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Amts Wm'gtiche Amisgenchö unö den Siadirat zu Wilsdruff KoHreniami zu Tharandt Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 28614. I 77. Fähi g. Donnerstag den 4. Juli 1818 Nr. 183. KA KW Der amtliche Teil befindet sich auf der 4. Seite Oertliche Kämpfe an der Aisne und Marne Inserftonsprei« Pfft. für die s-gespal!ed- Korpuszeile oder deren Raum, Lokalpreis Pfg., Reklamen Pfg., alles rni! v"/« Tcuerungszufchlag. Zciiroub und iabellarischcr Satz mit Lv°/» Aufschlag. Bei Wiederholung und Iahr-sumMen enisprechcnder Rachlafi. Bekanntmachungen im amtlichen Teil fnur von BehördenI die Spaitzeiie so Pfg. bez. Pfg. Nachweisungs- und Offertengebühr 20 bez. ZV pfg. Telephonische Inferaten-Aufgabe schließt jedes Reklamationsrecht aus. > Anzeigenannahme bis ckl llhr vormittags. > Bcilagengebühr das Taufe-» S ML, für die Pvstauflage Zuschlag. / Für das Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Platzen wird keine Gewähr geleistet. / Strikte Plahvorschrist 25°/. Aufschlag ohne Rabatt. / Die Rnbattsühe und Nettopreise haben nur bei Bar zahlung binnen 30 Tagen Gültigkeit; längeres Ziel, gerichtliche Einziehung, ge meinsame Anzeigen vcrsch. Inserenten bedinaen die Berechnung des Brutw-^eiicn» Preises. / Sofern nichtschon früher ausdrücklich oder stillstbwcigend als Erfüllungsort Wilsdruff vereinbart ist, gilt es als vereinbart durch Annahme der Rechnung, fasts nicht der Empfänger inncrh. S Tagen, vom Rechnungstage an, Widerspruch erhebt. Wochenblatt für Wilsdruff und Llmgegend. Erscheint seit dem Jahrs 4844. Eine Großtat Mr Kurland. Merkwürdig: alles, was für die besetzten Gebiete des Ostens geschieht, trägt auch jetzt noch die Unterschrift von Hindenburg, ist auch jetzt noch vom Geiste Ludendorffs eingegeben, der die Verwaltung von Kurland und Litauen vom ersten Tage an auf eine gesunde und leistungsfähige Grundlage zu stellen verstanden hatte. So muß es auf den ersten Augenblick seltsam berühren, daß der Chef des Generalstabes des Feldheeres in diesen Tagen eine Ver fügung herausgegeben hat, die auf nichts geringeres ab- zrelt als auf Lösung der Bodenfräse für Kurland. Allein wie schließlich alles und jedes, was ans heutzutage be schäftigt, mit dem Kriege in Zusammenhang steht, so wohnt auch der Schaffung eines gesunden Bauernstandes an unserer Ostgrenze eine weitgehende militärische Bedeutung inne, ganz abgesehen davon, daß unsere Heeresleitung sich auch für die Zukunft des von ihr eroberten Gebietes bis zu einem gewissen Grade mit verantwortlich fühlt. Da her ist es gekommen, daß jetzt das große Werk der inneren Kolonisation in Kurland zunächst unter militärischer Jlagge segelt. Die Verfügung des Generalfeldmarichalls geht von Lem Gesichtspunkt aus, daß das deutsche Volk an einer Verbreiterung fernes Nahrungsspielraums ein weitgehendes eigenes Interesse habe und ebenso daran, daß in Kurland ein an Leib und Seele gesunder Menschenschlag heran wachse, der sich wohl fühlt in dem von der Zarenherrfchaft befreiten Lande und gern mit uns Hand in Hand arbeiten wird an den Wirtschaftsaufgaben der gemeinsamen Zukunst. Es gehört kaum Prophetengabe dazu, um einen starken Aufschwung für das schöne Gottesländchen vorauszusageu, wenn erst der deutsche Kultureinfluß sich unbehindert von den Fesseln des Krieges wird geltend machen können. Daß dieser Aufschwung aber nicht nur einer dünnen Oberschicht, den sogenannten baltischen Baronen zugute kommen darf, ist eine sittliche Forderung, mit deren Aufstellung Hindenburg und Luden dorff wieder einmal dem allgemeinen Rechtlichkeitsgefühl entsprochen haben. Deshalb wird bestimmt, daß jeder Be sitzer, der mehr als dreihundert Hektar sein eigen nennt, davon ein Drittel für die Schaffung von Bauernstellen zum Friedenspreise des Jahres 1914 zur Verfügung zu stellen hat. Das ist keine Vergewaltigung des Großgrund besitzes, etwa nach russischem oder ukrainischem Vorbild. Im Gegenteil, er selbst ist es gewesen, Ler schon im ersten Jahre der deutschen Okkupation mit einem freiwilligen Angebot dieses Inhalts hervorgetreten ist, einmal um seine Bauernfreundlichkeit unzweifelhaft zu bekunden, dann aber auch, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, daß er die mit dem Wechsel der politischen Herrschaft unfehlbar zu erwartenden Wertsteigerungen des Bodens und seiner Er zeugnisse ausschließlich auf die eigenen Mühlen zu leiten gedenke. Überdies konnte er mit berechtigtem Stolz darauf verweisen, daß er bereits vor dem Kriege aus eigenem Antriebe und trotz sehr starker Wider stände der russischen Verwaltung mit der An- fetzung deutscher Bauern dezr Anfang gemacht habe; nicht weniger als 20 000 solcher Kleinbesitzer hatten einig- tatkräftige Führer der Ritterschaft von der Wolga und aus Beßarabien im Lande angesiedelt. Hier brauchte nur an- geknüpst zu werden, wenn man Großes erreichen wollte/ Hine „Landgesellschaft Kurland" wird mit der Durch führung dieser groß angelegten Bodenreform betraut, ähn lich wie die König!. Ansiedlungskommission für Posen und Westpreußen den gleichen Aufgaben diesseits der Ostgrenze zu dienen bat. Ihr ist das Drittelland abzutreten, sie hat die Preisabwicklung zu erledigen, die neuen Stellen zu schaffen und mit geeigneten Kräften zu besetzen. Ihr wird aber auch — und das ist sehr wichtig, um ungeheuren Wertsteigerungen von vornherein den Weg zu verlegen — ein Vorkaufsrecht eingeräumt sowohl bei freiem wie bei Zwangsverkauf der Güter, die Bodenspekulation wird sich also anderwärts ein freies Feld für ihre Taugten suchen müssen. Das freie Kurland wird von ihr ebenso verschont bleiben, wie es in Kiautschou der Fall war, wo unsere Marineverwaltung gleichfalls von Anfang an auf Schaffung gesunder Besitzverhältnisse Bedacht genommen hatte. Mit um so größerem Vertrauen darf dann aber auch , deutsche Arbeit und deutsches Kapital für dieses große Kulturwerk bereitgestellt werden. Gemeinnützige Organi sationen, denen die erfahrensten Kräfte aus dem Reiche zur Verfügung stehen, sind bereits ins Leben gerufen, um nunmehr nach vielen Worten endlich zu Taten überzu gehen. Wir wissen, daß zahlreiche deutsche Kriegs beschädigte schon seit Jahr und Tag darauf warten, sich in Kurland niederlassen zu können, und von den Hundert tausenden von deutschen Bauern im südlichen Rußland werden es auch jetzt noch viele vorriehen, m ein Gebiet aozuwandern, das aller menschlichen nach oor einer Wiederkehr der schlimmen Erfahrungen dieser schweren Kriegszeit dauernd gesichert ist. Hier dielet sich ihnen noch zu verhältnismäßig billigen Bedingungen die Möglichkeit eines baldigen Wiederaufbaues ihrer wirt schaftlichen Existenz, während der Süden des ehe maligen Zarenreiches, gleichviel wie feme Neugestaltung sich schließlich im einzelnen entwickeln mag, doch immer einer recht ungewissen Zukunft entgegengeht. Schon jetzt treffen übrigens Rückwanderer in großen Massen von der östlichen Militärgrenze ein, für die ja auch am besten in ihrer alten Heimat wieder Raum geschaffen wird. So handelt es sich darum, Neuland in großem Stile zu bilden zum Segen für das Bauernoolk, das hier auf klimatisch sehr begünstigtem Grund und Boden Wurzel schlagen soll, zum Segen aber auch für den deutschen Nachbarstaat, dessen Heeres- und Landesbedürfnisse es erfordern, daß die landwirtschaftliche Erzeugung in den Gebieten der östlichen Militärverwaltung voll entwickelt werde Mit dieser Art von „Unterjochung" des Baltikums können wir uns vor der Welt schon, sehen lasten. Daß die Neuordnung der kurländischen Besttzverhalt' niste von der deutschen Militärverwaltung auSgeht ist in den Kriegsverhältnissen begründet. Möglich, daß sich dies« oder jene Kreise daran stoßen werden. Aber da die Absicht unleugbar gut ist und sie überdies im vollen Ernvernehmer mit der eingesessenen Bevölkerung zur Durchführung Ammen soll, wird man in diesem Falle hoffentlich nich wieder über Zwirnsfäden stolpern. Der Erfolg allein ff es auf den es hier ankommen kann; und dieser wird wenn alle Beteiligten so, wie die Größe der gestellte! Aufgabe es erheischt, Zusammenarbeiten, nicht ausbleioep DeuM-sinmscher Handelsvertrag. Vorläufig auf 6 Monate. Berlin, 2. Juli. Am 23. Juni ist ein Handelsvertrag zwischen des deutschen und der finnischen Regierung abgeschloffen worden. Er gilt zunächst für 6 Monate, doch ist anzunehmen, dass er nach seinem Ablauf ohne weitere Verhandlungen cr- ueuert wird. Die Waren, die Finnland uns liefem wird, werden in der Hauptsache Butter, Ole, Fette, Holz, Papier, Kupfer und Kupferkies sein. Dazu kommen kleine Mengen Kautschuk, die aus den Lieferungen der Enterst-: an Ruß land noch in Finnland lagern. Lebensmittel kommen außer Butter für die Einfuhr nach Deutschland nicht in Betracht, da in Finnland selbst einige Knappheit herrscht. Deutschland wird im Austausch hiergegen vor allem Maschinell, Eisenwaren, Steinsalz, Chemikalien und Kohlen liefern. Zum Teil sind diese Waren in der Weise kontingentiert, daß sie in gleichen Mengen von beiden Staaten aneinander abgegeben werden. Die Bezahlung erfolgt in der beider seitigen Landcsmünze, nicht, wie bei den Handelsverträgen mit anderen neutralen Staaten, in der Währung deS Empfangslandes. Selbstverständlich ist in den Vertrag eine Bestimmung ausgenommen worden, die Finnland verpflichtet, die von Deutschland eingeführten Waren nicht an die Kriegführenden weiter zu liefern. Behebung der Papiernot. Im allgemeinen soll der Austausch mit Finnland auf Grund des freien Handels durchgeführt werden, doch untersteht selbstverständlich die Einfuhr kontingentierte» Stoffe den deutschen Kriegsgesellschaften. Es ist zu hoffe«, daß die Papiereinfuhr aus Finnland reichlich genu- fein wird, um die Nöte, in denen sich Presse und Verlags wesen befinden, wenigstens zum Teil zu beheben. Di- Durchfuhrerlaubnis, die Finnland in dem Vertrag für Zellulose und fertiges Papier nach der Schweiz erhalten bat, soll nur dann in Kraft treten, wenn der deutsch» Bedarf völlig gedeckt ist oder wenn nicht „praktisch» Schwierigkeiten", wie z. B. Transportnöte und militärische Gesichtspunkte, eine Durchfuhr verbieten. Die Engländer an der Mnrmanknste.^ Im englischen Unterbause wurde Lie Regierung ge fragt, ob es richtig sei, daß England oder die Verbündeten der russischen Sowjetregierung maritime und militärische Unterstützung angeboten habe oder anbieten werde, um di« Häfen der Murmanküste Rußlands gegen Finnland und den deutschen Einfluß zu erhalten. — Lord Robert Cecil antwortete, falls die Sowjetregierung eine Aufforderung zu maritimem oder militärischem Beistände ergehen ließe, um russisches Gebiet gegen Deutschland zu verteidigen, so wird sie seine sympathische Erwägung finden, aber ich bin zurzeit nicht in der Lage, weitere Erklärungen abzugeben. Es handelt sich offenbar um eine bestellte Anfrage, deren parlamentarische Behandlung die Moskauer Re gierung zu Lem Entschluß bringen soll, sich mit Ler Entente erneut zu kriegerischen Maßnahmen zu vereinigen. In Moskau denkt man nicht daran, Ler Lockung zu folgen. Vor wichtige» Entscheidungen im Westen . Nach Genfer Berichten aus Paris sind die fremden Militärattaches an die Front abgereist. Auch Clemenceau, hat sich ins Hauptquartier begeben. Alle Anzeichen sprechest für den Wiederbeginn der Kämpfe im Westen und wichtig« Entscheidungen. In Übereinstimmung damit berichtest englische Zeitungen, eine neue deutsche Offensive steh« unmittelbar bevor. DerSachverständige der Daily Chromel« behauptet, daß die Deutschen den neuen Vorstoß mit mindestens 50 Divisionen unternehmen werden, die si« bereits längere Zeit für diesen Zweck bereit halten. Schwindend« Hoffnungen. In der französischen Presse wird erklärt, man könm mn einem Eingreifen Japans in Sibirien, Ler die Wes« front entlasten könnte, kaum noch rechnen. Und wie eist Echo dieser sinkenden Hoffnung kommt aus Amerika di« Nachricht, daß Generalstaatsanwalt James Beck in eine, Ansprache sagte: „Wenn Amerika auch nur den geringster, Bruchteil seiner Versprechungen gehalten hätte, so wär« Hindenburgs mächtiger Vormarsch wahrscheinlich zusammen gebrochen. Wir hatten unseren Verbandsgenossen wenigstens 20 000 Flugzeuge versprochen. Bis jetzt haben wir «bei bedauernswerterweise noch nicht einmal zehn nach Europa schicken können. Der gute Wille Amerikas iss unbestreitbar, aber über allen unseren politischen uni kriegerischen Leistungen steht das Verdammungsurteil) „Zu spät!" «Ä .MUdruffer Tag°bI°N- erschein, m" Festtage, abends s Uhr für den faxenden Tag./ Bezugsp I o . son der Druckerei wöchentlich ro Pfg., m°naft>ch M Ag-, me^ WUWWMOM trg-ndwelch-r Störungen der Betriebe der Leitungen, der Lie erai.m euer °er 8L SS r .Snonyme Zuschriften bleiben unberücksichtigt. / Berliner Vertretung. Berlin SW. 4«. sm- »i« Königliche Amtshaupimannschast Meißen, für »as --M. -n « sowie für das Königliche q- Ein englisches Hospitalschiff vernichtet. Einer amtlichen Meldung der Londoner Admiralität zufolge ist das Hospitalschiff „Landovery Castle", 11 423 Tonnen, am 27. Juni abends torpediert und ver senkt worden. 294 Mann der Besatzung werden ver mißt. Wie alle ähnlichen Behauptungen der englischen Admiralität, dürfte es auch in diesem Falle nicht den Tat sachen entsprechen, daß ein deutsches U-Boot an dem Schicksal des Schiffes schuld ist. Wie aus späteren Nach richten hervorgeht, hat niemand an Bord des Dampfers ein U-Boot oder einen Torpedo bemerkt. Jedenfalls wird die Ursache des Verlustes auf eine englische Mine zurück zuführen sein. Holland in Not. Friedensabsage in England. Haag, 2. Juli. DaS Ministerium hat erklärt, daß es nicht daran denke, irgendwelche Friedensschritte zu unternehmen, und begründet diese Mitteilung damit, daß ihm erst vor kurzem von London aus bedeutet wurde, daß England in jedem Friedensschritt eine unfreundliche Handlung erblicken müsse. Holland steht im Zeichen der Wahlen zur Zweiten Kammer; die jetzige holländische Regierung aber mtter Cort van der Linden sieht sich vor großen, von England verursachten Schwierigkeiten. Nach den Wahlen rechnet man mit dem Rücktritt des Kabinetts und der Bildung eines Ministeriums unter dem Führer der revolutions feindlichen Partei, Heemskerk. Inzwischen ist bereits der holländische Marineminister Konteradmiral Rambonnet auS dem Ministerium van der Lindens ausgeschieden, weil er mit der Haltung der holländischen Regierung England aeaenüber nicht einverstanden war. ' Das verschlossene freie Meer. Am 29. Juni hat — was zum Rücktritt des hollän dischen Marineministers führte — England der hollän-, bischen Regierung nach monatelangen Verhandlungen er klärt, es könne der Absendung eines holländischen Geleit»' zuges nach Niederländisch-Jndien nicht zustimmen. Balfours verständigte den holländischen Gesandten in London, daß er in der Begleitung der niederländischen Dampfer durch- Kriegsschiffe ein ungerechtfertigtes Mißtrauen gegenüber der Entente erblicken müsse. Holland hat nämlich die Be gleitung angeordnet, weil es die Wegnahme seiner Schiffe durch die Entente befürchtet. Vor allem sollte dieser Geleitzug holländische Beamte und staatliche Güter, ferner Farbstoffe nach Holländisch-Jndien bringen. Die Farb stoffe — deutschen Ursprungs — waren bereits eingeladen. Sie sind jetzt wieder ausgeladen worden und die Ab sendung des Geleitzuges unterbleibt. Zwischen Holla^b und England ist ferner wegen der den Deutschen naa? Mem Durchfuhrrecht zustehenden deutschen Kies- und Sandbeförderung auf der Limburgischen Bahn ein neuer Streit ausgebrochen. Die britische Regierung fordert das