dieses Briefes tätig. Man wußte, daß das Schreiben nicht mit anderen Schriftstücken ver brannt worden war. Schließlich fiel der Verdacht, diesen Brief beseitigt zu haben, auf Antoine. Der Brief wurde denn auch bei dem Sohne des Wirtes Jürgens gefunden, der mit Antoine in freundschaftlichem Verkehr stand. Antoine hatte den Brief dem Jürgens geschenkt. Bet der Vernehmung vor dem Staatsanwalt gab Antoine a«, den Brief unter den zu verbrennenden Schriftstücken gefunden zu haben. Weiter wurde in seinem Besitz ein Bild, das der Kaiser Geh -Rat Hinzpeter mit herzlichen Neujahrs wünschen 1901 gesandt halte und die vom Kaiser ent- worfene bekannte Zeichnung „Völker Europas, wahret eure heiligsten Güter" darstellt, gesunden. Es handelt sich also weder um irgendwelche besonders wichtige Ur kunden, noch um die Tagebücher, die, wie schon gemeldet wurde, verbrannt worden sind. Fürst Leopold zu Lippe über Mißverständnisse mit dem Volke. Bei einem Hofdiner tu Detmold, zu dem Vertreter des l ppischen Landtages und Vertreter der Regierung Einladungcu erhalten hatten, äußerte Fürst Leopold nach den „B. N. N" u. a., es habe ihn schmerzlich berührt, daß sich anläßlich der Einweihung des Denkmals für seinen Vater, den Grafregenten Ernst. Mißverständ- Nisse entwickeln konnten, die ihm die reine Erinnerung an jene weihevolle Stunde trübten. Der Fürst fuhr dann fort: „Ich lege Gewicht darauf, vor den Vertretern des lippischcn Volkes festzusteüen, daß niemals mit meinem Wissen und Willen eine Kränkung von Volksrechten statt- gefundm hat oder jemals stattfiobcn wird. Ich lege weiter Gewicht darauf, vor Ihnen auszuspreche», daß zwischen mir und jedem ein einen meines Volkes keine trennende Abgeschlossenheit gelegen ist, daß vielmehr jedes meiner Lanbeskiader freien Zutritt zu mir hat, we»n cs sich im Gewissen gebunden fühlt, mir eine für das all gemeine Wohl des Landes wertvolle Angelegenheit vorzu tragen." Zum Schluß sprach der Fürst die Hoffnung auf gedeihliche, gemeinschaftliche Arbeit von Regierung und Volksvertretung aus. „Willst Du «icht mei« Bruder sein, so . . ." Die organisierten „Genossen" bemühen sich bekannt lich allerwärts, die Arbeiter, die ihren Gewerkschaften oder der sozialdemokratischen Partei noch nicht aktgehören, zum Beitritt zu bewegen. Es geht dabei nicht immer in geordneten Grenzen zu, ja zuweilen wenden die Herren „Genossen* ganz bedenkliche Mittel an, um die Wider strebenden an die Organisation zu fesseln. So erging eS in Halle dem Bohrer Neumann, der sich trotz Zuredens einiger Metallarbeiter abends in einem Schanklokal nicht geneigt zeigte, sich der Organisation anzuschlteße», recht übel. Von zarten Winken wie „Zum Biertrinken Hai er Geld! Aber sich organisieren zu lassen und daS Volks blatt zu halten, dazu hat er keins!" ging man zu Drohungen und Schimpfworten wie „Lump!* über, und da auch diese nicht überzeugend wirkte», folgten die eifrigen Werber dem Mann auf seinem Nachhausewege und miß handelten ihn in der brutalste» Weise. Er brach ohn mächtig zusammen, als einer der „Genoffen" in wört licher Befolgung des schöne» Grundsatzes „Willst Du nicht mein Bruder sein, schlag ich Dir de« Schädel ein!" eine Flasche auf dem Kopfe des Mißhandelten entzwei schlug. Neumann trug infolgedessen zwei sechs und acht Zentimeter lange Wunden auf dem also behandelten Körperteil davon, die eine längere Arbeitslosigkeit nach sich zogen. Noch heute, nachdem seit der rohen Tat fast drei Monate vergangen sind, leidet der Verletzte an Schmerze» und Schlaflosigkeit. Von den drei zu gemein schaftlichem Uederfall „Organisierten" wurde einer zu zwei, ein anderer zu einem Monat verurteilt, während der dritte mit einer Geldstrafe von 50 Mark davonkam. — Selbst dem Halleschen „Volksblatt", für da- die drei Arbeiter ja etngetreten waren, erscheint diese Act der Agitation zu stark und es nennt den Uederfall eine Gemeinheit, für die eS keine Entschuldigung gebe, eine Charakterisierung, an der allerdings der gleichzeitig aus- gedrückte Zweifel, ob die Rowdies wirklich VolkSblatt- lrser seien und ihre Beiträge regelmäßig zahlten, vielleicht seine» Anteil hat. Ausland. König Leopold s Liebestraum zu Ende? Wie der „Wc. Allg. Zig " mitgeteilt wiro, ist da- Verhältnis zwilchen König Leopold von Belgie» und der Baronin Vaughan als gelöst zu betrachten. Die Königin von Holland «nv der Prinzgemahl in Gefahr. Ein im Haag vom Prinzen der Niederlande gelenk ter Wagen, in dem sich auch die Königin befand, stieß mit einem in voller Fahrt befindlichen Wagen der elek trischen Straßenbahn zusammen. Drei Räder des köaig- lichen Wagens br chen. Wie durch ein Wunder blieben Königin und Prinz unverletzt. Die Königin konnte sich kurz nach dem Unfall zu Fuß in das Palais begeben. Fünfzehn Jahre Zwangsarbeit für eine Karikatur in Rußland halber Sohn einer achtbaren Münchener Bürger - fam lie erhalten. Der junge Künstler, der in München und Berlin die Kunstakademie mit großem Erfolge be- suchte, ließ sich vor einiger Zeit in Petersburg nieder, wo er besonders als Karikaturenzeichner für Witzblätter bald einen Ruf genoß Vor einigen Monaten ließ er sich verleiten, für ein nihilistisches Blatt den Zaren zu karikieren und bald nach dem bekannte» Tfl-ser Attentat Bilder zu zeichnen, in denen dir russische Regierung lächerlich gemacht wird. Dieser Tage erhielten die Eltern des Malers die Nachricht, daß ihr Sohn wegen seiner Zeichnungen zu fünfzehn Jahren Zwangsarbeit in den sibirischen Silberminen verurteilt worden sei und sich bereits auf dem Wege dorthin befände. Aus dem Harrshaltj-lan der Stadt Wilsdruff für -ar Jahr ^YO8. Ul. An Steuern und Abgabe» hat die Stadtgemeiude Wilsdruff im laufenden Jahre insgesamt 3571 Mark aufzubringen, davon allein 322 > Mark Stantseinkomme«. steuer «ach einem deklarierten Einkommen von 70749 Mark. Für Unfall-, Invaliden- und Krankenversicherung hat die Stadt 630 Mark aufzuwenden; darunter be findet sich ein Beitrag von 250 Mark zu de» sachlichen Kosten des Krankenkassenverbandcs. Für die Uater- Haltung der Stadtparke sind 730 Mack ausgeworfen. DaS Rathaus soll in diesem Jahre eine» — übrigens recht notwendigen — neuen Anstrich erhalte»; deshalb sind diesmal für das Rathaus 750 Mark Bauaufwand eingestellt. Ferner sind 500 Mark für das Stadthaus und 150 Mark für die Turnhalle auSgeworfen. Für die öffentliche Straßenbeleuchtung hat die Stadtkaffe 8505 Mark an die Kasse des Elektrizitätswerkes ab- zuführen, ein verhältnismäßig hoher Betrag, der aber durch die Erzeugungskosten deS elektrischen Strome- be- dingt ist. Bekanntlich soll in diesem Jahre die Parkstraße instand gesetzt werden; hierfür find 3000 Mark vor gesehen. Im übrigen sind für Instandhaltung der städtischen Fahr- und Fußwege 1000 Mark eingestellt — eine Summe, die angesichts des gegenwärtigen Zustande« mancher Straßen und Weg« keinesfalls als zu hoch erscheint. Für Neuherstellung von Straßen, Brücke», Schleuse« und Trotoiranlaaen ist überhaupt nicht- ein gestellt, dagegen 1600 Mark für Regulierung derzSaubach. Der Polizeiaufwand ist mit 2432 Mark eingestellt (1400 Mark dem Stadtwachtweister, 732 den beiden Nachtwächtern u. s. w.) Für GrsundheitS- und Kranken» pflege wendet die Stadt Wilsdruff 1370 Mark auf. Darunter figuriere» diesmal die folgenden Posten: 260 Mark Jmpfaufwand, 100 Mark Herstellung des städtischen Flußbades, 360 Mark für Untersuchung vpn Lede s« und Genußmiiteln, Fleischbeschau u. s. w. Zur An sammlung eines Fonds für Unterhaltung der Diakonissin sind auch diesmal, wie seit Jahren, 500 Mark eingestellt. Für das Schulwese» wendet die Stadt Wilsdruff aus Kassenüberschüsse» den immerhin recht ansehnlichen Betrag von 21,000 Mark auf. Aa die Parochialkasse werden zu kirchlichen Zwecken 4500 Mark gegeben. Der Aufwand für das Turnwesen beträgt 150 Mark, darunter 50 Mark für Neuanschaffung von Turngeräten. Für Militärleistungen erwnrtet man diesmal einen Aufwand von 800 Mark. Da, wie in heutiger Nummer an anderer Stelle bemerkt, die Herbstübungen des 12. Armeekorps in der AmtShaupimanuschaft Meißen sich abspielen, wird auch dieser Betrag sicher nicht zu hoch gegriffen sein. Aus Stadt und Land. M'ttttlvug«» uuS dem Le'erlretse für diese Rabrtl ueHmea wir jederzeit dankbar entgegen. ' Wilsdruff, den 28 Febr. — Durch kgl. Dekret an die Stände, die Besetzung des Staatsgerichtshofs betreffene, werden aus die Ze l vom «Schlüsse d.s gegenwärtigen bis zum Schluffe des nächsten ordentlichen Landtags der Präsident des Oberlandesgerichts Dr. Börner zum Vorsitzenden, ferner die Senaisprästdenten des Oberlandesgerichts Seyfert, Dr. Haase, Kurtz und Vieweg, sowie die Landgerichts« piästdenten Dr. Müller in Dresden und Schmidt in Leip zig zu Mitgliedern des Siaatsgenchtshofs ernannt. — Aus der Gesellschaft. Der Amtshauptmann Dr. Mehnert, der Bruder des Präsidenten der Zweite« Kammer, hat sich mit der Tochter Josepha des Bor tragenden Rates im Ministerium des Innern, Geheimen Ncgterungsrates Hetnk, verlobt. — Die zweite Kammer nahm am Mittwoch u. a- das Projekt einer schmalspurige« Nebenbah« von Klingenberg nach Obervtttmannsvorf in allge meine Vorberatung. Die Staulsreglerung bezeichnete, wie i» letzter Nummer erwähnt, bekanntlich den Bau dieser Bahn als zur Zeit nicht ratsam. Das gab dem Abg. Schmidt-Freiberg Veranlassung zu folgenden Aus führungen: Ich glaube, daß daS Projekt größeres Wohlwollen vo« feiten der Regierung verdient hätte. Die Berechnung der Regierung, daß «ur einige Orischaften von ungefähr 4000 bis 5000 Einwohnern hier einen wirklichen Nutzen hätten, stimmt nach weinen Informationen nicht. Man darf die Sache auch nicht vo» diesem Gesichtspunkte allein betrachten. WaS wäre -um Beispiel aus dem ganzen Erzgebirge geworden, wenn man nur immer danach ge fragt hätte, in welchem Verhältnis die Bevölkcrungsziffer zu dem aufzuwendende« Posten steht? Damals hat man das nicht geln«. Wir Haven das Erzgebirge erschlossen, ja wir haben einen gewissen Wohlstand dort geschaffen. Wenn man die Bevölkerungsziff r als ausschlaggebend betrachtet, so hätte man die Bahn Klingenberg-Ober« dittmannsdorf eigentlich schon vor zehn und mehr Jahren bauen sollen, denn damals waren die Ortschaften besser bevölkert. Durch solche Argumente, wie sic hier in dem Dekret vorgebracht worden sind, leistet man dem Zuge der Landbevölkerung nach den Großstädten Vorschub, die wafferkopfartig anwachsen. Ich kann mir kein Urteil über tue in Anschlag gebrachten Bausummen erlauben, glaube aber, daß hier und da ermäßigt werden könnte, resp. daß sie nicht voll aufgebraucht werden würden. Ministerialdirektor Geh. Rat v. Seydewitz: Es kann nicht meine Aufgabe sei», auf alle Einzelheiten der Debatte einzugehen. Das muß der Speztalberarung in der Finanzdeputation L Vorbehalten bleiben- Ich will nur einen Irrtum des Herre» Vorredners richtigstellen. Die Kostenvorauschläge für die einzelnen Projekte werden nach genauen Vorarbeiten, nicht nach allgemeinen Grund sätzen, aufgestellt. Ich glaube also, daß sich hier kaum etwa- wesentliches ändern lasse« wird.