Volltext Seite (XML)
Amts- und änzeigeblatt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. M. 1.50 cinschließl. des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Beichspostanstalten. für Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Oberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Erscheint täglich abends mit klusnahme der Sonn- und Feiertage für den solgenden Tag. Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pfennige. Dm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr. 210. Tel-Adr.: Amtsblatt. Drucker und Verleger: Smil Hannedohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock. — —i --> iS. Iahr-ang. - Dienstag, den 8. Oktober LSSL Die Orientlrisis. Lie Lage auf dem Balkan hat sich bis jetzt in keiner Weise geändert. Unvermindert besteht die große Ge fahr weiter, daß in einigen Tagen Schlachtengetöse den ganzen Balkan dnrchdröhnt. Die Bermittelungsvsr- suche der Großmächte kommen auch nicht bom Fleck, zu mal Frankreich und Rußland eine geradezu unver schämte Forderung an Oesterreich stellten. Der scan- zösische Botschafter Dumaine hat nämlich am Sonn abend nachmittag im Ministerium des Aeußern zu Wien die Vorschläge der französischen Regierung überreicht, die ein einträchtiges Zusammenwirken Oesterreich Un garns und Rußlands behufs Erhaltung des Friedens aus dem Balkan bezwecken. Ueber den Inhalt dieses Entwurfes verkantet, daß darin von Oesterreich- Ungarn die Erklärung verlangt wird, daß es am Balkan desinteressiert sei, wogegen Rußland auf seine wiederholt erhobene Forderung der Oesfnung der Dardanellen für seine Kriegsschiffe ver zichten soll. Das Wiener Kabinett betrachtet das An gebot Rußlands nicht als geeigneten Gegenstand für die von ihm verlangte Erklärung, umsomehr als man in Oesterreich-Ungarn überhaupt auf dem Standpunkt steht, Oesterreich-Ungarn sei dadurch, daß es mit drei Balkanstaaten gemeinsame Grenzen habe, in höchstem Maße an den Vorgängen am Balkan interessiert. In der Praxis würde die Erklärung des Desinteressements die Wirkung haben, daß Oesterreich-Ungarn weder ge gen eine Besetzung des Sandschaks durch Serbien ein schreiten noch angesichts der Vorgänge auf dem Balkan militärische Vorkehrungen treffen dürfte. JederDor- schlag dieser Art müßte also abgelehnt wer den. Die diplomatische Aktion hat deshalb nach einer Konstantinopeler Nachricht nur wenig Aussicht aus Er folg nnd ein Krieg kann nur durch ein Wunder vermie den werden Die Pforte ist fest entschlossen, von keiner Seite Ratschläge bezüglich der zu treffen den Reformen anzunehmen, solange die Balkanstan ten nicht abrüsten. In diplomatischen Kreisen erachtet man die Lage als hoffnungslos, doch wird man trotz dem einen neuen Versuch machen. In Wiener unterrichteten Kreisen sieht man nach dieser Zusammenhanglosigkeit unter den Mächten die Lage als trostlos an, die Hoffnung auf sine Lo kalisierung des Balkankrieges ist stark ge sunken. Oesterreich hat am Balkan vitale Interes sen und ist entschlossen, sie selbst auf die Gefahr eines europäischen Krieges hin zu wahren. Man ist über zeugt, daß Oesterreich den Einmarsch Serbiens in das Sandschak Novibazar mit der Besetzung Belgrads, und die Besetzung Skutaris durch Montenegro mit dem Er scheinen der österreichischen Flotte vor Antivari veant Worten werde Sollte Griechenland auf Saloniki Vor dringen, so würde auch die österreichische Flotte vor Saloniki erscheinen. Ueber kriegerische Ereignisse sind heute morgen nachfolgende Berichte eingelaufcn: Semlin, 6. Oktober. Extrablätter in Belgrad melden von neuen, gestern abend und nachts erfolgte» schweren Zusammenstößen an der Grenze des Sandschaks zwischen regulärem serbischen und türkischem Militär. Besonders auf türkischer Seite seien die Verluste groß. Mehr als 200 Tote und Verwundete hätten die Türken gehabt. Sie seien in einen Hinter halt geraten und im Hohlweg vom Berge herab von zwei Seiten vom serbischen Militär beschossen worden. Auch ein türkischer Hauptmann sei gefallen. Die Mein ung befestigt sich hier immer mehr, daß es auch ohne formell? Kriegserklärung plötzlich zum allgemeinen Aus bruch des Krieges kommen werde. Bei Jamboli hat ge stern früh abermals ein blutiges Geplänkel zwischen bul garischen und türkischen Vorposten stattgefunden. Ein zelheiten fehlen. Hier herrscht überall die größte Ge heimnistuerei. K o n st a nt i n o p e l, 6. Oktober. Die türkische Re gierung erhielt die Meldung von einem ernsten Zwi schenfalle an der montenegrinischen Grenze. Der V o r- fall soll, wie es heißt, gleichbedeutndsein mit der Eröffnung der Feindseligkeiten. Ein zelheiten sind bisher noch nicht bekannt geworden. Sebastopol, 6. Oktober. Zahlreiche türkische Torpedoboote kreuzen ohne Signallichter an der West küste des Schwarzen Meeres. Sie bereiten anschei nend einen Angriff auf den bulgarischen Hafen Var»a vor. Tagesgeschichte. Deutschland. — Reise des Kaisers nach Donaueschin gen. Der Deutsche Kaiser wird zu der im Monat November in Donaueschingen stattsindenden Hochzeit der Prinzessin Lotti Fürstenberg mit dem Erbprinzen zu Windischgrätz in Donaueschingen eintresfen. Neben dem Kaiser werden noch zahlreiche andere Fürstlichkeiten er wartet Die Trauung des jungen Paares erfolgt in der Stadlkirche zu Donau-jchingen. — Die „Nordd. Allg. Zt g." über die Maß nahmen zur Milderung der Fleischt eue- rung In ihrem Wochenrückblick schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." zu den auf die Milderung der Fleischteue rung abzielenden Maßnahmen: Die Maßnahmen der Städte werden stets nur Notstandsmaßnahmen sein dür fen. Für Zeiten normaler Fleischpreise fehlt es den Städten an genügendem Anlaß, sich an dem Handel mit Lebensmitteln selbst zu beteiligen. Schon oie Rück sicht auf das Gedeihen des einheimischen Fleischerge werbes wird sie davon zurückhalten, sich etwa gar die kommunale Fleischversorgung aller Bürger aus Grund dauernder Einrichtungen der Verwaltung ein für alle mal zur Aufgabe zu machen. Evangelischer Bund. In der geschlosse nen Mitgliederversammlung der 25. Generalversamm lung des Evangelischen Bundes, die Sonnabend in Saarbrücken tagte, wurde nach einem mit großem Bei fall aufgenommeuen Vortrag des Neichstagsabgeord- neten Tr. Ortmann, Torgau, zur gesetzlichen Regelung der Jesuitenfrage und zur Abwehr des Jesuitismus einstimmig eine Kundgebung angenommen, ourch wel che der Evangelische Bund im Namen seiner fast 500000 Mitglieder Widerspruch gegen oie beim Bundesrat und dem Reichstage eingebrachten Anträge auf Abänderung oder Aushebung des Reichsjesuitengesetzes erhebt. - Auslösung des w ü r t te m b e r g i sch e n Landtages. Der württembergische Landtag ist am Sonnabend vormittag in gemeinschaftlicher Sitzung beider Häuser durch königliches Dekret ausgelöst wordsn. Während des vom Präsidenten der Ersten Kammer aus gebrachten Hochs auf den König blieben die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion im Saale und er hoben sich gleichfalls von den Sitzen. Frankreich. Deutschc Offiziere in Frankreich. In Bestätigung einer schon vor einigen Tagen in Elsaß- Lothringen verbreiteten Nachricht, wonach den dentschen Offizieren der Aufenthalt in Frankreich nur unter ge wissen Bedingungen gestattet sein werde, wird offiziös gemeldet, daß in einigen Tagen ein Erlaß erscheinen werde, welcher eine Schutzzone festlcgen will, die die fremden Offiziere ohne vorherige Ermächtigung nicht betreten dürfen. Die Maßnahme soll übrigens allgemeiner Natur sein und auch auf die Offiziere der anderen Nachbarländer, wie Belgien, Luxemburg, die Schweiz nnd Italien angewcndet werden. Sie sei be reits aus diplomatischem Woge den beteiligten Regie rungen angekündigt. Es seien keinerlei Einwendun gen erhoben worden. Spanien. Der Streik ein Werk Frankreichs? Es war ausfällig erschienen, daß der große Ausstand der Eisenbahner mit der Spannung zwischen Frankreich und Spanien wegen Marokkos zusammenfiel und es ist der Argwohn ausgesprochen, daß die Herren Fran zosen dabei ihre Hände im Spiel haben konnten Dein Hirsch-Bureau wird jetzt ans Madrid berichtet, daß der Eisenbahnerstreik in Spanien bisher ohne jede Ans schreitung der daran beteiligten Beamten und Arbeiter, verlausen ist. Der Streik war eigentlich für einen späteren Termin in Aussicht genommen, ist aber durch die französischen Umtriebe schon jetzt zum Ausbruch gekommen. Es steht fest, daß Frankreich durch diesen Streik der spanischen Regierung Verlegenheiten be reiten nnd hierdurch einen Druck auf die Marokkovcr- handlungen ausüben wollte. Die spanische Regierung hat sickr bisher nicht bereit finden lassen, die großen Konzessionen, welche die Franzosen verlangen, zu er füllen Nunmehr versuchen es die Franzosen mit and? ren Mitteln. Die Madrid-Zaragoza-Alicante-Bahn, so wie die Norte Bahn sind Aktiengesellschaften, die in der Hauptsache mit französischem Geld gegründet worden sind Der Sitz derselben ist Paris. Die gerechten For derungen der Eisenbahner werden nicht erfüllt, um durch diesen Streik die spanischen Interesse» und den inneren Frieden Spaniens zu schädigen. Amtlich wol len die Gesellschaften den Arbeitern entgsgenkom men, aber die Leute sollen bis Mitte Oktober auf dis Gewährung ihrer Wünsche warten. Die Beamten und Arbeiter glauben jedoch, mit Recht annehmen zu ton nen, daß das nur ein Hinausschieben bedeutet und neh men an, daß, wenn ihre Forderungen am 15. Oktober er füllt werden können, dies auch jetzt schon angängig ist. «»erika. - Niederlagen der Rebellen in Nicara gua. Der Gesandte Nicaraguas in Washington erhiAl eine Depesche des nicaraguanischen Ministers Ins Aus wärtigen, wonach amerikanische Marinesoldaten oen von den Rebellen besetzten Ort Eoyotepe eingenom men haben. Vier amerikanische Marinesoldaten find getötet und sechs verwundet worden. Die Regierungs truppen eroberten Massaya, sie hatten 100 Tote nnd 200 Verwundete. Gleichzeitig nahmen die Regierungs truppen Tarrancas ein. Der Rebellenführer Zelendon und seine Anhänger wurden gefangen genommew Ze lendon ist seinen erlittenen Wunden erlege». Oertliche und sächsische Nachricht^ — Eibenstock, 7. Oktober. Wie schon am Sonn abend kurz gemeldet, passierte vorgestern ein aus 20 Last wagen u. 15 Personenwagen bestehender Armeelastzug unter dem Kommando des Herrn Hauptmanns Sommer unseren Ort Die Armee-Automobile kamen am Sonn abend von Oberwiesenthal und fuhren nach Zwickau weiter. — Die Prüfungsfahrten dauern bis 30. Oktober und werden von der Versuchsabteilung des Militäroerkehrswesens unter nommen. Die Prüfung verfolgt den Zweck, die von den Fa briken gebauten neuen Armeelastzüge auf die KriegSbrauch- barkeit zu prüfen. Die Fahrten werden größtenteils in ge- birgischem Gelände abgehalten, wie im Erzgebirge, Fichtelge birge, Fränkischen Jura, in der Hardt, Eifel, dem Rothaarge birge und Harz. Die Leistung für den Tag soll 24 Kilo meter betragen. Die der Prüfung zu unterziehenden Wagen sind wesentlich leichter als die bisherigen Di: Höchstgeschwindigkeit in der Ebene soll 16 Kilometer be tragen. An der Probefahrt nehmen 19 Armeelastzüge teil, dazu kommen noch die Personenkraftwagen für das Kommando und die Kolonnenoffiziere. Das mili tärisch? Begleitkommando wird etwa 5 Offiziere und 60 Mann stark sein. Die gesamte zurückzulegende Strecke beträgt 2054,6 Kilometer. Eibenstock, 7. Oktober. Der Verein zur För derung christlicher Liebeswerke von Eibenstock und Nm gebung hielt gestern hier sein Jahressest als Fest für äußere Mission ab. Nach vorangegangenem Nach Mittagsgottesdienste sand im Saale des Deutschen Hauses eine Nachversammlung statt, die sich eines gu ten Besuches erfreute. Zunächst gab Herr Pfarrer Star ke den Jahresbericht, woraus zu den Borstandswahlen geschritten wurde. Alsdann folgten einige Ansprachen, insbesondere ein interessanter Vortrag des Herrn Mis sionar Kannegießer aus Leipzig über die Missionsarbeit in Indien. Wir werden noch ausführlicher auf diesen Vortrag sowie auf einige interessante Zahlen usw zu rückkommeu. Carlsfeld, 7. Oktober. Am gestrigen Sonn tage sammelten sich in der, neben der Schule ge legenen Turnhalle über 100 Vorturner aus den ver schiedensten Gegenden des Erzgebirgsturngaues zu tur nerischer Arbeit. Mit einem kurzen „Warmmacher" lei tete Turnwart Herr Emmerich die Turnarbeit ein. Da rauf folgten 4 schwierige, wenn auch immerhin noch einfache Freiübnngen, an denen sich 95 Vorturner trotz des beschränkten Raumes beteiligten. Es folgte darauf ein Mannschasts-Steinwettstoßen, an dem 9 Mann schaften, zu je 5 Mann, teilnahmen. Aus dem Wett kampfe gingen als Sieger hervor: Allgemeiner Turn verein Aue mit 28,17 Metern, Turngemeinde Earlsfeld mit 25,49 Metern und Turnerschast Neustädtel mit 24,82 Metern Gesamtlänge. Als nächster konnte Turnverein „Frisch ans" Eibenstock mit 23,95 Metern Gesamtlänge belobt werden. Daraus folgte ein Turnen an den Ge räten, und dann noch ein Spiel. Um 2 Uhr begann nach kurzer Panse die G auv o rt u r n e r sitz u n g, die sich mit inneren Angelegenheiten befaßte. Erwähnt sei. daß neben eingegangenen Kartcngrüßen vo» Kreis und Gauvertretern, die Herren Gauschristwart Töpfer und Bezirkstu^nwarte Kolbe und Gottschald begrüßt wer-