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erscheint wöchentlich drei Mal und »war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). Abonnementspreis betrügt vierteljährlich I Mark 20 Pf. pr«nuw«r»n<Io. Anzeiger Inserate werden bi» spätestens Mittag» de» vorhergehenden Lage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit SS Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. O«g an für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 86. Dienstag, den 25. Juli 1882. 7. Jahra. Bekanntmachung. Der S Termin Einkommensteuer (Zuschlag) ist am IS. dieses Monats fällig gewesen und innerhalb der zur Zahlung nachgelassenen 3wöchigen Frist an unsere Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Gegen Säumige ist sofort nach Ablauf der Zahlungsfrist das Mahn- bez. Executionsverfahren einzuleiten. Zwönitz, am 20. Juli 1882. -Der Bürgermeister. Adam. Tagesbericht. — Wie das „L. T." schreibt, beabsichtigt die Generaldirektion der sächsischen Staatsbohnen dem Vernehmen nach auf mehreren Linien mit Secundärbctrieb, die nur geringen Personenverkehr haben, für letztere Dampf-Omnibusbetrieb einzuführen. In erster Linie ist für diesen Betrieb die Linie Wüstenbrand-Höhlteich-(Stollberg), auf welcher der Personenverkehr bisher nur in Verbindung mit Kohlen zügen stattfand, in Aussicht genommen. — Oelsnitz i. V. Am 17. d. Mts. ward von einem hiesigen Jäger auf Geilsdorfer Revier ein schon seit einigen Tagen sich in hiesiger Gegend befindlicher Steinadler geschossen. Derselbe hat eine Flügelspannweite von 1 Mtr. 24 Eun. «nd dürfte stdeechÄS durch Stürme in hiesige Gegend verschlagen worden sein. — Oschatz. Die Wittwe Poitz, welche sich am 18. ds. Mtö. gegen Abend auf dem Gottesacker begeben, um das Grab ihrer da- Hingeschiedenen Tochter zu besuchen, wurde daselbst von einem Schlag anfall betroffen und blieb auf der Stelle todt. — Auch ein Zeichen der Fruchtbarkeit dieses Jahres. Beim Weinbergsbesitzcr Haase in Weinböhla bei Meißen hat am ver gangenen Donnerstag eine Kuh drei Kälber geboren und zwar ein ganz rothes Ochsenkälbchen und zwei wir die Mutter weiß und roth gescheckte Kuhkälbchen: alle drei springen munter im Stalle umher. — Löbau. Daß Kaiser Wilhelm an seiner Tafel oberlausitzer Butter genießt, dürfte nicht Vielen bekannt sein. Der Lieferant der Butter für die kaiserliche Küche ist der Molkereibesitzer Thoma hier, dessen im benachbarten Kittlitz befindliche Käserei ein durch ihre Vor züglichen Molkereisabrikate in den weitesten Kreisen bekanntes Etab lissement ist. — Gera. Am Donnerstag früh 6 Uhr hat die Hinrichtung des von dem Schwurgerichtshofe für Ostthüringeu in Gera zum Tode verurtheilten Mörder seiner Frau und seines Kindes, des Maurers Hank uas Dirschcl in Oberschlesien, am Sitze des Schwurgerichtshoss und zwar im Hofe des LandgerichtSgebäudeS vor einer Anzahl ge ladener Zeugen durch den Scharfrichter Krauts von Berlin stattge funden. Nach einer amtlichen Bekanntmachung des ersten Staats anwalts beim gemeinschaftlichen Landgericht zu Gera über die vor stehend gemeldete Vollstreckung de« Todesurtheils hatte Hanke ein Gnadengesuch eingereicht. Dasselbe ist jedoch abschlägig beschieden worden, weil weder in der Strafthat selbst, noch in der Person des Thäters ein Grund aufzufinden mar, von dem Begnadigungsrecht Gebrauch zu machen. Hanke, welcher erklärt hatte, er fühle keine Reue über seine Verbrechen, hat in den letzten Tagen seines Lebens deutliche Zeichen einer tiefen und nachhaltigen Reue und Buße ge geben. Der ExecutionSakt einschließlich der Verlesung des Urthetls und des höchsten Dekrets hat den Zeitraum von 3>/z Min. erfordert. Hauke zeigte sich bei dem Akte ohne Standhaftigkeit und Fassung. Deutschland. Kaiser Wilhelm hat auch während seines dies jährigen Aufenthaltes in Gastein seine Lebensweise genau wie in den vorhergehenden Jahren geregelt. Täglich um 7 Uhr des Morgens nimmt der Kaiser sein Bad, nimmt hierauf den regelmäßigen Vor trag des Ober-Hof-Marschalls Grafen Pückler entgegen und prome- nirt dann ein wenig in den Eur-Anlagen. Um 11 Uhr empfängt der Kaiser den Cabinets-Ehef und andere Herren zum Vortrage und nimmt sodann das Dejeuner ein. Der Nachmittag nach dem Diner ist bei schönem Wetter Spazierfahrten in die reizende Umgebung Gasteins gewidmet.' Im Uebrigen ist der greise Monarch verhält- nißmäßig wohl und munter und erfreut die in Gastein weilenden Kurgäste durch sein rüstiges Aussehen. Für die ultramontanen Forderungen und Wünsche.scheint die Zeit der Rosen in der That vorüber zü sein. Die Jmmediat-Ein- gabe der Geistlichen, Kirchenvorstände ünd' Gemeindevertretungen aus den Decanalen Aächen, Köln, Düsseldorf, Bonn u. s. w. betreffs Nückberufung des Erzbischofs Melchers ist vom Kaiser und Könige dem Cultusminister v. Goßler zur Bescheidung überwiesen worden. Herr von Goßler hat nun den Unterzeichnern der Eingabe eröffnet, daß er nicht in der Lage sei, das Gesuch an allerhöchster Stelle zu befürworten. Die Thatsache, daß in der Bundesrathssitzung vom 5. ds. Mts. bei der Abstimmung über den Antrag Windthorst, betreffend die Aufhebung des Jnternirungs- und Expatriirungsgesetzes, Bayern für den Windthorst'schen Antrag gestimmt hat, ist geeignet, Befremden zu erregen, daß sich hierdurch der zweitgrößte deutsche Staat in einen gewissen Gegensatz zu der preußischen Kirchenpolitik stellt. Wie man hört, wird, wie bei der Abstimmung über das Tabakmonopol, diese Haltung Bayerns damit motioirt, daß die Reichsregierung ohnehin im Bundesrathe der Mehrheit sicher war und Bayern also weitere Rücksichtsnahme auf seine ultramontane Kammermehrheit im Sinne der letzteren stimmen konnte. Indessen scheint es die bayerische Negierung doch für gerathen gehalten haben, dem Fürsten Bismarck nähere Aufklärungen hierüber zu geben, wenigstens wird so die neu liche Reffe des bayerischen Bevollmächtigten, Grasen v. Lerchenfeld- Köfering, nach Varzin erklärt. Oesterreich-Ungarn. Trotzdem, daß die Czechen nun ihre eigene Universität in Prag erhalten haben, wirbelt diese Angelegen heit noch immer Staub auf. Die Verfügung de« Unterrichtsministers , Baron Conrad, daß bei den Staatsprüfungen der czechischen Candi- daten die deutsche Sprache zu berücksichtigen sei, hat bei den czechi schen Heißspornen natürlich heftigen Unwillen erregt. Jetzt wird dahin gearbeitet, daß diejenigen Mitglieder der Prüfungs-Commission, welche nicht dem Professoren - Collegium der czechischen Universität angehüren, Strike machen und das ihnen anvertraute Amt ablehnen, wenn nicht der Unterrichtsminister seine Verfügung zurücknümut. — Am Mittwoch stattete Kaiser Franz Josef dem deutschen Krouprm- zenpaare, das sich in diesen Tagen gelegentlich seiner Durchreifeirach Tyrol und der Schweiz in Wien aufhielt, einen halbstündigen Be such ab. Frankreich. Di« Verhandlungen der französischen DepMOen- kammer am Dienstag und Mittwoch über die Bewilligung der Re- gierungsforderung von 7,800,000 Francs zu Marinezwecken haken zu einem großen Erfolge des Ministerpräsidenten Freycinet geführt, der sich äußerlich dadurch charakterisirt, daß die Kammer mit 340 gegen 66 Stimmen die Forderung bewilligte. Die Auseinandersetz ungen FreycinetS über die egyptische Politik de» ^genwärtigen fran zösischen Cabinets wurden von der Kammer wic^ erholt mit lebhaftem Beifall ausgezeichnet. Unter diesen Umständen hielt es Gambetta für gerathen, gegen seinen Nachfolger in der Ministerpräsidentschaft recht zahm aufzutreten, wobei er sich aber die Gelegenheit nicht ent*