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Mornag, t». Vktoder 1VLL Ilitil --llllll »tiiiti ttnontn. Nr.SSS. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge >),raniwo,rltch»r R«dakt»ui: kritz Urnkolck. ,»r . >e Inserat« ve,amw»r»l'<d Nr«»,. B«td« t» Au» i. L,zg»b. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Sprechjdmd» der Redaktion mit Aoinahm« de» SomUas« «mchmtttag» von 4—« Uhr. — Telegramm.Adrrffe! Tageblatt AllrerZs-o.cg^ fernst, rech er »s. Für unverlangt »tngesandt» Manussrtzft» kam» Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag Sa«, vn>«- u.veeI,-»^«««N«d»It m. b. ks. in Nu« i. Lrzgeb. Bezug,prei,: Durch unser« Boten frei in, Sau» monatlich Lo 0fg. Lei derSeschäfwstelleabgeboltmonatlich40pfg. und wöchentlich »o ptg.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.eo Mk., monatlich »o pfg.— Durch den Briefträger frei in» ^au» vierteljährlich <.-2 llrk» monatlich «4 pfg. — Linz ein« Summer <0 Psg. — Deutsch« Postz«itungrkatalog. — Erscheint täglich in den Mittagrstunden, mu Bu»nahm» »an Same- und Feiertage«. Znsertionrprei,: Vie fiebengeivaltene Korpuszeile oder deren Raum sür Inserate au, Rue und den «Ortschaften de> Lmtrhauptmannschast Schwarzenberg ,0 Pfg., sonst t» pfa. Reklamevetitzeil« r» Pfg. Bei «räßeren Abschlüssen ent- streckend er Rabatt. Annahme von Anzeigen br» spätesten, 9'/» Uhr vormittag». Für Aufnahme von aräßeren Anzeigen an bestimmten Stellen k in nur dann gebürgt werden, wenn st« am Tage vorher bei un, ringehen. Vits« Ni»tk »käßi b keilt, ik,k»»i s« rL»»SM»>ss-MM«s-schWA« Das Wichtigfts vom Lage. Die gesamt« türkisch« Prrssrrrklärtsich einmütig gegen je "en Be>mtlilung»vorichiaa zv ck« Erledigung de» ttaitrnlsch-lurkischrnKon- fliktr». ch Botschaft«« Tambon hatte gestern mittag rine Unterredung mit Herrn von Kiderlen-WLchter. Der französische Botschafter weilte etwa eine Stunde im Auawärtigen Lmt. Petit Parisien dementiert energisch die Meldung belgisch« Blütter, wonach von einrr Pachtung eine» Teile« de« belgischen Kongo» durch Frankreich die Rede gewesen ist. Spanien bereit« eine mit Kr i e g «s cht f fen k 0 m b t n t e r te. unter Leitung des Krteg-mmtster- stehende großeAktion gegen di« feindlichen Stamme im Rif vor. Dem Gauloi« zufolge wird da« Gemälde Moua Lisa in den nächsten Tagen nach dem Louvel zurück- kehren. Die Polizei hat eine sicher« Spur gefun den, die eine baldige Auffindung der Mona Lisa in sichere Aussicht stellt. Englische Minen. >0? Während «ine» Krieg«» ist von größter Bedeutung di« Haltung der Großmächte. Bon deren mehr oder minder freund lichen Neutalität hängt nicht selten der Gang der Ereignisse ab. Auch im gegenwärtigen Kampfe -wischen Italien und der Türkei dürfte die Haltung der Großmächte «in» bedeutsam« Roll« spie len. Man weiß ja, daß diese eifrigst daLet fink, eine schnell« Be endigung des Kriege» herbeizuführen. Im besonderen ist e» Deutschland), da, sich hierbei in» Zeug legt und durch sein« Beziehungen zu Rom wie zu Konstantinopel für «in« Vermitte- lung am aller geeignetsten erscheint, De» Sultan selbst hat stch an den deutschen Kais«, gmvandt und Wilhelm N. hat zugSlcgt, daß er im gegebenen Zeitpunkte gern sein« Hand dazu Maunesmut Ein« katarrhalisch« Geschichte von Ernst Stoll. I VoGdNw -er»«««». Zwischen dem Pavillon und dem See war nur «in schmaler Steg, der noch eingeengt wurde durch eine steinern« Bank unter dem Fenster de» Parkhäuschen». Valeska Erler» Lieblings, platz . . . Auch heute saß st« hier — obwohl der Ost empfindlich rauh über den See strich und da, unruhig plätschernde Uferwasser beinahe ihre Füße netzte, die tief in welkem Laub vergraben waren. Welle» Laub überall ... bi» wett über den See lag e» wie «ine gelbbraun« zerschlissene Deck«; di» Lank «ar damit überstreut — und im Haar d« jungen Mädchen» hastet«» tote Blätter. Laleeka Trier ließ da» Lsttch finken. Ihr Blick wandert« in di« Fern«, wo di« Sonne wie in graue Thiffo»- schleter gehüllt über dem See stand —- und schwärmerisch sprach st« nach, was st« soeben gelesen: Denn durch d«u kahlen, saugoerlassenen Strauch Weht nun de» Herbstwind'» «infam kühl«, Hauch — Mein Glück ist mit dem Laub» --gefallen — «ch n«, —, ließ sich ein« Männerstimme im tt«f«n Brustton de» Bedau«rn» vernehmen. Da» jung» Mädchen fuhr aus und späht, umher. Erst «in neckische» Euckguck — macht« st« empor- schauen. U«L«r d«m flachen Dach de» Pavillon» «n gebräunt« Eestcht, au» dem -w«i durchtrieben«, hell« Lugen lachten. Her« von Tesch — Zu dienen. Für den Bruchteil et« er Sekund, noch schaut, val«»ka mit verdutzt off«»»« Mündchen -u dem Lauscher empor. Dann zuckt« st, di, «chsckln und fchta sich mit «tnem Luck, der erheblichen Unmut -um tzluddruck tracht». Schließlich aber behauptet« di« Komik der Situation doch ihr Labt, wa» Ä« NAM Mr wollen di« Saatkartoffeln sür den Winter hier unterbringen und di« dürfen nicht naß w«rv«n. Valeska Erler äußert« sich darauf nicht. Einmal, weil sie kein« Wort« fand sür diesen unerhörten Menschen, dessen dritte» Wort eine Fopperei war; und zum anderen, weil sie niesen mußte — mehrmals, in jen«r raschen sich überstürzenden Folge mit der ein solider Herbstschnupfen etnzusetzen pflegt Pröster- chen, äußerte Marzell von Tesch freundlich, ich habe mir schon gedacht, daß Eie sich erkälten werden. Im November schützt auch die wärmst« PoSste nicht vor einer roten Nase, wenn man ohne Tuch und Mantel Natur kneipt. Außerdem haben St« kein Schnupftuch, wi« ich sehe ... nee, nee, Sie brauchen gar nicht zu suchen. In den modernen Damenröcken ist für so was kein Platz — und statt de» Handtäschchen» haben Sie den Gedicht- band mitgenommen — Mit der Gewandtheit einer Katze ließ er sich an der Dachrinne herab und überreichte ihr ein blühten- weiße», sauber zusammengefaltet« Taschentuch, Valeska mußte e« wohl oder Übel annehmen — denn ihr Näschen war im Be griff, peinlich« Verlegenheiten zu bereiten. Da sie sich de» Tuche» bedient«, wandt« sie sich zum Gehen. Marell Tesch schloß sich ihr wie selbstverständlich an: Ich denk«, Sie müssen noch . . . haatschi — PrösterchenI — Müssen noch dichten, vollendet« st«, indem st» di, tränenden Lugen «ilW*. Gr schüttelt« den Kopf und zog den «eißblonden, an den Enden in zwei Ringeln auf gesetzten Schnurrbart durch di« Finger. Ersten» mal muß ich nicht — denn da, ist im Grund« kein« vrLett für «tn«n Wirt, schaftmwlontär mit dreißig Mark Monat»v«rgütung und Famt- ltenanschluß. Und dann eilt'» auch nicht, viel mehr Inter- «ffi«r«n mich momentan die Vers«, die Sie vorhin,so schön dekla miert haben. Ich muß allerding» ««stehen, daß ich mir unt«r einem abgefallenen Glück — PrSsterchanl nicht recht roa» den ken kann -- weil Sie ein poesieloser Mensch find! stich da, jung, Mädchen heiser hervor. — sag«, Sie da, nicht, Fräulein v-leeka. Ich kann so-a, seh« poetisch sein, wenn man mich reizt. Ns daß da. Glück abfällt — wie eine wurmstichig« Bergamotte »der eist schlecht an-enä-tn Knopf — da» will mir nicht »in- lmchten. - «Lil«« ha - baaa - G«ht', nicht? «lei. bm, St« «tim« Mommtt steh«». Fminket« valmcka, ick werd« ein bteieu werd«, um ein» Einigung -wischen den kriegsführenden Parteien zu stairde zu bringen. Tagtäglich beinah« Lonferleri der deutsche Botschafter in Konstantinopel, Froihsvr von Marschall, mit dem Grotzwefir, und er ist -weisello» dabei, die türkische« Machthaber Mr ein« Bast» -u gewinnen, auf de» sich unter Umständen Friedens-Verhandlungen aufbauen lassen. Be dauerlich ist «» aber, daß bei diesem friedlichen Werke wieder ein. mal hinter den Kulissen Intrigen gesponnen werden, und man , braucht nicht lange zu raten, wer wieder einmal der Drahtzieher im Hintergrunde ist, nämlich Albion, da, nicht mit Unrecht da» Treulose genannt wird. Während Deutschland stet» kor- rekt vorgeht und mit den gegebenen Tatsachen rechnet, verspricht England wett mehr, al« e» halten kann, lediglich in der Absicht, Mr -sich selber Stimmung zu machen. Dis Vorschläge England- Mr «in« Frtedensbasis sehen äußerlich Mr die Türkei günstiger au» al» di« Deutschland», und der Erfolg d«» englischen Schachzuge» bleibt nicht au». Es läßt sich nicht leugnen, daß in der Tütckei di« Stimmung zu Gunsten England» umgeschlagen ist und daß die Sympathien für Deutschland ,sich ganz beträchtlich vermindert haben. Die große Menge, di« von den SchwieriiMten auf diplo matischem Gebiete kein« Ahnung hat, ist verstimmt darüber, daß Deutschland den vorau»fichtlih«v Verlust von Tripot" nicht ver- hindern kann, daß also di« Hoffnung auf Deutschland al» Schü tzer der Türkei zu Nicht, geworden ist. Nun, es ist ja nicht da» erste Mal, daß England sich am Gol- denen Horn vorzudrängen suchte und auch tatsächlich, begünstigt durch äußere Umstände, Einfluß dort erlangte. In der Regel dauert« e» aber nicht lang«, bi» die Ernüchterung kam und man sah, daß England es trefflich versteh«, schöne Worte zu machen, dann aber zuvückzuck«, wenn es gilt, sein Wort einzulösen. Waren doch beispielsweise die Jungtürken anfänglich Gegner Deutschland», weil dessen Einfluß zu Zeiten des alten Regimes zu groß war, weshalb man mit England sympathisierte das sich als Protektor der jungtürkischen Bewegung aufspielte. Schließlich erkannte man aber doch die Klaue des Löwen und wandte sich Deutschland zu, von dessen Aufrichtigkeit und Uneigen, nütztgkeit man überzeugt war. Vielleicht wiederholt sich jetzt diese» Spiel. Die aus irrigen Motiven verstimmten Türken mö gen die Engländer jetzt ruhig al» ihre besten Freunde ansehen, allzulange wird e» ja nicht dauern, dann wird man den wahren Charakter englischer Freundschaft kennen gelernt haben. Dieser Gang der Dinge ließ sich bei Beginn de» Konjftikter voraussehen. E» lag auf der Hand, daß Deutschland Gefahr laufen würde, sich durch di« Beziehungen zu Leiden Seiten zwischen zwei Stühle zu setzen. Wer wir werden uns zu trösten wissen und noch immer gilt.— wahrscheinlich auch für die Türket — das alle Wort: Man kehrt immer zu seiner ersten Liebs zurück. klo Vorltoß Italiens m äer lylllckev Külte. Man muß es den Italienern lassen, daß ihre Art der Krieg, iührung eine» großen Zuge» nicht entbehrt. Sie beschränken ihr« Lktion nicht aufTrip 0 lt», sondern greifen die Mrket überall dort an, wo sie verwundbar ist, so an der a l b a n i s ch e n Kü st « und im Roten Meer. Jetzt find fie sogar mit kühnem Vor stoß Lis in den entlegensten Winkel der türkischen Gewässer vor gedrungen und bedrohen mit ihren Kriegsschiffen die Hafenstädte ver syrischen Küste. Gin Telegramm meldet darüber: Wi« einige Konstantinopel«, Blätter meldet wurde M »er Rächt zum Freitag der klein« Haft» von SustdH« Mr Wilajet Aleppo »oy einem italienische« Kreuz«, bombar diert, ohne daß Schade« angerichtet wurde, MchchMttg wird ein« Depesche au, London veröffentlichü nach der di« 1« Syrien ansässigen Mohammedaner den Erlaß sine» Jvade» üb«, den Vvykott de, Italien»» »erlangen. Der erlte 6b!cdllltt cler IrlpoÜs-Mlov. Die ganz« tripolitanische Küste ist seit Sonnabend in der Gewalt derJtaliener, seitdem auch die fünf Hafenplätze der Kyrenatka, nämlich Benghasi, Derna, Bomba, To. bruk und Urica, von den italienischen Kriegsschiffen bom bardiert und von Landungstruppen der Kreuzer be. setzt worden sind. Der erste Abschnitt der Trtpolisexpedttion ist damit abgeschlossen. Der zweite wird in der militärischen Durchdringung des ganzen tripolitanische» Gebiete» bestehen. Der Anfang dazu wird schon in den allernächsten Tagen gemacht wer- den. Man hofft, daß die militärische Besetzung Tripolitmriens sich «benso unblutig vollziehen werde, wie die Beschießung von Tripolis und der Häfen der Kyrenatka, die, wie gemeldet, ver hältnismäßig wenig Opfer gefordert hat. Die italienische Flotte hat bei Len bisherigen Bombardements in Nordafrika keine Verluste erlitten, und aus türkischer Sette find nur wenige ! Menschenleben zu beklagen gewesen. Die bei dem Bombardement ! von Tripolis getöteten zwölf Türken und Levantiner find am ! Sonnabend von den italienischen Seesoldaten mit allen militäri- 1 schen Ehren bestattet worden. Die L3 schwerverwundeten türkt. ! schen Soldaten wurden in da» Schiffshospital gebracht. Au» ' Malta wird gemeldet, daß bei der Beschießung des Tripolisfort» bißchen an der Nase kitzeln. So ein verklemmter Nieser kann einem höllisch zusetzen. — Ich verkitt . . . Haatschi« —l —Ra endlich! Prösterchen. — Gott, lassen Sie doch da» alberne Prosten! rief das junge Mädchen gereizt, indem es da» Gesicht in da» Tuch vergrub, Ihr Eeundhei bieten ist jedenfalls gedankenloser al» das Dichtcrwor^, über das Sie sich aufhalten Marzell von Tesch schüttelte den Kopf, und in dem gebräun ten Gesicht, von dem die weißlichen Brauen und der hell« Schnurr bart wie ausgefahlt abstachen, malte sich die Betrübnis einer verkannten schönen Seele. — Da tun Sie mir wieder mal Un recht, Fräulein Valeska. Mein Prösterchen ist ehrlich gemeint, während das mit dem Laube abgefallene Glück . . . Ilebrtgeas war der kleine Leutnant, der während der Manöver hier im Quartier gelegen hat, gar nicht mal da» rechte Glück Mr Sie.— Valeska Trier errötete so heftig, daß ihr ganzes Gesicht plötzlich dl« Farbe der Nasenspitze hatte, und ihre Augen blitzten — so weit vertränte Schnupfenmmen überhaupt blitzen können: Herr von Tesch — da» ist — Di« reine Wahrheit, vollendet« der junge Landwirt treuherzig, sehen Sie mal — in der Liebe und mehr noch in der The genügt «», wenn einer poetisch ist, Leid« — da» wär« vom UeLel. Und dann ein dichtender Leutnant! Wissen Ei«, wie der mir vorkommt? wie ein Löw«, der Köl nische» Wasser in der Mähne hat und Bonbon» lutscht — Luch »ta«r Ihrer geistreich sein sollenden . . . haaaatscht — Bröl — pardon! — vergleiche, vollendet« st« mit im Schnupfen ersterben, der Stimm,. Nachdem st« sich zurrchtgeschnauLt, wurde fi« wie- der lebhaft: Man kann sehr wohl dichterisch beanlaat und »in ganzer Mann sein, während St« — Beide» nicht find. — Ich s«h» noch wie Sie vor dem unruhig« Stier davonliefen — querfeldein über di« Stoppeln! Maxell Tesch strich schmunzelnd seinen Schnurrbart: Wenn ich nicht trr< find Si, mitgelaufen damals. Und zwar sehr flott, Fräulein Valeria. Ich bäh» noch nt» et«, Dam, trotz enge« Humpelröck» so bildschön lauf« sch« — Bitt«, da« P etwa« andeMl Mr Frauen Lrauchen nicht kouragtert zu sein. Ab« von «i verlang« ich Mut. — Ich denke Hoche—s — In Lmt — -aa aa — e» fi Sie müssen ßch an der Ras