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Auer Tageblatt Anzeiger Mr -as Erzgebirge VMW — b >att ftu.rrzgeblrg« Enthalten--ie amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts -tue. pogsch,ck.«onto: stmr Leipzig Nr.res» — ' bonnabenä» äen 19. Februar 1927 22. Jahrgang Der W der AereMWg über die Reichsmedr Spionage In -er Tschechoslowakei k Prag, 17. yebr. Einer Meldung der „Narodnt Lisch" zufolge wurde am vergangenen Sonntag in der Umgebung der Fabrik für ExplostonSstoffe in Semtesch (Bbhmen) ein Mann beim Photographieren verschiede, ner Fabrikgebäude betroffen. Bet feiner Vernehmung gab er an, Kurt «patschet zu heißen und au» Deutsch. Oberschlesien zu stammen. Bet der Leibesvisitation fol» len in den Rock etngenähte photographische Aufnahmen der Fabrik gefunden worden fein. Lier Verhaftete wurde am Montag abend in da» Bezirksgericht Ehrudtn ein geliefert. . darüber klar sein, daß die sogenannten Wchrverbände 1930 keinen Mann mehr hätten, der den Krieg mitgemacht hätte und noch fähig wäre, einen Krieg mitzumachen. Der testende Gedanke in den Wehrverbänden, den nationalen Ge danken zu fördern, sei gut. Im übrigen schasse die Soldatcnspielerel in den Wchrver- banden keinen sür den Krieg brauchbaren Soldaten. Er habe in Ostpreußen feststellen können, daß zur Ausbildung eines kriegsbrauchbaren Infanteristen mindestens dreiviertel Jahr, eines Artilleristen, Kavalleristen usw. mindestens ein Jahr nötig wären. Dann könne man erst von einem leidlich ausgebildeten Soldaten reden, aber nicht von einem Führer, der den Krieg versteht und wirklich führen kann. In der Armee habe sich ungeheuer viel geändert. Die Aufgaben der Regimentskommandeure Hütten sich so stark vermehrt, daß der einfache Frontsoldat nicht mehr ge nügen könnte. Der heutige Regimentskommandeur habe fast die Aufgaben eines Divisionskommandeurs, er müsse nicht nur über seine eigene Waffe, sondern auch über die Neben waffen und deren Taktik Bescheid wissen. Es liegt auf dem Regimentskommandeur eine besonders hohe Verantwortung, die er nur tragen könne, wenn er über einen entsprechenden Stab von Mitarbeitern verfüge. Auch die Stellung des Bataillonskommandeurs ist ver antwortungsvoller geworden. Der Batnillonskommanbeur ü beute mehr oder weniger Regimentskommandeur. Er begrüße deshalb den gemachten Vorschlag, die Bataillone zu- sammenzulcgen. Sparsamkeitsgründe und Ausbildungsinter essen sprechen gleichzeitig für die Verwirklichung dieses Vor> schlages. Er müsse darauf Hinweisen, daß mit der Verwirklichung I dieser Maßnahme zuerst gewisse Geldforderungen verbunden seien. Daneben sei nur zu verständlich, daß manche Orte die Fortvcrlegnng ihrer Garnison schwer empfinden würden. Zur Pferde fr age habe er auszuführen, daß Deutsch land die Organisation der Wehrmacht durch den Versailler Vertrag vargeschrieben sei. Darunter befänden sich drei Ka- vnllcriedivlsioncn. Hätten wir Freiheit gehabt, so hätten wir diese Organisation sicherlich nicht gewählt. Wir seien ver pflichtet, ans dem, was uns genehmigt worden sei, das Beste herauszuholcn. Das Heer sei klein genug. Es würde uns wohl gestattet werden, die drei Kavalleriedivisionen auszu- lösen, etwas anderes würden wir aber dafür keinesfalls be kommen. Deshalb sei dieser Weg unbeschreitbar. Die Kaval leristen müßten genügend und vielfach ausgebildet werden. Beispiele ans dem südwestafrikanischen Feldzug hätten schla gend bewiesen, daß die Kavallerie zu Höchstleistungen nur dann befähigt wäre, wenn sie durch eine intensive Ausbildung mit dem Pferde verwachsend gemacht würde. Die Pferde hätten wir nötig, wenn wir die Reichswehr nicht verkleinern wollten. Der Chef der Heeresleitung sagte größte Sparsam keit zu und erklärte weiter, daß die Hochspannung, mit der im Heere gearbeitet würde, gemildert werden müßte. Er habe deswegen auch schon ein anderes Ausbildungssystem an geordnet. Die Unterkunft sei sein Schmerzenskind. Er begrüße daher den vom Ausschuß angeregten Gedanken, daß die Aus schußmitglieder sich selbst von dem Stande der Unterkunft überzeugen möchten, denn die Unterkunft sei zum Teil tröst- los. Versorgungsanwärter seien nach in großer Zahl vor handen, die noch nicht hätten untergebracht werden können. Es sei leider festzustellen, daß noch vielfach Abneigung vorhanden sei, Reichswehrangehörige nach vollendeter Dienstzeit anznstellen. Reich, Land und Gemeinden müßten hier zusam menarbeiten, um eine Besserung herbeizuführen. Er beklage die Höhe der Selbstmo rd e. Die Reichs wehr sei ein Teil des Volkes und leide mit diesem zusammen unter der Häufigkeit der Selbstmorde. General Heye schloß mit dem Hinweis, daß er die Schwere seiner Verantwortung fühle, und zwar nicht nur seinen Vor- gesellten gegenüber, dem Netchswehrmlntster und Reichspräsi denten, sondern er fühle auch eine innere Verantwortung, und er würde sein Amt zur Verfügung stellen, wenn es ibm nicht gelänge, sein Programm durchzufilbren, die Reichs wehr in Selbstzucht, Gehorsam und Kameradschaftiichkeit zu er, halten. die Haushaltausschuß des Reichstages sch?e gestern d e Beratung des Haushalts des Reichswehr^ »una bl?**' Reichstagspräsident Löbe wohnte der Sit- Der Chef der Heeresleitung, General der Inkan- der Reichswehr" L es sich ihm und seinen Mitarbeitern darstellt. Er lege be sonderen Wert darauf, die Reichswehr dem Volk und dem ^atcrlande nahe zu bringen und das Mißtrauen, das offensichtlich im Volke herrscht, zu beseitigen. Er kämpfe bestimmt nicht um eine gute Presse, er wolle d'a ^"^Ausführungen darlegen, wie die Reichswehr d.e Angriffe gegen sie auffaßt, und in welcher Atmo sphäre die Reichswehr arbeiten müsse. Unsere kleine Reichswehr sei ein Volksheer. Wenn cs einmal zum Kriege kommt, so möchte er wie 1914 wünschen, daß das ganze Volk Schulter an Schulter in den Krieg zieht. den Krieg führen gerne zur abfälligen Kritrk. Die Reichswehr wird als Kriegshetzer, die Ge nerale werden als Massenmörder bezeichnet. Es sei klar, daß häufig die Außenpolitik mit den Arbeiten und Zielen der Wehrmacht in einem natürlichen Gegensatz stünde. Tie Außenpolitik habe für einen dauernden Frieden zu sorgen, die Wehrmacht sich mit allen Kräf ten auf den Krieg oorzuberetten. Er könne den Standpunkt verstehen, daß eine Ar mee nicht nötig sei. Sie sei aber da, so müsse die Ar- mce zum Kriege Im vollsten Sinne erzogen werden. Den Vergleich mit der Feuerwehr, die zum Kampf gegen das Feuer erzogen werde und doch kein Freund vom Feuer sei, könne er nicht anerkennen. Freund des Krieges sei auch die Reichswehr nicht. Jeder, der den Krieg mitgemacht habe, wisse, welche Schrecken mit dem Krieg für das Vaterland verbunden seien. Vor allem wissen es die, die im Kriege, wie er selbst, Söhne haben hergeben müssen. Bei allem müsse man berücksichtigen, daß die Reichswehr in der schwersten Entwicklung stehe. Selbst zu Zeiten Cromwells und Napoleons habe kein Heer eine solche Umwälzung durchgemacht. Wir alle ringen noch heute, in den wichtigsten Fragen zu einer richtigen Anschauung zu kommen. Daß aber jetzt die Reichswehr aus festen Säulen steht trotz des Chaos von 1920, da für danken wir dem Minister Dr. Geßler und dem ersten Chef der Heeresleitung, Generaloberst v. Seeckt. Im Grunde sei die Reichswehr eine gute Truppe. Er begrüße den Vorschlag des Abgeordneten Ersing vom Lentrum, zu uns zu kommen und die Truppe bet ihren Uebungen und in ihrem Kasernenleben kennen- zulerncn. Das sei nicht nur sein Wunsch, sondern auch der der verschiedensten Regimenter, die er über diese Frage gehört habe. In England werden in Aldershot dem Parlament Hecresllbungen vorgeführt. Hier in der Nähe sei der Töberttzer Uebungsplatz, auf dem die Abgeordneten ohne viele Mühe und Zeitverlust Trup penübungen beiwohnen konnten, damit sie sich überzeu gen, was die Reichswehr in Wirklichkeit leistet. Die lkrsatzsrage habe sich zu dem jetzigen System ans der Praxis der Trnp- peerfahrnngen entwickelt. Das beste Verhältnis, sei immer, wenn der Kvmpagniechef mit den Anverwandten des Sol daten Fühlung habe. Die Reichswehr sei eine große Fsunilw. ES werde gesagt, daß die Reichswehr nicht repnbMnmsch sei. Er Nüsse, daß es Offiziere gebe, die die Monarchie für die bessere SlantSsvrm hielten. Aber gerade die Offiziere, die offen ihre Ueberzengnng zum Ausdruck bringen, dienten treu und bewußt der deutschen Republik, und darauf kommt es doch schließlich an. Sie tun ihren Dienst mit ganzer Seele, nicht nur um der Versorgung willen. Er stelle selbstverständlich keine GewlssenSsrage. Dazu fühle er sich nicht verpflichtet. Mit solchen Gewissens- fragen würden umhergehende Schnüffeleien verbunden sein. E?"eAnner<. an Persönlichkeiten der ""en Armee, wi Daimling, Schönaich usw., die in der alten Armee es "uch z> etwas gebracht hätten. Er nebme nicht an. daß d cse Män ner ihre Gesinnung erst nach dem Kriege ,gewechselt hättcn. Er verweise auch auf die französischen Verhältnisse nach dem Kriege 1870/71, wo die Royalisten eine besondere Rolle ge- spiel? hätten. Ganze Regimenter seien , °^ ^'E"vollste sammengesetzt gewesen. Auch sie hätten im Kriege v E^'Nen KL komme e» auf den Führer an. Er sM die, in vollem Bewußtsein in Erinnerung an seine Haltung R wW'mmer von Verbindung »wischen Reichswehr und Wehrverbänden gesprochen. Hier ü ° eS, d°S M ß Vie aeiM-pollihcden lsanäelrverttag;- verdaittlliingen u MRurmilungLttage. Berlin, 17. Febr. Nach einer von dem polni schen Außenministerium veröffentlichten Erklärung lehnt die polnische Regierung sofortige Verhandlungen mit Deutschland über Pie Niederlassungs- und Auswei sungsfrage ab, erklärt sich aber zur Wiederaufnahme, der Handelsvertragsverhandlungen bereit. Eine beson dere vertragliche Bindung in der Ausweisungsfrage lehnt die polnische Regierung mit der Begründung ab, daß die Rechtstellung der Fremden durch eine liberale innere Gesetzgebung geregelt sei. Hierzu erfährt WTB- von maßgebender deutscher Seite: Angesichts der Handhabung des Fremdenrechter durch Polen ist es auf deutscher Sette von Anfang an für unbedingt erforderlich gehalten worden, die Aus weisungsfrage im Rahmen der NtederlassungSbesttm- mungen des Handelsvertrages zu regeln. Erst infolge des Widerstandes der polnischen Delegation gegen eine Behandlung der Ausweisungsfrage ist von deutscher Seite versucht worden, diesen Punkt durch besondere Verhandlungen auf diplomatischem Wege in Warschau zu regeln. Es wird nunmehr durch wettere deutsche Schritte tu Warschau Klarheit darüber zu schaffen setn, ob auf irgendeinem Wege eine befriedigende Regelung der Auswetsungspraxis zu erzielen ist und damit die gegenwärtigen Schwierigkeiten für die Fortsetzung der deutsch-polnischen Vertragsverhandlungen beseitigt wev- den können. Sollte Polen jede Regelung aus diesem Gebiete ablehnen, so wäre dies der deutlichste Beweis dafür, daß es seine willkürliche AusweisungSpraxt» sortsetzen will. vke Nichtlinken -er Negkerungspolitlk. Ueber die Entstehung der sogenannten Richtlinien der künftigen RegterungSpoltttk teilt die „Germania" u. a. mit: Der Vorstand der ZentrumSfraktton de» Deutschen Reichstages hat im Anschluß an einen Ent wurf des Abgeordneten von Guerard in seiner Sitzung vom 21. Januar 1927 Leitsätze für die Verhandlungen des Reichskanzlers über die Regierungsbildung aufge stellt. Diese Leitsätze wurden am Sonntag, den 23. Januar, in der Reichskanzlei durchgearbettet. An dieser Besvrechung nahmen teil die Herren Dr. Marx, Dr, Brauns, von Guerard, Tr. Stegerwald, Dr. Wirth und Joos. An Hand dieser Grundlage hat der Reichskanz ler Dr. Marx mit den Beauftragten der deutschnatio nalen Fraktion verhandelt. Am 25. .Januar wurden die nunmehr Richtlinien genannten Grundlagen der künftigen Regierungsbildung erneut festgestellt. Eine irgend wesentliche Aenderung der Richtlinien erfolgte nicht. Sie bildeten dann die Grundlage weiterer Ver handlungen mit den Regierungsparteien. Am 26. Ja nuar wurden sie in einer Besprechung der Regierungs parteien endgültig festgestellt. ES wurden einige Zu sätze zu den Richtlinien selbst protokollarisch festgelegt. Diese Richtlinien haben ihre Ausprägung in der Erklä rung der Reichöregierung gefunden und sind die bin dende Grundlage der Politik der derzeitigen ReichSrc- gierung sowohl in außenpolitischer wie in innenpoliti scher Beziehung. i i ver Kampf um Sas strbeitszeltnotgefetz. Die interfraktionelle Besprechung über da» neue Arbeitszeitnotgeseh drehte sich, den Blättern zufolge, in der Hauptsache um die Frage, ob oder in welcher Form der 8 11 Abk. 3 der Arbettszettnotverordnung von 1923, der die freiwillige Mehrarbeit über den Sichtstundentag hinaus grundsätzlich gestattet, aufrechter, halten bleiben soll. Ter den gestrigen Verhandlungen zugrunde liegende neue RegterungSentwurf soll diesen Paragraphen fallen lassen, er soll jedoch einige Abstu fungen vorsehen, die sich auf die verschiedenartige Be handlung von Klein-, Mittel« und Großbetrieben de- ziehen. Eine besondere Stellung nehmen dabei die Druckereibetrtebe, insbesondere der Zettungsdruck, rin. Die interfraktionelle Besprechung führte zur Einsetzung einer kleinen Kommission, die heute die Formulierung der Fragen der freiwilligen Ueberarbett vornehmen soll. Ter „Lokalanzeiger" glaubt, daß der voraussichtliche Weg der Einigung in der Richtung einer unterschied lichen Behandlung der kleinen, mittleren und großer» Betriebe liegen. Ein preußischer -efetzentwurf zur ^uftvertun- össentlicher Versicherungen. Berlin, 17. yebr. Da» preußische StaatSmtni- stertum hat dem Landtag «inen Gesetzentwurf über dk Aufwertung von Versicherungsansprüchen gegen Yfkenk ltche L«u»rverstcherungtanü»üeu etngevetcht. Lm